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Die Daten, Ziel der Analyse und Vorgehen

3. Lerninteressen, -erfahrungen und Weiterbildungsbeteiligung (Barz & Tip

4.1. Die Daten, Ziel der Analyse und Vorgehen

Am Statistischen Bundesamt wurde in den Jahren 2001/2002 die repräsentative Zeit­

verwendungsstudie durchgeführt, bei der über 12.000 gebeten wurden, ihren Tages­

verlauf detailliert zu protokollieren. Die umfangreichen Datensätze werden hier für 769 Frauen, die nicht oder nur bis zu 19 Stunden in der Woche erwerbstätig sind und in deren Haushalt mindestens ein Kind unter 18 Jahren lebt, gesondert ausgewertet und dargestellt. Zudem werden Besonderheiten von 102 Frauen mit abgeschlossenem Studium vorgestellt.

Auch diese Sekundäranalyse ist viel versprechend: durch ihre Aktualität, ihren Um­

fang (mehr als 700 Frauen in der Familienphase und mehr als 2.000 Tages­

protokolle), die detaillierte Zeiterfassung, insbesondere zur Zeitverwendung für Ler­

nen und Qualifikation und die umfangreichen Angaben zu den Haushalten sowie schließlich die Möglichkeit, die Daten mit der Gesamtbevölkerung und anderen Gruppen zu vergleichen.

Die sozioökonomischen Daten aller Haushaltsangehörigen (Haushaltsfragebogen) und Fragen zur Zufriedenheit mit der eigenen Zeitverwendung sowie die durch­

schnittliche Zeitverwendung für unterschiedliche Formen des Lernens und Bildung in den letzten vier Wochen (Personenfragebogen) wurden im Rahmen von Eingangs- und Schlussinterviews erfasst bzw. von den Teilnehmern ausgefüllt. Dabei wurden auch Daten zu den Kindern unter zehn Jahren aufgenommen, sodass das Statistische Bundesamt davon ausgeht, die Haushalte in ihrer Gesamtstruktur abzubilden (Statis­

tisches Bundesamt 2005).

In einem Bericht von 2003 veröffentlicht das Statistische Bundesamt die zentralen Ergebnisse der Studie (Statistisches Bundesamt 2003). Von Mitarbeitern des Statisti­

schen Bundesamtes sowie externen Wissenschaftlern liegen weitere Auswertungen der Daten (auch der vorherigen Zeitverwendungsstudie) vor. Die Veröffentlichungen von Erlend Holz beschäftigen sich zum Beispiel mit armen Familien. Einige der Auswertungen und Beiträge beschäftigen sich mit Unterschieden zwischen den Ge­

schlechtern und der Zeitverwendung bei Eltern.

Ziel der Analyse

Die Zeitbudgeterhebung erfasst die Teilnahme an Weiterbildungen, informelles Ler­

nen und dafür benötigte Weg- und Rüstzeiten und Pausen in mehreren Variablen zu den Bereichen Schule bzw. Studium, dem beruflichen Lernen innerhalb und außer­

halb der Berufstätigkeit und dem Lernen aus persönlichen Gründen. Die vorliegen­

den Analysen der Zeitbudgeterhebungsdaten befassen sich auch mit Besonderheiten der Geschlechter, haben sich aber bisher nicht explizit und ausführlich dem Bereich von Lernen und Bildung gewidmet.

Ziel der folgenden Analyse ist es, die Datensätze der Zeitbudgeterhebung zur Quali­

fikation und Bildung erstmals für Frauen in der Familienphase auszuwerten und die­

se mit den Antworten aller Teilnehmer und anderer Gruppen zu vergleichen. Zudem werden die Besonderheiten der Frauen mit Studium vorgestellt.

Zum Vorgehen

Die faktisch anonymisierten Datensätze des Scientific-Use-Files werden unter Aufla­

gen als CD-Rom im SPSS-Portable-Format (Version 9.0.1) an externe Wissenschaft­

ler vergeben. Mit freundlicher Unterstützung durch Erlend Holz und Uwe Halfpaap vom Statistischen Bundesamt konnte ich im Herbst 2005 nach einer förmlichen Ver­

pflichtung als eine der ersten externen Wissenschaftlerinnen die Daten in Empfang nehmen. Das Scientific-Use-File ist die Grundlage für die getätigte Sekundäranalyse, die ebenfalls mit dem Statistikprogramm SPSS erfolgte. Zudem wurde das Kontrast­

gruppenanalyse-Programm Dtree (Borgelt o. J.) verwendet.

Auf Grund der umfangreichen Datensätze (mehr als 30.000) und den zeitaufwändi­

gen Analysen habe ich die Daten der Frauen in der Familienphase in einer eigenen Datei gesondert berechnet. Abgesehen von einer notwendigen längeren Einarbeitung in die Daten wurden keine spezifischen Neucodierungen o. ä. notwendig.

Im Folgenden werden Erläuterungen zur Gruppenbildung, zur Auswahl der Varia­

blen, zur Gewichtung und Repräsentativität sowie der Darstellung der Daten gege­

ben.

Zur Gruppenbildung

Auch in diesem Datensatz mussten die Gruppe der Frauen in der Familienphase erst im Rückgriff auf die vorhandenen Variablen gebildet werden. Dazu wurden die Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren (Variable H_TYP2B = 1 oder 2) einzeln kon­

trolliert, ob sie weibliche Mitglieder haben (ph01c = 2), die als Mütter infrage kom­

men (Abgleich mithilfe der Beziehungsmatrix ph01f1 ff.). Danach wurden einge­

schränkt oder nicht erwerbstätige Frauen (Variable p19: geringfügig, gelegentlich, nie erwerbstätig) sowie alle mit einem Alter unter 60 Jahren ausgewählt (Variable ph01b2x). Es wurde darauf verzichtet, Frauen auszuschließen, die angaben, Rente zu beziehen, wenn nicht eindeutig nachzuvollziehen war, dass es sich um eine Alters­

rente handelt, eine zukünftige Erwerbstätigkeit also ausgeschlossen ist. Daher ist die Gruppe auch direkt vergleichbar mit der Gruppe der Auswertung der Daten von Barz

& Tippelt. Für die Untergruppe der hoch qualifizierten Frauen in der Familienphase wurden schließlich Frauen mit Studium ausgewählt (Variablen p1812, p1813). Insge­

samt liegen von 1.013 Frauen in der Familienphase 3.033 Protokolle vor, darunter für die Untergruppe der 155 Frauen mit Studium 467 Protokolle.

Zum Vergleich wurden neben dem Gesamtdatensatz analog zum Vorgehen in der Analyse der Daten von Barz & Tippelt (2004a, Kapitel 3) auch weitere Vergleichs­

gruppen gebildet: eine Gruppe der Vollzeit erwerbstätigen Frauen in deren Haushalte Kinder unter 18 Jahre leben („erwerbstätige Mütter“), eine Gruppe der Vollzeit er­

werbstätigen Männer, in deren Haushalte Kinder unter 18 Jahre leben („erwerbstäti­

ge Väter“), eine Gruppe der Vollzeit erwerbstätigen Frauen, in deren Haushalte keine Kinder leben („erwerbstätige Frauen ohne Kinder“) und eine Gruppe der Vollzeit er­

werbstätigen Männer, in deren Haushalte keine Kinder leben („erwerbstätige Männer ohne Kinder“). Durch Verwendung der Beziehungsmatrix kann ausgeschlossen wer­

den, dass ältere Geschwister oder andere Bewohner in Haushalten mit Kindern als Väter oder Mütter gezählt werden. Angesichts des Datenumfangs habe ich darauf verzichtet, die Datensätze „per Hand“ durchzugehen und habe deshalb auf Variablen des Datensatzes zurückgegriffen, aus denen möglichst korrekt die Zielgruppen gebil­

det werden können. Da sich das „automatische“ Ergebnis für die Frauen in der Fami­

lienphase nur geringfügig von der „mit Hand“ gewählten Gruppe unterscheidet, er­

schien dieses Vorgehen angemessen. Dabei ist zu beachten, dass z. B. die erwerbstä­

tigen Frauen und Männer ohne Kinder unter 18 Jahren im Haushalt durchaus Eltern sein können, auch wenn sie hier aus Gründen der Anschaulichkeit nicht als Mütter bzw. Väter bezeichnet werden. Angestrebt wurde u. a. möglichst ähnliche Gruppen wie in der Analyse der Daten von Barz & Tippelt (2004a) zu erhalten, was zufrieden stellend gelang.

Auswahl der Variablen

Die Auswertung des umfangreichen Datensatzes konzentriert sich auf die Zeitver­

wendung für Bildung und Lernen. Die vorhandenen Variablen entstanden durch ein aufwändiges Codieren der Protokolle, der entsprechende Codierleitfaden wurde mir zur Verfügung gestellt (Statistisches Bundesamt 2002). Die Veröffentlichungen bzw.

einzelnen Angaben darin (Statistisches Bundesamt 2004) orientieren sich zwar an dem Auswertungsschema und seinen Hierarchien, weichen aber immer wieder davon ab. Soweit es mir möglich war, habe ich versucht, die entsprechenden Überlegungen nachzuvollziehen und ähnliche Variablen zusammenzufügen. In aller Regel sollte das mir auch gelungen sein, aber kleinere Abweichungen (z. B. fehlen manches Mal in der Tagessumme einige Minuten, um auf 24 h zu kommen) könnten auch damit zusammenhängen.

Analog zur Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes habe ich mich auf die Auswertung der Protokolle konzentriert. Zudem wurde im Personalfragebogen für bestimmte Tätigkeiten, z. B. für das Lernen auch nach dem durchschnittlichen Zeit­

aufwand pro Woche in den letzten vier Wochen gefragt wird, auch diese Daten wer­

den ausgewertet.

Statistische Verfahren

Wie bei der vorherigen Analyse wird ein großer Teil der Sekundäranalyse der Daten wird durch einfache Verfahren bestritten: Mithilfe der Berechnung von Häufigkeiten, Mittelwerten, Standardabweichungen und Rangfolgen wird versucht, einen Über­

blick über die Daten zu gewinnen. Zudem wird dort, wo es die Daten erlauben, näm­

lich bei der Analyse der Unterschiede der Zeitverwendung der Frauen mit und ohne Studium das Verfahren der Kontrastgruppenanalyse angewendet (s. S. 107).

Wie die vorhergehende Analyse ist auch diese explorativ (vgl. S. 106).

Die Frauen in der Familienphase übersteigen die vom Statistischen Bundesamt not­

wendigen „Mindestfallzahlen“ deutlich: Laut den, dem Scientific-Use-File beiliegen­

den, „Empfehlungen zur Interpretation der Ergebnisse der Zeitbudgeterhebung“ lie­

gen diese bei 30 Personen bzw. 50 Tagebucheinträge. Im Qualitätsbericht zur Zeit­

budgeterhebung wird darauf hingewiesen, dass bei einer zu Grunde liegenden Fall­

zahl zwischen 50 und 200 Tagebuchtagen das veröffentlichte Ergebnis in Klammern gesetzt wird, um so die statistisch unsichere Aussagekraft des Ergebnisses zu doku­

mentieren, darüber hinaus sind die Daten uneingeschränkt veröffentlichungsfähig (Statistisches Bundesamt 2005a, S. 3). Diese Zahlen werden bei den untersuchten Gruppen deutlich überschritten.

Gewichtung und Repräsentativität

Um Ergebnisse zu erhalten, die den Verhältnissen in Deutschland entsprechen, müs­

sen die Daten hochgerechnet und gewichtet werden, dabei werden vom Statistischen Bundesamt unterschiedliche Faktoren zur Verfügung gestellt, die entsprechend der Angaben im Vademecum zu den Daten (Holz 2005, S. 8), auch in Rücksprache mit Erlend Holz vom Statistischen Bundesamt29 ausgewählt wurden30.

Nach der Gewichtung liegen von 769 Frauen in der Familienphase 2.258 Protokolle vor, darunter von 102 Frauen mit Studium 301 Protokolle. Durch den Einbezug des Gewichtungsfaktors wurden die Zahlen also rechnerisch verringert. Darin spiegelt sich, dass Frauen in der Familienphase überproportional an der Befragung teilge­

nommen haben.

Die analog gebildeten Gruppe der Vollzeit erwerbstätigen Frauen in deren Haushalte Kinder unter 18 Jahre leben („erwerbstätige Mütter“) umfasst nach der Gewichtung 975 Protokolle, die Gruppe der Vollzeit erwerbstätigen Männer in deren Haushalte Kinder unter 18 Jahre leben („erwerbstätige Väter“) 3.425 Protokolle, die Gruppe der Vollzeit erwerbstätigen Frauen in deren Haushalte keine Kinder leben („erwerbstäti­

ge Frauen ohne Kinder“) 3.240 Protokolle sowie die Gruppe der Vollzeit erwerbstä­

tigen Männer in deren Haushalte keine Kinder leben („erwerbstätige Männer ohne Kinder“) 5.144 Protokolle.

Darstellung der Ergebnisse

Die Zusammenstellung der nun folgenden Ergebnisse orientiert sich an der Darstel­

lung der Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes (2003, S. 30 ff.). Zur Illustration sowie zur Erzeugung größerer Transparenz werden in der Beschreibung der Ergeb­

nisse insbesondere auf die Anmerkungen im Codierleitfaden (Statistisches Bundes­

amt 2002) zurückgegriffen.

Bei der Bezeichnung wurde z. T. von den Variablennamen der Zeitverwendungsstu­

die abgewichen. In der Zeitverwendungsstudie bezieht sich der Begriff der Weiter­

bildung auf alle, auch informelle Lernaktivitäten. Um begrifflich eindeutig zu blei­

ben, wird auch hier „Weiterbildung“ allein im Sinne von Unterrichtsteilnahme ver­

wendet und die entsprechenden Bezeichnungen angepasst.

29 E-Mail vom 26. Januar 2006

30 Für die Zeitverwendung wurde beispielweise der Gewichtungsfaktor gpzv95nn verwendet, der die Proportion der Grundgesamtheit wiedergibt. Mit dem entsprechenden Hochrechnungsfaktor erge­