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Einige Indikatoren zur Messung von Integration in den Arbeitsmarkt 1 Arbeitslosenquote

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Schweden -1 Heinz Werner

4. Einige Indikatoren zur Messung von Integration in den Arbeitsmarkt 1 Arbeitslosenquote

Man kann davon ausgehen, daß sich Arbeitslosigkeit ungünstig auf die Integration der aus­

ländischen Arbeitnehmer auswirkt. Wiederholte oder langandauernde Arbeitslosigkeit führt zu Dequalifizierungstendenzen und birgt die Gefahr der Marginalisierung. Die Tabelle 1 zeigt die Arbeitslosenquoten für Inländer und Ausländer für die vier hier betrachteten Län­

der für 1991. Es zeigt sich, daß in allen vier Ländern die Arbeitslosenquote für Ausländer erheblich über der der Einheimischen liegt. Sie beträgt meist das Doppelte der Arbeitslo­

senquote der Inländer, in den Niederlanden liegt sie sogar dreimal so hoch. Im Zeitablauf, seit 1983, hat sich die Situation nicht wesentlich verändert (Tabelle 2). Für bestimmte Perso­

nengruppen wie Jugendliche und Frauen werden die Unterschiede zwischen den Quoten

Tabelle 1: Arbeitslosenquoten für Einheimische und Ausländer in Frankreich,

Deutschland, den Niederlanden und Schweden nach Alter (unter und über 25) und nach EG - bzw. Nicht-EG-Bürger-Status, 1991 - in Prozent

Frankreich Deutschland Niederlande S chw eden

Einheimische

über 25 7 ,8 3 ,2 5 ,7 1,9

unter 25 19 ,4 3 ,8 10 ,4 5 ,7

gesam t 8 ,7 3 ,7 6 ,6 2 ,4

Frauen 1 1 ,2 4 ,5 9 ,5 2 ,2

Ausländer

über 25 15 ,5 8,1 2 2 ,3 5 ,8

unter 25 2 5 ,8 7,1 3 1 ,7 1 1 ,5

EG-Bürger 9 ,5 4 ,3 7 ,8 4,4 1)

Nicht-EG-Bürger 2 2 ,8 9 ,6 3 2 ,6 8,5 2)

gesam t 1 6 ,7 8 ,0 2 4 ,0 6 ,6

Frauen 21,1 8 ,6 2 5 ,3 5 ,8

1) Nordische Länder (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen) 2) Nicht-Nordische Länder

Quellen: EUROSTAT: Community Labour Force Survey (für F, NL, D)

SCB: Labour Force Sample Survey, jährliche Durchschnittswerte (für S) Eigene Berechnungen

noch ausgeprägter. Hinsichtlich der jugendlichen Ausländer ist dies als ein deutliches Zei­

chen für die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik zu verstehen, daß hier Handlungsbedarf besteht. Beachtliche Unterschiede würden sich auch zwischen den Nationalitäten ergeben, was hier aus Platzmangel nicht aufgeführt werden kann.

Wie lassen sich diese Unterschiede in der Arbeitslosigkeit zwischen Inländern und Aus­

ländern erklären?

Die ausländischen Arbeitnehmer sind stark im verarbeitenden Gewerbe tätig; wo die Beschäftigung generell zurückgeht. Außerdem befindet sich dieser Sektor in einem Umstruk- turierungs- und Rationalisierungsprozeß, der für die dort Beschäftigten eine bessere Qua­

lifikation erfordert. Arbeitsplätze für gering Qualifizierte - und damit für viele ausländische Arbeitnehmer - fallen weg. Der Zugang zu Fortbildung und Umschulung ist für sie schwie­

riger, da sie meist keine gute Bildungsbasis besitzen und zudem Sprachdefizite aufweisen.

Die Verluste von Industriearbeitsplätzen können Ausländer nur zum Teil durch Beschäf­

tigung im tertiären Sektor kompensieren. Sie stoßen bei anspruchsvollen oder kundenna­

hen Tätigkeiten (Beratung, Verkauf) auf die Konkurrenz der einheimischen Arbeitnehmer, die i. d. R. auch sprachlich im Vorteil sind. Hinzu kommt eine gewisse Benachteiligung (Diskriminierung) aufgrund von Vorurteilen wegen der ethnischen Herkunft. Diese Be­

nachteiligungen ergeben sich etwa beim Bewerbungs- und Selektionsprozeß der Unter­

nehmen. Einheimische Arbeitskräfte verfolgen z. B. eher formale Bewerbungswege, wo­

hingegen Ausländer stärker über ein Netzwerk von Freunden und Bekannten eine Stelle suchen. Damit schließen sie sich von bestimmten Bewerbungen aus.

Tabelle 2: Arbeitslosenquoten für Einheimische und Ausländer nach Alter in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Schweden 1983-1991 - in Prozent

1 9 8 3 1 9 8 5 1 9 8 7 1 9 8 9 1991

Frankreich

Einheimische

gesamt 7 ,4 9 ,6 10 ,2 9 ,0 8 ,7

< 2 5 Ausländer

19,1 2 4 ,8 2 2 ,8 1 9 ,0 1 9 ,4

gesam t 14 ,5 1 8 ,5 1 9 ,0 1 7 ,8 1 6 ,7

< 2 5 3 0 ,0 39 ,1 3 4 ,0 2 7 ,9 2 5 ,8

Deutschland Einheimische

gesam t 6 ,0 6 ,4 6 ,3 5 ,4 3 ,7

< 2 5 Ausländer

10,1 9 ,3 6 ,9 5 ,2 3 ,2

gesamt 1 1 ,3 1 2 ,0 12 ,5 9 ,3 8 ,0

< 25 18 ,2 1 7 ,4 15 ,4 9 ,9 7,1

Niederlande Einheimische

gesam t 1 1 ,3 9 ,9 9 ,4 8,1 6 ,6

< 2 5 2 0 ,5 1 6 ,9 16 ,4 1 2 ,5 1 0 ,4

Ausländer

gesam t 2 3 ,7 2 5 ,6 2 3 ,5 2 5 ,8 2 4 ,0

< 2 5 3 3 ,7 3 3 ,7 3 2 ,5 3 2 ,7 3 1 ,7

S chw eden Einheimische

gesamt 1,8 1 ,2 2 ,4

< 2 5 Ausländer

4 ,0 2 ,8 5 ,7

gesamt 4 ,4 3 ,4 6 ,6

< 2 5 8,1 5 ,2 1 1 ,5

Q iellen: EUROSTAT: Community Labour Force Survey (für F, NL, D)

SCB: Labour Force Sample Survey, jährliche Durchschnittswerte (für S) Eigene Berechnungen

4.2 Verdienste

Die Integration kann nur erfolgreich sein, wenn eine materielle Gleichstellung zwischen Einheimischen und Ausländern/ethnischen Gruppen unter sonst gleichen Bedingungen erreicht wird. Wichtige Voraussetzung hierzu ist gleicher Verdienst bei gleicher Arbeit, und gleiche Tätigkeit bei gleichen Qualifikationen.

Die Verdienstunterschiede zwischen einheimischen und ausländischen Arbeitnehmern in gleichen Qualifikationskategorien erscheinen auf den ersten Blick nicht allzu gravie­

rend. Das Problem liegt jedoch eher in der Bewertung der ausländischen Qualifikationen.

Es gibt Anzeichen, daß die betriebliche Einstufung die bisherige Ausbildung/Qualifikation der ausländischen Arbeitnehmer nicht entsprechend berücksichtigt. Sie werden dann in der betrieblichen Lohnhierarchie unterhalb ihrer Ausbildung/Qualifikation eingestuft. In­

nerhalb der Lohnkategorien gibt es dann meist nur noch geringe Unterschiede zwischen

Tabelle 3: Erwerbsquoten einheimischer und ausländischer Frauen nach Altersgruppen 1991 (1983) - in Prozent

Altersgruppe Einheimische

Gesamt

Ausländerinnen

EG-Bürger Nicht-EG-Bürger

Frankreich

14-24 36 (46) 29 (34) 39 (33) 23 (34)

2 5 -4 9 79 (70) 51 (46) 69 (50) 40 (46)

5 0 -6 4 38 (39) 32 (33) 39 (30) 21 (34)

Deutschland (West)

14-24 52 (48) 36 (37) 43 (46) 34 (34)

2 5 -4 9 70 (58) 55 (57) 63 (62) 52 (55)

5 0 -6 4 40 (33) 44 (50) 47 (50) 43 (49)

Niederlande

14-24 56 (45) 37 (30) 57 (36) 33 (27)

2 5 -4 9 65 (46) 42 (39) 63 (52) 34 (34)

5 0 -6 4 25 (18)

Schweden

14-24 65 (64) 56 (52)

2 5 -5 4 92 (89) 73 (77)

5 5 -6 4 68 (63) 46 (45)

Quellen: EUROSTAT: Community Labour Force Survey

SCB: Labour Force Survey, jährliche Durchschnittswerte (Schweden) Eigene Berechnungen

einheimischen und ausländischen Arbeitskräften, insbesondere dann, wenn die Lohn­

struktur tarifvertraglich festgelegt ist. Das Gros der ausländischen Arbeitskräfte findet sich i. d. R. im unteren Segment der Lohnhierarchie. In diesem unteren Teil der Lohnskala ver­

bleiben ausländische Arbeitskräfte öfter oder länger als Einheimische, da sie aus einer Rei­

he von Gründen weniger an betrieblichen Aufstiegsprozessen teilhaben.

4.3 Frauenerwerbsquote

Erwerbstätigkeit ist an sich genommen ein Integrationsfaktor. Erwerbstätigkeit ist die Basis zur Bestreitung des Lebensunterhaltes und ermöglicht persönliche Kontakte und soziale Beziehungen. Das Erwerbsverhalten wird annäherungsweise ausgedrückt durch die Er­

werbsquote als der Anteil der Erwerbstätigen an der jeweiligen Altersgruppe der Bevölke­

rung. Es wäre irreführend, eine Gesamterwerbsquote oder die Erwerbsquote der männli­

chen Ausländer zu nehmen: In dem für Europa typischen Wanderungsprozeß kamen i. d.

R. zuerst die männlichen Arbeitskräfte bzw. erhielten zuerst eine Arbeit. Ihre Erwerbsquote ist deshalb überdurchschnittlich hoch, da das überwiegende Motiv ihres Kommens Beschäf­

tigung mit besserem Verdienst im Vergleich zu ihrem Herkunftsland ist.

Nun haben es ausländische Frauen schwerer als einheimische Frauen eine Beschäfti­

gung zu finden, obwohl sie aufgrund des niedrigeren Haushaltseinkommens eher auf eine Beschäftigung angewiesen sind. Dieser Wunsch nach einer Erwerbstätigkeit schlägt sich im übrigen in ihrer höheren Arbeitslosenquote nieder. Während männliche Arbeitnehmer in der Regel über ihr Arbeitsumfeld Kontakte geknüpft haben und Sozialisierungsprozesse

im Aufnahmeland möglich werden, ist dies bei den ausländischen Frauen schwieriger. Ihr Zugang zum Arbeitsmarkt wird dadurch nicht erleichtert. Er wird weiter erschwert wegen mangelnder Sprachkenntnisse, fehlender Qualifikation und kultureller Distanz zur Arbeits­

welt. Diese Faktoren stellen Integrationshemmnisse dar. Einmal im Arbeitsmarkt sind die ausländischen Frauen - stärker als die ausländischen Männer - in den weniger attraktiven, schlecht bezahlten Tätigkeiten zu finden, die zudem noch instabil sind (konjunkturabhängig, befristet, jederzeit kündbar usw.).

Die speziellen Beschäftigungsprobleme ausländischer Frauen schlagen sich in unter­

schiedlichen Erwerbsquoten im Vergleich zu den einheimischen Frauen nieder. Die Diffe­

renz zwischen beiden Erwerbsquoten kann deshalb als ein Indikator der Integration in den Arbeitsmarkt angesehen werden. In der Tabelle 3 sind die Erwerbsquoten der auslän­

dischen und einheimischen Frauen für die hier betrachteten vier Länder dargestellt. Da die Erwerbstätigkeit der Frauen stark nach Alter variiert, werden zur Differenzierung alters­

spezifische Erwerbsquoten verglichen. Die Übersicht zeigt, daß die Erwerbsquoten der ausländischen Frauen durchweg unter denen der einheimischen Frauen liegen. Verglichen mit 1983 hat sich keine große Annäherung ergeben. Diese Abweichungen zwischen den Erwerbsquoten deuten auf mangelnde Integration der ausländischen Frauen hin.

4.4 Sonstige Indikatoren

Keine der genannten Kennziffern kann allein den Grad der Integration in den Arbeitsmarkt sicher wiedergeben. Trotzdem erscheint m. E. ein zwischenstaatlicher Vergleich anhand von Kennziffern auf ähnlicher Basis objektiver als die bisherige Vorgehensweise, die auf unterschiedlichen nationalen Studien und der Analyse der Gesetzgebung und der Immigrationspolitik der jeweiligen Länder beruht. Dies ist zwar ebenfalls wichtig, und, was die Gleichheitsgesetzgebung anbelangt, die unabdingbare Voraussetzung jeglicher Inte­

gration. Es wird jedoch damit noch nicht automatisch eine Integration erreicht.

Nur in der Zusammenschau mehrerer Indikatoren ergibt sich ein Gesamtbild. Neben den bisher diskutierten Indikatoren zur Integration in den Arbeitsmarkt kann man sich weitere vorstellen (ohne daß diese hier empirisch belegt werden):

Der Beschäftigungsgrad von Einheimischen und Ausländern/ethnischen Minder­

heiten in atypischen Beschäftigungsformen - wie befristete Arbeitsverhältnisse, Leiharbeit, Teilzeitarbeit - kann gegenübergestellt werden.

Ein weiterer Anhaltspunkt zur Integration in den Arbeitsmarkt kann der Anteil der ausländischen Selbständigen sein.

Die Anteile der zweiten und dritten Ausländergeneration, die die verschiedenen Ebenen des Bildungssystems durchlaufen, sind ein wichtiger Indikator für die Integration in das Bildungswesen und die Gesellschaft des jeweiligen Staates.

Diese Anteile geben Hinweise zur späteren Chancengleichheit auf dem Arbeits­

markt.

Im Dokument W M FS III 95 - 401 (Seite 27-31)