• Keine Ergebnisse gefunden

Handlungsbereiche der Wirtschaftserziehung nach SITTE

6 Nutzen der Konzepte für den Unterricht

6.2 Handlungsbereiche der Wirtschaftserziehung nach SITTE

Nach SITTE (2001c, S. 546) kann Wirtschaftserziehung in drei Handlungsbereiche aufgeteilt werden.

 Konsumökonomie

 Berufs- bzw. Arbeitsökonomie

 Gesellschaftsökonomie

FRIDRICH (2013, S. 4) ergänzt diese Bereiche noch um den des Privathaushaltes, da seiner Meinung nach Heranwachsende immer stärker durch die anderen Haushaltsmitglieder in ökonomische Situationen eingebunden werden. In dieser Arbeit kommt der private Haushalt nicht direkt vor, dennoch spielt er eine Rolle, wie man im Zuge der Perspektivendifferenzierung der ökonomischen Bildung nach SEEBER et al. erkennen wird. Man beschränkt sich also auf diese drei Bereiche SITTEs, in denen ökonomische Themen zu kognitiven Strukturen wie handlungssteuernden Einstellungen der Schüler und Schülerinnen führen sollen.

Diese sollen wirtschaftliche Prozesse verständlich machen und Entscheidungsprozesse antreiben (SITTE 2001c, S. 546).

53 Konsumökonomie

Zentrales Thema in diesem Handlungsbereich ist die Verbrauchererziehung (SITTE 2001c, S. 546). Angeführt wird in diesem Bereich beispielsweise das Thema der Verschuldung in Bezug auf private Haushalte, Einzelpersonen, denn auch FRIDRICH (2013, S. 4) sieht in diesem Bereich den Heranwachsenden mit zunehmender Mitbestimmungskompetenz, was die Entscheidungen des Konsums bzw. dessen Verzicht angeht. Doch auch im finanziellen Bereich treffen Jugendliche schon selbst Entschlüsse, vor allem, was ihre Geldanlage betrifft.

Ein weiteres Beispiel wäre daher die Erarbeitung von Begriffen der modernen Geldwirtschaft oder die Themen, welche in der Sekundarstufe II zu vertiefen sind:

Anlageformen, Währungsfragen, Devisenmärkte, aber auch Macht und Einfluss von Banken bzw. multinationalen Konzernen finden sich nach SITTE (2001c, S. 547–548) in diesem Handlungsbereich.

Berufs- und Arbeitsökonomie

Berufsorientierung sollte nicht nur individuell betrieben werden, sondern laut SITTE auch „… in die gesellschaftliche und ökonomische, regionale und globale Entwicklung eingebettet“ (2001c, S. 550) sein. Nach FRIDRICH (2013, S. 4) muss dieser Bereich stark strukturiert werden, da in diesem Gebiet auch betriebswirtschaftliche Abläufe thematisiert werden. Im Zentrum des Bereiches steht jedoch laut SITTE (2001c, S.

549) die Arbeitswelt, genauer: dessen Entwicklung und Veränderung von Beruf, Arbeit und Folgen für ein Individuum, wie die Volkswirtschaft.

Gesellschaftsökonomie

Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge und Prozesse in Österreich, Europa und international sollen in diesem Handlungsbereich Anklang finden und aus mehreren Perspektiven betrachtet werden. Es wird beispielsweise von Schülern und Schülerinnen gefordert, Zusammenhänge der Weltwirtschaft, Instrumente der Wirtschaftspolitik und Fragestellungen über die wirtschaftlichen Entwicklungen zu

54 verstehen und erörtern zu können (SITTE 2001c, 550–551). Auch die eigene Stellung im Wirtschaftssystem unterliegt diesem Handlungsbereich, und auch die Verknüpfung von Wirtschaft und Gesellschaft soll gezeigt werden, denn dies ist Voraussetzung, um den Prozess des engagierten Bürgers, der Bürgerin voranzutreiben (FRIDRICH 2013, S. 4).

6.3 AkteurInnen in ökonomisch geprägten Lebenssituationen nach SEEBER et al.

Das Kompetenzmodell für die ökonomische Bildung nach SEEBER et al. (2012, S. 86) orientiert sich an den Leitideen der ökonomischen Bildung (Mündigkeit, Verantwortung und Tüchtigkeit). Daher sind ökonomische Perspektiven für das Kompetenzmodell erstellt worden und haben folgende inhaltliche Aspekte nach SEEBER et al. (2012, S. 86):

1. „Menschen treffen ökonomisch begründete Entscheidungen zwischen gegebenen Alternativen und handeln dabei gewöhnlich in Verantwortung gegenüber sich selbst: Sie verfolgen ihre eigenen legitimen Interessen bestmöglich. Ihre persönlichen Bedürfnisse, Wünsche und Werte (Präferenzen) berücksichtigen sie als Maßstab bei der Abwägung der Vor- und Nachteile von Handlungsalternativen (Nutzen und Kosten). Die Fähigkeit, ökonomische Auswahlentscheidungen rational zu treffen, kann auch stellvertretend genutzt werden, …“.

2. „Wirtschaftliches Handeln findet ganz überwiegend im sozialen Kontext statt.

Jeder Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen geht zeitweilige oder dauerhafte wirtschaftliche Beziehungen ein, die ihm vorteilhaft erscheinen und Rückwirkungen auf andere haben. Der ökonomisch gebildete Mensch berücksichtigt deshalb verantwortungsvoll die Interessen, Wünsche und Werte anderer, wenn er in wirtschaftlicher Absicht interagiert. Er berücksichtigt auch die Konsequenzen des eigenen Tuns für andere.“

55 3. „Voraussetzung für verantwortungsvolles Handeln und Urteilen ist die sachgerechte Analyse, damit für den gewünschten Zweck die adäquaten Mittel gewählt werden. Dies gilt auch auf System- und Ordnungsebene. Für die ökonomische Domäne bedeutet dies, dass eine Perspektive eingenommen wird, die über die zuvor betonte individuelle bzw. soziale Perspektive hinausgeht und Wirtschaft als abstraktes System aggregierter Handlungen begreift. Der ökonomisch gebildete Mensch versteht, dass das Wirtschaftssystem politisch gestaltbar ist und inwiefern es der politischen Ordnung bedarf.“

Diese Perspektiven werden in Verbindung mit den wirtschaftsdidaktischen Rollenbezeichnungen (siehe Abbildung 4) laut SEEBER et al. (2012, S. 87) zur realen Wirklichkeit, sprich: zum alltäglichen Leben. Diese Rollenbezeichnungen weisen zwei Ebenen auf. Auf der ersten Ebene gibt es die Rollen des Verbrauchers, Erwerbstätigen (Arbeitnehmer und Unternehmer) und Wirtschaftsbürgers. Diese Akteure werden auf der nächsten Ebene weiter strukturiert (SEEBER et al. 2012, S.

87).

Abbildung 4: Rollenbezeichnungen in ökonomisch geprägten Lebenssituationen

(Quelle: Seeber et al. 2012, S. 89)

56 Verbraucher

Diese Rolle lässt sich nach SEEBER et al. (2012, S. 87) weiters in jene Akteure des Konsumenten, Geldanlegers, Kreditnehmers und Versicherungsnehmers einteilen.

Dabei agieren die Akteure auf unterschiedlichen Märkten (Geld- und Finanzmarkt, Gütermarkt etc.) und verfolgen unterschiedliche Interessen (Vermögensbildung, Güterkauf etc.).

Erwerbstätiger

Diese Rolle teilt sich in Arbeitnehmerseite und Unternehmerseite auf. Aufseiten der Arbeitnehmer gibt es die Akteure Berufswähler, Auszubildende und erneut den Arbeitnehmer. Auf der Seite der Unternehmer finden sich die Akteure Produzenten/Anbieter, Entrepreneure und Arbeitgeber. Wiederum handelt es sich dabei um Rollen, die unterschiedliche Märkte (Arbeitsmarkt, Rohstoffmarkt etc.) und Interessen abdecken und dazu noch auf verschiedenen Seiten des Marktes agieren (SEEBER et al. 2012, S. 87).

Wirtschaftsbürger

In der Rolle des Wirtschaftsbürgers ergeben sich durch das Handeln der Menschen im sozialen und politischen Gemeinwesen jene Akteure des Beitrags-/Steuerzahlers, des Leistungs-/Transferempfängers, des Wählers und des Engagierten. Abermals verfolgen die Akteure unterschiedliche Interessen, denkt man beispielsweise an die Steuerzahler und Transferempfänger. Die einen zahlen in das Gemeinwesen ein, die anderen empfangen Leistungen von diesem. Der Wähler legitimiert die Repräsentanten des Gemeinwesens, die dann über Gesetze und Regeln entscheiden.

Als Engagierte kann man Politik, Wirtschaft, Gesellschaft verändern, indem man sich im Gemeinwesen aktiv engagiert (SEEBER et al. 2012, S. 87–88).

57 Perspektivendifferenzierung

Ein wichtiger Aspekt, der bei diesen ökonomischen Perspektiven in Zusammenhang mit den Rollenbezeichnungen zu beachten ist, ist jener der Perspektivendifferenzierung.

Dabei befindet sich der Schüler bzw. die Schülerin anfänglich in einer Teilnehmerposition, in der er/sie eine ökonomisch geprägte Lebenssituation aus der persönlichen Sicht erlebt. Man geht in dieser Perspektive vom „Einzelnen“ aus (SEEBER et al. 2012, S. 90).

Exkurs:

Aus diesem Grund ist bei den Handlungsbereichen FRIDRICHs jener des Privathaushaltes obsolet, denn durch diese Teilnehmerperspektive befindet sich der Schüler bzw. die Schülerin in einer persönlich erlebten Rolle, daher ist der Privathaushalt vor allem unter diesem Gesichtspunkt immer präsent.

Danach wechselt er in die Beobachterperspektive, in der der Lernende die Interessen der anderen Akteure berücksichtigt. Man geht in dieser Perspektive vom „anderen“

aus (SEEBER et al. 2012, S. 90).

In der nächsten Sichtweise befindet sich der Schüler bzw. die Schülerin wiederum in der Beobachterperspektive, systemische Beobachterperspektive genannt.

Dabei steht nicht die Sicht des anderen im Vordergrund, sondern die Sicht auf das Ganze bzw. das dahinterstehende System (SEEBER et al. 2012, S. 90–91).

58

7 Inhaltsbestimmung – Verknüpfung der einzelnen