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Grundlagen zur technischen Funktionsweise des Internets

Im Dokument Der Schutz vor unerwünschter Werbung (Seite 176-179)

Teil I Einleitung

B. Internet-Werbeblocker

II. Formen von Internet-Werbeblockern

2. Grundlagen zur technischen Funktionsweise des Internets

Nach der vorgenommenen Einordnung in vollständige und differenzierende Werbefilter ist für den weiteren Gang die Funktionsweise und der Funktionsumfang der einzelnen Programmka-tegorien darzustellen. Als Ausgangslage für die Beurteilung der Internet-Adblocker ist auf die technischen Grundlagen des World Wide Webs einzugehen, das als Vermittlungsträger der Werbung fungiert.

Das Internet baut auf einem dezentral organisierten, globalen Netzverbund auf.753 Dieser basiert in den meisten Fällen auf einer Client-Server-Architektur. Das bedeutet, dass der Datenaus-tausch grundsätzlich zwischen einem Client und einem Server stattfindet. Der Server fungiert dabei als Informationsschnittstelle und der Client als Informationsnachfrager. Server bieten Dienste an, während Clients diese abrufen.754

Hinter dem Client verbirgt sich häufig der Internetnutzer, der mit seinem Endgerät über die Adresszeile des Browsers Internetseiten abruft. Die für den Aufbau der Internetseite notwendi-gen Ressourcen lienotwendi-gen auf einem Internetserver, den das Medienunternehmen als Speicherort für seine Daten nutzt. Um eine Kommunikation zwischen Browser und Server herzustellen, bedarf es sogenannter Protokolle. Dies sind vorliegend das Internet Protocol (IP) in Zusam-menarbeit mit dem Transmission Control Protocol (TCP).755 Während TCP als Transportpro-tokoll eine Verbindung zum gewünschten Server aufbaut, knüpft hier HTTP756 als nächstes Protokoll an, um den Abruf von Internetseiten mit Hilfe eines Webbrowsers zu ermöglichen.757 HTTP basiert auf einem Request-Response-Protokoll758. Hierzu werden HTTP-Requests (bzw.

-Anfragen) von dem Client an den HTTP-Server und HTTP-Responses (bzw. -Antworten) von dem HTTP-Server an den Client übermittelt.759

Wenn der Nutzer in die Adresszeile seines Browsers eine URL760 wie http://www.spiegel.de761 eingibt, sendet der Browser an den Server, dessen IP mit der Domain www.spiegel.de verknüpft

753 Schmidt, in: Auer-Reinsdorff/Conrad, Hdb-IT-DSchR, § 3 Rn. 1 ff.

754 Beitrag „Client-Server-Architektur“, abrufbar unter: http://www.enzyklopaedie-der-wirtschaftsinforma- tik.de/lexikon/is-management/Systementwicklung/Softwarearchitektur/Architekturparadigmen/Client-Server-Architektur.

755 Vgl. hierzu Schmidt, in: Auer-Reinsdorff/Conrad, Hdb-IT-DSchR, § 3 Rn. 50 ff, 72 ff.

756 Http steht kurz für Hypertext Transfer Protocol.

757 Schmidt, in: Auer-Reinsdorff/Conrad, Hdb-IT-DSchR, § 3 Rn. 109 ff; Tanenbaum/Wetherall, Computer Net-works, S. 683 ff.

758 Dt. Anfrage-Antwort-Protokoll.

759 Tanenbaum/Wetherall, Computer Networks, S. 683 ff; Schmidt, in: Auer-Reinsdorff/Conrad, Hdb-IT-DSchR,

§ 3 Rn. 113.

760 URL kurz für Uniform Resource Locator; eindeutige Identifikation bzw. Adresse eines HTML-Dokuments im Internet. Die URL setzt sich aus der Domäne und der Angabe des Ortes des Dokuments auf dem Server zu-sammen, abrufbar unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/55200/url-v9.html.

761 Http (Protokoll); www.spiegel.de (hosts DNS).

ist, eine HTTP-Anfrage in Form einer GET-Anfrage. Die GET-Anfrage erbittet den Server um die Übermittlung der relevanten Ressource. Daraufhin sendet der Server eine HTTP-Antwort an den Browser mit dem angeforderten Inhalt zurück.762 Bei Internetseiten ist dies zumeist eine HTML-Datei. HTML als Auszeichnungssprache dient vorwiegend der Strukturierung digitaler Ressourcen.763 Dies bedeutet, dass die HTML-Datei eine Art Inhaltsverzeichnis bereithält, wel-ches dem Browser mitteilt, von wo die zum Aufbau der Seite erforderlichen Dateien herunter-geladen werden können. Heutzutage setzen sich Internetseiten nämlich aus verschiedenen iso-liert voneinander zu betrachtenden Datenquellen zusammen. Im Schnitt sind es vierzig Res-sourcen, die in der HTML-Datei selbst nicht enthalten sind und daher nachgeladen werden müssen.764 Diese Ressourcen (Bilder, Skripte), die für die nach dem Willen des Webseitenbe-treibers notwendige Darstellung benötigt werden, werden mit Hilfe weiterer GET-Anfragen durch den Client angefordert bzw. angefragt.765 Es ist dabei üblich, dass die nachzuladenden Informationen teilweise nicht mehr von dem originären HTTP-Server geladen werden, sondern stattdessen von dritten externen Servern.766

Zu diesen Servern zählen auch die von Werbenetzwerken betriebenen Adservern. Macht das Medienunternehmen für die Auslieferung von Werbung von einem Werbenetzwerk Gebrauch, enthält der HTML-Code auch einen sogenannten „Ad-Tag“. Ad-Tags dienen dabei als techni-sche Werbeplatzhalter im Programmaufbau der Internetseite. Für jeden Werbeplatz steht ein separater Ad-Tag zur Verfügung.767 Der Ad-Tag enthält einen Link, der den Browser des Nut-zers zum Adserver leitet. In einem dort stattfinden komplexen Auswahlprozess wird innerhalb von Millisekunden entschieden, welche Werbung auf dem Bildschirm des Nutzers angezeigt werden soll. Über eine Kette weiterer Abrufe und Weiterleitungen wird die Werbenachricht sodann auf dem Bildschirm des Nutzers angezeigt. Am Ende steht eine erfolgreiche AdImpres-sion, wenn dem Werbenetzwerk mitgeteilt wird, dass die Ressource erfolgreich heruntergela-den wurde.768

762 Tanenbaum/Wetherall, Computer Networks, S. 686 f.

763 Schmidt, in: Auer-Reinsdorff/Conrad, Hdb-IT-DSchR, § 3 Rn. 117.

764 Tanenbaum/Wetherall, Computer Networks, S. 684; Schmidt, in: Auer-Reinsdorff/Conrad, Hdb-IT-DSchR, § 3 Rn. 118.

765 Tanenbaum/Wetherall, Computer Networks, S. 686 f.; Kiersch/Kassel, CR 2017, 242 (242 f.).

766 Tanenbaum/Wetherall, Computer Networks, S. 649 f.

767 Definition „Ad-Tag“, abrufbar unter: http://www.itwissen.info/Ad-Tag-ad-tag.html.

768 Frosch-Wilke/Rath, Marketing-Kommunikation im Internet, S. 66; Beitrag “How does ad serving work?

03.09.2010“, abrufbar unter: http://www.adopsinsider.com/ad-serving/how-does-ad-serving-work/.

Das Nachladen ist zwar aufgrund der heutigen dynamischen und multimedialen Internetseiten-üblich, allerdings nicht obligatorisch. Es gibt Konstellationen, in denen das Nachladen der Res-sourcen unterbleibt. Beispielweise wird beim Caching die im Cache gespeicherte Ressource für ein späteres Abrufen der Internetseite wiederbenutzt, was sowohl die Netzwerkbelastung als auch die Geschwindigkeit beim Seitenaufbau erhöht.769 Aber auch wenn der Nutzer einen Text-browser verwendet, werden Bildressourcen nicht nachgeladen. Das Nachladen ist somit grund-sätzlich von den gewählten Einstellungen des Nutzers abhängig.

Nachdem das angeforderte HTML-Dokument und die dazugehörigen Dateien angefragt und vom Server in den Arbeitsspeicher des Computers heruntergeladen wurden, interpretiert der Browser diese Daten und zeigt sie dem Nutzer, wie es dem Code in der HTML-Datei und dem Layout nach vorgesehen ist, nach erfolgtem Rendering-Prozess an.770

Abbildung 4 Die Grundlagen zur Funktionsweise des Internets

Abbildung 5 Darstellung eines HTTP-Requests und einer HTTP-Response

769 Tanenbaum/Wetherall, Computer Networks, S. 690 f.; Frosch-Wilke/Raith, Marketing-Kommunikation im Internet, S. 65 f.

770 Vgl. hierzu den Beitrag „Das Rendering Modul“, abrufbar unter: https://www.html5rocks.com/de/tutorials/in-ternals/howbrowserswork/#The_rendering_engine.

Abbildung 6 Illustration der Befehlskette beim Benutzen eines Internet-Browsers

Nachdem die technischen Grundlagen des Internets erläutert wurden, stellt sich die Frage, an welchem der genannten Schritte Adblocker als Browser-Erweiterung funktional ansetzen.

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