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Teil 2: Entwicklung eines neuen Konzepts für die Bibliothek der Universität

6 Vorschläge für die gesamte Bibliothek

9.2 Gestaltung neuer Bereiche

Im Rahmen der Umstrukturierung des Informationszentrums sollen neue Bereiche entstehen, die im Folgenden vorgestellt werden.

9.2.1 Lounge

In der Bibliothek sollte unbedingt eine „informelle Kommunikationszone“, also eine Art Lounge oder Aufenthaltsraum geschaffen werden, in dem die Studierenden in einer zwanglosen, entspannten Atmosphäre arbeiten, sich ausruhen, Freunde treffen, dis-kutieren oder essen und trinken können. Die Lounge soll als Kontrast und Gegenpol zu den ruhigen Einzelarbeitsplätzen der Bibliothek dienen und den Studierenden die Möglichkeit geben, für Arbeitspausen oder Treffen mit Freunden oder Kommilitonen die Bibliothek nicht verlassen zu müssen. Damit wegen des entstehenden Lärms keine Rücksicht auf den Bibliotheksbetrieb genommen werden muss, sollte die Lounge unbedingt räumlich getrennt werden. Dazu bieten sich dicke Glaswände an, die Tageslicht in die Lounge lassen, sie optisch in die Bibliothek integrieren, jedoch akustisch isolieren.

Henning stellt fest, dass bei der Gestaltung einer Lounge innenarchitektonische Kenntnisse nötig seien und warnt davor, lediglich die „gute alte Cafeteria“91 oder „ein paar Raststättensessel“92 zur Lounge zur erklären. Eine gelungene Lounge dagegen bietet den Bibliotheksnutzern laut Henning viele Möglichkeiten:

- „Ungezwungenheit, „a nice hang-out“

- Möglichkeiten einer anderen Arbeitssituation - Angebote zur Kommunikation in kleinem Rahmen - Zugänge zur globalen Kommunikation

- Besondere Atmosphäre - Speis und Trank

- Räumliche Differenzierung und damit differenziertere Befriedigung von Be-suchererwartungen an die Bibliothek

- Vermehrtes Ansehen der Bibliothek.“93

Die Lounge sollte ein gestalterisches Gesamtkonzept haben und einen bestimmten Stil verfolgen, der sich durch das ganze Konzept zieht. Insgesamt soll sie ein heller, angenehmer und inspirierender Ort sein. Eine einheitliche farbliche Gestaltung und der Einsatz eines ansprechenden, modernen Designs sind deshalb angebracht. Es

91 Henning, Wolfram: Die Bibliothekslounge: Gepflegte Lümmelei oder neues Konzept? In:

B.I.T. online 11(2008)03, S. 304

92 Ebenda, S. 310

93 Ebenda, S. 310

9 Vorschläge für das Informationszentrum 122 sollten ausschließlich informelle Möbel aufgestellt werden, also verschiedene Formen von Sofas, Sesseln, Hockern und eventuell sogar Liegen. Dazu gehören jeweils Tische in verschiedenen Formen und Größen. Sehr wichtig ist die Flexibilität der Möbel, die sich leicht verschieben und zusammenstellen lassen müssen, damit die Studierenden sie nach ihren Bedürfnissen nutzen können.

Unverzichtbar sind auch in der Lounge WLAN und viele Steckdosen, damit auch hier gearbeitet werden kann oder elektronische Geräte für den privaten Gebrauch ein-gesetzt werden können. Zusätzlich können noch einige PC-Arbeitsplätze zur kurz-zeitigen Nutzung an Stehtischen aufgestellt werden. Auch die Bereitstellung von flexiblen Trennwänden bietet sich an, damit einzelne Gruppen sich bei Bedarf etwas abschirmen können.

Die Lounge sollte so positioniert werden, dass sie von überall erreichbar und in die Bibliothek integriert ist. Gleichzeitig sollte bedacht werden, dass sie kein zentrales Angebot der Bibliothek ist und deswegen räumlich nicht zu sehr in den Mittelpunkt gerückt werden sollte: Wichtiger ist eine gute Positionierung der Arbeitsplätze. In Ab-bildung 92, AbAb-bildung 93 und AbAb-bildung 94 werden verschiedene Varianten eines Standortes der Lounge vorgestellt.

Sinnvoll ist eine Integration folgender Bereiche in die Lounge:

- Zeitungsleseecke: Die Möblierung der Zeitungsleseecke besteht bisher auch aus Sofas und Sesseln, die auch gerne von Studierenden genutzt werden, die keine Zeitungen lesen, sondern sich lediglich ausruhen möchten.

- Cafébereich: In der Umfrage befürwortete die Mehrheit der Studierenden die Einrichtung eines kleinen Cafés. Da sich das „Campus-Café“ nicht weit von der Bibliothek befindet, reicht die Aufstellung eines Kaffeeautomaten in der Bibliothek möglicherweise aus. Es bietet sich auch der Verkauf von Snacks durch einen Automaten an. Das Essen und Trinken sollte grundsätzlich er-laubt sein, allenfalls der Verzehr von warmen Speisen kann untersagt werden.

- Spielecke für Kinder, deren Eltern in der Bibliothek lernen. Damit ist jedoch kein betreutes Angebot gemeint, für das in der Bibliothek die personellen Ressourcen und auch der Platz fehlen. Der Grundgedanke ist, dass Eltern in der Lounge eine gewisse Zeit lang arbeiten können und ihre Kinder selbst be-aufsichtigen. In der Spielecke stehen kindgerechte Möbel, Spielzeuge und Bücher für verschiedene Altersstufen bereit.

Kritisch ist in diesem Zusammenhang der Übergang von der Lounge zur Bibliothek.

Zum einen muss die Lounge absolut schalldicht sein, sodass der Bibliotheksbereich ruhig bleibt. Es muss aber auch verhindert werden, dass Studierende beispielsweise mit Kaffeebechern zurück in die Bibliothek gehen. Es gibt dazu zwei Möglichkeiten:

- Der Zugang könnte nur in eine Richtung, nämlich von der Bibliothek zur Lounge, gestaltet werden (vgl. Abbildung 93). Der Ausgang aus der Lounge müsste dann aus der Bibliothek hinausführen, die Lounge wäre damit eine

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„Einbahnstraße“. Es wäre gewährleistet, dass Studierenden keine heißen Ge-tränke oder Essen in die Bibliothek bringen. Wer allerdings die Lounge als Aufenthaltsraum für Arbeitspausen nutzen will und danach wieder zurück in die Bibliothek möchte, müsste sie erst verlassen und dann wieder durch den Eingang betreten.

- Eine deutliche Kennzeichnung an den Ausgängen der Lounge zur Bibliothek, dass Essen und offene Getränke nicht in die Bibliothek mitgenommen werden dürfen. Dies könnte durch eine deutlich andere Gestaltung der Lounge im Vergleich zur Bibliothek verdeutlicht werden. Die Lounge sollte nicht nur einen anderen Fußboden, sondern auch eine ganz andere Farbgebung haben und aus anderen Materialien gestaltet sein als die Bibliothek. So wird deutlich, dass beim Verlassen der Lounge ein anderer Bereich mit anderen Verhaltens-regeln betreten wird.

Die zweite Variante ist zu bevorzugen, da die Lounge bei der ersten Variante so ge-baut werden müsste, dass sie unflexibel wird und nur schwer wieder geändert werden kann.

Abbildung 86: Die „Library Lounge“ der UB Passau

Quelle: http://www.uni-passau.de/typo3temp/pics/fb45a4b46f.jpg

9.2.2 Begehbare Terrasse

Die Terrasse zwischen den Gebäuden des Informationszentrums und des Buch-bereichs S, die sich ebenerdig auf der Ebene 4 befindet, sollte auch von der Biblio-thek aus begehbar sein. Momentan wird die Fläche als Durchgang benutzt, da sich auf der Nordseite eine Treppe zu einer Terrasse auf der nächsten Ebene befindet.

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Abbildung 87: Gelbe Markierung: Terrasse zwischen Informationszentrum und Buchbereich S

Abbildung 88: Terrasse zwischen Informationszentrum und Buchbereich S Quelle: eigenes Foto

Die Benutzer könnten dann die Terrasse zum Lernen, für Pausen oder als Treffpunkt nutzen. In manchen Bereichen der Bibliothek sind keine Fenster in der Nähe der Arbeitsplätze, sodass die Terrasse als Ausgleich angeboten werden könnte. Eine Umgestaltung wäre nötig, um Sitzplätze schaffen zu können. Der „Stangengarten“ als Kunst-am-Bau-Objekt kann einfach in die Gestaltung des Bereiches integriert werden, außerdem könnten einige Bäume oder Sträucher als Garten angepflanzt werden, der

9 Vorschläge für das Informationszentrum 125 von den Arbeitsplätzen im Gebäude einen Blickfang bietet. Eine aufwendige Aus-stattung ist nicht nötig, die Bereitstellung fest installierter Tische und Bänke reicht aus. Diese könnten entweder in einer Reihe rund um die Terrasse oder als Gruppen-sitzplätze rund um mehrere Tische angebracht werden.

Außerdem müsste vom Informationszentrum eine Ein- und Ausgangstüre zur Terrasse gebaut werden. Dafür würde sich die Stelle eignen, an der die Terrasse an den Laufweg zum Buchbereich S grenzt. Da der Haupteingang der Bibliothek ohnehin in den direkt angrenzenden Bereich verlegt werden soll, wäre eine Aufsicht durch Bibliothekspersonal automatisch gegeben.

Die besten Nutzungsmöglichkeiten wären den Studierenden geboten, wenn der Durchgang zur nächsten Ebene gesperrt wäre. Der Innenhof könnte dann an der nach Westen offenen Seite gesperrt werden, die Studierenden hätten einen ge-schlossenen Innenhof für sich, in dem sie sämtliche Bibliotheksmedien nutzen können. Die Treppe auf der Terrasse müsste dann gesperrt oder abgebaut werden.

Sollte eine Sperrung des Durchgangs zur nächsten Ebene nicht möglich sein, müsste eine deutliche Nutzungseinschränkung in Kauf genommen werden. Die Bibliotheks-benutzer dürften die Terrasse dann nur mit verbuchten Medien und eigenem Lern-material nutzen, sodass es zu keinen Verlusten von Bibliotheksmedien kommen kann. Die Ein- und Ausgangstüre zur Terrasse müsste außerdem mit Medien-sicherungstoren ausgestattet werden.

Die Zentralbibliothek der Fachhochschule Hannover integrierte bei ihrem Umbau 2008 einen Innenhof in die Bibliothek. Dort wurde ein Holzboden ausgebracht, in die Bänke und Stufen als Sitzgelegenheiten integriert wurden.94 Zur Begrünung wurden hier außerdem Bäume und Stauden gepflanzt.

94 Vgl. Ferber, Horst: mehr Arbeitsplätze, weniger Lärm: Umbaumaßnahmen an der Bibliothek der Fachhochschule Hannover zur Schaffung zusätzlicher und besserer Nutzerarbeits-plätze. Vortrag auf dem 97. Deutschen Bibliothekartag am 04. Juni 2008. URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:960-opus-700 (letzter Zugriff: 09.04.2009), S. 7

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Abbildung 89: Innenhof der Zentralbibliothek der Fachhochschule Hannover

Quelle: http://www.flickr.com/photos/bfhh/3029802804/

9.3 Vorschläge zur Neustrukturierung des