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Teil 1: Lernzentren in wissenschaftlichen Bibliotheken

3 Geschichte und Entwicklung

3.2 Experteninterview mit Graham Bulpitt

18 Gläser 2008, S. 181

19 Vgl. Kap. 3.2 Experteninterview mit Graham Bulpitt, S. 37

20 E-Mail von Graham Bulpitt, Director of Information Services, Kingston University, 07.08.2009

21 Vgl. Kap. 3.2 Experteninterview mit Graham Bulpitt, S. 37

2 Theorie der Lernzentren 22 - or with a broader view of the resources held and the

man-agement and organisation of those paper based and elec-tronic resources calling themselves a Learning Resource Cen-tre.

My view however is that

- Libraries have a much broader social and educational role that goes beyond simple access to information and resources and focuses on the activities of the people that inhabit and use these buildings and resources. This gives the building, in my view, an explicit role in supporting and promoting individual and group learning - hence the name Learning Centre.”22

Ein wichtiger Aspekt der Information Commons ist die Demokratisierung von Informationen und Wissen, die durch eine leichte Zugänglichkeit von Informations-quellen vereinfacht werden soll, beispielsweise durch den starken Ausbau elektronischer Angebote und eine moderne Technikausstattung. Learning Resource Centres hingegen setzen ähnliche Mittel mit anderer Intensität ein, haben aber den Fokus ebenso auf gedruckten Beständen und Informationsressourcen. Learning Centres setzen weniger einen Schwerpunkt auf den Bestand sowie die Zugänglich-keit desselben, sondern einen Schritt weiter auf den Ablauf und die Unterstützung von Lernprozessen der Studierenden.

Die in deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken entstandenen Lernzentren sind zu heterogen, als dass man sich auf eine gemeinsame Definition oder Entwicklung fest-legen könnte. Abhängig vom Unterhaltsträger, den beteiligten Einrichtungen, den individuellen Zielen und Aufgaben und nicht zuletzt den finanziellen Mitteln sind sie sehr unterschiedlich gestaltet. Trotz uneindeutiger Definitionen der Konzepte werden Learning Centres als Vorbilder in Deutschland häufiger herangezogen als Information Commons, was vielleicht auch an der räumlichen Nähe zu Großbritannien liegt.

Trotzdem gehen die hier herrschenden Vorstellungen eines Lernzentrums in einer Bibliothek eher in Richtung Learning Centre und Learning Resource Centre, die Schwerpunkte auf die Weiterverarbeitung von Informationen, auf Lernprozesse legen, während Information Commons Zugang und Verfügbarkeit von Informationen gewähr-leisten. In der vorliegenden Arbeit werden deswegen die Konzepte Learning Centre und Learning Resource Centre dem Konzept der Information Commons vorgezogen.

Da jedoch der Aspekt „Gestaltung eines Lernorts“ im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit eine bedeutende Rolle spielt und Information Commons hier interessante Konzepte vorzuweisen haben, werden sie in diesem Zusammenhang als Vorbilder herangezogen.

22E-Mail von Les Watson, Freelance Educational Adviser, 15.08.2009

2 Theorie der Lernzentren 23

2.2 Typologie und Ziele

Lernzentren entstehen nicht nur in wissenschaftlichen, sondern auch in öffentlichen Bibliotheken, außerdem in Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen, privatwirtschaft-lichen Unternehmen sowie durch Zusammenschlüsse mehrerer dieser Institutionen.

Welche genauen Ziele mit welchen Mitteln und welcher Ausstattung verfolgt werden, ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem vom Unterhaltsträger, der Ziel-gruppe und der anbietenden Einrichtung ab.

Die öffentliche Bibliothek hat in der Bereitstellung und Vermittlung von Informationen sowie im Angebot von Arbeitsplätzen eine lange Tradition. In manchen Bibliotheken wird dies bereits als „Lernzentrum“ beworben, während sich andere Bibliotheken mit anderen Bildungseinrichtungen vernetzen, gemeinsame Dienstleistungen und An-gebote schaffen und den Nutzern damit einen echten Mehrwert bieten. Lernzentren in öffentlichen Bibliotheken reichen demnach von einer Ansammlung von Computer-arbeitsplätzen über gemeinsame Lernangebote mit Volkshochschulen bis hin zu modernen Neubauten, die mehrere Kultur- und Bildungseinrichtungen integrieren.

Beispielhaft sei hier das „zib – Zentrum für Information und Bildung“ in Unna erwähnt, das Kultur- und Weiterbildungsdienstleistungen unter einem Dach und aus einer Hand anbietet. Dazu gehören zwei Bibliotheken, ein Museum, das Stadtarchiv, die Volkshochschule, ein Selbstlernzentrum, der Kulturbereich der Stadt sowie Beratungs- und Informationsangebote für Bürger. Das gemeinsame Ziel solcher Lernzentren ist die Förderung des lebenslangen Lernens sowie die Nutzung von Synergieeffekten, aber auch die Förderung bestimmter Kompetenzen wie die IT- oder Informationskompetenz. Sprachlernangebote, aber auch schulisches Lernen und berufliche Weiterbildung sind in Lernzentren öffentlicher Bibliotheken besonders wichtig.

Privatwirtschaftliche Lernzentren unterliegen noch weniger den Grundsätzen der bibliothekarischen Lernzentren. Ihre Gestaltung und Zielsetzung liegt den Unter-nehmen völlig frei. Eingesetzt werden sie in Betrieben, in denen geforscht wird oder sich die Mitarbeiter kontinuierlich fortbilden und auf dem aktuellen Wissensstand bleiben müssen. Auch hier ist die Gestaltung sehr unterschiedlich und reicht von

„Leseecken“ mit aktueller Literatur über E-Learning-Angebote bis hin zu Labors.

Naturgemäß sind Wirtschaftsunternehmen daran interessiert, ihre Mitarbeiter gezielt in bestimmten Bereichen weiterzubilden und bestimmte Kompetenzen zu fördern, die dem Unternehmen zugutekommen.

Eine beispielhafte Einrichtung ist das Lernzentrum der BASF AG in Ludwigshafen.

Dieses fördert das lebenslange Lernen und die Weiterbildung der BASF-Mitarbeiter durch Bereitstellung eines Lernorts, Lernmedien zum Ausleihen oder zur Nutzung vor Ort, ein umfassendes E-Learning-Angebot sowie ein Programm mit Fort- und Weiter-bildungsveranstaltungen unterschiedlichster Art. Das Lernzentrum darf aber aus-drücklich auch für den Privatbereich genutzt werden.

2 Theorie der Lernzentren 24 Um eine geeignete Lernatmosphäre herzustellen, gibt es neben Einzelkabinen und Seminarräumen auch verschieden gestaltete Arbeitsbereiche wie die „Englische Bibliothek“, die „Felsenoase“ und einen Cafébereich.23 Das Kernstück des Lern-zentrums ist jedoch die Lernberatung: „Die Mitarbeiter erhalten in einem Einzel-gespräch Tipps mit welchen Lernmethoden entsprechend des Lerntyps am Besten gelernt werden kann. Gemeinsam wird ein persönlicher Lernplan erstellt sowie passende Lernmedien und Qualifizierungsangebote ausgewählt.“24

Wissenschaftliche Bibliotheken setzen verschiedene Konzepte ein, um Lernorte zu schaffen. Wie bereits dargestellt, werden in den USA und Großbritannien Information Commons und Learning (Resource) Centres eingerichtet, während es in Deutschland keine einheitliche Definition oder Aufgabenbeschreibung von Lernzentren gibt, ihre Gestaltung steht den Hochschulbibliotheken damit völlig frei.

Einige Typen von Lernzentren kommen in wissenschaftlichen Bibliotheken häufiger vor, auch wenn viele Lernzentren Mischformen sind. Alleine nach organisatorischen Aspekten kann man folgende Modelle unterschieden:

- Integrierte Einrichtung mehrerer zentraler Organe in einem eigenen Gebäude als Ersatz für die Bibliothek.

Beispiele: Adsetts Centre der Sheffield Hallam University, IKMZ Cottbus.

- Integrierte Einrichtung mehrerer zentraler Organe in einem eigenen Gebäude ergänzend zur Bibliothek.

Beispiel: Information Commons, University of Sheffield.

- Integrierte Einrichtung mehrerer zentraler Organe als eigene Abteilung inner-halb der Bibliothek.

Beispiel: Learning Resources Center Göttingen.

- Einrichtung der Bibliothek, „Lernzentrum“ ist lediglich ein räumlicher Begriff, beispielsweise als neuer Name für den Lesesaal.

Beispiel: FH Hannover.

Ein weiteres Differenzierungsmerkmal ist der inhaltliche Aspekt, der die thematischen Schwerpunkte, die Integration weiterer zentraler Einrichtungen, aber auch den Grad der Integration, das Dienstleistungsangebot und die Qualifikation der Mitarbeiter be-inhaltet.

23 Vgl. BASF-Lernzentrum: Lernen leicht gemacht: Ihr Weg zum Wissen. Informations-broschüre.

24 BASF: Ausbildung und Personalentwicklung. Jungen Menschen berufliche Chancen geben.

URL: http://www.basf.com/group/corporate/de/sustainability/employees/training (letzter Zu-griff: 26.06.2009)

2 Theorie der Lernzentren 25 Die Auflistung verdeutlicht die Vielfalt der Konzepte. Es wird auch ersichtlich, dass die genauen Zielsetzungen der Lernzentren in wissenschaftlichen Bibliotheken jeweils unterschiedlich sind und sein müssen. Ein gemeinsames Oberziel könnte jedoch so lauten: die Studierenden, in manchen Einrichtungen gehören auch die Lehrenden und Forscher der Hochschule zur Zielgruppe, sollen einen Ort vorfinden, der sie optimal beim Lernen, Arbeiten und Forschen unterstützt. Dazu gehört auch das Angebot unterstützender Dienstleistungen in den Bereichen Information und Medien.

Weckmann beschreibt zusätzlich eine kulturelle Betrachtungsebene von Lernorten:

Sie sollen einen Informationsaustausch fördern, ein Ort sozialer Interaktion sein, den Studierenden aber auch Rückzugsmöglichkeiten bieten. So können die Lern-motivation und die Aufenthaltsbereitschaft erheblich gesteigert werden.25

Lernzentren sollen außerdem den Grundstein für lebenslanges Lernen legen. Sie sollen ein niederschwelliges Lern- und Arbeitsangebot sein und neue Studierende, die die Bibliothek bislang nicht genutzt haben, zum Besuch motivieren.

Mit den Lernzentren soll also das Lernen und – einen Schritt weiter – auch die Wissenschaft und Lehre der Hochschule gefördert werden. Arbeits- und Lern-prozesse sollen zusammengelegt und an einem Ort gebündelt werden. Schoenbeck stellt dazu fest: „Der Idealfall ist demnach die komplette Integration des wissenschaft-lichen Arbeitsprozesses an einem entsprechend gestalteten Ort.“26 Alle einzelnen Schritte von der Informationsrecherche und -aufbereitung zu wissenschaftlichen Arbeiten, der Veröffentlichung und Verbreitung des Arbeitsergebnisses, beispielweise durch Open Access und Dokumentserver, sollen im Lernzentrum möglich sein. Für die Studierenden gewinnt das Lernzentrum damit an Bedeutung, da erstmals eine zentrale Anlaufstelle für alle Lern- und Arbeitsprozesse entsteht sowie professionelle Beratung in allen Fragen verfügbar ist.

2.3 Aufgaben und Leistungen

Aus den Zielen der Lernzentren leiten sich ihre Aufgaben und Angebote ab, die hier dargestellt werden. Im Hinblick auf die Vorbilder Learning (Resource) Centres und Information Commons sind drei Aspekte von großer Bedeutung:27

2.3.1 Der Raum des Lernzentrums

Dieser soll Kommunikation und Diskussion fördern, Kritik, neue Ideen und Sicht-weisen ermöglichen und damit zur Persönlichkeitsbildung der Studierenden bei-tragen. Er spielt eine zentrale Rolle in der Wirkung der gesamten Einrichtung auf die

25 Vgl. Weckmann 2008, S. 168-170

26 Schoenbeck, Oliver: Platz schaffen für neue Bedürfnisse – ein neuer Lernort auf alten Flächen. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 32(2008)2, S. 185

27 Die folgenden zum Teil idealisierten Beschreibungen beziehen sich besonders auf Lern-zentren in amerikanischen und britischen Bibliotheken, die bereits sehr fortschrittlich sind.

2 Theorie der Lernzentren 26 Studierenden und ihr Arbeitsverhalten. Ein offener, aber funktioneller Raum wirkt mit einer entsprechenden Ausstattung sowie einem guten Raumklima (Luft, Licht, Temperatur) motivierend und lernfördernd. Beim Erreichen dieser Ziele spielt die Architektur der Einrichtung eine sehr große Rolle. Oft besteht kein oder nur ein geringer Einfluss darauf, sofern nicht gerade ein Neubau der Bibliothek geplant wird.

Über die Raumaufteilung, einfachere bauliche Maßnahmen und die Inneneinrichtung kann dennoch viel Einfluss auf die Wirkkraft des Raumes genommen werden.

So ermöglicht die Festlegung von Arbeitszonen unterschiedliche Arbeits- und Lern-formen: Einzelarbeitsplätze werden sinnvollerweise weiter unterteilt in leise und stille Einzelarbeit. In leisen Einzelarbeitszonen können Studierende alle Medienarten sowie Computer nutzen, während die stillen Einzelarbeitsplätze als laptop- und computer-freie Zone für hochkonzentriertes Arbeiten mit möglichst wenigen störenden räuschen wie Tastaturklappern vorgesehen sind. Diese sollten räumlich weit von Ge-räuschquellen wie Treppenhäusern, stark frequentierten Laufwegen, Druck- und Scanstationen sowie Gruppenarbeitszonen entfernt sein.

Die Bündelung von Gruppenarbeitsplätzen in einer Zone hat den Vorteil, dass einzel-ne Studierende nicht durch den hohen Geräuschpegel gestört werden. Für die Arbeitsgruppen wiederum gibt es keine Lärmbeschränkungen und sie können sich ungehindert besprechen und diskutieren. Oft werden Gruppenarbeitsplätze zur Ver-meidung von Lärm räumlich voneinander getrennt, beispielweise in größeren Kabinen. Da sich die Gruppen meist nicht gegenseitig durch den entstehenden Lärm stören, ist auch eine große Fläche mit Gruppenarbeitsplätzen möglich.

In Präsentations- und Vortragsräumen können einzelne Studierende oder Arbeits-gruppen die Präsentation ihrer Arbeitsergebnisse ausprobieren und einüben. Sie sind mit einem Präsentations-PC, Beamer, Leinwand und einem Rednerpult ausgestattet, idealerweise außerdem mit Whiteboard, Smartboard, Flipchart, Pinnwänden und einem Moderationskoffer. Seminar- bzw. Schulungsräume erlauben eine Nutzung des Lernorts Bibliothek durch den Lehrbetrieb. Sie würden die Bibliothek besser mit der Lehre verzahnen und könnten für eigene Schulungen der Bibliothek genutzt werden (Stichwort Teaching Library).

Sehr wichtig für die Akzeptanz des Lernzentrums als Lern- und Aufenthaltsort sind informelle Kommunikationszonen oder Lounges. In ihnen muss nicht unbedingt ge-lernt werden, die Studierenden können hier Arbeitspausen einlegen, sich entspannen, andere Studierende treffen und sich informell austauschen. Eine Kommunikations-zone bildet damit einen Gegenpol zu den Arbeitsplätzen, den die Studierenden brauchen, um sich auch bei längeren Aufenthalten in der Bibliothek wohlzufühlen.

Eine positive Entwicklung aus britischen und amerikanischen Einrichtungen ist das

„Learning Café“, das vielen Learning Centres angeschlossen ist. Es handelt sich

2 Theorie der Lernzentren 27 dabei um Cafés, die meist von externen Dienstleistern28 betrieben werden und in die Einrichtungen integriert sind. Sie dienen als Treffpunkt und Aufenthaltsraum, werden aber auch oft als Lernort genutzt, weshalb es hier die gleiche Infrastruktur geben sollte wie im übrigen Lernzentrum. Les Watson vom schottischen Saltire Learning Centre der Glasgow Caledonian University, das selbst ein Learning Café mit 600 Plätzen hat, glaubt an die Bedeutung der dort stattfindenden Gespräche: "Cafe cul-ture is a powerful medium for learners to test the strength of their understanding and explore new ideas.”29

Abbildung 1: Café im Information Commons Sheffield

Quelle: http://www.sheffield.ac.uk/infocommons/photos/fittings6.html

Abbildung 2: Learning Café in der Northumbria University Newcastle Quelle: http://nuweb.northumbria.ac.uk/library/tour/learning_cafe3.html

28 Oft handelt es sich dabei um bekannte Café-Ketten oder auch die Betreiber der Mensa der Hochschule.

29 Les Watson in: Blane, Douglas: It's a university, but not as we know it. In: The Guardian.

19.09.2006. URL: http://www.guardian.co.uk/education/2006/sep/19/elearning.news (letzter Zugriff: 11.07.2009), S. 11

2 Theorie der Lernzentren 28 Die Möblierung des Raums muss flexibel und vielseitig sein, um den unterschied-lichen Bedürfnissen gerecht zu werden, denn die Studierenden schaffen sich ihren idealen Lernort selbst durch Umnutzung der Gegebenheiten. Die Möblierung sollte solche Umnutzungen erlauben und vereinfachen. Sinnvoll ist deshalb der Einsatz von sehr verschiedenen Sitzgelegenheiten und Tischen: vom Stehtisch über den Couch-tisch zum SchreibCouch-tisch in verschiedenen Größen, Formen und Anordnungen, dazu passend Büro-, Holz- und Polsterstühle, aber auch Sessel, Sitzkissen, Sofas, Hocker und Sitzbälle. Besonders wichtig sind Ergonomie und die Eignung für den längeren Gebrauch. Die Lernenden haben so die Möglichkeit, für ihre persönlichen Bedürfnisse eine ideale Situation zu gestalten.

Abbildung 3: Sitzgelegenheiten im Saltire Centre Glasgow Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/146799695/in/set-72057594135346630

2 Theorie der Lernzentren 29

Abbildung 4: Unterschiedliche Arbeitsplätze im Information Commons Sheffield

Quelle: eigenes Foto

Abbildung 5: Klappbarer Tisch und Stuhl im Information Commons Sheffield

Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/1826987780/in/set-72157602844855199

2 Theorie der Lernzentren 30

Abbildung 6: Unterschiedliche Arbeitsplätze im Saltire Centre Glasgow Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/146800110/in/set-72157600082659997

Abbildung 7: Sofa mit integrierten Tischen und Steckdosen im John Wheatley College Glasgow

Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/1542944526/in/set-72157602370290215/

2 Theorie der Lernzentren 31 Bei der Wahrnehmung eines Raumes spielt auch die Farbgebung eine wichtige Rolle.

Helle und bunte, aber gleichzeitig „seriöse“ Farben, die möglichst lange modern wirken, sollten gewählt werden. Die Farben können dazu verwendet werden, be-stimmte Zonen zu kennzeichnen und voneinander zu unterschieden, beispielweise Lounges oder Einzel- und Gruppenarbeitsplätze oder ganze Stockwerke. Weiterhin sollte so viel Tageslicht wie möglich genutzt werden, um einerseits die Energiekosten zu reduzieren, aber auch, weil es als sehr viel angenehmer empfunden wird als Kunstlicht. Erfahrungsgemäß gehören Arbeitsplätze mit Blick nach draußen zu den beliebtesten bei Studierenden.

2.3.2 Das Angebot an technischer Ausstattung und Lernmaterialien Auch wenn eine hervorragende technische Ausstattung noch lange kein Lernzentrum macht, ist sie unbestritten doch wichtig für wissenschaftliches Arbeiten30 und damit unverzichtbar für Lernzentren. Prinzipiell soll sie den Grundbedarf der Studierenden decken, die möglicherweise keinen eigenen Laptop besitzen, aber auch Technik für den Spezialbedarf bereithalten.

In großer Anzahl sollten PC-Arbeitsplätze vorhanden sein, an denen die Studierenden einen Internetzugang und Software wie Textverarbeitung, Präsentation, Datenbankerstellung, Tabellenkalkulation, Grafikbearbeitung, Webdesign, Lern-programme sowie fachspezifische Softwarepakete zur Verfügung haben. Dazu gehört eine umfassende technische Ausstattung wie Kopfhörer, Mikrofone, DVD-Brenner etc. PC-Arbeitsplätze sollten nicht, wie bislang oft üblich, in PC-Pools aufgestellt werden, sondern im Lernzentrum verteilt werden. Grund hierfür ist, dass die wenigsten Studierenden ausschließlich mit einem Computer arbeiten, sondern meist auch den Medienbestand nutzen und in dessen Nähe bleiben möchten. Gerade für Arbeitsgruppen, die einen Computer benötigen, sind Tischanordnung und -größe in PC-Pools gänzlich ungeeignet.

Ein Großteil der Studierenden besitzt heutzutage eigene Laptops oder andere trag-bare internetfähige Geräte und erwartet, diese ohne Einschränkungen auch zum Lernen nutzen zu können. WLAN im gesamten Lernzentrum ist deshalb unverzicht-bar. Außerdem sollten an allen Arbeitsplätzen, informellen Sitzecken und Stehtischen Steckdosen für Laptopnutzung und eine Internetverbindung per Kabel vorhanden sein.

Weiterhin gehören Beamer, große Bildschirme und eventuell sogar Smartboards für die gemeinsame Nutzung durch Gruppen oder für Präsentationen zur optimalen Aus-stattung eines Lernzentrums. Gleiches gilt für TV-Geräte mit Video- und DVD-Player, Videoschnittplätze und Scan- und Druckmöglichkeiten verschiedener Materialien in allen Größen.

30 Vgl. Kap. 1.4 Veränderte Rahmenbedingungen und ihre Auswirkungen, S. 15

2 Theorie der Lernzentren 32 Lernmaterial wie Whiteboards, Pinnwände, Tafeln, Flipcharts, Moderationsmaterial (Poster, verschiedenfarbige Karten mit unterschiedlichen Formen, Bewertungs-punkte) unterstützt Arbeitsgruppen in idealer Weise in der Anwendung von Kreativ-techniken oder der Vorbereitung von Präsentationen. Sie sollten in allen Gruppen-räumen vorhanden sein, bei großen Gruppenarbeitsflächen sollten sie in aus-reichender Zahl in der Nähe bereitstehen.

2.3.3 Die Dienstleistungen und das Personal

Zu einem Lernzentrum gehört mehr als das Bereitstellen von Räumen und Technik:

Der Erfolg steht und fällt mit den angebotenen Dienstleistungen und der Beratung der Studierenden durch qualifiziertes Personal.

Ziel der Lernzentren ist es, zu einem „one-stop-shop“ zu werden, also einer Ein-richtung, die allen Bedürfnissen der Studierenden gerecht wird und ihnen bei Fragen zu allen Themengebieten weiterhelfen kann; zumindest, was die Prozesse des wissenschaftlichen Arbeitens und Lernens angeht. Dieser Anspruch setzt eine sehr hohe Kundenorientierung des Lernzentrums und seiner Mitarbeiter voraus. Einige britische Learning (Resource) Centres orientieren sich strikt an den Studierenden-bedürfnissen und -wünschen und richten ihre Dienstleistungen und Angebote streng danach aus, auch wenn sie damit einige bibliothekarische Gepflogenheiten miss-achten.

Was die Themengebiete der Beratungsangebote angeht, so umfassen sie neben der klassischen bibliothekarischen Auskunftsarbeit auch IT-Helpdesks, Beratung in Medienproduktion und -verarbeitung, Studienberatung, Fragen der wissenschaft-lichen Arbeit und des Publizierens sowie Lernberatung (beispielsweise methodische Hilfestellung, Bestimmung des Lerntyps, Erstellung eines Lernplans, Auswahl ge-eigneter Informationsquellen und Lernangebote). Einen Schritt weiter geht die Londoner Kingston University, in deren Lernzentrum auch Karriereberatung, Hilfe bei der Wohnungssuche und eine Finanzberatung stattfinden.31 Das Lernzentrum wird hier zu einem Ort, dessen Hilfestellung über das Studium hinausreicht.

Das Ziel lautet, den Studierenden eine zentrale Informationstheke nach dem Prinzip

„one face to the customer“ zu bieten, an der alle Fragen gestellt werden können und die Mitarbeiter in allen Fachbereichen sowie der Kundenberatung qualifiziert sind.

Neben dem Beratungsangebot bestehen auch noch die virtuellen Dienstleistungen eines Lernzentrums. Besonders haben sich hier bibliothekarische Angebote wie E-Books und E-Journals, Online-Auskunftsdienste, Datenbanken und E-Learning-Angebote hervorgetan. Die Entwicklung kundenfreundlicher Portallösungen steht im Vordergrund, um einen möglichst einfachen und einheitlichen Zugang zu allen elektronischen Angeboten des Lernzentrums zu bieten.

31 Vgl. Kingston University London: Information Services.- URL:

http://www.kingston.ac.uk/library/index.html (letzter Zugriff: 14.07.2009)

3 Geschichte und Entwicklung 33 Die Mitarbeiter müssen in der Lage sein, alle im Lernzentrum aufkommenden Fragen und Probleme beantworten und lösen zu können und flexibel auf die Kundenbedürf-nisse zu reagieren. Meist bedeutet dies, dass sie in viele Themengebiete, die über die bibliothekarische Kompetenz hinausgehen, eingearbeitet werden müssen.

Alternativ wird Personal aus den entsprechenden Einrichtungen hinzugezogen, sodass beispielsweise Bibliothekare und IT-Spezialisten aus dem Rechenzentrum gemeinsam einen zentralen Helpdesk besetzen. Learning (Resource) Centres aus Großbritannien setzen diese Variante seit Jahren um, beispielsweise im Adsetts

Alternativ wird Personal aus den entsprechenden Einrichtungen hinzugezogen, sodass beispielsweise Bibliothekare und IT-Spezialisten aus dem Rechenzentrum gemeinsam einen zentralen Helpdesk besetzen. Learning (Resource) Centres aus Großbritannien setzen diese Variante seit Jahren um, beispielsweise im Adsetts