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Teil 2: Entwicklung eines neuen Konzepts für die Bibliothek der Universität

6 Vorschläge für die gesamte Bibliothek

6.5 Arbeitszonen

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Gruppenarbeit im Studium wird der Be-darf an Gruppenarbeitsplätzen immer größer. In der Bibliothek der Universität Konstanz ist Gruppenarbeit derzeit nur in den dafür ausgewiesenen, isolierten Gruppenarbeitsräumen im Buchbereich J erlaubt. Die Anzahl der Gruppenarbeits-räume reicht jedoch nicht mehr aus und muss erhöht werden. Da im Bereich J kein Platz für weitere Gruppenarbeitsräume mehr ist, muss eine andere Lösung gefunden werden.

Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

- Das Adsetts Centre experimentierte bei der Eröffnung 1996 mit einem Modell, das Gruppenarbeitsplätze rund um die lauten Treppenhäuser und Einzel-arbeitsplätze in weiter entfernten Bereichen vorsah. Je weiter sich die Studierenden vom „geschäftigen“ Bereich entfernten, desto ruhiger sollten die Arbeitsplätze sein.86 Diese Theorie funktionierte in der Praxis nicht, da sie von den Studierenden nicht intuitiv umgesetzt wurde und auch die Aufstellung

86 Vgl. Gespräch mit Alison Ward

6 Vorschläge für die gesamte Bibliothek 103 einer Regel für sie keinen Sinn machte. Viele Gruppenarbeitsplätze sind heute im ganzen Adsetts Centre verteilt und mit einfachen schalldämmenden Stell-wänden abgetrennt.

- Eine andere Möglichkeit wäre, Gruppenarbeit wie im Buchbereich N in einem großen, ausgewiesenen Raum zu erlauben. In der Regel gehen Gruppen-arbeiten mit einem gewissen Lärmpegel einher, sodass keine absolute Ruhe erforderlich ist und sich die Gruppen gegenseitig nicht stören. Diese Fläche müsste jedoch wiederum räumlich getrennt und schallisoliert sein, damit an-grenzende Arbeitsplätze nicht gestört werden.

Abbildung 69: Gruppenarbeitsraum im Buchbereich N Quelle:

http://www.ub.uni-konstanz.de/fileadmin/Dateien/Benutzung/BuchbereichN.jpg

- Eine weitere Möglichkeit wäre, nicht die Gruppenarbeitsplätze, sondern die Einzelarbeitsplätze in isolierte Räume zu verlagern, wie dies im Information Commons in Sheffield gemacht wird. Martin Lewis berichtet über die Ent-scheidung, im IC stille Arbeitsplätze anzubieten: „(…) it was clear from some of the buildings we visited that the only way to achieve this was with complete acoustic enclosure of this space.“87 Auch das Saltire Centre der Glasgow Caledonian University trennt seine Stillarbeitszonen strikt vom Rest des Ge-bäudes. So gibt es dort mehrere abgeschlossene „silent study“-Räume, die nur über das Treppenhaus und Brücken erreicht werden können, die quer durch das Gebäude führen. So wird eine vollständige Lärmisolierung erreicht

87Lewis 2008 (b), S. 42

6 Vorschläge für die gesamte Bibliothek 104 und Einzelarbeitsplätze werden nicht durch Gruppenarbeiten gestört. Lern-gruppen müssen nur geringe Rücksicht nehmen und können auch laut mit-einander diskutieren.

Abbildung 70: Zugänge zu den verschiedenen Arbeitsbereichen im Saltire Centre Glasgow

Quelle:

http://www.dundee.ac.uk/estates/Space/SaltireCentre021.jpg

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Abbildung 71: Eingang zum „Silent Study Space“ im Information Commons Sheffield

Quelle: eigenes Foto

Die Einrichtung von Arbeitszonen, die nicht deutlich voneinander getrennt sind, scheint nicht zu funktionieren und wird der Bibliothek der Universität Konstanz nicht empfohlen. Durch die offene Architektur ist jedoch diese nötige deutliche Trennung kaum möglich, da für diesen Zweck ganze Ebenen in den Buchbereichen versiegelt werden müssten. Außerdem ist die Einzelarbeit noch weiter verbreitet als die Gruppenarbeit, sodass es sinnvoller erscheint, die Gruppenarbeit zu separieren.

Viele Lernzentren möchten den Studierenden trotz offener Architektur die Möglichkeit geben, etwas Privatsphäre zu haben und sich zurückziehen zu können. Dies wird erreicht durch flexible Abtrennungen der Einzelarbeitsplätze voneinander. Die ein-fachste Variante dafür ist der Einsatz von Stellwänden, die flexibel verschoben werden können und den Studierenden einen eigenen optischen und auch akustischen Bereich schaffen. Es gibt jedoch noch aufwendigere Modelle, die den Nutzen mit interessantem Design verbinden: das Saltire Centre hat über-dimensionierte aufblasbare Iglus, in denen jeweils ein Gruppenarbeitsplatz steht, andere Einrichtungen verwenden Tücher, die von der Decke hängen, Segel oder ver-schiebbare Glas- oder Holzwände in verschiedenen Formen, Farben und Größen.

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Abbildung 72: Aufblasbares Iglu im Saltire Centre Glasgow Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/146799840/in/set-72057594135346630/

Abbildung 73: Arbeitsplätze des Georgia Institute of Technology, Atlanta USA

Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/447054738/in/set-72157594535259942/

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Abbildung 74: Arbeitsplätze der University of Cumbria

Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/483602486/in/set-72157594535259942/

Abbildung 75: Arbeitsplätze im Information Commons Sheffield Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/2295407439/in/set-72157602844855199

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Abbildung 76: Arbeitsplätze im North Hertfordshire College Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/146826616/in/set-72157594535263191/

Abbildung 77: Gruppenarbeitsplätze im „Techno-Café“ der Durham University Quelle:

http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/399644144/in/set-72157594535259942/

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Abbildung 78: Trennwände aus Glas im Saltire Centre der Glasgow Caledonian University

Quelle: http://www.flickr.com/photos/jiscinfonet/161673539/in/set-72157594535261767/

Einige dieser Maßnahmen erfordern jedoch einen ausreichend großen Raum, der nicht überfrachtet wird. Aufgrund der eher niedrigen Decken in den Buchbereichen kommen halbhohe Trennwände infrage, um private und ruhige Arbeitsplätze zu schaffen.

Für die Bibliothek der Universität Konstanz scheint es am sinnvollsten, die Akustik so weit zu verbessern, dass Studierende überall in der Bibliothek ruhige Arbeitsorte finden, an denen konzentriert alleine gelernt werden kann. Gleichzeitig sollen sie die Möglichkeit haben, jederzeit schallisolierte Gruppenarbeitsräume aufzusuchen. Es ist zu erwarten, dass dann weniger einzelne Studierende die ruhigen Gruppenarbeits-räume aufsuchen, die eigentlich Arbeitsgruppen zur Verfügung stehen.

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