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2 Zusammenfassungen

2.1 Gebietssteckbrief

Tabelle 1: Gebietssteckbrief

Natura 2000-Gebiet FFH-Gebiet: Rheinniederung von Wittenweier bis Kehl, Nr. 7512-341 Vogelschutzgebiet: Rheinniederung Nonnenweier bis Kehl, Nr. 7512-401 Größe des Gebiets;

Vogelschutzgebiet: 3897,7 ha 99,6 %

Anzahl der

Kima Beschreibung: Das Natura 2000-Gebiet liegt in der Oberrheinebene und ist gekennzeichnet durch milde Winter und die wärmsten Sommer in Deutschland bei geringen bis mäßigen Nieder-schlägen. Die Jahresdurchschnittstemperaturen erreichen um 10 °C; im wärmsten Monat Juli liegen die Durch-schnittswerte um oder sogar knapp über 20 °C, was in Deutschland, mit Ausnahme klimatisch begünstigter

Bal-lungsräume, nirgendwo erreicht wird. Grund dafür sind häu-fige Südwest-Wetterlagen mit Luftmassen aus dem westli-chen Mittelmeerraum. Die durchschnittliwestli-chen Jahresnieder-schläge fallen innerhalb des MaP-Gebiets von 690 mm in Kehl bis 730 mm in Wittenweier ab.

Klimadaten: Jahresmitteltemperatur: 10 °C

Mittlerer Jahresniederschlag: 690-730 mm Geologie Das MaP-Gebiet liegt im Mittleren Oberrheintiefland bzw. der Offenburger

Rhein-ebene. Das Oberrheinische Tiefland entstand durch einen Grabenbruch, der mit Sedimenten verfüllt wurde. Die Bruchstruktur ist durch eine West-Ost Dehnung der Erdkruste bei gleichzeitiger Absenkung im Bereich der heutigen Oberrheinebene entstanden. Die Offenburger Rheinebene ist eine würmeiszeitliche Niederterrasse des Rheins, deren Kiese und Sande im Pleistozän geschüttet wurden. Grundwas-ser- und staunasse Niederungsböden wechseln sich mit höher gelegenen, aufgrund häufig mächtiger Lehmauflagen mittleren, z. T. auch trockenen und kiesig-sandigen Böden ab. Das MaP-Gebiet ist eine weitgehend reliefarme Ebene zwischen 139 m im Norden und 158 m ü. NN im Süden. Sie weist nach Westen hin ein geringes Gefälle auf und ist durch zahlreiche Bäche gegliedert, die jeweils in den Rhein ent-wässern. Die Böden sind aus den die Rheinschotter überlagernden Hochflut- und Auenlehmen entstanden.

Landschafts-charakter

Die Landschaft der Rheinniederung zwischen Wittenweier bis Kehl ist geprägt durch Ackerbau, in den Niederungen auch durch Grünlandwirtschaft. Auf besonders nas-sen, siedlungsfernen und rheinnahen Flächen haben sich überwiegend standortty-pische Laubwälder erhalten. Daneben sind an solchen Standorten, früher zur Streugewinnung genutzte, Röhrichte und Streuwiesen in geringem Umfang erhal-ten. Die zahlreich vorkommenden und miteinander vernetzten Fließgewässer im Gebiet weisen eine überwiegend geringe Fließgeschwindigkeit auf. Die Ufervegeta-tion ist oftmals durch einen lockeren Gehölzbewuchs charakterisiert. Diese Gehölze sind größtenteils aus, ab den 1950er Jahren durchgewachsenen, vormals regelmä-ßig zur Brennholzgewinnung „Auf-den-Stock-gesetzten“ Weiden (Salix spec.), Erlen (Alnus spec.) und Eschen (Fraxinus excelsior) aufgebaut. Auch entlang der Gräben sind in den letzten Jahrzehnten zunehmend Gehölze aufgewachsen, die diese Landschaftskammerung verstärken. Einige der Bäche wurden ehemals für den Mühlenbetrieb aufgestaut. Zudem sind zahlreiche Baggerseen und Altrheinarme im FFH-Gebiet vorzufinden.

Die Rheinniederung wird durch den Rhein und einen fast durchgehenden „Rhein-wald“ charakterisiert. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Fließgewässer be-gradigt sowie befestigt und in den 1970er Jahren mittels hoher Rheinseitendämme und einer Staustufe bei Schwanau zur Energiegewinnung aufgestaut. Die Auenwäl-der stocken auf vormaligen Kiesbänken. In Auenwäl-der ersten Waldgeneration entwickelte sich verbreitet ein als Mittelwald genutzter Stiel-Eichen-Ulmen-Auenwald. Dieser wurde bis zum Staustufenbau regelmäßig durch Rheinhochwasser überflutet.

Auf den in den 1970er Jahren errichteten Rheinseitendämmen entwickelten sich Ersatzstandorte für einen Teil der Flora, aber auch Fauna der vormals für den Rhein in diesem Abschnitt typischen Kiesbänke und -inseln. Die nun nicht mehr überflute-ten ehemaligen Auenwälder wurden teilweise nach und nach in Hybridpappel- bzw.

Berg-Ahorn- und Eschen-dominierte Wirtschaftsforste umgewandelt. Durch den fortschreitenden Kiesabbau entstanden große Kiesbaggerseen, insbesondere süd-westlich von Goldscheuer. Nach wie vor hat die Rheinniederung aber ein durch Altarme und -wasser sowie Schluten geprägtes Relief aus Kies- und Sandablage-rungen des Rheins mit unterschiedlich mächtigen, mal sandigen, mal lehmigen Auenlehmüberlagerungen. Entsprechend wechseln die Standortverhältnisse oft sehr kleinräumig und das Netz unterschiedlicher Gewässertypen ist eng. Außerhalb des Walds ist der Ackeranteil nicht ganz so hoch wie auf der Niederterrasse. So liegt der überwiegende Teil der mit Hochstammobstbäumen bestandener Wiesen des Gebiets in der Rheinniederung. Einige hohe ehemalige Kies- und Sandbänke mit flachgründiger Bodenauflage sowie die Rheinhochwasserdämme sind mit Über-gängen von Halbtrockenrasen zu mageren Flachlandmähwiesen bewachsen. In Schluten und an den Ufern der Altwasser sind – soweit sie nicht infolge der Nut-zungsaufgabe seit den 1950er Jahren bereits verbuscht und verwaldet sind – Röh-richte und Streuwiesen, an trockeneren Stellen auch Wirtschaftswiesen mittlerer bis

wechseltrockener Standorte erhalten.

Gewässer und Wasserhaushalt

Das Natura 2000-Gebiet zeichnet sich durch den Rhein und dessen Aue mit ihren Uferzonen und Auenwäldern aus. Charakteristisch für das Gebiet ist eine hohe Dichte an Altarmen, kleinen und mittelgroßen Wasserläufen, Baggerseen, Wiesen-gebieten und Wäldern der Flussniederungen.

Geprägt wird das Gebiet im Wesentlichen durch das Gewässersystem der Elz und historische Mühlbäche oder Betriebskanäle. Entsprechend haben sie einen relativ gestreckten, ggf. Geländeniederungen folgenden Verlauf, ohne durch Verlegungen in moderner Zeit ausgesprochen begradigt zu sein. Auch das zur Ent- und Bewäs-serung angelegte Grabensystem hat überwiegend eine vormoderne, relativ vielge-staltige Struktur.

In weiten Bereichen steht das Grundwasser nur wenige Dezimeter unter Flur an.

Der Porengrundwasserleiter besteht aus quartären/pliozänen Sanden und Kiesen, welche im Oberrheingraben abgelagert wurden.

Böden und Stand-ortverhältnisse

Laut bodenkundlicher Karte kommen im Natura 2000-Gebiet für den Bereich zwi-schen Wittenweier und Kehl großflächig Auenböden und Gleye vor. Entlang des Rheins setzen sich die bodenkundlichen Einheiten aus kalkreichem Braunen Auen-boden (Vega) sowie Auengley und Braunem-AuenAuen-boden-Auengley (Vega-Gley) zusammen. Der Braune Auenboden entwickelt sich aus feinsandig-schluffigem Auensediment über holozänen Rheinschottern, das Ausgangsmaterial der Gleye besteht aus Auenlehm, ebenfalls über holozänen Rheinschottern.

Im südlichen Teil des Gebiets, zwischen Wittenweier und Nonnenweier, hat sich im Bereich der Niederterrasse Gley-Parabraunerde aus sandig-lehmigem Hochflut-sediment über Niederterrassenschotter entwickelt.

Auf ausgedehnten, ebenen Auenflächen der jüngeren Rheinaue stehen bei Alten-heim und Goldscheuer großflächige Auenpararendzinen (Kalkpaternia) aus Auen-mergel über holozänen Rheinschottern an. Zwischen Marlen und Kehl ist auf diesen Flächen Auengley-Auenpararendzina (Gley-Kalkpaternia) aus

feinsandig-schluffigem Hochwassersediment entstanden.

In flachen Rinnen und Senken in den Rheinauen sind kalkhaltige Nassgleye aus Auenlehm über Terrassenschottern des Rheins ausgebildet.

Gleye und Auenböden sind stark von Grundwasser beeinflusst und bilden nasse, wechselnasse bis wechseltrockene Standorte aus. Diese Flächen werden vor allem als Wald- und Grünlandstandorte genutzt.

Nutzung Die forstwirtschaftliche Nutzung ist auf einige Waldinseln und die Altaue entlang des Rheins konzentriert.

Außerhalb der Wälder und Biotope wird die Landschaft überwiegend und zuneh-mend intensiv ackerbaulich genutzt. Der Grünlandanteil im Gebiet hat sowohl in der Rheinniederung wie auch in den Niederungen der Bäche der Niederterrasse in den letzten Jahrzehnten nach großflächigen Umbrüchen in den 1960er und 70er Jahren durch LPR-Verträge insbesondere in den 1990er Jahren wieder leicht zugenom-men.