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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.1 Rechtliche und planerische Grundlagen

3.2.12 Auenwälder mit Erle, Esche und Weide [91E0*]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Auenwälder mit Erle, Esche und Weide

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und ergänzenden Nebenbögen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 2 20 -- 22

Fläche [ha] 3,9 27,7 -- 31,6

Anteil Bewertung vom LRT [%] 12,2 87,8 -- 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,1 0,7 -- 0,8

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der prioritäre Lebensraumtyp Auenwälder mit Erle, Esche und Weide [91E0*] umfasst bach-begleitende Erlen- und Eschen-Auenwälder sowie Wälder quelliger oder durchsickerter Standorte an Hängen und Hangfüßen in Gebirgstälern. Eingeschlossen sind die Weichholz-auen an regelmäßig und oft länger überfluteten Flussufern. Häufig nur sehr schmale Bestän-de entlang von Gewässern oBestän-der fragmentarisch im unmittelbaren Quellbereich, häufig mit nitrophiler Krautflora. Sehr lückige Bestände an Gewässern zählen nicht zum Lebensraum-typen. Ausgeschlossen sind ebenfalls Bestände, die standörtlich einem Sumpfwald entspre-chen (berücksichtigt ab WBK 2010).

Die Überflutungsdauer unterscheidet sich je nach Subtyp erheblich. Der Weichholzauenwald ist durch besonders lange Überflutungen gekennzeichnet, die auch während der Vegetati-onsperiode auftreten können.

Der Lebensraumtyp ist im Offenland relativ spärlich ausgebildet. Die Auenwälder sind je Bachseite in der Regel nur einreihig ausgebildet, da die meisten der ausgedeichten Bäche kaum Wasserstandschwankungen aufweisen und die Ufer meist steil sind. Zusammen mit dem anschließenden Gebüschmantel kann sich in dichten Beständen dennoch ein waldarti-ges Mikroklima entwickeln.

Im Waldbereich tritt der Silberweiden-Auenwald flächenmäßig am häufigsten auf. Bachbe-gleitende Gehölzstreifen sind die zweithäufigste Waldgesellschaft, gefolgt von Traubenkir-schen-Erlen-Eschen-Wäldern, sowie Uferweidengebüschen und einem Grau-Erlen-Auenwald entlang kleiner Fließgewässer im Auenbereich.

Das Erscheinungsbild der Silber-Weiden-Auenwälder im Waldbereich ist uneinheitlich. Sie kommen meist als lückige, strukturreiche, überwiegend schmale, fast ausschließlich aus Sil-ber-Weiden (Salix alba) bestehende (Rest-) Bestände entlang der Altwasser, Altarme und Flüsse vor. Selten beigemischt sind Bruch-Weide (Salix fragilis), Feld-Ulme (Ulmus minor) und Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). Häufig beigemischt als nicht gesellschaftstypische Baumart sind Hybridpappeln (Populus spec.), die aufgrund ihres Alters häufig einen hohen Totholzanteil aufweisen. In den wenigen Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wäldern dominieren meist Schwarz-Erlen. Beigemischt sind Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior), Silber-Weide und Traubenkirsche (Prunus padus), letztere überwiegend in der Strauchschicht mit Beimischung von Hasel (Corylus avellana) und Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Im Offenlandbereich setzt sich die Strauchschicht aus Gewöhnlichem Schneeball (Viburnum opulus), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Gewöhnlichem Liguster (Ligustrum vul-gare) zusammen; häufig auch aus Schlehen (Prunus spinosa), die den oberen Abschluss des Gehölzes bilden. Die Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) leidet im offenen Bereich deutlich weniger unter dem Eschentriebsterben als in den Auenwäldern des Rheins. Teilwei-se befindet sich der LRT [91E0*] jedoch in einer natürlich bedingten Weiterentwicklung zum LRT Hartholzauenwälder [91F0].

Die Krautschicht wird von Röhrichten und Großseggenbeständen bestimmt und ist überwie-gend eutroph ausgeprägt. Schilf (Phragmites australis), Sumpfsegge (Carex acutiformis), Kratzbeere (Rubus caesius) und Stickstoffzeiger wie Große Brennnessel (Urtica dioica) und Gewöhnliche Nelkenwurz (Geum urbanum) treten häufig auf. In den Erlen-Eschen-Wäldern kommen weitere Feuchtezeiger hinzu wie Rasenschmiele (Deschampsia caespitosa) und Mädesüß (Filipendula ulmaria). Typische Waldarten, wie das Gewöhnliche Hexenkraut (Cir-caea lutetiana) sind nur in dichteren Auenwaldbeständen vorhanden.

Die Verjüngungsanteile sind gering. In Teilbereichen besteht die Verjüngung fast ausschließ-lich aus Stockausschlägen der Silber-Weide.

Das Arteninventar wird insgesamt mit gut (Wertstufe B) bewertet. Dabei wurden drei EE mit hervorragend, 16 EE mit gut (Wertstufe B) und drei EE mit mittel bis schlecht (Wertstufe C) bewertet.

Das Alter der Bestände liegt meist zwischen 40 und 50 Jahren. Viele Silber-Weiden sind mehrstämmig und aus Stockausschlag entstanden, andere entstammen der Pflanzung durch Steckhölzer. Eine Besonderheit sind die sogenannten Kopfweiden, die aufgrund von Höh-lungen wertvolle Habitatbäume darstellen können. Totholz ist trotz des relativ geringen

Be-standsalters im mittleren bis hohen Umfang vorhanden, besonders wenn die anteiligen Pap-peln (Populus spec.) absterben. Der Wasserhaushalt ist verändert, aber für den Lebens-raumtyp noch günstig.

Die Habitatstrukturen sind daher insgesamt gut ausgebildet (Wertstufe B). Dabei wurden zwei EE mit hervorragend (Wertstufe A), 14 EE mit gut (Wertstufe B) und sechs EE mit mittel bis schlecht (Wertstufe C) bewertet.

Beeinträchtigungen bestehen trotz der sehr geringen Wasserstandschwankungen und Ver-änderung der Artenzusammensetzung durch Neophyten wie beispielsweise dem Indischen Springkraut (Impatiens glandulifera) und der Späten Goldrute (Solidago gigantea) nur in ge-ringem Umfang (Wertstufe A).

Zusammenfassende Beschreibung des FFH-Lebensraumtyps Auenwälder mit Erle, Esche, Weide

Lebensraumtypisches Arteninventar gut B

Baumartenzusammensetzung Anteil gesellschaftstypischer Baumarten 88 %:

Grau-Erle 4 %, Gewöhnliche Esche 12 %, Weidenarten 61 %, Schwarz-Erle 6 %, Straucharten 5 %

Anteil nicht gesellschaftstypischer Baumarten 15 %:

Espe 2 %, Populus canadensis 3 %, Vogelkir-sche 1 %, sonst. Pappelarten 3 %, sonstiges Hartlaubholz 1 %, sonstige Laubbaum 5 %

B

Verjüngungssituation Anteil gesellschaftstypischer Baumarten an der Verjüngung 100 %: Grau-Erle 100 % (geringfü-gig Gewöhnliche Esche)

B

Bodenvegetation Bodenvegetation eingeschränkt vorhanden B

Lebensraumtypische Habitatstrukturen gut B

Altersphasen Jüngere bis ältere Phasen vorhanden B

Totholzvorrat Vor allem bei Weichholzarten hinreichend vor-handen

B

Habitatbäume In eher geringem Umfang vorhanden B

Wasserhaushalt Verändert, für den Wald-LRT noch günstig B

Beeinträchtigungen gering A

Bewertung auf Gebietsebene gut B

Verbreitung im Gebiet

Der prioritäre Lebensraumtyp Auenwälder mit Erle, Esche und Weide [91E0*] verteilt sich fragmentarisch auf 49 Einzelflächen, wovon 22 Teilflächen in enger Gemengelage mit dem Lebensraumtyp Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260] auftreten. Häufige Vorkommen sind im Bereich des Polders Altenheim und des Polders Ichen-heim/Meißenheim/Ottenheim entlang des Rheins.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Grau-Erle (Alnus incana), Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior), Silber-Pappel (Populus alba), Schwarz-Pappel (Populus nigra), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), Sil-ber-Weide (Salix alba), Lavendel-Weide (Salix elaeagnos), Bruch-Weide (Salix fragi-lis), Korb-Weide (Salix viminafragi-lis), Flatter-Ulme (Ulmus laevis), Roter Hartriegel (Cor-nus sanguinea), Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana), Gewöhnliches Pfaffenkäpp-chen (Euonymus europaeus), Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare),

Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Schlehe (Prunus spinosa), Rote Johan-nisbeere (Ribes rubrum), Purpur-Weide (Salix purpurea), Schwarzer Holunder (Sam-bucus nigra), Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus), Schlehen (Prunus spino-sa), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Ge-wöhnliches Hexenkraut (Circaea lutetiana), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespito-sa), Echter Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Schilf (Phragmites australis), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Wasserkresse (Rorippa amphibia), Kratzbeere (Rubus caesius), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Arznei-Beinwell (Symphytum officinale), Große Brennnessel (Urtica dioica), Gewöhnliche Nelkenwurz (Geum urbanum), Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album), Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcama-ra), Hopfen (Humulus lupulus), Feld-Ulme (Ulmus minor), Grau-Weide (Salix cinerea), Stiel-Eiche (Quercus robur).

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten

Kanadische Pappel (Populus canadensis), Kirschpflaume (Prunus cerasifera), Ge-wöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus inserta), Artengruppe Brombeere (Rubus sectio Rubus), Große Brennnessel (Urtica dioica), Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera), Späte Goldrute (Solidago gigantea).

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung Schwarz-Pappel (Populus nigra – RL BW 2)

Bewertung auf Gebietsebene

Die Baum- und Strauchschicht ist überwiegend gut ausgebildet und nur wenig anthropogen verändert. Die zerstreut eingebrachten Hybrid-Pappeln (Populus x canadensis) sind stets alt und meist abgängig, so dass sie wertgebende Habitatstrukturen bieten. Aufgrund des gut ausgeprägten Arteninventars und der guten Habitatstrukturen sowie kaum vorhandener Be-einträchtigungen (Vorkommen von Neophyten und Veränderung des Wasserhaushalts) wird der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps [91E0*] insgesamt mit gut (B) bewertet.