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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie

3.3.7 Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Syn: Maculinea nausithous, neu

Erfassungsmethodik

Detailerfassung, Kartierjahr 2017

Die Detailerfassung nach MaP-Handbuch unterscheidet sich gegenüber der Stichprobenme-thode indem die Untersuchung eines Teilgebietes nicht nach dem ersten Falterfund sofort abgebrochen, sondern der Falterbestand und dessen Verteilung innerhalb eines Gebiets näher betrachtet werden. Die Flächen mit Falternachweis bzw. Habitateignung der ersten Begehung wurden zusätzlich ein zweites Mal am Ende der Flugzeit aufgesucht. Eine ergän-zende Eihüllensuche – wie sie nach der Methodenbeschreibung im MaP-Handbuch für prin-zipiell geeignete Habitatflächen ohne Nachweis vorgesehen ist – erfolgte nicht, da solche Flächen nicht vorhanden sind und zudem die Eihüllen hier nicht von denen des Hellen Wie-senknopf-Ameisenbläulings zu unterscheiden gewesen wären.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 2 3 5

Fläche [ha] -- 2,5 2,0 4,5

Anteil Bewertung an LS [%] -- 56,0 44,0 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%]

-- 0,1 0,1 0,1

Bewertung auf Gebietsebene C

Beschreibung

Die Lebensstätte des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Syn: Maculinea nausithous, neu Phengaris nausithous) [1061] umfasst mehrere rheinnahe, artenreiche Streuwiesen, die

teilweise zahlreiche Bestände des Großen Wiesenknopfs aufweisen. Da diese Flächen bei hohem Grundwasserspiegel im Frühjahr jedoch jahrweise sehr lange unter Wasser stehen, sind sie als Nahrungshabitat für die Raupen des Falters während dieser Zeit überwiegend ungeeignet. So wurde durch den Polder Altenheim eine Population der Art in diesem Bereich schon beim Einstau vor der ersten offiziellen Probeflutung ausgelöscht. Des Weiteren sind die trockeneren Ränder der Streuwiesensenken oftmals mit Goldruten und Schilf bewachsen und daher als Lebensstätte nicht nutzbar. In trockenen Sommern sind diese Flächen jedoch überlebenswichtig für die Art. Als Lebensstätte wurden daher Bereiche mit guter Habitatqua-lität ausgewiesen, in denen die Art bis vor ca. fünf Jahren mit jeweils kleinen Individuenzah-len nachgewiesen wurde und ein Vorkommen nicht auszuschließen ist.

Erfassungseinheit bei Hetzlerau W Altenheim:

Die Erfassungseinheit bei Hetzlerau W Altenheim weist eine gute Habitatqualität (Wertstufe B) auf: Der einst von Gebüschen fast überwachsene, mittlerweile aber wieder offene Streu-wiesenbereich weist eine Vielzahl an Großem Wiesenknopf in einer ehemaligen Altrhein-/Mühlbach-Schlinge auf. Außerhalb der Rinne sind meist Äcker und z. T. junges Grünland vorzufinden. Der Wiesenknopf fehlt hier nur in den nassesten Teilen der Rinne; für das Über-leben der Art in Hochwasserjahren sind hier aber gerade die randlichen Pflanzen in den fla-chen Böschungen zu den Äckern hin bedeutsam. In diesem Bereich muss darauf geachtet werden, dass die Flächen im Pflegeregime enthalten bleiben.

Am 17.07.2017 wurden – trotz der kleinen besiedelten Fläche – an einem Tag 63 Falter ge-zählt; die meisten davon frisch, einzelne in Kopula oder bei der Eiablage. Andere Populatio-nen im näheren Umfeld sind möglicherweise ganz erloschen, in jedem Fall aber sehr indivi-duenschwach. Zudem besteht kein Verbund mehr zwischen den Populationen. Der Zustand der Population ist daher insgesamt gut (Wertstufe B).

Mittlere Beeinträchtigungen (Wertstufe B) treten möglicherweise in Form von Pestizid- und Nährstoffeintrag aus angrenzenden Äckern in die besonders wichtigen Randbereiche auf.

Erfassungseinheit im Süden des NSG Sauscholle W Ichenheim:

Die Erfassungseinheit im Süden des NSG Sauscholle W Ichenheim umfasst eine sehr arten-reiche, im Süden und Südosten nasse, zur Straße im Nordwesten hin trockenere Streuwiese.

Das Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings konzentrierte sich in nassen Jahren auf die trockeneren Bereiche. Ansteigende Hochwasser haben hier vermutlich zum Erlöschen der Art geführt. Zudem sind die für die Art essentiellen, trockenen Bereiche teil-weise durch Schilf überwachsen. Die Habitatqualität wird somit insgesamt mit gut (Wertstufe B) bewertet.

Am 07.07.2017 und 15.07.2017 gelang – wie auch bei mehreren Begehungen im Jahr 2016 – kein Artnachweis. Der letzte Artnachweis gelang vor einigen wenigen Jahren (genaue Auf-zeichnungen hierzu fehlen). Da die Art aktuell vermutlich erloschen ist, wird der Zustand der Population als mittel bis schlecht (Wertstufe C) eingestuft. Phengaris nausithous war hier schon immer spärlicher als P. teleius, aber im Gegensatz zu diesem mit weiteren kleinen Vorkommen in der Umgebung vernetzt.

Beeinträchtigungen sind derzeit nicht erkennbar (Wertstufe A).

Erfassungseinheit am Mühlbach NW Altenheim:

Die Streuwiese am Mühlbach NW Altenheim weist einen teilweise großen Bestand des Gro-ßen Wiesenknopfs auf. In den Senken befindet sich für P. nausithous in nassen Jahren oft-mals zu lange anstehendes Wasser, trockenere Bereiche sind hingegen gut geeignet. Die Habitatqualität wird insgesamt mit gut (Wertstufe B) bewertet.

Am 07.07.2017 und 15.70.2017 gelang kein Artnachweis. J.BRESCH traf die Art hier aber vor ca. fünf Jahren in Einzelexemplaren an. Da die Fläche weiterhin gut geeignet erscheint, bleibt die Möglichkeit, dass ein weiteres Kleinvorkommen 2017 übersehen wurde. Da das Vorkommen weniger als einen Kilometer von der Population in der Hetzlerau entfernt liegt und über einen Weg direkt über den Mühlbach verbunden ist, wäre im Falle eines tatsächli-chen Fehlens der Art jederzeit mit einer spontanen Wiederbesiedlung aus entspretatsächli-chenden Flächen zu rechnen. Der Zustand der Population wird insgesamt als mittel bis schlecht

(Wertstufe C) eingeschätzt.

Beeinträchtigungen sind derzeit nicht erkennbar (Wertstufe A).

Erfassungseinheit im Gewann Muhrauel NW Altenheim:

Im Bereich der Erfassungseinheit im Gewann Muhrauel NW Altenheim befindet sich eine Streuwiese mit teilweise großem Bestand des Großen Wiesenknopfs. In den Senken befin-det sich für P. nausithous in nassen Jahren zu lange anstehendes Wasser, trockenere Be-reiche sind hingegen gut geeignet. Die Fläche liegt in der rezenten Rheinaue und ist also von Rheinhochwassern betroffen. Bei starkem Hochwasser im Mai dürfte es hier zum lokalen Auslöschen und danach zur spontanen Wiederbesiedlung von der Hetzlerau über den Damm kommen. Der Damm sollte daher als dauerhafter Lebensraum für die Art wiederhergestellt werden. Insgesamt wird die Habitatqualität mit gut (Wertstufe B) bewertet.

Am 07.07.2017 und 15.07.2017 gelang kein Artnachweis. J. BRESCH traf die Art hier aber 2014 in Einzelexemplaren an. Da die Fläche weiterhin gut geeignet erscheint, bleibt die Mög-lichkeit, dass ein weiteres Kleinvorkommen 2017 übersehen wurde. Da das Vorkommen we-niger als zwei Kilometer von der Population in der Hetzlerau entfernt liegt und über den Mühlbach und Rheindamm mit dieser verbunden ist, wäre auch im Falle eines tatsächlichen Fehlens der Art jederzeit mit einer spontanen Wiederbesiedlung aus entsprechenden Flä-chen zu rechnen. Der Zustand der Population wird insgesamt als mittel bis schlecht (Wert-stufe C) eingeschätzt.

Beeinträchtigungen sind derzeit nicht erkennbar (Wertstufe A).

Erfassungseinheit im NW von Goldscheuer:

Im Osten der Erfassungseinheit befindet sich eine Pfeifengraswiese, im Westen eine wech-selfeuchte, selten gemähte Glatthaferwiese, die zerstreut bis stellenweise zahlreich Großen Wiesenknopf aufweisen. In den Senken befindet sich für P. nausithous in nassen Jahren oftmals zu lange anstehendes Wasser, trockenere Bereiche sind hingegen gut geeignet. Die Fläche liegt in der rezenten Rheinaue und ist also von Rheinhochwassern betroffen. Bei starkem Hochwasser im Mai dürfte es hier zum lokalen Auslöschen und danach zur sponta-nen Wiederbesiedlung von der Hetzlerau über den Damm kommen. Der Damm sollte daher als dauerhafter Lebensraum für die Art wiederhergestellt werden. Insgesamt wird die Habi-tatqualität mit gut (Wertstufe B) bewertet.

Das Vorkommen von P. nausithous ist hier seit fünfzig Jahren bekannt. Am 07.07.2017 und 15.07.2017 gelang jedoch kein Artnachweis. J. BRESCH traf die Art in diesem Bereich aber noch 2014 in Einzelexemplaren an. Da die Fläche weiterhin gut geeignet erscheint, bleibt die Möglichkeit, dass ein weiteres Kleinvorkommen 2017 übersehen wurde. Noch vor weniger als zehn Jahren wurde die Art ca. zwei Kilometer weiter südlich am Rheindamm im Bereich

"Unterer Wald" und entlang der L 98 angetroffen. Dies zeigt, dass das Vorkommen im NW von Goldscheuer über den Rheindamm mit den Vorkommen bei Altenheim vernetzt war.

Auch das Vorkommen am Rheindamm konnte am 07.07.2017, 15.07.2017 und 02.08.2017 nicht mehr bestätigt werden, obwohl der Wiesenknopf hier noch ausreichend vorkommt. Die-ser Bereich wird incl. des Dammbereichs als Entwicklungsfläche ausgewiesen. Bei günstiger Pflege des Dammes kann hier mit einer spontanen Wiederbesiedlung gerechnet werden. Der Zustand der Population wird insgesamt als mittel bis schlecht (Wertstufe C) eingeschätzt.

Mittlere Beeinträchtigungen (Wertstufe B) treten in Form von unangepassten Mahdterminen auf.

Verbreitung im Gebiet

Noch vor vierzig Jahren gab es entlang der hinteren Rheindämme zwischen Kehl und Wittenweier ein fast durchgehendes Band mit vielen kleinen Populationen des Dunklen Wie-senknopf-Ameisenbläulings. Durch dieses Band waren flächige Vorkommen bei Sundheim, Marlen, Goldscheuer, Altenheim, Ichenheim und Meißenheim mit südlich (Taubergießen) bzw. nördlich (Diersheim, Honau) vorkommenden Populationen verbunden. 2017 konnte die Art nur noch an einer einzigen Stelle (Altenheim, Hetzlerau) bestätigt werden.

Bewertung auf Gebietsebene

Im FFH-Gebiet sind die meisten Habitatflächen durch regelmäßige Überflutung oder Sukzes-sion überwiegend ungeeignet, obwohl die Raupennahrungspflanze in allen Erfassungsein-heiten zahlreich vorhanden ist. Bei Hetzlerau W Altenheim konnte 2017 ein Nachweis von mehreren Faltern erbracht werden. In allen anderen Teilen der Lebensstätte stammen die letzten Falterfunde jedoch aus früheren Jahren. Beeinträchtigungen sind überwiegend nicht erkennbar, treten jedoch vereinzelt in Form eines unangepassten Mahdregimes oder Nähr-stoffeintrag aus Ackerflächen auf. Nach Einschätzung des Gutachters ist ein Erlöschen aller Populationen im FFH-Gebiet im Laufe der nächsten zehn Jahre trotz aller Naturschutzbemü-hungen wahrscheinlicher als deren Fortbestehen. Dies ist vor allem auf das Fehlen jeglicher Vernetzung zum aktuellen Zeitpunkt zurück zu führen. Der Erhaltungszustand auf Gebiets-ebene ist trotz der Existenz einer individuenreichen Population bei Altenheim insgesamt als nur durchschnittlich (C) zu bewerten.