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No FGM FGM I FGM II/III

M,±SD, Range M,±SD, Range M,±SD, Range Test Statistik Sig.

28.33,±4.9, 8.45-91.62

29.38, ±2.9, 9.22-92.83

31.60,±1.87, 11.18-78.06

F(2, 103)= .336 .715

Darüber hinaus wird der Zusammenhang des FGM-Schweregrades und der Haarkortisolwerte korrelativ erfasst. Dieser ist nicht signifikant mitr = .02 (p = .846) und die Nullhypothese wird auch hier beibehalten.

4.2.2 Hypothese 6

Hypothese 6 untersucht den korrelativen Zusammenhang der Anzahl traumatischer Lebenser-eignistypen und Haarkortisol. Der Korrelationskoeffizient liegt bei r = .24 und ist statistisch

signifikant (p = .013). Die Alternativhypothese wird angenommen.

4.2.3 Hypothese 7

Hypothese 7 untersucht anhand einer univariaten Varianzanalyse, ob sich die Mittelwerte des Haarkortisols zwischen nicht traumatisierten (keine traumatischen Lebensereignisse) und traumatisierten Frauen ohne PTBS Diagnose (≥1 traumatischer Lebensereignistyp) und Frauen mit der Diagnose PTBS unterscheiden.

Die Gruppe nicht traumatisierter Probandinnen bestand aus 8 Frauen, die einen durchschnittli-chen Haarkortisolwert von 19.36 (±12.17, Range 8.45-40.30) aufwiesen. Traumatisierte Frauen ohne PTBS-Diagnose (n= 86) hatten einen Mittelwert von 30.94 (±16.95, Range 9.22-92.83) und die Gruppe der Frauen mit der Diagnose PTBS (n = 13) wies einen durchschnittlichen Wert von 31.42 (±10.67, Range 19.60-46.66) auf. Mit F(2,104) = 1.772 (p = .175) ergibt sich kein statistisch signifikanter Unterschied. Die Nullhypothese wird beibehalten.

4.2.4 Explorative Untersuchung von Haarkortisol und Dissoziation

In den bisherigen Ergebnissen zeigt sich eine allgemein erhöhte Dissoziationssymptomatik bei beschnittenen Frauen, die entgegen der Erwartungen bei beiden FGM-Typen gleichermaßen auftritt (Hypothese 3). Gleichzeitig impliziert die theoretische Konzeption der Dissoziation, welche dem Modell von Schauer und Elbert (2011) zufolge auf eine peritraumatische Shutdown-Reaktion zurückzuführen ist, kein Bedarf an Glukokortikoiden. Unter der Vermutung, dass es sich in der vorliegenden Arbeit um eine Stichprobe handeln könnte, bei der die HHNA-Aktivität und letztendlich die Glukokortikoidwerte traumatisierter Frauen durch deren dissoziative Symptomatik konfundiert sind wird im Folgenden der Zusammenhang von Haarkortisol und Dissoziation explorativ untersucht.

Die deskriptiven Ergebnisse ergeben bei 37 Frauen (22.2%) mindestens ein Symptom der Dissoziation während der letzten 6 Monate vor dem Interview auftrat. Das arithmetische

Mittel beträgt 1.54 (±4.3, Range 0-33) und der Median liegt bei 0. Werden Frauen, die keine dissoziativen Symptome aufwiesen ausgeschlossen, ergibt sich ein Mittel von 6.97 (±6.8, Range 1-33). Dies zeigt, dass über ein Fünftel der hier untersuchten Frauen unter dissoziativen Erscheinungen leidet, relativ wenige Frauen jedoch eine hohe dissoziative Symptomatik aufweisen.

Abbildung 4.2 stellt die Verteilung unter Ausschluss nicht dissoziativer Frauen (n = 130) graphisch dar.

Abb. 4.2: Häufigkeitsverteilung der Dissoziationssymptomatik

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Um den Zusammenhang von Dissoziation und Haarkortisol zu untersuchen, wird zunächst anhand der Gesamtstichprobe eine einfache Korrelation nach Pearson berechnet. Diese beträgt r = -.17 und ist nicht signifikant (p = .428).

Nun handelt es sich bei der Dissoziation um eine, im Sinne der klassischen Konditionierung, erlernte Reaktion (Schauer & Elbert, 2011). Demnach müsste der Summenwert der ShuDis mit der Anzahl traumatischer Lebensereignisse zusammenhängen. Dieser Zusammenhang wird korrelativ erfasst und ist erwartungsgemäß signifikant (r = .55,p ≤ .001).

Aus dem Ergebnis der Hypothese 6 geht hervor, dass die Anzahl traumatischer Lebensereignisse und Haarkortisol positiv zusammenhängen (vgl. Abschnitt 4.2.2).

Um den „reinen” Zusammenhang von Dissoziation und Haarkortisol zu erhalten, wird nun eine partielle Korrelation berechnet, bei der der Effekt der Anzahl traumatischer Lebensereignistypen kontrolliert wird. Es ergibt sich eine signifikante Korrelation vonr = -.24 (p = .015). Werden Frauen, die während der letzten 6 Monate keine dissoziativen Symptome erlebten, ausgeschlossen, beträgt die Korrelationr = -.35 und ist statistisch nicht mehr signifikant (p = .092), der Effekt jedoch aufgrund der Stichprobenreduktion größer.

Ergänzend zu diesem Befund werden Frauen mit (≥1) und ohne Dissoziationssymptome in Abbildung 4.3 in zwei Gruppen aufgeteilt und in einem Streudiagramm, das die Haarkorti-solwerte in Abhängigkeit der Anzahl traumatischer Lebensereignisse darstellt, markiert. Die Regressionsgeraden der beiden Gruppen weisen unterschiedlich starke Steigungen auf, was den Effekt der Dissoziation über das korrelative Ergebnis hinaus nochmals graphisch darstellt.

Abb. 4.3: Haarkortisol und die Anzahl traumatischer Lebensereignistypen bei Frauen mit und ohne Dissoziation

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4.3 Zusammenfassung

Der vorangegangene Teil dieser Arbeit präsentierte die Ergebnisse der im Methodenteil ope-rationalisierten Hypothesen. Wie erwartet konnte gezeigt werden, dass der Eingriff für alle Beschneidungsformen mehrheitlich mit dem Gefühl intensiver Angst oder Hilflosigkeit einhergeht und damit als traumatisches Lebensereignis einzustufen ist. Des Weiteren wiesen Frauen der Gruppe FGM II/III häufiger als unbeschnittene Frauen und Frauen der Gruppe FGM I Diagnosen psychischer Störungen und Symptome im klinisch relevanten Bereich auf. Hinsichtlich dessen unterschieden sich Frauen der Gruppe FGM I, entgegen der Erwartungen, nicht von unbeschnit-tenen Frauen. Die Ergebnisse zur Symptomschwere verhielten sich ganz ähnlich: Frauen der Gruppe FGM II/III waren erwartungsgemäß stärker von PTBS, Ängstlichkeit und Depressivität betroffen und entgegen der Erwartungen unterschied sich die Gruppe FGM I nicht von unbe-schnittenen Frauen. Die FGM-Gruppen unterschieden sich hypothesenkonträr hinsichtlich der Dissoziationsschwere nicht voneinander (FGM I vs. FGM II/III). Erwartungsgemäß wiesen jedoch beide FGM-Gruppen signifikant mehr Dissoziationssymptome auf als nicht beschnittene Frauen.

Unter Einbezug des Effekts der Anzahl traumatischer Lebensereignistypen konnte bestätigt werden, dass Frauen der Gruppe FGM II/III am stärksten unter psychopathologischen Sympto-men litten. Über die Gruppenvergleiche der FGM-Typen hinaus sagte der FGM-Schweregrad die PTBS-Symptomschwere sowie die Ängstlichkeits- und Depressivitätssymptomatik, neben der Anzahl traumatischer Lebensereignistypen und der familiären Gewalt, hypothesenkonform positiv vorher. Der zweite Teil der Hypothesentestung bezog sich auf den Zusammenhang von FGM, der Anzahl traumatischer Lebensereignistypen und der PTBS mit dem Haarkor-tisolgehalt. Der Zusammenhang von FGM und dem Haarkortisolwert konnte entgegen der Erwartungen weder durch Mittelwertsvergleiche noch korrelativ bestätigt werden. Wie erwartet zeigte sich jedoch ein positiver Zusammenhang der Anzahl traumatischer Lebensereignistypen mit den Haarkortisolwerten. Die Gruppen der PTBS-Patientinnen sowie der traumatisierten (≥1 traumatisches Lebensereignis) und nicht-traumatisierten (kein traumatisches Lebenser-eignis) Kontrollpersonen unterschieden sich nicht signifikant untereinander. Zuletzt wurde der

Zusammenhang von Dissoziation mit den Haarkortisolwerten explorativ untersucht wobei sich unter Auspartialisierung des Effekts der Anzahl traumatischer Lebensereignisse eine negative Korrelation der beiden Variablen ergab.

5 Diskussion

Die vorliegende Arbeit ist eine der ersten Studien, in der die Zusammenhänge von verschiedenen Formen weiblicher Genitalverstümmelung mit der psychischen Gesundheit untersucht, und gleichzeitig endokrine Veränderungen – gemessen über das Haarkortisol – in Verbindung mit FGM, der Anzahl traumatischer Lebensereignistypen und der PTBS beleuchtet wurden. Es zeigte sich, dass der Beschneidungseingriff unabhängig des FGM-Typs (FGM I, FGM II/III) als traumatisches Lebensereignis einzustufen ist. Erwartungsgemäß war vor allem bei Frauen nach den schwersten Formen weiblicher Genitalverstümmelung (FGM II/III) ein schlechterer psychischer Gesundheitszustand vorzufinden als bei nicht beschnittenen Frauen und Frauen der Gruppe FGM I. Entgegen den Erwartungen unterschieden sich jedoch Frauen, die nach FGM I beschnitten wurden, in Hinblick auf die hier untersuchten Facetten der psychischen Gesundheit, nicht von unbeschnittenen Frauen. Im Bereich der endokrinologischen Forschung hat diese Studie durch die Besonderheit einer größtenteils beschnittenen Stichprobe, wobei der Eingriff auch als eine Form des frühen Lebensstress’ interpretiert werden kann, neue Aspekte aufgegriffen.

Die erwarteten positiven Zusammenhänge von FGM und PTBS mit Haarkortisol konnten zwar nicht bestätigt werden, aber, wie erwartet, zeigte sich ein positiver Zusammenhang der erlebten traumatischen Ereignistypen und des Haarkortisolgehalts. Die explorativen Berechnungen legten einen negativen Zusammenhang von Dissoziation und Haarkortisol, unter Kontrolle des Effekts der Anzahl erlebter traumatischer Ereignisse, nahe.

Im Folgenden werden die Fragestellungen dieser Arbeit nochmals aufgegriffen, in Hinblick auf den aktuellen Forschungsstand diskutiert und ein Ausblick auf zukünftige Forschungsrichtungen gegeben. Anschließend wird auf Einschränkungen der Untersuchung und die Generalisierbarkeit

der Ergebnisse eingegangen.