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2.4 Voraussetzungen und Anforderungen im Beach-Volleyballspiel

2.4.2 Exkurs: Energiegewinnung und Trainingsbelastung

Dieses Kapitel soll der Lehrperson bzw. dem Trainer dabei helfen, die Prozesse im Training optimal zu steuern, um negative Auswirkungen auf die Trainierenden bzw. Schüler zu vermeiden. Durch die optimale Planung der Belastungsfolge kann einem negativen Resultat im Trainingsprozess und somit Lernerfolg entgegengewirkt werden.

„Bei der Muskelkontraktion wird das energiereiche Adenosintriphosphat (ATP) zum energieärmeren Adenosindiphosphat (ADP) abgebaut. Das ADP kann durch verschiedene Wege der Energieumwandlung wieder zu ATP resynthetisiert werden. Die schnelle Resynthese des bei der Muskelarbeit entstandenen ADP zu ATP ist für den Energiestoffwechsel von zentraler Bedeutung. Für die ATP-Resynthese gibt es mehrere Möglichkeiten. Dabei ist die Geschwindigkeit der Rückführung des ADP zu ATP von der Intensität und Dauer der Laufbelastung abhängig. Die schnellste ATP-Resynthese ermöglicht das Kreatinphosphat (CP) und dann der anaerobe Glykogenabbau“ (Neumann & Hottenrott, 2016, S. 266).

Durch die detaillierten Untersuchungen im Handbuch für Beach-Volleyball (vgl.

Hömberg, 1994) kommt bei diesem Sportspiel hauptsächlich die anaerobe Energiegewinnung zum Einsatz. Dies lässt sich dadurch behaupten, dass, wie in Abbildung 7 gezeigt, das Beach-Volleyballsportspiel von Sprüngen und kurzen Antritten dominiert wird und dadurch die aerobe Energiegewinnung,

sprich der Energiebedarf nicht oxidativ, also aerob abgedeckt werden kann (vgl.

Weineck, 2010).

Mit der anaeroben Energiegewinnung steht auch der Begriff „Laktat“ in Zusammenhang. Es bezeichnet das Salz der Milchsäure und gewinnt vor allem im Leistungs- und Profibereich in der Trainingssteuerung zunehmend an Bedeutung.

„Bei Fortdauer einer hochintensiven Belastung (Fortdauer anaerober Energiegewinnung) wird die Pufferkapazität des Organismus überschritten – Milchsäure wird angehäuft. Basierend auf diesen theoretischen Überlegungen dient die Milchsäurekonzentration (im Blut, im Muskel) als Anhaltspunkt zur Identifikation der einzelnen Umstellphasen der Energiebereitstellung unter Belastung. In der leistungsdiagnostischen und sportmedizinischen Praxis wird das Salz der Milchsäure (das Laktat) bestimmt. Es dient dabei als einer der wichtigsten Parameter zur Bestimmung der Ausdauerleistungsfähigkeit, aber auch zur Trainingsoptimierung (Wonisch, et al., 2017, S. 106).

Diese Thematik ist in Zusammenhang mit einer Schulsportwoche für die Gestaltung der Pausenzeiten relevant. Das Niveau der Anforderungen muss auf die Ausgangssituation der jeweiligen Schule, Klasse und der einzelnen Schüler behutsam angepasst sein. Die Belastung sollte möglichst so gestaltet werden, dass die Teilnehmer nicht unterfordert, aber auch nicht überfordert werden. Eine Überforderung kann sich vor allem auf die Psyche und der damit einhergehenden Motivation negativ auswirken und den Trainingsfortschritt hemmen.

Abgesehen von Schwerpunktschulen kann es durchaus vorkommen, dass Beach-Volleyball in Schulen selten unterrichtet wird und demnach auch das Trainingsalter, d. h. die Anzahl an Trainingseinheiten in Bezug auf Beach-Volleyball, eher gering ausfällt. Unter diesen Bedingungen muss die Schulsportwoche mit besonderer Sorgfalt und unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse geplant werden. In der Trainingslehre wird immer wieder vom Phänomen der Super- oder Überkompensation gesprochen, diese wird in der nachstehenden Abbildung grafisch aufbereitet.

Abbildung 9: Super-/Überkompensation (Bundessportakademie, 2017, S. 37)

Obwohl dieses Modell in der Praxis, vor allem im Schulbetrieb, schwer umzusetzen ist und eher einer Idealvorstellung gleicht, sollte es dennoch bei der Planung berücksichtigt werden. Zusätzlich sollte die inhomogene Zusammensetzung einer Trainingsgruppe bzw. einer Klasse, bezogen auf die Schulsportwoche, in die Aufbereitung miteinfließen. In Zusammenhang mit dem in Abbildung 8 dargestellten Verlauf von Belastung, Ermüdung und Wiederherstellung sollte eine Trainingseinheit als Kombination aus Trainingsreiz und Regenerationsmaßnahme gebildet sein (vgl. Gutschelhofer et al., 2017, S. 37).

Nach Platonov (1999, S. 35) ist die Ermüdung als „ein komplizierter Vorgang anzusehen, der alle Tätigkeitsebenen des Organismus (molekular, subzellular, zellular, organisch, systemisch, ganzheitlich) erfasst“.

Dass Beach-Volleyball mitunter eine sehr intensive Sportart sein kann, steht außer Diskussion. Um die Intensität und damit einhergehenden Ermüdungserscheinungen besser einschätzen zu können, zeigt die folgende

Abbildung jene Prozesse, die im menschlichen Organismus bei sportlichen Belastungen auftreten, und die Zeit, die zur Wiederherstellung benötigt wird.

Prozess Zeit der Wiederherstellung

Wiederherstellung der O2-Reserven im Organismus

10 bis 15 Sekunden Wiederherstellung alaktazider

anaerober Reserven in den Muskeln

2 bis 5 Minuten Abdeckung der O2-Schuld (alaktazid) 3 bis 5 Minuten Laktatbeseitigung 0,5 bis 1,5 Stunden Abdeckung der O2-Schuld (laktazid) 0,5 bis 1,5 Stunden Resynthese der Glykogenreserven in

den Muskeln und in der Leber

12 bis 48 Stunden Verstärkung der Synthese von

Fermenten und strukturellen Eiweißen

12 bis 72 Stunden

Tabelle 1 Wiederherstellungsdauer bei verschiedenen biochemischen Prozessen nach einer anstrengenden Muskeltätigkeit (Platonov zit. n. Wolkov, 1986, S. 45)

Die in Tabelle 1 dokumentierten Angaben stellen lediglich Richtwerte dar, da die biochemischen Vorgänge im menschlichen Organismus auf Belastungen unterschiedlich reagieren, so müsste für Beach-Volleyball eine eigenständige Messung durchgeführt werden, um exakte Daten zu erhalten. Überdies spielt auch die individuelle Reaktion der Menschen bzw. Sportler auf einwirkende Belastungen eine große Rolle. Alles in allem soll jedoch ein grober Einblick in das Wirkungsgefüge von Belastung, Ermüdung und Wiederherstellung gegeben werden (vgl. Platonov, 1999, S. 45).

Interessante Messwerte bezüglich der Herzfrequenz wurden auch bereits Anfang der 1990er-Jahre ermittelt. Wie Hömberg (1994) herausfand, beträgt die durchschnittliche Herzfrequenz über eine gesamte Spieldauer bei Spielern, welche sich im mittleren Leistungsfeld befinden, bei rund 140 Schlägen pro Minute. Weitere Untersuchungen ergaben, dass bei Spielern des weltweiten Spitzenfelds Unterschiede bei Block- und Abwehrspezialisten zu erkennen sind.

Bei ersteren liegt die durchschnittliche Herzfrequenz während der Spieldauer bei 162 Schlägen pro Minute, bei Abwehrspezialisten hingegen bei 153 Schlägen pro Minute. Die Laktatkonzentration ist bei einem

Topniveau-Abwehrspieler jedoch um ca. 0,50 mmol/l Blut höher (vgl. Hömberg, 1994, S.

43).

„Diese Punkte, wie auch die ermittelten Extrembelastungen, lassen die Vermutung zu, dass der motorischen Hauptbeanspruchungsform Ausdauer und dem ballgebundenen Training der psychischen Eigenschaften ein höherer Stellenwert als im Hallenspiel eingeräumt werden muss“ (Hömberg, 1994, S. 44).

Mit dieser Aussage möchte der Autor explizit auf die unterschiedlichen Belastungen und Differenzen im Anforderungsprofil zwischen Beach-Volleyball und Hallen-Volleyball hinweisen.