• Keine Ergebnisse gefunden

Effizienzverlust durch Entscheidungsdelegation

II. Die Clubtheorie - Grundlagen

II.4. Weiterführende Ansätze in der Clubtheorie

II.5.3. Effizienzverlust durch Entscheidungsdelegation

 

 +

2 1 27

1 a

[

7+16a a+8a

(

3+ 2+4 a+4a3C

)

+2 a

(

3+4 2+4 a+4a3C 9C

)

4 2+4 a+4a3C

3

(

3+2 2+4 a+4a3C

)

C

]

.

Der Ansatz der Kostenlinearisierung bestätigt in seiner Auswertung die Aussa-gen über die Strukturen der Nutzengewinne und –verluste des Nutzenlinearisie-rungsansatzes, die durch Wahl des Clubmanagements entstehen können. In die-sem Zusammenhang ist besonders auf die Analyse von Rucht (2007) zu verwei-sen, in der durch einen Korrelationsvergleich untersucht wird, welcher der bei-den Linearisierungsansätze deutlichere Abweichungen von bei-den von Rucht (2007) geschätzten Optimalwerten zeigt. Seine Analyse ergibt, dass die optimale Clubmitgliederanzahl nach dem Ansatz der Kostenlinearisierung den überwie-gend besseren Schätzwert darstellt. Diese Diskussion soll jedoch hier nicht in-tensiver verfolgt werden. Die beiden Linearisierungsmodelle werden hier nur im Rahmen eines Exkurses vorgestellt, um eine grundsätzliche Alternative aufzu-zeigen, wie das Modell der kubischen Gleichung vereinfacht werden kann. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit besteht keine theoretische Notwendigkeit, die li-nearisiernden Annahmen weiter zu betrachten. Das in dieser Arbeit vorgestellte Modell einer Welt voller Clubs bietet eindeutige Lösungen, so dass es einen hö-heren Erkenntniswert enthält, als die aufgezeigten Alternativen enthalten kön-nen.

II.5.3. Effizienzverlust durch Entscheidungsdelegation

Die obigen Differenzierungen haben sich daraus ergeben, dass unterstellt wor-den ist, die Clubmanager verfolgten ein anderes Ziel als die Mitglieder im selbstverwalteten Club, indem sie den Nettonutzen des Clubs insgesamt maxi-mieren. Generell sollte das Clubwachstum mit dem Aufkommen des Manager-clubs dazu führen, dass nicht nur der Gesamtnettonutzen der Gesellschaft ver-gleichsweise niedriger ist als potentiell möglich, sondern auch der Nettonutzen pro Mitglied. Dies hat gerade für den angesprochenen Kontext der FOCJ erheb-liche politökonomische Implikationen, da im Sinne dieses Konzepts die EU nun als ein durch EU-Kommissare geführter Managerclub verstanden werden kann:

122 „So werden diese zum einen ein hohes Interesse an Zentralisierung haben, denn jeder dieser EU-Politiker wird versuchen, das Breiten- und

122 „Es ist darauf hinzuweisen, dass auch die Eurozone einen Club darstellt, der ausschließ-lich von Managern gegründet worden ist, ohne jemals ein Selbstverwaltungsstadium durchlaufen zu haben. Auch sind es die Manager, die entscheiden, ob sie ein Manager-club bleibt oder nicht. Allgemein gilt: Wenn Politiker die Möglichkeit haben, sich selbst als Manager einzusetzen, dann erhält die Fragestellung sehr schnell große Bedeutung“

(Zimmermann/Schemm-Gregory 2005, S. 239).

tum seines Aufgabenbereichs zu fördern und zu erhalten. Dies sichert ihm so-wohl Macht als auch Prestige, steht jedoch dem ökonomisch vorteilhafteren Subsidiaritätsprinzip (Zimmermann/Kahlenborn 1994) entgegen. Zum anderen sind die EU-Politiker aus analogen Motiven am Größenwachstum der EU insge-samt interessiert, so dass es letztlich zu einer überoptimalen Ausweitung der Union kommen wird, wenn keine entsprechenden institutionellen Bremsen (z.B.

Referenda) vorhanden sind“ (Zimmermann/Schemm-Gregory 2005, S. 239).

a NN Verlust

Anhand des entworfenen Modells lässt sich nun leicht der Effizienzverlust durch Entscheidungsdelegation berechnen. Hierzu ist die Differenz der Nettonutzen pro Kopf aus individueller und aus Managersicht, bezogen auf den Nettonutzen pro Kopf aus individueller Perspektive zu bestimmen. Es gilt somit:

(19)

Unter Verwendung der Werte a = 9 und C = 10 ergibt sich beispielsweise 0,0677.

Die Machtdelegation an eine Managerführung kostet die Clubmitglieder somit 6,77% ihrer jeweiligen Nettonutzen, wenn sie den Club selbst verwalten würden (vgl. Zimmermann/Schemm-Gregory 2005). Kommt es zu einer Clubgründung, so ergibt sich in dem hier entworfenen Modell, dass der Wohlfahrtsverlust durch die Managerführung im Vergleich zur Selbstverwaltung mit zunehmenden a ge-gen 0,1111 steigt. Dabei wird der jeweils ange-genommene Wert von C konstant

gehalten.123 Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass der relative Wohlfahrtsver-lust durch Entscheidungsdelegation bei gegebenem C steigt, je höher der Grundnutzen a des Clubgutes ist. Zum anderen zeigt die Berechnung, dass die Kosten der Managerlösung auf 11,11% des Nettonutzens pro Kopf der individu-ellen Lösung begrenzt sind. Beide Aspekte werden durch die Abb. 11 veran-schaulicht, in die beschriebenen Definitionsbereiche kurz dargestellt sind.

Hält man hingegen den jeweiligen Grundnutzen a konstant, so sinken die relativen Wohlfahrtsverluste der Entscheidungsdelegation an eine Managerklas-se von 11,11% gegen Null, wenn im obigen Wertebereich des positiven Netto-nutzens a die Kosten C der Erstellung des Clubgutes ansteigen. Die errechneten Werte für a = 50, 80, 100, 200 und 500 sind in Abb. 12 dargestellt.124 Insgesamt verdeutlicht sie, dass es für ein Individuum mit einem bestimmten Grundnutzen a um so weniger relevant wird, ob der Club selbstverwaltet oder managergeführt ist, je teuerer die Produktion des Clubgutes ist.

C NN Verlust bei a = 50

NN Verlust bei a = 80

NN Verlust bei a = 100

NN Verlust bei a = 200

NN Verlust bei a = 500

10 10,72% 10,92% 10,97% 11,06% 11,10%

20 10,35% 10,73% 10,84% 11,01% 11,09%

30 9,99% 10,54% 10,70% 10,96% 11,07%

40 9,63% 10,36% 10,57% 10,92% 11,06%

50 9,29% 10,18% 10,44% 10,87% 11,05%

70 8,63% 9,82% 10,18% 10,77% 11,02%

90 7,99% 9,48% 9,92% 10,68% 11,00%

150 6,24% 8,49% 9,19% 10,40% 10,93%

200 4,91% 7,72% 8,60% 10,17% 10,87%

500 -1,55% 3,74% 5,51% 8,87% 10,51%

1000 -9,41% -1,44% 1,34% 6,95% 9,93%

Abb. 12: Relative Nettonutzenverluste (a konstant)

Die Relevanz dieser Ergebnisse zeigt sich besonders dann, wenn man zwischen armen und reichen Individuen und in der Bereitstellung unterschiedlich teurer Clubgüter unterscheidet. Zimmermann/Schemm-Gregory (2005, S. 240) ver-deutlichen dies an den beiden Beispielen „Verteidigung“ und „öffentliche schuli-sche Bildung“. Da die Kosten der Erstellung des internationalen Allianzgutes

123 Bei den negativen Werten in Abb. 11 liegt kein positiver Nettonutzen durch Clubgrün-dung vor, so dass der Club nicht gegründet werden würde.

124 Wiederum gilt: Sobald die Werte negativ sind, liegt kein positiver Nettonutzen durch Clubbildung vor.

„Verteidigung“ vergleichsweise hoch sind, sind die Wohlfahrtsverluste durch Entscheidungsdelegation an Manager bzw. Politiker nach Abb. 12 auch ver-gleichsweise niedriger. Dabei ist aber der Grundnutzen a für „Verteidigung“ bei reichen Individuen wohl wesentlich höher als bei Armen, so dass bei den Rei-chen die delegationsbedingten Wohlfahrtsverluste ansteigen, während die Armen mit der vollen Entscheidungsdelegation zufrieden sind. Dies wird durch eben durch die Abb. 11 zum Ausdruck gebracht. Bei dem lokalen Gut „öffentliche schulische Bildung“ stellt sich die Situation anders dar. Im Vergleich zu „Vertei-digung“ sind die Bereitstellungskosten dieses Gutes niedrig,125 so dass die rela-tiven Wohlfahrtsverluste bei Entscheidungsdelegation hoch sind. Der Grundnut-zen a bei armen Individuen dürfte bei lokaler „öffentlicher schulischer Bildung“

höher liegen als bei Reichen, da diese leicht auf private Lehrangebote zurück-greifen können.126 Auf diese Weise müssten Arme eine doppelt klare Präferenz gegen die Entscheidungsdelegation im Bereich der „öffentlichen schulischen Bildung“ haben.

Verteidigung öffentl. schul. Bildung

reich arm reich arm

a=63 a=21 a=7 a=21

Verteidigung C=100 8,60% 1,05%

öffentl. schul. Bil-dung

C=10 5,14% 9,74%

Abb. 13: Vergleich Verteidigung und öffentliche schulische Bildung Abb. 13 zeigt die entsprechend berechneten Werte, die die im Beispiel beschrie-benen Relationen zum Ausdruck bringen.127 Da der maximal mögliche

125 „Dies gilt jedoch nicht im Aggregat: Insgesamt wird in der BRD für Schulen mehr aus-gegeben als für Verteidigung. Hier wird jedoch nur die einzelne Clubsituation betrachtet (Zimmermann/Schemm-Gregory 2005, S. 240).

126 Es wird vorausgesetzt, dass eine Erhöhung der Klassenstärke die Qualität des Gutes Bildung reduziert.

127 Der Grundnutzen a wurde frei gewählt, und dieser Wert jeweils verdreifacht zwischen arm und reich, je nach unterstellter typischer Präferenzlage für Verteidigung und schuli-sche Bildung.

nutzenverlust pro Kopf durch die Entscheidungsdelegation im vorliegenden Modell auf 11,11% im Vergleich zur Selbstverwaltung beschränkt ist, realisieren die Reichen bei Verteidigung 77,4% und die Armen bei öffentlicher schulischer Bildung 87,7% ihres höchstmöglichen Wohlfahrtsverlustes. Zimmer-mann/Schemm-Gregory (2005, S. 241) sehen in dem Ausdruck (14) für den rela-tiven Nettonutzenverlust pro Kopf insgesamt einen „Indikator für das Mitspra-chebedürfnis des einzelnen Bürgers bei öffentlichen Entscheidungen“. Je höher dieser Indikator ist, umso weniger werden die Bürger zur Delegation von Ent-scheidungsbefugnissen an Politiker bereit sein und umso mehr wird von ihnen Mitsprache und direkte Demokratie gewünscht. Dabei gewinnt dieser Indikator vor allem dadurch an Relevanz, dass rein öffentliche Güter in der Realität kaum auszumachen sind. Bei den meisten öffentlichen Gütern, über die durch die Poli-tik zu entscheiden ist, sinkt eben der Nutzen mit der Anzahl der Nutzer.

Der bisher betrachtete Wohlfahrtsverlust durch Entscheidungsdelegation der Clubmitglieder an einen Clubmanager beruht allein auf Entscheidungen inner-halb eines Clubs. Es handelt sich dabei um eine clubinterne Principal-Agent-Problematik. Im nun folgenden Schritt wird dieser Aspekt weiter berücksichtigt und mit Problemen, die aus einer gesamtgesellschaftlichen Betrachtung einer Welt voller Clubs entstehen, verbunden.