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Effekte transformationaler Führung auf Debate

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5.3 Hypothesentestung

5.3.4 Effekte transformationaler Führung auf Debate

Im Unterschied zu den Hypothesen 1a, b und c beziehen sich alle im Folgenden berichteten Hypothesen und ihre Testung auf die Teamebene. Hypothese 2a besagt, dass transformationale Führung mit Debate positiv verbunden ist. Laut Hypothese 2b fungiert interpersonales Vertrauen als Mediator des Zusammenhangs zwischen transformationaler Führung und Debate. Gleichzeitig ist transformationale Führung nach Hypothese 2c positiv verbunden mit der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft. Hypothese 2d postuliert eine negative Beziehung zwischen der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft und Debate (vgl.

3.3). Folglich werden parallele positive und negative Einflüsse transformationaler Führung auf Debate erwartet, die über interpersonales Vertrauen und die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder vermittelt werden.

Zur Testung von Hypothese 2a, b, c und d werden hierarchische Regressionsanalysen (siehe 4.6.1) anhand der auf Teamebene aggregierten Daten der Mitarbeiter (N = 71) berechnet. Die Kontrollvariablen Teamgröße und die Dauer der Zusammenarbeit im Team werden jeweils als erster Block in die Regressionsgleichungen eingegeben. Als zweiter Block folgen die – je nach Hypothese variierenden – unabhängigen Variablen. Um Hypothese 2a zu testen, wurde eine Regression von Debate auf transformationale Führung berechnet (Tabelle 13). Weder für Teamgröße (β = .088; p = .456) noch für die Dauer der Zusammenarbeit im Team (β = -.171; p = .148) zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang mit Debate.

Transformationale Führung erweist sich als signifikanter Prädiktor von Debate (β = .254; p < .050). Daher kann Hypothese 2a als bestätigt erachtet werden.

Zur Prüfung von Hypothese 2b wird das von Baron und Kenny (1986) entwickelte drei-stufige Verfahren zur Testung von Mediationseffekten angewandt (vgl. Kapitel 4.6.1, siehe Tabelle 13). Die Bestätigung von Hypothese 2a entspricht dem ersten Schritt des Verfahrens. Im zweiten Schritt wird der Einfluss transformationaler Führung auf die Mediatorvariable interpersonales Vertrauen untersucht. Als Ergebnis zeigt sich, dass die Kontrollvariablen Teamgröße (β = -.213; p = .060) und Dauer der Zusammenarbeit im Team (β = -.108; p = .336) nicht signifikant mit interpersonalem Vertrauen verbunden sind.

Transformationale Führung erweist sich als signifikanter Prädiktor von interpersonalem Vertrauen (β = .362; p < .010). Als letzter Schritt wird eine Regression berechnet, die sowohl interpersonales Vertrauen als auch transformationale Führung als Prädiktoren von Debate enthält. Entsprechend den Erwartungen ist interpersonales Vertrauen ein signifikanter Prädiktor von Debate (β = .379; p < .010), während der im ersten Schritt gefundene signifikante Einfluss transformationaler Führung auf Debate nicht-signifikant wird (β = .117;

p = .330). Der Zusammenhang zwischen transformationaler Führung und Debate wird somit vollständig durch interpersonales Vertrauen mediiert. Hypothese 2b ist als bestätigt anzusehen.

Tabelle 13: Regressionsanalytische Ergebnisse bzgl. des positiven Effektes transformationaler Führung auf Debate nach der Methode von Baron und Kenny (1986)

Schritt 1 β ∆R² ∆F

1. Block: Kontrollvariablen .031 1.085

Teamgröße .088

Dauer der Zusammenarbeit im Team -.171

2. Block: unabhängige Variable .064 4.666*

Transformationale Führung .254*

Schritt 2 β ∆R² ∆F

1. Block: Kontrollvariablen .061 2.179

Teamgröße -.108

Dauer der Zusammenarbeit im Team -.213

2. Block: unabhängige Variable .130 10.573**

Transformationale Führung .362**

Schritt 3 β ∆R² ∆F

1. Block: Kontrollvariablen .031 1.085

Teamgröße .129

Dauer der Zusammenarbeit im Team -.091

2. Block: unabhängige Variablen .180 7.417**

Interpersonales Vertrauen .379**

Transformationale Führung .117

Abhängige Variable Debate

Interpersonales Vertrauen

Debate

N = 71. β = standardisierter Regressionskoeffizient. ∆R² = Veränderung des Determinationskoeffizienten.

∆F = Veränderung des F-Wertes.

** p < .01, zweiseitig. * p < .05, zweiseitig.

Hypothese 2c und d beziehen sich auf den erwarteten negativen Einflusspfad transformationaler Führung auf Debate – vermittelt über eine Steigerung der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft. Zur Prüfung von Hypothese 2c wird eine hierarchische Regression mit Teamgröße und Dauer der Zusammenarbeit als Kontrollvariablen93, transformationaler Führung als Prädiktor und der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder als abhängiger Variablen berechnet (Tabelle 14). Teamgröße (β = .160; p = .185) und Dauer der Zusammenarbeit im Team (β = -.019; p = .877) korrelieren nicht signifikant mit der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft. Der Zusammenhang zwischen transformationaler Führung und der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft

93 Bezüglich des Zusammenhangs zwischen den Kontrollvariablen und der durchschnittlichen Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft bestanden keine theoretischen Vorannahmen. Im Sinne eines explorativen Vorgehens wurden sie in die Regressionsanalyse aufgenommen.

erweist sich als nicht signifikant (β = .182, p = .133). Der positive Wert des Beta-Koeffizienten entspricht aber zumindest der erwarteten Richtung des Einflusses transformationaler Führung auf die durchschnittliche Abhängigkeit (vgl. 6.5 zur Diskussion über die Wahl von Signifikanzniveaus bei aggregierten Daten).

Um Hypothese 2d zu testen, wird eine hierarchische Regression von Debate auf die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft berechnet. Da sich interpersonales Vertrauen bei der Prüfung von Hypothese 2b als signifikanter Prädiktor von Debate erwiesen hat, wird interpersonales Vertrauen als zusätzliche Kontrollvariable – neben Teamgröße und Dauer der Zusammenarbeit im Team – in die Regressionsgleichung aufgenommen. Erwartungsgemäß zeigt sich, dass die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft einen signifikant negativen Einfluss auf Debate ausübt (β = -.251, p < .050). Demnach findet Debate desto weniger statt, je höher die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft ist. Hypothese 2d ist somit als bestätigt anzusehen.

Tabelle 14: Regressionsanalytische Ergebnisse bzgl. des negativen Effektes transformationaler Führung auf Debate

β ∆R² ∆F

1. Block: Kontrollvariablen .030 1.043

Teamgröße -.160

Dauer der Zusammenarbeit im Team -.019

2. Block: unabhängige Variable .033 2.312

Transformationale Führung .182

β ∆R² ∆F

1. Block: Kontrollvariablen .200 5.488**

Teamgröße .084

Dauer der Zusammenarbeit im Team -.081 Interpersonales Vertrauen .428***

2. Block: unabhängige Variable .061 5.349*

Durchschnittliche Abhängigkeit im Team -.251*

N = 71. β = standardisierter Regressionskoeffizient. ∆R² = Veränderung des Determinationskoeffizienten.

∆F = Veränderung des F-Wertes.

*** p < .001, zweiseitig. ** p < .01, zweiseitig. * p < .05, zweiseitig.

Abhängige Variable

Durchschnittliche Abhängigkeit im Team

Debate

Zur integrierten Testung der positiven und negativen Effekte transformationaler Führung auf Debate und zur Überprüfung der empirisch gefundenen Ergebnisse werden anschließend anhand pfadanalytischer Methoden folgende zwei Modelle miteinander verglichen: Das in Abbildung 15 grafisch dargestellte Modell (Modell 1) entspricht den in Hypothese 2a, b, c und d formulierten theoretischen Erwartungen und setzt parallel ablaufende positive und negative Einflüsse transformationaler Führung auf Debate zueinander in Beziehung. Ein alternatives Modell (Modell 2) orientiert sich dagegen an den empirisch ermittelten Ergebnissen (Tabelle 14), die keinen signifikanten Einfluss transformationaler Führung auf die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft zeigten. Entsprechend wird bei diesem Modell der Pfad von transformationaler Führung auf die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft „auf Null gesetzt”. Die Kontrollvariablen Teamgröße und Dauer der Zusammenarbeit im Team werden nicht berücksichtigt, da sich in den vorangegangenen regressionsanalytischen Berechnungen keine signifikanten Zusammenhänge zwischen den Kontrollvariablen und den anderen Untersuchungsvariablen gezeigt haben (vgl. dazu K. Lovelace et al., 2001).

Debate

Abbildung 15: Pfadanalytisches Modell zu Effekten transformationaler Führung auf Debate

Wie in Tabelle 15 berichtet, weist nur Modell 1 einen akzeptablen Fit auf. Zudem sind alle Pfadkoeffizienten in Modell 1 zumindest marginal signifikant (β1 = .342, p < .010;

β2 = .388, p < .001; β3 = .202, p = .085; β4 = -.203, p = .061). Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Regressionsanalyse zeigt sich bei der pfadanalytischen Methode ein auf dem 10%-Niveau signifikanter Einfluss transformationaler Führung auf die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder von der Führungskraft. Dieser Unterschied zwischen den regressionsanalytischen und pfadanalytischen Befunden ist darauf zurückzuführen, dass bei der pfadanalytischen Methode die Kontrollvariablen nicht einbezogen wurden. Da sich in der

Regressionsanalyse kein signifikanter Einfluss der Kontrollvariablen auf die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder gezeigt hatte, ist den pfadanalytisch gewonnenen Ergebnissen stärkeres Gewicht beizumessen. Hypothese 2c kann somit als tendenziell bestätigt angesehen werden.

Tabelle 15: Pfadanalytische Ergebnisse bzgl. der Effekte transformationaler Führung auf Debate

Modell χ² df p χ²/df RMSEA CFI TLI

Modell 1 3.153 2 .207 1.576 .091 .951 .854

Modell 2 6.058 3 .109 2.019 .121 .871 .741

N = 71.

χ² = Chi-Quadrat. df = Freiheitsgrade. χ²/df = Quotient aus Chi-Quadrat und Freiheitsgraden.

RMSEA = Root Mean Square Error of Approximation. CFI = Comparative Fit Index. TLI = Tucker-Lewis-Index.

Zusammenfassend bestätigen die empirischen Befunde Hypothese 2a, b und d und stützen tendenziell auch Hypothese 2c: Transformationale Führung ist positiv mit Debate verbunden (Hypothese 2a). Jedoch wird der positive Einfluss transformationaler Führung auf Debate, der vollständig von interpersonalem Vertrauen mediiert wird (Hypothese 2b), durch den negativen Sekundäreffekt transformationaler Führung abgeschwächt. Denn transformationale Führung steigert tendenziell die durchschnittliche Abhängigkeit der Teammitglieder (Hypothese 2c), die sich wiederum negativ auf Debate auswirkt (Hypothese 2d).