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E RGEBNISSE FÜR DIE F RAGE NACH DEM E MPFINDEN H EILPÄDAGOGISCHER F AMILIENHILFE ALS

II. EMPIRISCHER TEIL: BEGRÜNDUNG DER FORSCHUNGSMETHODE, AUSWAHL DER

8.5 E RGEBNISSE FÜR DIE F RAGE NACH DEM E MPFINDEN H EILPÄDAGOGISCHER F AMILIENHILFE ALS

Folgt man zunächst McLaughlins Annahme, dass Eltern deshalb eng mit der HPF zusammenarbeiten, weil sie 1. die Zusammenarbeit als einen Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden und 2. sich durch eine gute Zusammenarbeit eine möglichst schnelle Beendigung dieser durch entsprechende Fortschritte im Betreuungsverhältnis erhoffen, galt es hierfür zunächst zu ermitteln, ob es denn überhaupt Proband_innen gibt, die die Tätigkeit als einen solchen Eingriff in ihr Leben empfinden und ob diese sich eine schnellstmögliche Beendigung wünschen.

Blickt man hier zunächst auf das Item Durch die Anwesenheit des Personals fühle ich mich stark in meiner Privatsphäre beeinträchtigt, stimmten dieser Aussage lediglich 7 Personen (6,3 %) der gültigen n1= 111 Stimmen völlig zu. 2 Personen (1,8 %) stimmten überwiegend, 16 Personen (14,4 %) Teils / Teils, 13 Personen (11,7 %) kaum und 73 Personen (65,8 %) gar nicht zu. Dies bedeutet, dass sich nur sehr wenige Proband_innen durch die Anwesenheit der HPF in ihrer Privatsphäre gestört fühlen. Jedoch finden sich zugleich signifikante Hinweise darauf, dass eine Vielzahl der Eltern hofft, dass die Förderung entsprechende Fortschritte mit sich bringt, sodass keine Förderung mehr nötig wäre. So stimmten dem Item Ich hoffe, dass wir schnell Fortschritte machen, damit wir bald nicht mehr auf fremde Hilfe (wie z.B.: die HPF) angewiesen sind 61 Personen (55,0 %) der gültigen n1= 111 völlig zu. 19 Personen (17,1 %)

stimmten überwiegend, 22 Personen (19,8 %) Teils / Teils, 4 Personen (3,6 %) kaum und 5 Personen (4,5 %) gar nicht zu.

Als dritte Komponente wurden die Proband_innen befragt, ob ihnen Zeit mit der eigenen Familie und damit >>befreit<< von haushaltsfremden Personen besonders wichtig sei.

Blickt man in diesem Zusammenhang auf das Item Zeit nur mit meiner eigenen Familie ist mir besonders wichtig stimmten 70 Personen (61,9 %) der gültigen n1= 113 Stimmen völlig, 25 Personen (22,1 %) überwiegend, 14 Personen (11,7 %) Teils / Teils und jeweils 2 Personen (1,8

%) kaum bzw. gar nicht zu. Überraschenderweise gab es hier dennoch 18 Personen (15,9 %) die angaben, dass ihnen Zeit mit der Familie nur teilweise bzw. kaum oder auch gar nicht wichtig sei.

Geht man nun auf McLaughlins Annahme ein, dass Familien die HPFH als Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden und deshalb eng mit dieser zusammenarbeiten, um diese Kooperation schnellstmöglich zu beenden und dadurch ihre Privatsphäre wiederherzustellen, wurde dabei so vorgegangen, dass jene Fragebögen, in denen Proband_innen in Bezug auf das Item Durch die Anwesenheit des Personals fühle ich mich stark in meiner Privatsphäre beeinträchtigt, eine hohe Zustimmung aufwiesen (R>=3)36, dabei zugleich beim Item Ich hoffe, dass wir schnell Fortschritte machen, damit wir bald nicht mehr auf fremde Hilfe (wie z.B.: die HPF) angewiesen sind eine hohe Zustimmung (R>=4) aufweisen und beim Item Zeit nur mit meiner eigenen Familie ist mir besonders wichtig ebenfalls eine hohe Zustimmung (R>=4) aufwiesen, dem Item der Bereitschaft zur Zusammenarbeit gegenübergestellt wurde. Aus den für die Auswertung zur Verfügung stehenden 117 Bögen, trafen diese Bedingungen (der hohen Merkmalsausprägung) bei lediglich 16 Bögen zu. Diese Proband_innen sind also der Ansicht, dass sie die HPF als einen Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden und dabei hoffen, gute Fortschritte zu machen, um die Zusammenarbeit zu beenden.

Gibt man jene Fälle, die sich aus dieser >>Filterung<< ergeben haben nun in einer Kreuztabelle mit dem Item Ich arbeite gerne mit der HPF zusammen, stimmten 12 (75,0 %) der 16 in Frage kommenden Personen der Aussage völlig, eine Person (6,25 %) überwiegend und 3 Personen (18,75 %) Teils / Teils zu. (siehe Tab.: 21)

36Da es für diese Frage nur sehr wenige Antworten gab die eine Merkmalsausprägung von R>= 4 aufwiesen, wurden zusätzliche jene Bögen in die Berechnung miteinbezogen, die eine Merkmalsausprägung von R>= 3 (Teils / Teils) aufwiesen.

Ich arbeite gerne mit HPF zusammen Teils/Teils

Stimme

überwiegend zu Stimme völlig zu B2_i >= 4 & C2_h >= 3 & B2_j

>= 4 (FILTER)

Selected 3 1 12

Gesamt 3 1 12

Tabelle 21: Kreuztabelle: Filtervariable: Intimsphäre, Fortschritt, Wichtigkeit Familienzeit vs.

Kooperationsbereitschaft

Daraus kann abgeleitet werden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Bereitschaft zur Zusammenarbeit und dem vermuteten Motiv gibt, dass Eltern deshalb gerne mit der HPF zusammenarbeiten, weil sie diesen Dienst als Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden und dabei zugleich hoffen, dass durch schnelle Fortschritte diese Zusammenarbeit schnellstmöglich beendet werden kann. Mit anderen Worten kann konstatiert werden, dass Eltern, die die HPF als Eingriff in die Privatsphäre empfinden, gerne Zeit mit ihrer eigenen Familie verbringen und dabei hoffen, dass durch entsprechenden Forstschritt die Zusammenarbeit schnellstmöglich beendet wird, sehr gerne mit der HPF zusammenarbeiten.

9 Diskussion der Ergebnisse

Das grundlegende Ziel der hier vorliegenden Arbeit war, statistisch zu überprüfen auf welche Weise Eltern von Kindern mit einer Beeinträchtigung Heilpädagogische ambulante Familienhilfe wahrnehmen. Dabei wurde zunächst von der Annahme ausgegangen, dass Heilpädagogische ambulante Familienhilfe und Familien mit einem von Behinderung betroffenen Kind in einem Spannungsfeld aufeinandertreffen, das stark von gesellschaftlichen, rechtlichen, aber auch individuellen Belangen bestimmt ist, woraus sich potenzielle Problemstellungen ergeben, die professionelle ambulante Familienhilfe, sowie die individuellen Familien vor große Herausforderungen stellen. Insbesondere in Bezug auf die aus einer institutionellen und rechtlichen Perspektive vorbestimmten Sozialisations- und Entwicklungsmarker und diesen gegenübergestellten individuellen Bedürfnissen der Familien, kann demzufolge HPFH nicht nach einem Schablonenmuster vonstatten gehen, sondern muss im Zuge der Inklusionsbestrebungen stark an den Einzelfall angepasst sein. Dabei ist es vor allem essenziell, dass dieses Verhältnis sich nicht mehr aus einer defizitären

„Geber-Empfänger“ Perspektive konstituiert, sondern die individuellen Familien und deren Recht auf Mitbestimmung und Teilhabe als grundlegende Bedingung einer erfolgreichen Kooperation betrachtet werden muss. Dahingehend konnte demnach auch nachgezeichnet werden, dass es nicht nur in privaten Beziehungen, sondern vor allem in professionellen pädagogischen Beziehungen vor allem der Komponente des Vertrauens bedarf, um dementsprechend Fördererfolge überhaupt erst ermöglichen zu können. Zugleich sieht sich HPFH aber auch von einer Vielzahl an rechtlichen, sowie gesellschaftlichen Bestimmungen konfrontiert, die die Frage aufwirft, inwiefern professionelle Angebote dieser Art überhaupt auf die täglichen Belange der individuellen Familien eingehen kann. Selbige Bedingungen lassen sich in diesem Sinne auch für die Familien finden. Zum Beispiel dort, wo die Gesellschaft und der Staat als Institution gewisse Entwicklungsmarker vorgesehen hat, dessen sich Familien mit einem behinderten Kind trotz der fortlaufenden Inklusionsbestrebungen nicht entziehen können.

Auf dieser Grundlage wurde also der Frage nachgegangen, ob Eltern von behinderten Kindern im Spiegel all dieser Rahmenbedingungen dieses Spannungsfeldes HPFH überhaupt als ein positives und zuverlässiges Unterstützungssystem empfinden, welche Rolle Vertrauen bei dieser (professionellen) Beziehung spielt, inwiefern Eltern die Behinderung ihres Kindes als Belastung empfinden und inwiefern diese Angebote auf Grund ihres aufsuchenden Charakters als ein Störfaktor der Intimsphäre empfunden werden. Dabei haben sich insgesamt vier zentrale Fragen ergeben, die mit den Mitteln der empirischen Sozialforschung näher untersucht werden sollten, um auf diese Weise vermutete Aussagen und Zusammenhänge zu überprüfen. Die daraus hervorgetretenen Fragestellungen lauteten dabei wie folgt:

- Wenn die Lebensphase der Kindheit im Sinne gesellschaftlicher Normvorstellung insbesondere für Kinder mit Behinderung ein problematisches Spannungsfeld darstellt, das die Unzulänglichkeiten dieser Gruppe verstärkt sichtbar macht und dessen Bedingungen sich auch durch gute pädagogische Absichten nicht beseitigen lassen, inwiefern empfinden Eltern von Kindern mit Behinderung diese Beeinträchtigung als eine Belastung bzw. Bereicherung?

- Da die Heilpädagogische Familienhilfe zwar durch eine positive pädagogische Absicht gerahmt ist, diese Tätigkeit jedoch zugleich in ein ambivalentes Spannungsfeld zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum eingespannt ist, das in diesem Sinne die Bedürfnisse der einzelnen nur bedingt berücksichtigen kann, inwiefern wird diese Hilfestellung von den Eltern auch als ein zuverlässiges Unterstützungssystem empfunden?

- Wenn gängige Defizitmodelle der Betrachtung von Behinderung in der gegenwärtigen Zeit des Inklusionsdenkens als veraltet gelten und eine gelingende Förderung nur auf Grundlage einer wertschätzenden und vertrauensvollen Interaktion geschehen kann, inwiefern bringen Eltern diesen Angeboten ein solches Vertrauen entgegen und welchen Einfluss hat dieses Vertrauen auf eine gelingende Zusammenarbeit?

- Auch wenn die Heilpädagogische Familienhilfe als ambulante Form potenziell als zuverlässiges und positives Unterstützungssystem wahrgenommen wird, stellt sie vor allem durch ihre aufsuchende Tätigkeit eine invasive Form der Unterstützung dar. In diesem Sinne stellt sich die Frage, inwiefern Eltern, die solche Dienste in Anspruch nehmen, Heilpädagogische Familienhilfe als einen Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden und ob sie sich in diesem Sinne eine schnellstmögliche Beendigung der Zusammenarbeit wünschen.

Nachdem im ersten Abschnitt das Spannungsfeld und die damit einhergehenden Problembegriffe und daraus resultierende Bedingungen für Heilpädagogische ambulante Tätigkeit aufgeschlüsselt wurde, wurden im zweiten Abschnitt die daraus hervorgegangenen Fragestellungen mit theoretischen sowie empirischen Befunden untermauert und in einem dritten Schritt anschließend operationalisiert. Dabei wurde so vorgegangen, dass den theoretischen Befunden folgende Items erstellt wurden, die sodann in einem nächsten Schritt in einen Fragebogen übertragen wurden, der mit Hilfe der Heilpädagogischen Familien gGmbH an eine Gruppe von Eltern versandt wurde, die sich in einem derzeitigen Betreuungsverhältnis mit der HPF befanden. Die Auswahl der Stichprobe wurde dabei dadurch begründet, dass Kinder im Volkschulalter zum ersten Mal in die normierenden >>Mühlen<< der Gesellschaft eintreten und mit dem Eintritt in die Schule unweigerlich mit gesellschaftlichen, aber auch rechtlichen Markern der Entwicklung (-sbedürftigkeit) konfrontiert sind, die vor allem für Familien mit einem behinderten Kind als zusätzliche Belastung betrachtet werden kann. Um die eingangs gestellten Fragen entsprechend zu beantworten, wurde für jede dieser Fragen eine gewisse Vorgehensweise gewählt, die im nächsten Abschnitt rückblickend in knappen Worten erläutert werden soll. Zudem sollen die im Zuge der Durchführung der Forschung hervorgetretenen Ergebnisse reflektiert und diskutiert werden. Dies hat den Grund, dass es im Laufe der Forschung zu einigen Problemstellungen und Gedanken gekommen ist, die es in Bezug auf die Präsentation und Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen bzw. zu erwähnen gilt. Daher stellt sich die Frage, welche Aussagen sich nun in Rückblick auf die durchgeführte Forschung machen lassen.

9.1 Diskussion der Ergebnisse zur Frage Behinderung als Last und Stigma im Spiegel gesellschaftlicher Normvorstellungen

Blickt man zunächst auf die Frage, inwiefern Eltern die Behinderung ihres Kindes als eine Belastung empfinden, wurde zunächst mit Bezug auf McLaughlin davon ausgegangen, dass der Behindertenbegriff einer negativen Konnotation unterliegt, derer sich auch Familien mit einem behinderten Kind nicht verwehren können. Diese negative Konnotation erschließt sich dabei durch ihren Bezug auf die gesellschaftlichen Normvorstellungen, die sich, so die Annahme, auch in Familien mit einem behinderten Kind wiederfinden. Darüber hinaus konnte jedoch ebenfalls mit Bezug auf McLaughlin festgehalten werden, dass Behinderung nicht grundsätzlich negative Betrachtung findet, nämlich dort wo Menschen im familiären Umfeld die Erfahrung machen, mit jemandem in einer Beziehung zu sein, der anders ist. Insofern wurde mit einer Reihe von Items der Frage nachgegangen, inwiefern Eltern die Behinderung tatsächlich als Belastung bzw. Bereicherung empfinden, ob diese sich für die Behinderung schämen und in diesem Sinne ein gängiges Normverständnis aufweisen.

Zudem sollte die Frage beantwortet werden, inwiefern das von McLaughlin proklamierte Motiv von Eltern, solche Dienste in Anspruch zu nehmen, um dadurch eine Schande-reduzierende Wirkung auf deren Situation zu evozieren. Die Vorgehensweise hat sich dabei so gestaltet, dass auf der Grundlage von McLaughlins Befunden eine Reihe von Items erstellt wurde, die dazu in der Lage sind, die Belastung im Sinne einer negativen Konnotation aber auch im Sinne eines sich durch die Beeinträchtigung verändernden Verhaltens des sozialen Nahfeldes zu erheben. Die Auswertung erfolgte dabei mit der Auswertungssoftware SPSS, wozu in Hinsicht auf die differierenden Fragestellungen auch verschiedene statistische Auswertungswerkzeuge zum Einsatz kamen. In Bezug auf die Frage nach der Behinderung als Belastung wurde hier überwiegend mit Häufigkeitsverteilungen bzw. der deskriptiven Statistik, sowie mit Kreuztabellen gearbeitet. In Bezug auf die Frage nach dem Motiv, solche Dienste in Anspruch zu nehmen, wurde hingegen so vorgegangen, dass jene Fälle, in denen Eltern, die sich für ihre Kinder schämen, den Items der Norm sowie der Bereitschaft zur Zusammenarbeit in einer Kreuztabelle gegenübergestellt wurden.

Blickt man auf die Frage nach dem Belastungsfaktor konnte im Laufe der statistischen Auswertung gezeigt werden, dass sich in Bezug auf Behinderung als Belastung durchwegs gemischte Antworten ergeben haben. So konnte für die Frage nach der negativen Konnotation im Sinne einer Belastung kein eindeutiges Ergebnis erhoben werden, das darauf hinweisen würde, dass Eltern die Beeinträchtigung als überordentlich belastend empfinden würden. Auch

in Bezug auf die Frage nach dem Verhalten des sozialen Nahfeldes konnten keine eindeutigen Ergebnisse nachgewiesen werden. So haben weder Freunde noch Bekannte oder Verwandte in übermäßigem Maße ihr Verhalten gegenüber den betroffenen Familien geändert. Auch wenn in Bezug auf die Frage, ob sich Eltern auf ihre Freunde und Bekannten verlassen können immerhin ein Fünftel der Befragten angaben, dass dies nicht der Fall wäre, kann hier nicht schließend erklärt werden, worin dieser Umstand begründet liegt. bzw. konnte ein subjektives Gefühl, dass sich manche der Befragten nicht auf ihre Freunde und Bekannten verlassen können, nicht in eine Verbindung mit der Beeinträchtigung des Kindes gebracht werden.

Blickt man auf die Frage, ob es Eltern gibt, die die Beeinträchtigung ihres Kindes als Bereicherung empfinden, konnten ebenfalls divergierende Ergebnisse zu Tage gefördert werden, die nicht eindeutig darauf hinweisen, dass Eltern die Behinderung als eine solche Bereicherung empfinden. Jedoch konnte festgestellt werden, dass eine Vielzahl der Befragten trotz der Behinderung empfanden, dass ihr Kind das Beste sei, was ihnen je passiert ist. Auch brachte für manche der Befragten die Beeinträchtigung ihres Kindes eine veränderte Blickweise auf die Welt mit sich, was in diesem Sinne als eine bereichernde Erfahrung interpretiert werden kann.

Blickt man auf die Frage, ob Eltern mit einem behinderten Kind trotz dieser Beeinträchtigung ein gängiges Verständnis von Normalität vor Augen haben, konnte gezeigt werden, dass die Mehrheit der Befragten ein solches Normverständnis aufweist. Auch zeigten sich eine große Zahl der Befragten dazu bereit, alles in Kauf zu nehmen, um ihrem Kind ein normales Leben zu ermöglichen.

In Bezug auf die Frage nach dem Schamgefühl konnte ebenfalls gezeigt werden, dass sich ein Großteil der Eltern nicht für die Beeinträchtigung ihres Kindes schämt, auch wenn immerhin knapp ein Fünftel angab, dass sie schamvolle Gefühle in diesem Zusammenhang hegen und sie die Beeinträchtigung ihres Kindes in Verlegenheit bringt.

In Bezug auf die Frage nach dem Motiv von Eltern mit HPF zusammenzuarbeiten, um dadurch eine Schande-reduzierende Wirkung zu erreichen, konnte zwar gezeigt werden, dass jene Eltern, die sich für ihre Kinder schämen und in diesem Sinne auch ein hohes Normverständnis aufweisen gerne mit der HPF zusammenarbeiten, jedoch arbeiteten auch jene Eltern gerne mit der HPF zusammen und wiesen auch jene Eltern ein hohes Normverständnis auf, die sich eindeutig nicht für ihre Kinder schämten. Daher stellt sich die Frage, ob jene Werkzeuge und Items, die in der hier vorliegenden Arbeit, in Bezug auf dies Fragestellung zum Einsatz kamen, auch entsprechend reliabel sind.

Dass die Ergebnisse, vor allem in Bezug auf die Faktoren Behinderung als Belastung bzw.

Bereicherung, bzw. Veränderung des Verhaltens des sozialen Nahfeldes so breit ausgefallen sind und dass keine eindeutige Aussage getroffen werden konnte, könnte dadurch erklärt werden, dass im Sinne der vorliegenden Arbeit nur statistisch erhoben wurde, inwiefern Eltern sich durch die Beeinträchtigung belastet bzw. bereichert fühlen, jedoch nicht im Detail erhoben wurde, welche Aspekte sie als belastend empfinden. In diesem Sinne stellt sich die Frage, ob andere Items sich zur Beantwortung dieser Fragen besser geeignet hätten. Eine weitere Möglichkeit, um detaillierte Antworten in Bezug auf den Faktor der Belastung zu erhalten würde sich eine qualitative Analyse von Einzelfällen eigenen.

In Bezug auf die Frage, ob die subjektive Einschätzung des Behinderungsgrades einen Einfluss auf den Faktor Belastung mit sich bringt, konnte gezeigt werden, dass Eltern, die angaben, dass sie die Beeinträchtigung als stark bzw. sehr stark beschrieben, auch proportional häufiger der Ansicht waren, dass sie die Beeinträchtigung als Belastung empfinden.

Zu guter Letzt konnte zudem gezeigt werden, dass entgegen der Vermutung, dass sich Familien mit Migrationshintergrund nicht weniger für die Beeinträchtigung ihres Kindes schämen als deutschsprachige Familien. Jedoch konnte auch gezeigt werden, dass in Bezug auf das Normverständnis Familien mit Migrationshintergrund kein proportional höheres Verständnis aufweisen als deutschsprachige Familien. Auch wenn, wie hier vermutet, insbesondere normative und gesellschaftliche Ansprüche an die Lebensphase der Kindheit immanent sind, konnte nicht hinreichend gezeigt werden, dass Eltern sich durch die Behinderung eindeutig belastet fühlen.

9.2 Diskussion der Ergebnisse zur Frage Heilpädagogischer Familienhilfe