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D ISKUSSION DER E RGEBNISSE ZUR F RAGE V ERTRAUEN ALS G RUNDLAGE GELINGENDER

II. EMPIRISCHER TEIL: BEGRÜNDUNG DER FORSCHUNGSMETHODE, AUSWAHL DER

9.3 D ISKUSSION DER E RGEBNISSE ZUR F RAGE V ERTRAUEN ALS G RUNDLAGE GELINGENDER

Die Frage nach der Bedeutung und dem Vorhandensein von Vertrauen in kommunikativen Austauschbeziehungen, war von allen Fragen der umfangreichste Block der hier bearbeiteten Thesen. Ziel war es nicht nur zu erheben ob Eltern der HPF vertrauen, sondern auch zu überprüfen, ob Vertrauen in Bezug auf Kooperationsprozesse, wie vermutet, überhaupt eine Rolle spielt. Die große Schwierigkeit dabei, war vor allem der Umstand, dass es den Vertrauensbegriff per se nicht als solchen gibt und deshalb das Vertrauen einer Person auch nicht primär direkt gemessen werden kann. Aus diesem Grund wurde in der hier vorliegenden Arbeit, so vorgegangen, dass zunächst Überlegungen zum Vertrauensbegriff als theoretisches und zwischenmenschlich bedeutsames Konstrukt diskutiert wurden, auf dessen Grundlage sich sodann eine Reihe von Kompetenzen ergeben haben, durch welche Vertrauen als latenter Begriff sichtbar gemacht werden kann. Die dabei verwendeten Kompetenzkategorien wurden in Auszügen anhand Isabella R. Hatak´s Studie „Kompetenz, Vertrauen und Kooperation“ aus

dem Jahre 2011 übernommen und sodann für die vorliegende Forschung in modulierter Weise verwendet. Grundgedanke hinter dieser Vorgehensweise war es, mittels eines geeigneten Strukturmodells die ohnehin schwer zu greifende Domäne >>Vertrauen<< durch eine Vielzahl an Variablen, die diese Domäne beschreiben zu umschließen und durch die gegenseitige Bedingung dieser Variablen letztlich einen Hinweis auf Vertrauen zu generieren. In diesem Sinne wurde das Domain-sampling Modell angewandt und mittels Cronbachs ⍺ auf dessen Reliabilität der Variablen untereinander überprüft. Welche Ergebnisse konnten nun aber in Bezug auf die hier vorliegende Arbeit festgestellt werden und wie sind diese zu interpretieren?

Zunächst wurde ein Blick auf das direkt messbare Vertrauen geworfen, um so nicht nur zu erheben, wie sich Vertrauen in den Befragten strukturiert, sondern auch ob es ein grundlegendes Vertrauen zu den Mitarbeiter_innen der HPF gibt. Dabei konnte mit Hilfe der deskriptiven Statistik gezeigt werden, dass Vertrauen in einer zwischenmenschlichen Beziehung für einen Großteil der Befragten von übergeordneter Wichtigkeit ist. So haben dem Item Vertrauen in einer Beziehung ist für mich das Wichtigste 98,2 % der Befragten zumindest überwiegend zugestimmt. Jedoch konnte zugleich gezeigt werden, dass es in Bezug auf das Vertrauen einer fremden Person gegenüber, divergierende Ergebnisse gab, die darauf hinweisen, dass es den Befragten nicht allzu leichtfällt, einer fremden Person zu vertrauen. So haben diesem Item 48,2 % der Befragten Teilweise zugestimmt, was hier als eine ausgeprägte Unentschlossenheit seitens der Eltern gegenüber dieser Frage interpretiert werden kann.

Ein ähnliches Bild zeichnete sich für die Frage, ob es den Befragten leichtfällt, fremde Hilfe anzunehmen, ab. Auch hier gab es keine eindeutige Antwort, ob sich in diesem Sinne tendenziell ein Trend abgezeichnet hat, der dagegenspricht, dass sich Eltern schwer damit tun, fremde Hilfe anzunehmen. (siehe Tab.: 26)

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente

Gültig Stimme gar nicht zu 24 20,0 21,4

Stimme kaum zu 18 15,0 16,1

Teils/Teils 40 33,3 35,7

Stimme überwiegend zu 17 14,2 15,2

Stimme völlig zu 13 10,8 11,6

Gesamt 112 93,3 100,0

Fehlend 9999,00 5 4,2

System 3 2,5

Gesamt 8 6,7

Gesamt 120 100,0

Tabelle 26: Häufigkeitstabelle: Fremde Hilfe anzunehmen fällt mir schwer

Hieraus kann demnach schlussgefolgert werden, dass es den Befragten zwar wichtig ist, dass ihre Beziehungen von Vertrauen maßgeblich geprägt sind, jedoch fremde Hilfe anzunehmen bzw. einer fremden Person zu vertrauen, diesen eher schwerfällt. Dieses Ergebnis ist jedoch unter Vorzeichen zu betrachten, da sich die meisten Antworten um die Ausprägungskategorie „Teils/Teils“ streuen. Dies bedeutet, dass es demnach spezifischere Bedingungen gibt, unter denen sich Vertrauen jeweils konstituiert, die jedoch aus den hier vorliegenden Daten nicht im Detail ersichtlich wurden. Um genauere Aussagen über die Bedingungen des Vertrauens zu erheben, würde sich an dieser Stelle eine qualitative Forschung anbieten, die danach fragt, unter welchen Bedingungen die jeweils befragte Person einer anderen Person oder letztlich einer Organisation vertraut.

In Bezug auf die Frage, ob es ein grundlegendes Vertrauen seitens der Eltern gegenüber der HPF gibt, konnte gezeigt werden, dass sowohl die Kinder als auch die Eltern den Mitarbeiter_innen überwiegend vertrauen. So haben dem Item Mein Kind vertraut dem Mitarbeiter / der Mitarbeiterin der HPF voll und ganz 98,6 % der Befragten zumindest überwiegend zugestimmt und dem Item Ich kann dem Mitarbeiter / der Mitarbeiterin der HPF voll und ganz vertrauen 94,7 % zumindest überwiegend zugestimmt. In diesem Sinne kann konstatiert werden, dass Eltern die Mitarbeiter_innen der HPF nicht als familienfremde Personen wahrnehmen, sondern diese bereits in ihren Lebensalltag integriert haben und ihnen demnach auch ein großes Maß an Vertrauen zukommen lassen.

Blickt man nun auf die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Faktor Vertrauen und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit gibt, kann diese Frage in Bezug auf Gillespies Annahme, dass Vertrauen positiv mit produktivitätsbezogenem Verhalten korreliert betrachtet werden. Dieses Verhalten (seitens der HPF) wurde mittels der Kompetenzen ermittelt, zu dessen Zweck die latente Variable >>Vertrauen<< zunächst in eine Reihe von Merkmalsdimensionen aufgeteilt wurde, die dann anhand entsprechender Items erfragt wurden.

Dabei wurde in Bezug auf die einzelnen Items so vorgegangen, dass für die Domäne der jeweiligen Kompetenzart „empirische Äquivalente der individuellen Kompetenzarten“ (Hatak, 2011: 176) als Bezugspunkt genommen wurden, auf dessen Grundlage sodann die entsprechenden einzelnen Items den entsprechenden Äquivalenz-Domänen zugeordnet wurden.

Dabei wurde vor allem auf eine tabellarische Auflistung zurückgegriffen, die im Zuge der von

Hatak durchgeführten Studie als Grundlage der Item-Bildung fungiert hat. Nach der Festlegung darauf, welches Item welche Kompetenz am besten widerspiegelt, wurden diese so zugeordneten Items auf ihren Zusammenhang mit der Bereitschaft zur Zusammenarbeit überprüft. Dabei wurde die Bereitschaft zur Zusammenarbeit direkt erfragt, anhand einiger wenigen Items, die nach der Freude der Zusammenarbeit fragten. Hierzu zählt vor allem das Item Ich arbeite gerne mit der HPF zusammen, sowie das Item Wie gut sind Sie insgesamt mit der Arbeit der HPF zufrieden?

Den Berechnungen zufolge kann konstatiert werden, dass es zwischen den verschiedenen Kompetenzarten und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit einen signifikanten Zusammenhang gibt, der darauf hinweist, dass subjektiv wahrgenommenes Vertrauen seitens des Vertrauensgebers einen positiven Einfluss auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit sich bringt. In diesem Sinne können die einzelnen Befunde zur näheren Begutachtung aus Kapitel 8.4 entnommen werden.

Um abschließend noch zu überprüfen, ob die verwendeten Variablen der einzelnen Kompetenzarten auch wirklich das messen, was sie vorgeben zu messen, wurde in diesem Sinne noch eine Reliabilitätsanalyse der entsprechenden Variablen mittels Cronbachs ⍺ durchgeführt.

So hat sich für das Gesamt aller Kompetenzen ein Cronbachs ⍺ Wert von a= 0,685 ergeben.

Dies kann als eine gute Korrelation und damit interne Konsistenz der Variablen betrachtet werden, woraus sich schlussfolgern lässt, dass die zur Erhebung der Kompetenzarten verwendeten Items derselben Domäne entspringen, die sie abzubilden suchen.

Eine große Schwachstelle der auf diese Weise durchgeführten Forschung liegt jedoch in der systematischen Erstellung der Variablen. So kann hier als (ein) Beispiel in Bezug auf die Fachkompetenzen in den Raum gestellt werden, ob das zur Erhebung der Fachkompetenz verwendete empirische Äquivalent des fachübergreifenden Wissens, wie dieses aus Hataks Tabelle übernommen wurde, sich auch tatsächlich in ausreichendem Maße durch das Item Manchmal machen die Mitarbeiter/innen der HPF konkrete Vorschläge ausdrücken lässt. Denn auch wenn konkrete Vorschläge implizit darauf zurückzuführen sind, dass jene Person, von der diese Vorschläge kommen, diese nur deshalb machen kann, weil sie eben entsprechendes fachliches Wissen besitzt, könnte dieses Item auch potenziell dem empirischen Äquivalent des Einfühlungsvermögens und der Solidarität zugeführt werden, da eine grundlegende Bedingung um Vorschläge überhaupt machen zu können auch darin begründet ist, dass die Professionellen ein gutes Einfühlungsvermögen besitzen müssen, um auf diese Weise erkennen zu können, was das Gegenüber aktuell braucht.

So bleibt die Frage, inwiefern diese Ergebnisse letztgültig belastbar sind an dieser Stelle offen und kann als Gegenstand weiterer Reflexionen und Kritik herangezogen werden.

Zusammenfassend kann jedoch konstatiert werden, dass Familien, die Heilpädagogische Familienhilfe in Anspruch nehmen, dieser Dienstleistung grundlegend vertrauen und dass dieses Vertrauen einen positiven Einfluss auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit sich bringt.

9.4 Diskussion der Ergebnisse zur Frage Heilpädagogische Familienhilfe als