• Keine Ergebnisse gefunden

D ISKUSSION DER E RGEBNISSE ZUR F RAGE H EILPÄDAGOGISCHER F AMILIENHILFE ALS ZUVERLÄSSIGES ,

II. EMPIRISCHER TEIL: BEGRÜNDUNG DER FORSCHUNGSMETHODE, AUSWAHL DER

9.2 D ISKUSSION DER E RGEBNISSE ZUR F RAGE H EILPÄDAGOGISCHER F AMILIENHILFE ALS ZUVERLÄSSIGES ,

In Hinsicht auf die Frage, ob Eltern trotz des komplexen Spannungsfeldes, in dem HPFH stattfindet, die HPF als zuverlässiges und positives Unterstützungssystem wahrnehmen, wurde mit Bezug auf die Ergebnisse des AFA-Studie eine Vielzahl an Items erstellt, dessen Zweck es war, die so hervorgebrachten Aspekte, die Eltern dieser Studie zugrunde als positiv bzw.

zuverlässig empfanden, zu überprüfen. Dabei wurde so vorgegangen, dass diese Befunde in verschiedene Gruppen aufgeteilt wurden, die sich grob in die Kategorien 1.) Ziele und Flexibilität als Marker einer Zuverlässigkeit, 2.) Kreativität und Mitspracherecht als gelungene Kooperation, 3.) Verlässlichkeit und Verfügbarkeit als Zeichen einer Zuverlässigkeit unterteilen

ließen. So konnte anhand der deskriptiven Statistik gezeigt werden, dass Eltern in Bezug auf die von der AFA-Studie erhobenen Befunde, dass Eltern im Vorfeld durchwegs keine Erwartungen an die Kooperation hatten, in Teilen bestätigt werden. Auch wenn 63,9 % der Befragten zwar zumindest überwiegend (R>= 4) der Ansicht waren, dass sie bereits konkrete Ziele und Erwartungen hatten, war in etwa ein Drittel der Eltern der Ansicht, dass sie vor der Aufnahme der Zusammenarbeiten keine Erwartungen an diese Zusammenarbeit hatten. Woraus sich implizit schließen lässt, dass die HPF dazu beigetragen hat, Ziele zu formen. Dies kann im Sinne der Tätigkeit als zuverlässiges und positives Unterstützungssystem als eine erbrachte Leistung der HPF verstanden werden. Bestätigung findet dies in der Frage, ob sich Eltern durch die Zusammenarbeit mit der HPF ihrer Situation bewusstwurden. Auch hier haben 45,8 % der Befragten angegeben, dass sie sich erst durch die Zusammenarbeit mit der HPF den Umständen ihrer Situation in vollem Maße bewusstwurden.

Auch in Bezug auf die Frage, ob entsprechende Ziele in einem Akt der Koproduktion ausgearbeitet werden, schnitt die HPF durchwegs positiv ab, so haben 92,3 % der Befragten angegeben, dass Ziele immer gemeinsam mit der HPF erarbeitet werden und dabei Entscheidungen der Befragten grundlegend respektiert werden (94,8 % mindestens überwiegende Zustimmung).

Blickt man auf die Frage, ob Eltern der Ansicht sind, dass besprochene Ziele eingehalten werden, kann auch hier ein eindeutiges Bild gezeichnet werden. So haben der Aussage, dass Ziele seitens der HPF immer wieder spontan geändert würden 71,3 % der Befragten kaum bzw.

gar nicht zugestimmt. Bestätigung findet diese Annahme in Hinsicht auf die Frage, ob Abmachungen seitens der HPF eingehalten werden. Dieser Aussage haben 95,6 % der Befragten zumindest überwiegend zugestimmt. Daraus kann geschlossen werden, dass Eltern sich in ihren Bedürfnissen respektiert fühlen, diese die Zusammenarbeit als Koproduktion erleben und Ziele nach der Erarbeitung seitens der HPF auch aufrechterhalten wurden und sich Eltern in diesem Sinne auf die HPF verlassen konnten.

Auch in Bezug auf die Frage, ob Eltern der Meinung sind, dass HPF sich im Zusammenhang mit ihrer Situation flexibel zeigt, konnten hinreichende Ergebnisse erhoben werden. So haben dem Item Ich habe das Gefühl, dass sich der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin der HPF keine besondere Mühe gibt, sich unserer Situation anzupassen 86,9 % der Befragten kaum bzw. gar nicht zugestimmt. In Bezug auf die Frage, ob Eltern die Beziehung als von Freundschaftlichkeit geprägt empfanden, hat sich ebenfalls ein eindeutiges Ergebnis herausgestellt. So hat sich für das Item Die Beziehung zwischen meinem Kind und dem

Mitarbeiter / der Mitarbeiterin der HPF ist geprägt von Freundschaftlichkeit ein Mittelwert von X¯= 4,7699 bei einer Standardabweichung von s = 0,5001 ergeben. (siehe Tab.: 22)

N Minimum Maximum Mittelwert

Beziehung zw. m. Kind und Mitarbeiter ist geprägt von Freundlichkeit

113 3,00 5,00 4,7699

Gültige Werte (Listenweise) 113

Tabelle 22: Mittelwerttabelle: Beziehung zw. Kind und Mitarbeiter_in ist geprägt von Freundlichkeit

Blickt man auf die Frage, ob die HPF im Zuge ihrer Tätigkeit kreative Lösungsvorschläge einbringt, konnte gezeigt werden, dass die Befragten der Meinung waren, dass sie seitens der HPF mit konkreten und guten Vorschlägen rechnen konnten. So haben dem Item Manchmal machen die Mitarbeiter/innen der HPF konkrete Vorschläge 79,7% der Befragten zumindest überwiegend zugestimmt und dem Item Die Mitarbeiterin / der Mitarbeiter macht viele gute Vorschläge, stimmten 88,3 % der Befragten zumindest überwiegend zu.

Ein wesentlicher Aspekt von Zuverlässigkeit drückt sich des weiteren durch Parameter der Verlässlichkeit bzw. der Verfügbarkeit aus. Hier konnte gezeigt werden, dass die Befragten nicht nur der Meinung waren, dass die Zeit, die die HPF in den Familien verbringt, völlig ausreichend war (Tab.: 23), sondern, dass vor allem in Bezug auf die Frage, ob das Verschieben eines Termins seitens der Eltern für die HPF zu bewältigen war und Mitarbeiter_innen auch außerhalb vereinbarter Termine gut erreichbar waren. So waren 89,6 % der Befragten zumindest überwiegend der Meinung, dass das Verschieben eines Termins kein Problem sei und 95,7 % der Befragten stimmten dem Item Auch außerhalb vereinbarter Termine ist der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin der HPF gut erreichbar zumindest überwiegend zu.

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente

Gültig Stimme gar nicht zu 1 ,8 ,9

Stimme kaum zu 3 2,5 2,7

Teils/Teils 13 10,8 11,5

Stimme überwiegend zu 25 20,8 22,1

Stimme völlig zu 71 59,2 62,8

Gesamt 113 94,2 100,0

Fehlend 9999,00 4 3,3

System 3 2,5

Gesamt 7 5,8

Gesamt 120 100,0

Tabelle 23: Häufigkeitstabelle: Zeit d. d. Mitarbeiter_in in Familie verbringt, ist ausreichend

In Bezug auf die Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit konnten die bisher beschriebenen Ergebnisse noch mehr bestätigt werden. So haben in Bezug auf das Item Wie gut sind Sie insgesamt mit der HPF zufrieden? dieser Frage 92 Personen (81,4 %) der gültigen n1= 113 stimmten völlig zugestimmt. 19 Personen (16,8 %) stimmten überwiegend zu und 2 Personen (1,8%) stimmten mit Teils / Teils. (siehe Tab.: 24)

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente

Gültig Teilweise zufrieden 2 1,7 1,8

Überwiegend zufrieden 19 15,8 16,8

Voll und ganz zufrieden 92 76,7 81,4

Gesamt 113 94,2 100,0

Fehlend 9999,00 3 2,5

System 4 3,3

Gesamt 7 5,8

Gesamt 120 100,0

Tabelle 24: Häufigkeitstabelle: Wie gut sind Sie insgesamt mit der Arbeit der HPF zufrieden?

Auch dem Item Ich arbeite gerne mit der HPF zusammen haben 97 Personen (84,3 %) der gültigen n1= 115 Stimmen völlig zugestimmt, 14 Personen (12,2 %) stimmten dieser Aussage überwiegend zu, 3 Personen (2,6 %) stimmten mit Teils / Teils und eine Person (0,8

%) stimmte gar nicht zu. (siehe Tab.: 25)

Häufigkeit Prozent Gültige Prozente

Gültig Stimme gar nicht zu 1 ,8 ,9

Teils/Teils 3 2,5 2,6

Stimme überwiegend zu 14 11,7 12,2

Stimme völlig zu 97 80,8 84,3

Gesamt 115 95,8 100,0

Fehlend 9999,00 2 1,7

System 3 2,5

Gesamt 5 4,2

Gesamt 120 100,0

Tabelle 25: Häufigkeitstabelle: Ich arbeite gerne mit der HPF zusammen

Daraus lässt sich schließen, dass Eltern mit der Tätigkeit der HPF überwiegend zufrieden sind, sehr gerne mit dieser zusammenarbeiten und auch der Meinung sind, dass die HPF im Sinne der allgemeinen Verlässlichkeit ein zuverlässiges System darstellt. Auch wenn sich für alle Items der Zuverlässigkeit, durchaus immer wieder Merkmalsausprägungen von R<=2 (stimme kaum bzw. stimmte gar nicht zu) ergeben haben, konnte aus einer statistischen Perspektive gezeigt werden, dass der Großteil der Befragten der Ansicht ist, dass die HPF als ein zuverlässiges System der Unterstützung empfunden wird. Damit kann schlussgefolgert werden, dass trotz der starken gesellschaftlichen und rechtlichen Normen, die auf das gesamte das Spannungsfeld wirken und damit den Handlungsspielraum HPFH als auch der zu fördernden Individuen reglementieren, Nutzer_innen solcher Angebote, diese dennoch als positive, flexible und zuverlässige Unterstützung empfinden.

Dieser Umstand könnte sich dadurch erklären lassen, dass soziale Systeme nicht als isolierte Phänomene betrachtet werden können, sondern immer als ineinander verwobene und aufeinander bezogene Einheiten gemeinsam geteilte Realitäten erzeugen. Norbert Elias verweist in diesem Sinne darauf, dass das Individuum sich nur in Bezug auf das ihn umgebende gesellschaftliche Ganze eine sinnstiftende Wirklichkeit erzeugen kann, und sich aus dieser gegenseitigen Bezugnahme daher auch jene Möglichkeiten ergeben, die ein Individuum denken, fühlen und nicht zuletzt >>handeln<< kann. In diesem Sinne spricht er sich „gegen die Vorstellung [aus], dass es eine klare Scheidelinie zwischen einem Inneren und der Außenwelt des Menschen gebe (Elias, zit. n. Adloff und Farah, 2013: 110), womit gemeint ist, dass die rechtlichen und gesellschaftlichen Ansprüche, die in der hier vorliegenden Arbeit als problematisch für durch von Inklusionsbestrebungen motivierte Prozesse einer Kooperation etabliert wurden, nicht als reale Problemstellungen seitens der Nutzerinnen HPFH erkannt bzw.

interpretiert werden. „Vermittelt wird der Zusammenhang zwischen Gefühlen und Gesellschaft [nämlich] dadurch, dass der Einzelne sich in Interaktions- und Kommunikationsprozessen stets an anderen ausrichten muss und somit fortwährend in einem interdependenten Verhältnis steht“

(Adloff und. Farah, 2013: 110). Die Gedanken und Gefühle eines Individuums sind dieser Annahme zufolge daher immer schon verwoben mit den etablierten gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Voraussetzungen der Gesellschaft, wodurch das Individuum beim Eintritt in diese, bzw. dem Beanspruchen von Leistungen dessen Bedingungen nicht mehr als potenziell diskriminierend erkennt bzw. wahrnimmt, sondern sich dahingehend fortlaufend und freiwillig

eigenständig hineinsozialisiert, bzw. diese als >>Naturgegeben<< annimmt. Kann man, aus dieser Perspektive betrachtet die gesellschaftlichen und rechtlichen Normvorstellungen zwar auf der einen Seite als >>grausamen und rücksichtslosen Zwang<< gegenüber den Bedürfnissen des Einzelnen interpretieren, kann so auf der anderen Seite auch davon ausgegangen werden, dass durch die beschriebene gegenseitige Bezugnahme des Individuums in Vergesellschaftungs-, Institutionalisierungsprozessen und Erwartungen an die Lebensphase der Kindheit als selbstverständliche Instanzen einer erfolgreichen Vergesellschaftung betrachtet werden und in diesem Sinne das Individuum diese Institutionalisierungsprozesse bereitwillig annimmt.

Mit anderen Worten ist hiermit also gemeint, dass das Individuum die Vergesellschaftungsprozesse, so rücksichtslos sie auch sein mögen, allgemein als selbstverständlich erachtet und daher, in durch rechtliche und normative Ansprüche bestimmten Angeboten wie HPFH, keineswegs bloße >>Helfer des Staates<< oder der Gesellschaft sieht, die aus Eigennützig handeln, sondern eine auf die individuelle Situation des Einzelfalls abgestimmte Unterstützung, die im Sinne dieser Vergesellschaftungszwängen etwas normales bzw. erstrebenswertes repräsentieren. Dadurch erscheint HPFH für die Nutzer_innen nicht mehr als Werkzeug einer planmäßigen Vergesellschaftung, sondern als wohltuende Unterstützung in der konkreten Problemstellung des Alltages.

9.3 Diskussion der Ergebnisse zur Frage Vertrauen als Grundlage