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Durchgeführte empirische Analysen zur reflexiven

2.2 Verwendung des Lösungsansatzes in dieser Arbeit

2.2.2 Durchgeführte empirische Analysen zur reflexiven

Nachfolgend werden die im Rahmen der empirischen Gegenstandsverankerung die-ser Disdie-sertation durchgeführten Studien hinsichtlich ihrer Zielstellung und Vorge-hensweise, Operationalisierung sowie Auswertungsmethodik vorgestellt.

Aus Platzgründen wird auf eine ausführliche und einzeln nach jeweiliger Studie ori-entierte Ergebnisdarstellung verzichtet. Vielmehr fließen die Befundpräsentationen – z. T. in aggregierter Form – sowohl in die Erörterung der spezifischen Rahmenbedin-gungen in Kapitel 3 als auch in die konzeptionelle Arbeit des Kapitels 4 ein. Hinsicht-lich der Studie 4 sei auf die umfangreiche Ergebnisdarstellung bei Rodouli (2003) sowie Seiler, Rodouli & Lang (2003) verwiesen. Zwischenergebnisse der Studie 2 sind bei Seiler, Rodouli, Löbbecke, Lang & Müller (2003) veröffentlicht.

2.2.2.1 Studie 1: Ermittlung von Zielsetzungen und Kooperationsinhalten von Ko-operationsnetzwerken im Anwendungsfeld

Zielsetzung der Studie und Untersuchungsaufbau

Die Arbeiten zur Studie 1 wurden im Zeitraum von Februar 2002 bis Mai 2002 durch-geführt22. Ziel der Studie war eine inhaltliche Auswertung der Selbstpräsentations-materialien von Netzwerken im Bereich von Sicherheit und Gesundheit hinsichtlich der interessierenden Bereiche "Zielsetzungen" und "Kooperationsinhalte". Dazu wur-den zunächst anhand von Angaben aus Literaturquellen (Job, Kuhn & Schütz, 1999;

Reitz & Timm, 2001) und anhand einer Internetrecherche mittels der Suchmaschine

"Google" (http://www.google.de) sowie der Suchmaschine „AS-Info“

(http://www.asinfo.de“) sowohl Homepages als auch vorhandene Printmedien als Analysematerial dokumentiert.

Tab. 2.1 Kooperationsnetzwerke, die zur Studie 1 herangezogen wurden

Arbeitskreis Arbeit & Gesundheit, Bremen

Arbeitskreis Arbeit und Gesundheit, Land Brandenburg

„Arbeitskreis Betriebliche Gesundheitsförderung“ im Verein Gesundheit Berlin e.V., Berlin

Arbeitskreis Betriebliche Gesundheitsförderung, Kassel

„Arbeitskreis Gesundheitsförderung“ in der Arbeitsumwelt der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheit e.V. (HAG), Hamburg

Runder Tisch Siegen „Gesundheit in der Arbeitswelt durch regionale Zusammenarbeit“, Siegen

Landesarbeitskreis für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Land Sachsen-Anhalt

Gemeinschaftsinitiative Gesünder Arbeiten e.V. (GIGA), Land Nordrhein-Westfalen

Informationsnetzwerk „Prävention Online“

Projektnetzwerk "Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren im Entsorgungsbereich (Verena)", München

Netzwerk „Mehr Gesundheit im Betrieb“ (Gesanet), Saarbrücken

Regionaler Gesprächskreis Arbeitsschutz, Arnsberg

Süd- und Mittelhessischer Arbeitskreis „Gesundheit im Betrieb“, Eschborn

Netzwerk „Arbeitsschutzberatung für Existenzgründer“ (ProGründer); Dortmund

Projektnetzwerk „Pragmagus“, Dortmund

Informationsnetzwerk „Ergo-Online“ im Sozialnetzwerk Hessen, Frankfurt a.M.

Kompetenznetz Arbeitsschutz in Nordrhein-Westfalen (KomNet), Düsseldorf/Wuppertal

22 Für die hilfreiche Unterstützung bei der Durchführung danke ich Frau cand. Psych. Claudia Dahlmann und Herrn Dipl.-Ing. Tomo Tisnikar.

Merkmale der Stichprobe

Die Auswahl der jeweiligen Ressourcen erfolgte unter Zugrundelegung der weiten Definition interorganisationaler Netzwerke in Kapitel 1.2.1. Somit konnte auf das In-formationsmaterial von 17 Netzwerken zurückgegriffen werden. Folgende Kooperati-onsnetzwerke flossen somit in die Analyse ein:

Operationalisierung und Auswertungsrationale

Die inhaltliche Auswertung erfolgte durch drei geschulte Experten. Als Analysemate-rialien wurden Printmedien der Netzwerke (Broschüren, Faltblätter etc.) sowie Aus-drucke der entsprechenden Internetseiten herangezogen (qualitative Dokumentena-nalyse).

Damit stellen die ausgewählten Netzwerke eine positive Selektion von Netzwerken dar, die sich bereits in der genannten Form publik machten. Andere, sich nicht öf-fentlich präsentierende Netzwerkstrukturen wurden somit aus ökonomischen Grün-den nicht - unter Inkaufnahme der damit verbunGrün-denen Verzerrungen - in die Analyse einbezogen.

Die Auswertung orientierte sich an die Empfehlungen von Mayring (1995) hinsichtlich der qualitativen Inhaltsanalyse. Dabei wurden in einem ersten Analyseschritt die Analyseeinheiten "Zielsetzung" und "Kooperationsinhalte" spezifiziert und entspre-chende Suchroutinen im entspreentspre-chenden Textmaterial vereinbart. Dem in Abbildung 2.2 dargestellten Ablaufmodell folgend sind die weiteren Schritte vorgenommen wor-den, um zu einer Kategorisierung der jeweils genannten Zielsetzungen und Koope-rationsinhalte zu gelangen.

1. Schritt

Inhaltliche Strukturierung: Bestimmung der Analyseeinheiten 2. Schritt "

Explikation: Evtl. weite Kontextanalyse: zulässiges Explikationsmaterial über den Text

hinaus 3 Schritt "

Zusammenfassung: Reduktion durch Selektion, Streichen bedeutungsgleicher Paraphrasen so-wie deren Bündelung, Konstruktion u.

Integration

4. Schritt "

Zusammenfassung: Zusammenstellung der neuen Aussa-gen als Kategoriensystem

5. Schritt "

Inhaltliche Strukturierung: Zusammenfassung pro Hauptkategorie Abb. 2.2 Inhaltsanalytisches Ablaufmodell (nach Mayring, 1995)

Bei drei Netzwerken war die Analyse des Kooperationsinhaltes nicht möglich, da darauf im Analysematerial nicht eingegangen wurde. Die so erhaltenen Kategorien wurden schließlich hinsichtlich ihrer Auftretenshäufigkeit nach Netzwerkgröße und Dauer des Netzwerkbestehens geordnet.

2.2.2.2 Studie 2: Bundesweite Befragung staatlicher Aufsichtsbehörden hinsicht-lich ihrer Beteiligung an Netzwerken im Bereich von Sicherheit und Ge-sundheit bei der Arbeit

Zielsetzung der Studie und Untersuchungsaufbau

Studie 2 wurde zwischen November 2002 und Januar 2003 durchgeführt23. Ziel die-ser Studie war eine weitgehend repräsentative Feststellung über den Stand der Be-teiligung staatlicher Aufsichtsbehörden in hier interessierenden Netzwerkstrukturen.

Die Befragung wurde bei allen im Datenjahrbuch 2003 der gewerblichen Berufsge-nossenschaften (HVBG, 2002) verzeichneten Ämtern für Gewerbeaufsicht bzw. Ar-beitsschutz sowie bei den zuständigen Referaten der jeweiligen Landesministerien vorgenommen.

Merkmale der Stichprobe

Insgesamt 80 staatliche Ämter für Arbeitsschutz bzw. Gewerbeaufsichtsämter sowie 10 Landesministerien beteiligten sich an der Befragung. Die Antwortenden der Erst-genannten waren zu 67 % die jeweiligen Leiter der Behörde und zu 33 % stellvertre-tende Leiter. Die Antworstellvertre-tenden der Landesministerien waren die jeweiligen Abtei-lungsleiter für Arbeitsschutz (oder Abteilungen, dem der Arbeitsschutz zugeordnet wurde).

Operationalisierung

Es wurde zunächst ein Interviewleitfaden entwickelt, der offene und geschlossene Fragen enthielt. Die geschlossenen Fragen bezogen sich zum einen auf das Vor-handensein bzw. die Planung von Netzwerken sowie auf Angaben zur Größe, Mit-gliederstruktur etc. Die offenen Fragen ermöglichten ausführliche Angaben zu Ko-operationsinhalten und Zielen der jeweiligen Netzwerke und ließen Raum für ergän-zende Bemerkungen. Schließlich wurde noch nach einer generellen Einschätzung von Kooperationsnetzwerken in diesem Bereich gefragt.

Auswertung und Ergebnisinterpretation

Die quantitativen Angaben hinsichtlich des Vorhandenseins oder der Planung von Kooperationsnetzwerken wurden in Häufigkeitstabellen überführt und regional nach Bundesländern gegliedert. Ebenfalls wurden Häufigkeitstabellen zu den hauptsächli-chen Themen, Kooperationsinhalten sowie zu den in den Netzwerk vertretenen In-stitutionen angefertigt. Darüber hinaus sind die qualitativen Zusatzinformationen mit dem Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse - sensu Mayring (1995, vgl. weiter oben) - analysiert und in Kategorien verdichtet worden. Alle empirisch ermittelten

23 Herr cand. psych. Nils Janßen, Frau cand. psych. Nora Löbbecke und Frau cand. Psych. Fotini Rodouli haben mich bei der Konzeption und Auswertung der Studie hilfreich unterstützt.

Angaben wurden qualitativ nach Beziehungszusammenhängen (z. B. regionaler Art, auf Kooperationsinhalte bzw. Größe bezogen etc.) überprüft.

2.2.2.3 Studie 3: "Regionales Kooperationsnetzwerk ‚Gesünder Arbeiten mit System‘"

Zielsetzung der Studie und Untersuchungsaufbau

Um den Interaktionsprozess, die strukturellen Besonderheiten sowie erreichte Ar-beitsergebnisse qualitativ zu untersuchen, ist eine Fallstudie mit einer teilnehmenden Beobachtung durchgeführt worden. Hierzu griff der Autor auf die Einladung der ge-schäftsführenden Stelle des „Regionalen Kooperationsnetzwerkes 'Gesünder Arbei-ten mit System'“ zurück, als Kooperationspartner in diesem Netzwerk zu fungieren.

Er nahm von Beginn des Jahres 2002 bis zur Fertigstellung dieser Arbeit sowohl an den Netzwerktreffen einzelner Arbeitskreise als auch des Steuerungsgremiums teil.

Während und nach den Sitzungen wurden vom Autor systematisch Aufzeichnungen angefertigt (vgl. weiter unten). Ferner wurden Interviews mit den Netzwerkakteuren hinsichtlich der Kooperationserwartungen und des Kooperationsverlaufs durchgeführt und als Gedächtnisprotokoll aufgezeichnet. Weitere Dokumente (offizielle Protokolle der Sitzungen, ein gemeinsames Grundsatzpapier, Schriftwechsel etc.) flossen in die Auswertung mit ein. Hautsächliche Foci der Untersuchung waren im Zusammenhang mit der o. g. Zielsetzung Prozesse der Problemlösung (Entscheidungsfindung), Lern-und Bewertungsprozesse, Beteiligungsanteile, Commitment Lern-und Motivation, Einflüs-se der Umwelt, arbeitskulturelle und wertbezogene Unterschiede sowie die Kommu-nikationsqualität.

Merkmale des Untersuchungsgegenstandes

Das hier untersuchte Kooperationsnetzwerk hat sich im November 2001 auf Initiative des Staatlichen Amtes für Arbeitsschutz in Wuppertal konstituiert. Hierzu wurden re-levante regionale und überregionale Institutionen im Aufsichtsgebiet angeschrieben, von denen die folgenden ihre Vertreter zur Beteiligung an dem Netzwerk entsandten (s. Tabelle 2.2).

Von den aufgelisteten Institutionen ist überwiegend die mittlere bis obere Füh-rungsebene im Netzwerk vertreten. Das Kooperationsnetzwerk hat sich folgende Or-ganisationsstruktur gegeben: Ein Steuerkreis, der ca. zweimal im Jahr zusammen-trifft und aus allen im Netzwerk vertretenen Institutionen besteht sowie Ad-hoc-Arbeitskreise, die je nach Bedarf und im Auftrag des Steuerkreises z. T. über längere Zeit gebildet werden und sich aus einer interessierten Untermenge der Kooperati-onspartner zusammensetzen. Folgende Arbeitskreise sind bislang gebildet worden, die sich bis zu sechsmal im Jahr trafen bzw. darüber hinaus in Untergruppen zu-sammenkamen: „Statusanalyse“, "Arbeitsschutzorganisation für KMU“, „Logo-Ent-wicklung“ und „Marketing und Kommunikationskonzepte“. Die Geschäftsführung des Netzwerkes wird vom Staatlichen Amt für Arbeitsschutz Wuppertal wahrgenommen – Vertreter dieser Instititution moderieren auch die Zusammenkünfte des Steuerkreises sowie der größeren Arbeitskreise „Arbeitsschutzorganisation für KMU“ sowie „Marke-ting und Kommunikationskonzepte“.

Tab. 2.2 Übersicht der Kooperationspartner des "Regionalen Kooperationsnetz-werkes 'Gesünder Arbeiten mit System'“

Verband Deutscher Sicherheitsingenieure, Bezirksgruppe Düsseldorf

Handwerkskammer Düsseldorf

Verband Deutscher Sicherheitsingenieure, Bezirksgruppe Bergisch-Land

Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich Sicherheitstechnik

Innungskrankenkasse Nordrhein, Zentrum für betriebl. Gesundheitsförderung, Bergisch-Gladbach

Industrie- und Handelskammer Düsseldorf, Düsseldorf

Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid-Solingen, Wuppertal

Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreis Region Bergisch-Land, Wuppertal

Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreis Region Düsseldorf-Mettmann, Düsseldorf

Bundesverband der Betriebskrankenkassen, Essen

Landesverband Rheinland-Westfalen der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Düsseldorf

Allgemeine Ortskrankenkasse Rheinland, Institut für betriebliche Gesundheitsförderung, Köln

Arbeitgeberverband Solingen, Solingen

Arbeitgeberverband Wuppertal, Wuppertal

Arbeitgeberverband von Remscheid und Umgebung, Remscheid

Staatliches Amt für Arbeitsschutz, Wuppertal

Arbeitsmedizinischer Dienst der Bau-Berufsgenossenschaft Rheinland und Westfalen, Wuppertal

Bau-Berufsgenossenschaft Rheinland und Westfalen

Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Essen

Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung, Düsseldorf

Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie an der Bergischen Universität Wuppertal, Wuppertal

Operationalisierung und Auswertung

Da bei dieser Fallstudie mit der Methode der Grounded Theory gearbeitet wurde, wird diese im Folgenden in ihren Grundzügen beschrieben und hinsichtlich ihrer An-wendung in dieser Studie skizziert. Das charakterisierende Merkmal der Grounded Theory bezieht sich auf den Ablauf der Datensammlung und –analyse. Klassischer-weise sind diese beiden Prozesse nach strikter Trennung durchzuführen; die Daten-auswertung beginnt erst nach abgeschlossener Datensammlung. Bei der Grounded Theory beeinflussen sich diese Phasen in einem iterativen Prozess gegenseitig – auch "theoretical sampling" genannt –, d. h., die Auswertung der bereits gesammel-ten Dagesammel-ten nimmt Einfluss auf die Richtung der weiteren Dagesammel-tensammlung. Statt aus bestehenden Publikationen die zu testende Hypothese zu generieren, liefert die Lite-ratur bei Grounded Theory neue, zusätzliche Ideen im Forschungsprozess.

Bei der Datensammlung im Feld kamen Instrumente wie Interviews, Beobachtungen und Dokumente zum Einsatz24. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Introspektion weiter verarbeitet und in Form von Memos oder Grafiken dokumentiert. Verbunden wurde dieser Prozess mit dem theoretisch orientierten Fragen (theoretically oriented

24 Entscheidend bei der Anwendung von Grounded Theory ist die Methode: Spezifische Instrumente der Datensammlung und –analyse sollen ein hohes Maß an Wissenschaftlichkeit gewährleisten.

questions)25. Aus den Vergleichen26 sowohl der Ergebnisse untereinander als auch mit den erfassten Situationen, den Prozessen sowie theoretischer Konzepte aus der rezenten Literatur o. Ä. entstanden allmählich immer allgemeinere Kategorien, Kon-zepte und Zusammenhänge.

Auswertung und Ergebnisinterpretation

Die zusammenfassende Datenanalyse aus den Aufzeichnungen, Memos, Protokol-len etc. – von Glaser & Strauss (1967) Kodieren genannt – durchlief im Wesentlichen drei Phasen. Zunächst wurden im Zuge des offenen Kodierens die Phänomene als solche benannt und durch kontinuierliches Vergleichen kategorisiert. Anschliessend wurden die Daten axial kodiert, d. h., Beziehungen zwischen den Kategorien werden identifiziert und die Daten neu zusammengesetzt. Schliesslich wurden die Kategorien bei der selektiven Kodierung zu einer zusammenhängenden Theoriekonzeption inte-griert.

2.2.2.4 Studie 4: Untersuchung des KomNet-Expertenverbundes zu bindungsbe-zogenen und motivationalen Aspekten der Kooperation

Zielsetzung der Studie und Untersuchungsaufbau

Ziel der zwischen Februar 2003 und Juli 2003 unternommenen Untersuchung27 war die orientierende Analyse von Zusammenhangsmaßen hinsichtlich der Beteiligungs-motivation und Bindung von Informationsgebern im Informationsnetzwerk KomNet.

Darüber hinaus sollten qualitative Informationen zur Aufrechterhaltung der Motivation der Akteure gewonnen werden. Außerdem sollte genauer geprüft werden, welche Rolle die Beteiligungsdauer, der Beteiligungsgrad, die Freiwilligkeit sowie die institu-tionelle Herkunft der Experten spielt.

Zur Datenerhebung wurde ein Online-Fragebogen verwendet. Alle Experten (Infor-mationsgeber) des Informationssystems KomNet wurden per E-Mail angeschrieben und mittels einheitlicher Instruktion zur Mitarbeit gebeten.

Die Befragung erfolgte anonym unter Angabe eines Versuchspersonencodes. Durch einen Hyperlink im Anschreiben gelangte man zur Online-Fragebogenversion. Der Fragebogen bestand aus 40 Items und umfasste die Konstrukte Commitment,

25 Bei diesem Methodenschritt werden Fragen der folgenden Art gestellt: „Ist diese Situation, dieses Phänomen hier mit den bisher gewonnenen Erklärungen zu fassen oder nicht?“ „Wenn ja, wie, und wenn nicht, inwiefern nicht?“.

26 Da bei der Grounded Theory das Vergleichen von Ergebnissen eine große Bedeutung hat, wird sie auch als „constant comparative method“ bezeichnet.

27 Frau cand. psych. Fotini Rodouli hat mich im Rahmen ihrer Diplomarbeit (Rodouli, 2003) bei der Durchführung und Auswertung hilfreich unterstützt.

sische bzw. intrinsische Motivation28 und Involvement - darüber hinaus enthielt der Fragebogen offene Antwortformate. Diese bezogen sich zum einen auf eine Kritik bzw. Würdigung des Informationssystems KomNet sowie zum anderen auf die Be-gründung der gewünschten oder nicht gewünschten Anonymität. Ferner wurde ge-fragt, ob und wie ein Feedback an die Experten gestaltet werden sollte. Als unab-hängige Variablen fungierten die Beteiligungsdauer, Beteiligungshäufigkeit, die Grundlage der Mitarbeit (freie Entscheidung/Interesse vs. Dienstverpflichtung) sowie die institutionelle Herkunft der Experten.

Merkmale des Untersuchungsgegenstandes und der Stichprobe

Das Informationsnetzwerk KomNet versteht sich als Kooperationsverbund aus kom-petenten nationalen Arbeitsschutzinstitutionen, die für das Kompetenznetz jeweils ihre Beiträge zur Beantwortung von betrieblichen Fragen bereitstellen und effektive Lösungen verfügbar machen (vgl. Tielsch & Müller, 2001). Sukzessive und systema-tisch werden lösungsrelevante Antworten auf betriebliche Fragen gesammelt. Die Anreicherung des Informationsbestandes in diesem System ist somit nachfrageori-entiert und erfolgt anhand der spezifischen Problemlagen der Nutzer des Systems.

Zielgruppen hierbei sind in erster Linie Arbeitsschutzverantwortliche in Klein- und Mittelbetrieben sowie deren Beschäftigte. Der typische Ablauf eines Dialoges in die-sem Informationssystem kann folgendermaßen skizziert werden: Ein Nutzer (z. B.

eine Fachkraft für Arbeitssicherheit) nimmt über ein Call-Center oder via Internet Kontakt zu KomNet auf und stellt seine Frage. Diese wird vom Call-Center direkt be-antwortet, wenn für vergleichbare Probleme bereits eine Lösung aufbereitet wurde.

Falls dies nicht der Fall ist, so leitet das Call-Center die Frage an ein so genanntes Kompetenzcenter weiter, welches die Frage systematisiert und an entsprechende Fachexperten übergibt. Deren Antwort wird durch das Kompetenzcenter in Bezug auf Inhalt, Verständlichkeit und Anwendungsbezug gegebenenfalls aufbereitet und an das Call-Center bzw. an die E-Mail-Adresse der Fragenden weitergeleitet.

Von den 125 per E-Mail angeschriebenen KomNet-Experten füllten 59 den Online-Fragebogen vollständig aus. Die Rücklaufquote lag somit bei 47,2%. Den größten Anteil an der Beantwortung hatten Vertreter der Arbeitsschutzverwaltung. Dies ist in etwa repräsentativ für den Beteiligungsgrad der Arbeitsschutzverwaltung am Infor-mationssystem KomNet. Die Tabelle 2.3 gibt einen Überblick über den institutionellen Hintergrund der an der Befragung teilnehmenden Experten.

Die Gruppe derer, die seit über drei Jahren ihr Expertenwissen dem System zur Verfügung gestellt haben, beträgt 32,2 %. 23,7 % der Befragten sind länger als ein Jahr und kürzer als drei Jahre Experte bei KomNet. Der größte Teil der

28 Den Motivationsforschern Deci & Ryan (1985) zufolge sind intrinsisch motivierte Verhaltensweisen interessenbestimmte Handlungen, „(...) deren Aufrechterhaltung keine vom Handlungsgeschehen

„separierbaren“ Konsequenzen erfordert, d.h. keine externen oder intrapsychischen Anstöße, Versprechungen oder Drohungen (...). Intrinsische Motivation beinhaltet Neugier, Exploration, Spontaneität und Interesse an den unmittelbaren Gegebenheiten der Umwelt“ (Deci & Ryan, 1993, S. 225). Extrinsische Motivation wird nach Deci & Ryan (1993, S. 225) in Verhaltensweisen sicht-bar, „(...) die mit instrumenteller Absicht durchgeführt werden, um eine von der Handlung separier-bare Konsequenz zu erlangen. Extrinsisch motivierte Verhaltensweisen treten in der Regel nicht spontan auf; sie werden vielmehr durch Aufforderungen in Gang gesetzt, deren Befolgung eine (positive) Bekräftigung erwarten lässt oder die auf andere Weise instrumentelle Funktion besitzt“.

geber ist allerdings im vergangenen Jahr zu KomNet gestoßen (44,1 %).

Tab. 2.3 Institution, aus der Beteiligung an KomNet erfolgt

Institution Anzahl Prozent

Staatliche Arbeitsschutzverwaltung 42 71,2

Träger der gesetzlichen Unfallversicherung 2 3,4

Hochschule/Forschungsinstitut 5 8,5

Unternehmensberatung 3 5,1

Gewerbliches Unternehmen 2 3,4

sonstige 4 1,7

gesamt 59 100,0

Operationalisierung

Aus Gründen der sprachlichen Anpassung an den Bezugsrahmen der Untersuchung sowie im Hinblick auf eine ökonomische Testdurchführung sind z. T. Skalen selbst konstruiert bzw. bestehende Skalen angepasst worden. Dabei wurden siebenstufige Likert-Skalen zugrunde gelegt und bei Bedarf Pre-Tests im Hinblick auf Verständlich-keit und Reliabilität durchgeführt.

Die verschiedenen Formen des Commitments (affektives, normatives und abwägen-des Commitment) wurden durch insgesamt 15 Items erfasst. Die Items sind aus ver-schiedenen bereits bestehenden Fragebogen (Schmidt, Hollmann & Sodenkamp, 1998; Maier & Woscheé, 2002) ausgesucht und im Hinblick auf den Bezugsrahmen KomNet sprachlich angepasst worden. Insgesamt wurden 8 Items zur Erfassung des Grades der extrinsischen Motivation nach dem Stufen-Konzept von Deci und Ryan (1985, Ryan & Deci, 2000) generiert. Dabei sind die einzelnen Stufen der extrinsischen Motivation externale, introjizierte, identifizierte und integrierte Regulation -durch jeweils zwei Items erfasst worden. Die Messung der intrinsischen Motivation erfolgte mit zwei Items nach Itementwicklungen, die bereits bei Seiler (2001) einge-setzt worden sind. Die 3 verwendeten Items zum Job-Involvement wurden aus der Involvement-Skala von Park (1983) entnommen und sprachlich auf den Bezugsrah-men KomNet angepasst (s. Anhang).

Hinsichtlich der unabhängigen Variablen wurde die Beteiligungsdauer der Experten per offenem Antwortformat erfasst. Daraufhin sind drei Gruppen gebildet worden:

Experten, die seit einem Jahr oder kürzer bei KomNet mitgewirkt haben (kurze Betei-ligungsdauer); Experten, die sich bis zu drei Jahren beteiligt haben (mittlere Beteili-gungsdauer) und Experten, die sich schon seit über drei Jahren beteiligen (lange Beteiligungsdauer). Die Berechnung des Beteiligungsquotienten (BQ) erfolgte, indem die Anzahl der gegebenen Antworten (Selbsteinschätzung) durch die Beteiligungs-dauer dividiert wurde. Auch beim Beteiligungsquotient wurde per Kategorisierung zwischen niedrigen, mittleren und hohem Beteiligungsquotient unterschieden. Dar-über hinaus erfolgte eine Gruppeneinteilung nach freiwilliger Beteiligung bzw. Ver-pflichtung sowie institutioneller Herkunft.

Auswertungsrationale und Ergebnisinterpretation

Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgte mit Hilfe der Statistiksoftware SPSS für Windows (Version 11) und unter Verwendung entsprechender Literatur (Bortz, 1993; Diehl & Staufenbiel, 1997). Dazu wurden folgende Berechnungen durchge-führt:

!!!! !!!!

Ermittlung deskripivstatistischer Kennwerte (Mittelwerte, Häufigkeitsverteilungen,

Standardabweichungen, Schiefe)

!!!! !!!!

Reliabilitätsanalyse: Trennschärfekoeffizienten, Cronbachs Alpha

!!!! !!!!

statistische Zusammenhänge ausgewiesener Variablen (Korrelationen,

Eta-Koeffizienten)

!!!! !!!!

univariate mehrfaktorielle und einfaktorielle Varianzanalysen (Haupteffekte,

In-teraktionseffekte, erklärter Varianzanteil, Signifikanztests)

!!!! !!!!

multivariate Varianzanalysen (Haupteffekte, Interaktionseffekte, erklärter

Vari-anzanteil, Signifikanztests)

!!!! !!!!

Diskriminanzanalysen (kanonische Korrelation, Diskriminanzfunktion,

Klassifizie-rungsgüte)

!!!! !!!!

Mittelwertvergleiche (T-Tests, Wilks' Lambda)

Die qualitativen Daten der offenen Antwortformate wurden nach den Regeln der be-reits beschriebenen qualitativen Inhaltsanalyse sensu Mayring (1995) analysiert und kategorisiert.

2.2.2.5 Studie 5: Befragung von Netzwerkmanagern - Experteneinschätzungen Zielsetzung der Studie und Untersuchungsaufbau

Ziel dieser Studie war einerseits die Gewinnung von zusätzlichen Informationen von Netzwerkpraktikern über subjektiv eingeschätzte Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren für Kooperationsnetzwerke sowie andererseits die Überprüfung der Modellentwick-lung in dieser Arbeit hinsichtlich ihrer Vollstängkeit und ihres anwendungspraktischen Rahmens. Dazu wurden zwei Befragungsrunden mittels eines strukturierten Inter-viewleitfadens mit verschiedenen Netzwerkpraktikern durchgeführt. Die erste Befra-gungsrunde erfolgte in bilateralen Gesprächen im Februar 2003 mit Fragen zu den kritischen Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren. Zusätzlich wurde eine offene Frage nach einer allgemeinen Einschätzung von Kooperationsnetzwerken im Anwen-dungsfeld gestellt (s. Anhang). In der zweiten Befragungsrunde, die im Juli 2003 durchgeführt wurde, ist das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Ordnungsschema zu Einflussgrößen sowie das integrative Prozessmodell präsentiert und erläutert worden. Dabei wurden die Implikationen dieser Arbeit vom Autor zu Kernaussagen verdichtet.

Merkmale der Stichprobe

Insgesamt konnten 7 Netzwerkpraktiker befragt werden. 4 von ihnen hatten zum Zeitpunkt der Interviews eine leitende Funktion (Geschäftsführer, Projektleiter o. Ä.) in einem Kooperationsnetzwerk inne. Im Mittel existierten die herangezogenen Netz-werke seit 1,5 Jahren. Von den KooperationsnetzNetz-werken sind 4 von staatlichen

Stel-len als geförderter Verbund initiiert worden. Die Anzahl der Kooperationsinstitutionen in den Netzwerken variierte von 9 bis 43. 5 der Befragten hatten bereits früher mehrfach in Kooperationsnetzwerken fungiert. An der zweiten Befragungsrunde nahm ein Experte der ersten Befragungsrunde nicht mehr teil.

Auswertung und Ergebnisinterpretation

Auswertung und Ergebnisinterpretation