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Dokumentenanalyse

Im Dokument DISSERTATION / DOCTORAL THESIS (Seite 141-145)

3 Forschungsfragen und methodische Vorgangsweise

3.4 Datenerhebungsmethoden

3.4.1 Dokumentenanalyse

„Dokumente sind standardisierte Artefakte, insoweit sie typischerweise in bestimmten Formaten auftreten: als Aktennotizen, Fallberichte, Verträge, Entwürfe, …, Vermerke, Statistiken, Jahresberichte, Zeugnisse, Urteile, Briefe oder Gutachten.“ (Wolff 2000 zit.n. Flick 2007, S. 322)

Die Dokumentenanalyse kann auch auf Internet-Dokumente übertragen werden, die „eine spezielle Form der Kommunikation und Selbstdarstellung von Individuen und Organisationen darstellen“ (Flick 2007, S. 352). Insbesondere zwei Eigenschaften sind zu beachten: Die Flüchtigkeit der Dokumente (Inhalte von Internetseiten können sich schnell ändern) und die Verknüpfung/Verlinkung auf andere Seiten (vgl. Flick 2007). Die Berücksichtigung von verlinkten Seiten kann den Datenumfang schnell erhöhen.

Angemerkt sei, dass sich in der Literatur für die Analyse von Dokumenten sowohl der Begriff Dokumenten- als auch Inhaltsanalyse findet und umstritten ist, ob es sich um eine Datenerhebungs- und/oder Auswertungsmethode handelt (Kuckartz 2012; Schreier 2012). In der vorliegenden Arbeit wird Dokumentenanalyse als Datenextraktion (=Datenerhebungsmethode) verstanden.

Die einbezogenen Dokumente

Datengrundlage für die Datenextraktion bildeten die Webseiten der ausgewählten Selbsthilfe-organisationen: Einbezogen wurden zunächst alle schriftlichen Inhalte und Dokumente auf ihren Webseiten43 (Vollerhebung) und – sofern vorhanden – ihre öffentlich zugänglichen Facebook-Seiten.

Extrahiert wurden auch Unterlagen, die die Interviewpartner/innen – unaufgefordert – im Rahmen der Interviews aushändigten sowie der Vereinsregisterauszug (sofern er nicht ohnehin auf der Webseite zur Verfügung gestellt ist). Tabelle 9 versucht – wenngleich nicht ganz trennscharf – die der Datenextraktion zugrundeliegenden Dokumente nach ihrem Hauptinformationsgehalt zu kategorisieren, um einen Eindruck des Datenmaterials zu vermitteln.

Tabelle 9: Analysierte Dokumente

 Organigramm der Selbsthilfeorganisation

 Protokolle

 Standards

 Offenlegung von Förderungen

 Aufstellung der Mitglieder

 Beitrittsformulare

 Einschaltungsflyer

43 Für wissenschaftliche Untersuchungen dürfen alle öffentlich zugänglichen Daten herangezogen werden, sofern keine personenbezogenen Ergebnisse angestrebt werden (§ 46 Abs 1 Datenschutzgesetz). Alle im Internet veröffentlichten Dokumente auf der Homepage wurden daher ohne ausdrückliche Zustimmung der Befragten herangezogen. Im Rahmen des Anfrageschreibens wurden die potentiellen Interviewpartner/innen auf die geplante Dokumentenanalyse hingewiesen. Hier hätten sie gegebenenfalls Bedenken äußern können, welches nicht erfolgte. Bei Unterlagen, die im Rahmen der Interviews übergeben wurden, wurde davon ausgegangen, dass die Befragten der Verwendung zustimmen (§ 46 Abs 2 Z 2 Datenschutzgesetz).

Fortsetzung Tabelle 9

 Broschüren mit unterstützenden Informationen zur besseren Alltagsbewältigung

 Selbsthilfegruppenverzeichnis

 Danksagungen an Sponsoren

 Informationen für die Teilnahme an Selbsthilfegruppen

 Weiterbildungsangebot

 Selbsthilfeunterstützende Dokumente

 Aufstellung von Servicestellen Informationen zu

Mitgestaltungsaktivitäten

 Informationen zur Position der Selbsthilfeorganisation

 (Internationale) Deklarationen

 Informationen zum „Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus“

Informationen zu

 Patientenrelevante Informationen (soziale Themen)

 Wissenschaftliche Informationen (Studien)

Eine detailliertere Aufstellung einschließlich Informationen von wie vielen Selbsthilfeorganisationen entsprechende Dokumente einbezogen wurden, findet sich im Anhang (Kapitel 7.2.1).

Anzumerken ist, dass viele der einbezogenen Dokumente nicht nur einem Informationszweck dienen. Besonders deutlich wird dies bei der Vereinszeitschrift: Diese informiert sowohl die Mitglieder der Selbsthilfeorganisation als auch deren Kooperationspartner über die Selbsthilfeorganisation, über Neuigkeiten zur Erkrankung und ihrer Behandlung aber auch über gesundheitspolitischen Neuerungen. Teilweise finden sich auch Informationen anderer Stakeholder in der Zeitung: So werden Berichte von Kooperationspartner veröffentlicht oder Inserate. Letztere dienen der (Mit-)Finanzierung der Selbsthilfeorganisation.

Datenextraktion

Das Extraktionsschema ist vergleichbar mit einem Interviewleitfaden, der die für die Forschungsarbeit interessierenden Inhalte aus dem Spektrum möglicher Themen herausschneidet.

Extrahiert wurden Inhalte zur Organisationsstruktur, zu Zielen und Aufgaben der Organisation, Aktivitäten der Organisation (sowohl außenorientierte, mitgestaltende als auch innenorientierte Aktivitäten), Anforderungen und deren Bewältigungsmöglichkeit bei Mitgestaltungen und Einschätzungen zur Beteiligungssituation von Selbsthilfeorganisationen aus der Perspektive der Selbsthilfeorganisation und des Systems. Das Extraktionsformular einschließlich der Zuordnungsregeln befindet sich im Anhang (Kapitel 7.2.1). Das Extraktionsschema wurde von der Autorin auf Basis der Forschungsfragen und des Forschungsstandes entwickelt, an zwei – nicht in die Analyse einbezogenen Selbsthilfeorganisationen – getestet und nach vier Extraktionen nochmals geringfügig überarbeitet. Die vier zuvor durchgeführten Extraktionen wurden entsprechend überarbeitet. Extraktionseinheit waren einzelne Beiträge/Abschnitte. Um die Nachvollziehbarkeit zu

gewährleisten, wurde jeweils das Quelldokument des Extrakts vermerkt sowie die Nummer des Falles.

Extrahiert wurden aus Ressourcengründen nur schriftliche Informationen. Bilder, Videos und Ähnliches wurden nicht in die Analyse einbezogen, außer es handelte sich um Abbildungen von relevanten Texten (z.B. Screenshot von Artikeln/Meldungen). Berücksichtigt wurden Inhalte, die – sofern nachvollziehbar – zwischen 1.1.2013 und dem Zeitpunkt der Interviews (bzw. kurz davor) veröffentlicht wurden, da die Dokumentenanalyse auch der Vorbereitung auf die Experteninterviews diente. Damit ist die Zeitspanne der Dokumentenanalyse variabel zwischen eineinhalb (Jänner 2013 bis Juni 2014) und zwei Jahren (Jänner 2013 bis Dezember 2014). Um für allfällige spätere Datenauswertungen auch eine Vergleichbarkeit der Dokumentendaten zwischen den Selbsthilfe-organisationen zu erlauben, wurde Ende 2014 (31.12.) ein Up-Date der Datenextraktion vorgenommen. Vor 2013 veröffentlichte Publikationen (darunter auch wissenschaftliche Artikel und Abschlussarbeiten) wurden nicht berücksichtigt, da zum einen die aktuelle Situation abgebildet werden sollte und zum anderen die verfügbaren Ressourcen im Auge behalten werden mussten.

War das Veröffentlichungsdatum eines Dokumentes nicht erkennbar, würde es sicherheitshalber einbezogen.

Prospektive Informationen, wie Vorankündigungen für das Jahr 2015, wurden nicht berücksichtigt.

Nur grob44 extrahiert wurden Inhalte, die nicht vordergründig relevant für die vorliegende Arbeit schienen:

 Weiterführende Information zu Gesundheitssystem und -politik, wie das Regierungsprogramm

 Bei Bundesorganisationen wurden Informationen aus den Landesorganisationen nur berücksichtigt sofern ein Mitgestaltungs- und oder Reflexionsbezug erkennbar war.

 Nicht berücksichtigt wurden Dokumente mit Informationen zur besseren Krankheitsbewältigung oder medizinischen Forschungsergebnissen

 Bei historischen Rückblicken wurden nur Anforderungen, Mitgestaltungsaktivitäten und Reflexionsaktivitäten extrahiert (d.h. Veranstaltungsteilnahmen, die nur der medizinischen Information der Mitglieder dienten, wie Symposien, wurde nicht extrahiert).

Berücksichtigt wurden nur jene Inhalte, die sich auf den Webseiten der ausgewählten Organisationen befanden (z.B. als PDF). Dies führte zur Frage, was noch als Teil der Selbsthilfeorganisation betrachtet wird und was nicht. Ein Beispiel verdeutlicht das Problem: Wenn die ausgewählte Selbsthilfeorganisation einen Verein gegründet oder eine Initiative mitgegründet hat, soll dann diese/r als Teil des Vereins betrachtet werden oder als eigenständige Ausdifferenzierung? In Absprache mit dem Betreuer wurde entschieden, diese Ausdifferenzierung als Teil der ausgewählten Selbsthilfeorganisation zu betrachten und die Informationen über den Zweigverein (meist eine weitere Webseite) ebenfalls in die Analyse einzubeziehen. Wurde auf der Homepage der Selbsthilfeorganisation (oder ihrer Sub-Webseiten) auf eine andere Seite verwiesen,

44 Grob bedeutet, dass die Extraktion den Titel eines Beitrages/Artikels und eine zusammenfassende Paraphrase über den Inhalt beinhaltete.

wurden die Inhalte dieser Seite nur berücksichtigt, wenn mitgestaltungsrelevante Inhalte (Abdruck von Stellungnahmen o.Ä.) und einschlägige Verweise auf unter-/übergeordnete Organisationseinheiten angeführt waren.

Angemerkt sei, dass bei Beiträgen aus der Zeitung der Selbsthilfeorganisation nicht immer klar hervorging, ob die Beiträge von der ausgewählten Selbsthilfeorganisation verfasst wurden oder von anderen Autor/inn/en (z.B. Kooperationspartner). Teilweise wurde durch Namenkürzeln die Autorenschaft offengelegt. In anderen Fällen wurde auf eine Quelle (z.B. Quelle: ….) verwiesen, wobei unklar blieb, ob dies als Verweis auf Hintergrunddokumente oder auf die Autorenschaft zu interpretieren ist. Da die Unterscheidung der Perspektive Selbsthilfeorganisation und „Gesundheits-system“ aber relevant schien für die vorliegende Arbeit, musste eine Entscheidung getroffen werden: Es wurde entschieden, Quellenangaben mit Autorenschaft gleichzusetzen.

3.4.2 Experteninterviews mit Repräsentantinnen und Repräsentanten von

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