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Gegensatz 1: Wissen gegenüber Fertigkeit als Lehrziel Gegensatz 2: Kulturkunde gegenüber Sprachkunde

II. Oberschule für Mädchen:

6.3. Die allgemeinen Ziele des Fremdsprachenunterrichts

Generell muß man lernen, um in einer fremden Sprache sprachlich handeln zu können. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, z.B. in der Schule, in Kur-sen, im Selbststudium mit Hilfe der Medien (Rundfunk, Fernsehen, Kasset-ten, DVDs, Lehrbücher etc.), durch Sprachaufenthalte oder auch im zwei-sprachigen Freundeskreis. Dies zeigt deutlich auf, daß man die verschiede-nen Erwerbswege und Erwerbssituatioverschiede-nen in zwei Typen gliedern kann: den ungesteuerten Erwerb (acquisition) von fremder Sprache d.h. das Lernen findet in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, auf der Straße, im Cafe' statt und das gesteuerte Lernen (learning) durch Unterricht oder durch Medien. Mit Hilfe dieser Unterscheidung kann man das Fremdsprachenler-nen besser und folgerichtiger erforschen.392

390 Vgl. K-F. Bausch, ebd., S. 83.

391 Vgl. K-F. Bausch, ebd., S. 274 f.

392 Vgl. Herbert Christ, Fremdsprachenunterricht für das Jahr2000, Tübingen 1991, S. 84 f.

Für eine genaue Zielvorstellung im Bereich der Fremdsprachen ist die Aus-wahl der sprachlichen Bezeichnungsmittel von Bedeutung, und auch die Ü-bungen sollten in Hinblick auf die Ziele motiviert angeboten werden. Ansons-ten verläuft das Lernen ohne Einsicht in den Lernprozeß, in die Begründung des Weges, und folglich unmotiviert. Im Allgemeinen hat die Fremdspra-chendidaktik die Lernziele der Fremdsprache nach dem Zweiten Weltkrieg in drei Etappen eingeteilt:

1. die Beschreibung von zu lernenden Sprachbeständen 2. die Beschreibung kommunikativer Kompetenz

3. die Beschreibung von individuellen Lernprofilen.393

Zur Etappe 1 sei auf die Bemühungen um das Francais Fondamental hinge-wiesen, welches auf der Erforschung der Häufigkeit des Vorkommens von sprachlichen Bezeichnungsmittel baut. Diese Worthäufigkeitsforschung kann bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückverfolgt werden. Die Theorie der kommunikativen Kompetenz versucht die Kommunikationsschwelle zu flexibilisieren, d.h. die Kompetenz eine fremde Sprache zu erlernen hat jeder, aber es gilt diese zu aktivieren. Die dritte Etappe der Lernzieldiskussion hängt mit der Neuorientierung des Fremdsprachenunterrichts ab den 1970er Jahren zusammen. Hierbei geht es um die Abkehr von lernzentriertem, fron-talem Unterricht und von der Konzentration auf den sprachlichen Fortschritt.

Nun war der Fremdsprachenunterricht nicht mehr auf eine bestimmte Bevöl-kerungsschicht beschränkt, namentlich auf Bildungseliten (z.B. in Deutsch-land die Gymnasiasten), sondern er wurde weltweit zum Unterricht für alle Jugendlichen sowie im Erwachsenenunterricht im immer größeren Umfang angeboten. Daraus ergab sich, daß die traditionellen Annahmen über Inhalte, Methoden und Ziele des Fremdsprachenunterrichts sowie die Vorstellung vom einheitlichen Unterricht korrigiert werden mußten.

Folgende Entwicklungen im Bereich der Individualisierung des Fremdspra-chenunterrichts seien kurz angeführt:

393 Vgl. H. Christ, ebd., S. 87.

o Differenzierung in der Unterrichtsorganisation (z.B. Projektunterricht) o fachsprachliche Ausrichtung des Unterrichts (z.B. bilingualer

Schul-zweig)

o Individualisierung der Lehr- und Lernmethoden (z.B. Partner- oder Gruppenarbeit)

o Erprobung alternativer Lernverfahren394

6.3.1 Unterrichtsmethodische Neuansätze

Grundsätzlich kann man feststellen, daß alle neueren Entwicklungen in die-sem Bereich entweder in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden bzw. bedeutend geworden sind; sie lassen jedoch sich größten-teils auf ältere Vorbilder zurückführen. Allerdings ist ihnen gemeinsam, daß in fast allen Fällen die Praxis zuerst da war und die Theorie nachträglich entwickelt wurde.395 Die Entwicklung des Methodenkonzepts selbst sowie ihre Theoretisierung verliefen zumeist außerhalb der Universität. Bei der Suche nach Vorgängern wird man in sprachmeisterlichen Bereichen fündig werden, die mit der Verschulung des Fremdsprachenunterrichts im 19. Jahrhunderts keinesfalls an ihr Ende gekommen waren.

Die historischen, politischen und gesellschaftlichen Gründe für den Wandel sind klar ersichtlich; nämlich der Fall der Berliner Mauer mit all ihren Folgen, der europäische Einigungsprozeß (Maastricht, etc.), die „Globalisierung" und ihre Folgen in der Politik, im Wirtschaftsleben, in Technik und Natur und auch im Sprachgebrauch sowie beim Fremdsprachenlernen.396

Der Begriff „Neuansätze" wird hauptsächlich durch den institutionellen Rah-men gerechtfertigt, in den das öffentliche Schulwesen des 18. Jahrhunderts den Fremdsprachenunterricht stellte. Hierbei spielten der Unterricht im

Klas-394 Vgl. H. Christ, ebd., S. 87-92.

395 Vgl. Karl-Richard Bausch (Hrsg.); Herbert Christ; u.a., Neue curriculare und unterrichtsmethodische Ansätze und Prinzipien für das Lehren und Lernen fremder Sprachen. Tübingen 2001, S. 46.

396 Vgl. K-F. Bausch/H. Christ, ebd., S. 48 f.

senverband, die Zentrierung auf Schriftlichkeit, die Entwicklung einer Lehror-ganisation und einer -methodik eine tragende Rolle. Wilhelm Vietors Aufruf zur methodischen „Umkehr" stand im Spannungsfeld dieser Gegenstücke.

Aufgrund der europäischen Einigungsprozesse zeichnet sich die Entwicklung von Englisch als eine internationale Sprache ab, die jeder können muß.

Zusätzlich besteht die Notwendigkeit, immer mehr Europäer in die Lage zu versetzen in der sie weitere Sprachen sprechen und verstehen können. So lautet die Botschaft der Europäischen Union auch: „minimal Muttersprache plus zwei Fremdsprachen der Union". Vor diesem Hintergrund sind alle me-thodischen Merkmale heutigen Lernens bedeutsam. Sie wirken komplemen-tär und bringen ein erhebliches Optimierungspotential. Als wirklich „neuen"

Ansatz kann das durch die Neuen Technologien gestützte Lernen (z.B. Offe-nes Klassenzimmer, Reiche Lernumgebung) bezeichnet werden.

Aber neu ist auch der übernationale Organisationsrahmen mit einer europäi-schen Kompetenzbeschreibung. Für die Europäisierung des Fremdspra-chenunterrichts sind vor allem die Modularisierung und Lernzielbeschreibung essentielle Instrumente.397

Zu den genannten „Neuansätzen" gehören auch Umsetzungen curricularer Überlegungen, die teilweise im begrenzten Umfang, aber mit steigender Tendenz betrieben oder erprobt werden. Sie alle ergeben sich aus den bil-dungs- und sprachenpolitischen Vorgaben zur Intensivierung des Fremd-sprachenlernens. Charakteristisch ist in diesem Bereich eine zunehmende Vielfalt an speziellen Angeboten, welche nicht ohne Wirkung auf methodi-sche Neuansätze bleiben kann, die aber auch neue Schwerpunkte bei der Erforschung des Lehrens und Lernen fremder Sprachen setzt.398

397 Vgl. K-F. Bausch/H. Christ, ebd., S. 119 f.

398 Vgl. K-F. Bausch/H. Christ, ebd., S. 139 f.