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Gegensatz 1: Wissen gegenüber Fertigkeit als Lehrziel Gegensatz 2: Kulturkunde gegenüber Sprachkunde

II. Oberschule für Mädchen:

6.4. Der aktuelle Englischunterricht in Österreich

Ab den 70er Jahre wurde durch eine Vielzahl von Schulversuchen eine wei-tere Entwicklung des Englischunterrichts an den Schulen herbeigeführt z.B.

Englisch als Arbeitssprache, bilingualer Schulversuch, als vertiefendes Wahl-fach, Schulen mit sprachlichen Schwerpunkten, Projektwochen, Intensiv-sprachwochen oder Schülerpartnerschaften. Infolgedessen ist der Englisch-unterricht von einem kommunikativen Unterrichtsmodell geprägt, wobei in den Lehrplänen die Erlangung kommunikativer Fertigkeiten als Hauptziel des Sprachunterrichts vorgesehen wird. Vor allem im Primarschulwesen in Ös-terreich wurden erste Pilotprojekte in den 60er Jahren gestartet.

Ab dem Schuljahr 2003/04 haben alle österreichischen Schüler den ersten Kontakt mit einer Fremdsprache ab der ersten Schulstufe, in den meisten Fällen ist dies Englisch.399 Für alle Schultypen und Schulstufen gibt es Lehr-pläne, welche in folgende Abschnitte gegliedert werden: allgemeine Bestim-mungen, allgemeines Bildungsziel, allgemeine didaktische Grundsätze, Stundentafeln sowie die Lehrpläne der einzelnen Unterrichtsgegenstände.

Letztere enthalten genaue Angaben über vorgeschlagene Ziele, Themen und Aktivitäten, da aber sie als „Rahmenlehrpläne" zu verstehen sind, bleibt die Auswahl der Themen und auch die Gestaltung des Unterrichts den Lehrper-sonen freigestellt. Die allgemeinen Bildungsziele für alle Schultypen der Se-kundarstufe lauten wie folgt:

• Freude an der eigenen Arbeit und Leistung

• Hinführen zu einem differenzierten Geschichts-, Kultur- und Umwelt-bewußtsein

• Verantwortungsbewußtsein gegenüber Mitwelt, Umwelt, Nachwelt und natürlich sich selbst

• Lebendige Beziehung zu den diversen Bereichen der Kunst

• Auseinandersetzung mit den neuen Informations- und Kommunikati-onstechniken

• Entwicklung der eigenen Persönlichkeit

399 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 223.

Österreichbewußtsein, aber auch eine europäische Gesinnung und Weltoffenheit

Demokratiebewußtsein, soziale Verantwortung und Kooperationsbe-reitschaft

Toleranz, Verständnis, Achtung für kulturelle, sprachliche und ethni-sche Vielfalt

Kritische Auseinandersetzung mit Ethnozentrismus, Vorurteile und Rassismus

Logische sowie kritisches Denken, exakte Beobachtung und planvol-les Arbeiten

Differenzierte mündliche wie schriftliche Ausdrucksweise

Entwicklung der für das Berufsleben nötigen Kenntnisse, Arbeitstech-niken und Fertigkeiten400

Im Englischunterricht werden je nach Kenntnisstand der Schülerinnen die sprachlichen Fertigkeiten (Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen) verschieden stark beurteilt. Eigentlich sollten alle vier Fertigkeiten gleich wichtig sein, aber in der Praxis dominiert meist das Schreiben gegenüber dem Sprechen. Als sogenannte fünfte Fertigkeit werden die soziokulturellen Aspekte kommuni-kativer Kompetenz gefördert. So wurde vom Unterrichtsministerium „Interkul-turelles Lernen" als neues Unterrichtsprinzip eingeführt. Um dafür eine solide theoretische und didaktische Basis zu schaffen, werden Forschungsaktivitä-ten gefördert und Schulen mit entsprechender Initiative unterstützt.401

Aufgrund der zunehmenden internationalen Vernetzung bzw. der wachsen-den Mobilität der Bevölkerung wird der Öffentlichkeit immer mehr bewußt, daß der Anspruch einer Intensivierung sowie Verbesserung des Fremdspra-chenunterrichts in allen Bildungseinrichtungen notwendig ist.

Neben dem staatlichen Bildungssystem gibt es auch zahlreiche öffentliche Organisationen und private Unternehmen, die Sprachkurse für Erwachsene

400 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 224 f.

401 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 227.

sowie Jugendliche anbieten, wobei Englisch nach wie vor die weitaus gefrag-teste Fremdsprache bleibt. Englisch hat sich nicht nur zur wichtigsten inter-nationalen Kontakt- und Handelssprache entwickelt, sondern wird zuneh-mend in den Naturwissenschaften, in der EDV oder in Großkonzernen ver-wendet. Parallel dazu wächst die Nachfrage nach anderen Fremdsprachen, was höchstwahrscheinlich mit dem Fall des Eisernen Vorhangs zusammen-hängt und auch seit dem Beitritt Österreichs zur EU wurden die Beziehungen zu den anderen europäischen Ländern zunehmend ausgebaut.402

6.4.1. Bildungspolitische Innovationen im Fremdsprachenunterricht Seit dem Schuljahr 1986/87 sind die neuen Lehrpläne, die sich am kommuni-kativen Sprachlernen orientieren, in Kraft. Für die Sekundarstufe I (Zehn- bis Vierzehnjährige) sieht der Lehrplan im Fremdsprachenunterricht folgendes vor:

- eine Fremdsprache ist für alle Schülerinnen verpflichtend (Englisch, Fran-zösisch, Italienisch oder Russisch), als Wahlfach oder Freifach kann Eng-lisch, Französisch, Italienisch Kroatisch, Russisch, Slowenisch, Spanisch oder Ungarisch gewählt werden. Vielfach wird aber darauf verzichtet eine zusätzliche Sprache zu erlernen, was möglicherweise an den übervollen Stundenplänen liegen dürfte.

- der verstärkte Einsatz von modernen Informations- und Kommunikations-technologien (PC) wird nahegelegt. Die neuen Medien sollen für Illustration sowie Visualisierung neuer Sachbereiche, für die Textarbeit, zur Unterstüt-zung des Lernprozesses, zur Stoffwiederholung und als Motivation einge-setzt werden.

- seit 1991 unterstützt das Unterrichtsministerium die Verwendung von „Eng-lisch als Arbeitssprache", d.h. als Unterrichtssprache in nichtsprachlichen Fächern, z.B. als Projekte.

- an einer Einbindung von Schulpartnerschaften sowie Austauschaktivitäten in den Lehrplänen wird verstärkt gearbeitet.403

402 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 229.

403 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 230 f.

Auch im Bereich der Sekundarstufe II gibt es Fremdsprachenoffensiven, nämlich:

- seit 1989/90 wird der kommunikative Fremdsprachenunterricht in den Lehr-plänen verbreitet. Neben Englisch und Französisch sind Italienisch, Kroa-tisch, Russisch, Slowenisch, Spanisch und Ungarisch als lebende Fremd-sprachen vorgesehen. Allerdings ist Englisch die am weitesten verbreitete Fremdsprache.

- Schüleraustauschprogramme und Projektarbeiten im Ausland gehören mitt-lerweile zum Bestandteil der Lehrpläne.

- die Verwendung von Englisch als Arbeitssprache (Fachsprache) wird auf dieser Stufe besonders gefördert, aber auch an Universitäten und Hochschu-len sind fachbezogene Sprachkurse gut besucht und werden intensiv ange-boten.404

Grundsätzlich werden in Österreich Fremdsprachenkenntnisse während der Schulausbildung erworben, wobei Englisch die vorherrschende Fremdspra-che darstellt. Die Zukunft des Englischunterrichts liegt daher in der Förde-rung des Bereiches „Englisch als Arbeitssprache", „Interkulturellen Lernen",

„Neuen Medien im Sprachunterricht" sowie in der Verstärkung von Projekt-wochen und der Kontakte mit Schülerinnen anderer Länder. Zusammenfas-send kann festgestellt werden, daß Österreich im Bereich des Fremdspra-chenunterrichts ein hohes Niveau aufweist und neue Tendenzen durch Schulversuche ausprobiert und analysiert werden. Wünschenswert wären eine bessere Koordination sowie ein größeres Informationssystem, das die Lehrerinnen mit den neuesten Informationen, Trends und Entwicklungen be-kannt macht.405

404 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 231.

405 Vgl. I. Landsiedler, ebd., S. 232 f.