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Das Politisch-administrative System in Periode 2

Technische Innovation und Entstehung des Ursprungsmarktes

2.2.1 Das Politisch-administrative System in Periode 2

Eine günstige Rahmenbedingung ist die Regierungsübernahme durch die sozialdemokratische Partei, die seit Oktober 1979 allein regieren konnte. Anders als die zuvor regierende konservative Partei waren die Sozialdemokraten nicht unbedingt auf die Einführung der Atomenergie festgelegt. Als Reaktion auf die zweite Ölkrise von 1979 startete sie die Förderung erneuerbarer Energien. Zudem nahm sie Abstand von der Annahme, dass ein Wirtschaftswachstum notwendig mit wachsendem Energieverbrauch einher gehen müsse.

Die wichtigsten Instrumente zur Förderung kleiner WEA waren der besagte 30%ige Investitionszuschuss und die Installation einer Teststation am Nuklearforschungsinstitut von Risoe (van Est 1999, 80f.). Darüber hinaus hat die Regierung zwei energiepolitische

Richtungsentscheidungen getroffen, wodurch der kleine Windanlagenmarkt stabilisiert worden ist. Erstens zwingt sie den EVU-Verband DEF zur Einführung von Richtlinien zum Windanlagenbetrieb durch unabhängige Akteure. Zweitens beschließt sie bereits 1981 die weitgehende Abkehr vom LSP-Programm. Der Ausbau kleiner Windkraft wird festgeschrieben. In keinem anderen Pionierland liegen das Versagen der großen Prototypen einerseits sowie der kommerzielle und technische Erfolg kleiner Windanlagen andererseits, so eng beieinander wie in Dänemark.

Investitionsförderung erneuerbarer Energien

Seit August 1979 wird erstmals der Kauf geprüfter WEA – ausschließlich von Nicht-EVU-Käufern – mit 30% der Gesamtkosten gefördert. Das Gesetz wurde zunächst vom Wohnungsbauministerium ausgearbeitet und anschließend durch das Handelsministerium zur Abstimmung eingebracht und von den meisten Parteien befürwortet.151 Der Wohnungsbauminister betonte, dass mit dem Gesetz weder die Förderung der Grundlagenforschung, noch der Pioniere beabsichtigt sei, sondern der Industrie die Gelegenheit zur Einrichtung von Serienproduktionen geboten werden sollte. Die konservative Partei, nicht unbedingt eine Befürworterin der Windenergie, begründete ihre Zustimmung zum Gesetz damit, dass aufgrund der hohen Ölpreise derzeit jede Energiequelle genutzt werden müsse (van Est 1999, 79f.).

Die Förderhöhe war so gewählt, dass eine deutliche Risikominderung gegeben war, hohe Gewinne jedoch ausgeschlossen wurden. Infolge von Effizienzsteigerungen wurde die Förderquote 1982 erstmals auf 20% abgesenkt (van Est 1999, 244f.; Hantsch 1998, 49).

Regelung des DEF von 1979 (79er Richtlinien)

Angesichts des wachsenden Marktes gewannen die Windenergieverbände DV/FDV an Einfluss und setzten sich beim Handelsministerium dafür ein, gesetzliche Regelungen gegen die EVU zu beschließen, da diese sich bzgl. der Vergabe von Anschlusserlaubnissen und der Zahlung von Einspeisevergütungen, nicht an ihre eigenen Richtlinien gehalten hätten (van Est 1999, 80). Nach entsprechenden Drohungen der Regierung konkretisierte der DEF seine bisherigen Regelungen und gab ihnen einen verbindlicheren Status.152 Die Regelung garantierte einzelnen und gemeinschaftlichen Betreibern von WEA seit 1979, in das Netz des ansässigen Versorgers einzuspeisen und den Strom zum Preis vermiedener Kosten vergütet zu bekommen. Die Betreiber durften maximal drei Kilometer vom Standort entfernt leben (3km-Kriterium) und nicht mehr als 135 Prozent des Eigenverbrauchs produzieren (135%-Kriterium).

Energiplan 81

Den Planungen zufolge sollten bis zum Jahr 2000, 60.000 kleine WEA errichtet werden und 8,5% des Strombedarfs liefern. Der Ende 1981 verabschiedete Energiplan 81 kam damit einer Aufgabe des LSP gleich. Darüber hinaus eröffnete er die Möglichkeit eines Paradigmenwechsels im gesamten Stromsystem. Der Energieplan enthielt zwei Szenarien, eines mit und eines ohne Kernenergienutzung. Die Option einer atomenergiefreien Energiepolitik war ein Novum. Zur Erklärung, weshalb sich der dänische Staat relativ leicht bereit zeigte, eine Aufgabe der Atomkraft zu akzeptieren, sind drei Gründe zu berücksichtigen. Zunächst gab es seit Mitte der 70er Jahre in Dänemark keine politischen Mehrheiten für die Einführung der Atomenergie. Abgesehen von dem Forschungsreaktor in

151 Eine Ausnahme bildete die rechte ,Fortschrittspartei'.

152 An dieser Stelle zeigt sich die Moderatorenrolle, welche staatliche Institutionen angesichts sozialer Konflikte gern einnehmen. Die eigenständige Suche der Konfliktparteien nach einer Kompromisslösung, ohne auf Hilfe dritter (Staat, Justiz) zurückzugreifen, ist charakteristisch für die dänische Konfliktkultur.

Risoe wurden 1981 noch keine sehr großen Investitionen getätigt, insbesondere ist noch kein AKW gebaut worden. Ein weiterer Grund der Verzögerungen waren techno-ökonomischer Art: Der dänischen Wirtschaft fehlte es an Know-how und entsprechenden Hightech-Unternehmen, wodurch sich der Aufbau einer Nuklearindustrie als kompliziert erwies.

Erstmals fordert ein Energieplan die Entkopplung des Wirtschaftswachstums von einer Zunahme des Energieverbrauchs. Schließlich wurde der massive Ausbau dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbarer Energien festgelegt. Damit enthielt der Energieplan alle wichtigen Punkte des Alternativen Energieplans von 1976 (,Macht Pläne ohne Atomkraft!’), der damals von der OAA als Antwort auf den geplanten Bau von AKWs herausgegeben wurde. Am Entstehungsprozess des Energiplan 81 waren die Verfasser des Alternativen Energieplans insofern beteiligt, als sie gebeten wurden, einen Rohentwurf des Plans zu kommentieren (van Est 1999, 80f.).

Für den mangelnden Erfolg des US-amerikanischen Mod-Programms gab es zu dieser Zeit bereits erste Anzeichen. Auch die Nibe-Zwillinge blieben hinter den Erwartungen zurück (vg.

Kap. 1.1). Diese Erfahrungen stellten für die Regierungen aller übrigen Pionierländer keinen hinreichenden Grund dar, von der LSP-Strategie Abstand zu nehmen. Im Unterschied zu diesen, existierte 1981 in Dänemark ein Markt für kommerziell erfolgreiche kleine Windanlagen.

Teststation für kleine WEA: Schnittstelle zwischen PAS und Windindustrie153

Auf dem Gelände des Nuklearforschungsinstituts in Risoe wurde 1978 eine Teststation für kleine WEA eingerichtet.154 Im Rahmen des Forschungsprogramms wurde sie mit 5,5 Mio.

DKr über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert (Kamp 2002, 147). Bis dahin sollte entschieden werden, ob Windkraft ökonomisch nutzbar und damit weiter förderungswürdig sei (Beuse et al. 2000, 183). Der Aufbau der Teststation (im folgenden kurz: Risoe) war umstritten. Das Handelsministerium zweifelte daran, dass Kleinwindanlagen einen nennenswerten Teil der Stromnachfrage decken konnten. Es monierte die Gefahr, dass ein potenzieller Markt für größere Windturbinen beeinträchtigt werden konnte (Heymann 1995, 412). Als Element des Forschungsprogramms war Risoe weitgehend unabhängig von den LSP-Projekten (vg. Kamp 2002, 147).

Mit der Testanlage betritt im April 1978 erstmals ein staatlicher Akteur das System ,kleine Windkraft’. Die neue Industrie tritt jetzt mit dem PAS in Kontakt. Dadurch, dass sich die Teststation auf dem selben Gelände wie die Nuklearforschungsanlage befand, war in Risoe beinahe so etwas wie eine ,interkulturelle Begegnungsstätte' entstanden. Seitens der Basisbewegung wurde das Engagement Risoes mitunter kritisch wahrgenommen. Die Windleute waren gegen Atomkraftnutzung und lehnten es daher ab, mit Risoe zu kooperieren.

Der spätere DV-Vorsitzende Asbjoern Bjerre, dessen Riisager-WEA nach Risoe gebracht wurde, um sie dort genauen Messungen zu unterziehen, äußerte sich beschwichtigend. In einem TV-Interview stellte er heraus, dass die Teststation nicht Teil der Nuklearforschungsanlage sei, sondern sich lediglich auf deren Gelände befunden hätte (Beuse et al. 2000, 185). Die Polarisierung wurde dadurch verringert, dass sich die Mehrheit der ersten Mitarbeiter stärker mit der Teststation identifizierte, als mit dem Nuklearforschungsinstitut. Sie alle waren vom Nutzen kleiner Windanlagen überzeugt. Ihre erklärten Ziele waren der Aufbau einer Windkraftindustrie und die Optimierung der Windtechnik, um die Atomenergienutzung überflüssig zu machen. Drei der ersten fünf Mitarbeiter waren Mitglieder der OVE. Die jungen Ingenieure zählten zur Windprojektgruppe der Umweltorganisation (ebd. 183f.). Die allgemeine Harmonie auf dem Gelände der

153 Aufgrund der Komplexität der für den weiteren Verlauf sehr wichtigen Interaktion zwischen Risoe und Windanlagenindustrie wird der Abschnitt zur Teststation an dieser Stelle ausführlich behandelt.

154 Wichtige Impulse gab Helge Petersen, ein Ingenieur der dortigen Forschungsanlage. Petersen interessierte sich für WEA und hatte bereits das Tvind-Projekt unterstützt (s.o.). Er wurde auch der erste Direktor der Testanlage (van Est 1999, 311).

Forschungsanlage wurde dadurch nicht gefördert. Viele Atomforscher nahmen die Teststation als eine Art ,Gegenkultur’ wahr (van Est 1999, 81f.). Einige betrachteten das Engagement für Windkraft sogar als peinlich. Sie glaubten nicht an deren Erfolg und hielten die Testanlage daher für nutzlos.155

Anfangs diente Risoe zur technischen Unterstützung der unerfahrenen Branche. Den Mitarbeitern fehlte es spezifischem Know-how. Erst in der Zusammenarbeit mit den Herstellern gewannen sie an Erfahrung. Eine Schwierigkeit bestand darin, dass manche Unternehmen den Kontakt zu Risoe scheuten, weil sie fürchteten, dass Firmengeheimnisse weitergegeben würden.156 Bei der Suche nach geeigneten Komponenten wurden die Risoe-Angestellten auch selbst aktiv. 1978 zählte es zu ihren Aufgaben, bei Schrotthändlern nach LKW-Hinterachsen Ausschau zu halten, die als Turbinenachsen geeignet sein konnten (Garud/ Karnoe 2003, 289).

Bis zum Beginn der Investitionsförderung für WEA existierte die Kooperation zwischen Risoe und Herstellern auf freiwilliger Basis. Dieses änderte sich 1979 mit der Einführung der Zertifizierungsverfahren. Gefördert wurde ausschließlich der Kauf von Windanlagen mit Risoe-Zertifikat. Die Regierung wollte verhindern, dass Gelder in mangelhafte Konzepte investiert würden. Seitdem bestand Risoes Hauptaufgabe in der Windturbinenprüfung (van Est 1999, 82).157 Bis 1980 vergab sie etwa 40 Zertifikate.

Anfangs waren die Prüfkriterien bewusst niedrig angesetzt. Man hatte absolutes Neuland betreten und musste entsprechende Verfahren erst entwickeln. Zuerst wurden vor allem zwei Anforderungen gestellt. Die Windanlagen mussten von nun an sowohl über ein mechanisches, als auch ein aerodynamisches Bremssystem verfügen. Damit übernahm Risoe die wichtigste Forderung des DV und des OVE-Sicherheitsrats und knüpfte an einen weitgehenden Konsens der Branche an. Bei der zweiten Anforderung ging es vor allem darum, dass statische und dynamische Belastungen an Turm, Fundament und Flügeln berechnet und gemessen werden mussten. Anfangs bestand das Hauptziel der Prüfungsverfahren nicht darin, die Entwicklung möglichst effizienter Windturbinen zu fördern, als vielmehr Stabilität und Zuverlässigkeit zu verbessern (ebd.).158 Erst allmählich, mit der wachsenden Erfahrung der Risoe-Mitarbeiter und der Industrie, ist das Prüfungsverfahren anspruchsvoller geworden.

Die von den Firmen eingereichten Zeichnungen und Berechnungen waren oft unbefriedigend.

Häufig besuchten Risoe-Mitarbeiter die Werkstätten, um technische Details zu klären und ggf.

Unterstützung zu bieten. Die dabei entstehenden informellen Kontakte erhöhten das Vertrauen der Hersteller zur Teststation und waren für den Austausch von Know-how sehr wichtig (Kamp 2002, 148f.). Die Ingenieure aus Risoe erweiterten ihre Kenntnisse über die unterschiedlichen Anlagenkonzepte und erkannten deren Stärken und Schwächen. Davon ausgehend, ,versuchten sie die Windkraftanlagenhersteller auf das Juulsche Design einzuschwören, das sich als das einfachste und zuverlässigste erwiesen hatte und die schnellste Realisierung wirtschaftlicher Anlagen versprach' (Heymann 1995, 413). Von verschiedener Seite wird betont,159 dass die letztendliche Entscheidung für das dänische Anlagenkonzept weder von den Herstellern selbst, noch von Risoe, sondern auf dem Markt getroffen wurde. Risoe hatte auf den Selektionsprozess nur eine katalytische Wirkung

155 Dieses Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie der dänischen Energie- und Forschungspolitik spiegelt sich auch in der räumlichen Aufteilung des Forschungscenters wider. Die Teststation für WEA befand sich in einem abgelegenen Teil des Geländes und war in einem Holzschuppen untergebracht (Kamp 2002, 147).

156 Aus diesem Grunde war bspw. Riisager anfangs gar nicht bereit, mit der Teststation zu kooperieren. (Beurse et al. 2000, 189).

157 Das erste Zertifikat erhielt die Windturbine von Adolfsen mit 5m-Flügeln von Oekaer (s.o.).

158 „It is not a matter of building the best turbine technology, instead it is more important to develop an industry.“

(Helge Petersen 1988, zitiert nach: van Est 1999, 81)

159 vg. van Est 1999, 82; Gipe 1995, 81; Maegaard (Interview vom 2.7.07)

ausgeübt. Denn mit Windmatic, Vestas, Danregn und Kuriant hatten sich die meisten wichtigen Hersteller bereits 1979 für dieses Konzept entschieden (s.u.).160

1979 waren praktisch alle Hersteller mit der Aufgabe überfordert, ihre Zeichnungen durch systematische Berechnungen zu optimieren. Die dänische Windmühlenindustrie arbeitete praktisch ohne Ingenieure. Erst allmählich gelang es den Risoe-Angestellten, die Hersteller von der Notwendigkeit zu überzeugen, Ingenieure einzustellen und ihnen diese Aufgaben zu übertragen. Der erste Ingenieur wurde 1980 von Vestas eingestellt. Seitdem war es in der neuen Industrie schnell üblich geworden, die Berechnungsarbeiten durch Ingenieure verrichten zu lassen (Heymann 1995, 413).

Prinzipiell war man in Risoe darauf bedacht, die technische Entwicklung möglichst wenig zu steuern. Aufgrund ihrer Erfahrungen erschien es den Angestellten in manchen Fällen dennoch sinnvoll, aktiv einzugreifen. Dadurch wollten sie verhindern, dass sich Hersteller auf technische Irrwege begaben, die langfristige Schäden zufolge haben würden. Ein Beispiel für eine solche Intervention bildete die Evaluation der Riisager-Mühle. Es stellte sich heraus, dass Getriebeschäden auf eine zu hohe Drehzahl zurückzuführen waren. Das Bremssystem reagierte erst bei einer Leistung von 45kW, anstatt der Nennleistung von 30kW (Beuse et al.

2000, 189). Nachdem die Getriebeübersetzung verändert wurde, lief die Anlage einwandfrei und das Stall-System reagierte zum richtigen Zeitpunkt (Heymann 1995, 413). Niedrige Drehfrequenzen haben sich bis heute durchgesetzt.161

Zusammenfassung

Durch den Eintritt in das System ,kleine Windkraft' hat das PAS die Voraussetzungen zur Lösung eines großen Problems dieser Periode geschaffen. Handelte es sich bei den Windanlagenkäufern und -betreibern ausschließlich um Selbstbauer und Windenergiebegeisterte, so wäre der Markt sehr schnell an Grenzen getreten. Es war daher notwendig, neue Käuferkreise zu schaffen. Windkraft musste für Personen attraktiv werden, von denen die Windmühlen nicht ausschließlich als Symbole gegen Atomkraft und die Macht der Großkonzerne betrachtetet wurden. Zwar mussten die neuen Käufer bereit sein, ein begrenztes finanzielles Risiko einzugehen. Die 30%ige Förderung bot ihnen allerdings eine gute Chance, ihre Stromkosten zu reduzieren. In der vorherigen Periode mussten die Windmüller um jeden Netzanschluss kämpfen. Seit Einführung der 79er Regelung entspannte sich diese Situation.

Die Regierung hatte bewiesen, dass sie bereit war, die Windmüller gegen die Interessen der Stromwirtschaft zu verteidigen. Mit dem 30%igen Investitionszuschuss schaffte der Staat geeignete ökonomische Rahmenbedingungen zur Nachfrageförderung. Einer Beispielrechnung Maegaards zufolge war der Kauf, bzw. die Beteiligung an einer Windanlage eine begrenzte, wenngleich lohnende Investition.162Die Aufstellung des Energiplan 81 erhöhte

160 Auch Mitte der 80er Jahre gab es noch einige kleine Hersteller, die andere Konzepte verwendeten. Sie produzierten jedoch nur in geringer Stückzahl und waren kaum erfolgreich (vg. www.windsofchange.dk).

161 Ein weiteres Beispiel eines aktiven Eingriffs durch Risoe: Ende der 70er Jahre wollten einige Produzenten vom Stall-Regulationssystem zugunsten des ,Aus-dem-Wind-drehen’ (Pitch-System) abrücken. Aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen und ihrer Ingenieurkenntnisse waren die Mitarbeiter der Teststation in der Lage, die Hersteller davon zu überzeugen, ihr bisheriges Design beizubehalten. Die Experten argumentierten erfolgreich, dass die Anwendung des neuen Regulierungssystems zu einer deutlich größeren Materialbelastung geführt und die Lebensdauer der Turbinen verkürzt hätte (Hantsch 1998, 42). Mit dem widerstandsfähigen Stall-System waren die Hersteller in den nächsten Jahren sehr erfolgreich.

162 Eine 200kW Windturbine produziert ca. 400.000kWh im Jahr. Ein Anteil entspricht 1000kWh, d.h. insgesamt 400 Anteile. Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht maximal 9000kWh (inklusive Toleranz von zusätzlich 35%). Die Zahl der Haushalte berechnet sich damit zu 400 Anteile insgesamt, geteilt durch neun, dem Bedarf eines Haushalts, d.h. 44,4 Haushalte erwerben diese Windanlage. Bei Investitionskosten von einer Million DKr, entspricht ein Anteil 2.500 DKr. Jeder Haushalt hätte demnach – bei neun Anteilen - durchschnittlich

22.500DKr. zu investieren. Beim Preis einer kWh von 0,6 DKr ergibt sich bei 9000kWh ein Bruttogewinn von 5.400DKr pro Jahr. 20% entfallen auf Wartung und Versicherung, so dass 4.500DKr verbleiben. Nach Maegaards Rechnung amortisierte sich die Investition nach fünf Jahren (Interview vom 2.7.07).

das Vertrauen in die Kontinuität des Windenergiesektors. Darin wurde von staatlicher Seite erstmals die Absicht erklärt, Windkraft langfristig in das Energiesystem zu integrieren. Die Einführung von Zertifizierungsverfahren stellte sicher, dass staatliche Mittel nicht für den Kauf unzuverlässiger WEA aufgewendet würden.