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Dänemark: Windanlagenkäufer und -betreiber in Periode 3

Technische Innovation und Entstehung des Ursprungsmarktes

2.3.2 Dänemark in Periode 3

2.3.2.3 Dänemark: Windanlagenkäufer und -betreiber in Periode 3

Schon die vorangegangene Periode zeichnet sich gegenüber der Technikperiode durch eine Diversifikation der Käuferstruktur aus. Diese Entwicklung setzt sich jetzt konsequent fort.

Neben die lokalen Kooperativen, treten nun Investoren, Kommunen und Energieversorger.

Mit dem Einzug von Investorgesellschaften, die 1984/85 Windparks entwickelten und an ,reiche Zahnärzte aus Kopenhagen' verkauften, tritt auch in Dänemark eine regelrechte Merkantilisierung des Sektors ein. Ein Novum ist auch die Entstehung dänischer Unternehmen, welche mit Geldern dänischer Investoren, Windparks in Kalifornien finanzierten. Der Energiewirtschaft kommt in dieser Periode erstmalig eine aktive Rolle zu.

Der Aufbau erster EVU-Windparks im Jahr 1985 und das 100MW-Abkommen zeigen die Bereitschaft der Energiewirtschaft, Windenergie langfristig als Komponente des Stromsektors zu akzeptieren. Schließlich betreten einzelne Kommunen und Anlagenhersteller, die ihre Produkte testen wollten, das Feld. Die lokalen Kooperativen bleiben weiterhin auf dem Markt präsent. Eigenverbrauchs wird ebenso aufgehoben wie die Entfernungsbeschränkung der Betreiber zum Standort von drei Kilometer. Die E-Werke beteiligen sich von jetzt an zu einem Drittel an den Installationskosten. Jeweils ein Drittel übernehmen Staat und Käufer (Traenes 1997, 8). Neu geregelt werden auch die Einspeisetarife. Selbstversorger, die nur den Überschussstrom ins Netz leiteten, erhielten 70% des durchschnittlichen Nettostrompreises.234

234 Begründet wurde dieser Unterschied damit, dass Selbstversorger entweder nur den Überschussstrom ins Netz speisten, oder, im Fall der Windstille, zu 100% von den Lieferungen des Versorgers abhängig waren (vg.

85% standen denjenigen Betreibern zu, die ausschließlich für die Netzeinspeisung produzierten (Heymann 1995, 415). Die Gültigkeitsdauer dieser Regelungen wird auf zehn Jahre festgelegt. Hervorzuheben ist die Verhandlungsmacht des DV, der sich praktisch in all seinen Forderungen durchzusetzen vermochte. Nie zuvor herrschten in Dänemark so günstige Bedingungen für die Windmüller.

Im Juli 1985 wird in Thyholm der erste kommerzielle Windpark Dänemarks von der Entwicklungsfirma Danish Windmill Park A/S in Betrieb genommen. Das Unternehmen ist die erste, auf dem dänischen Markt präsente Aktiengesellschaft. Sie wurde speziell für Planung und Betrieb dieses Windparks gegründet. Aufgrund des besonderen Charakters des Projekts erhielt Danish Windmill Park A/S zusätzlich zur regulären Investitionsförderung weitere Mittel von der Regierung. Gekauft wurden 20 55kW-Maschinen (jeweils zehn WEA von Vestas und Bonus, WPM 8/85, 4). Der erste Windpark Dänemarks ist ein Pionierprojekt.

Den Planern fehlten bspw. wichtige Kenntnisse, um den Aufwand der Installation adäquat zu kalkulieren. Die tatsächlichen Anschlusskosten, die anfangs mit $240.000 veranschlagt wurden, überstiegen diesen Wert um das Fünffache (ebd.). Die Genehmigung zum Aufbau weiterer 25 Turbinen in der Nähe der ersten Anlage hatte Danish Windmill Park A/S zu dieser Zeit bereits erhalten. Die Entwicklungsfirma Trameda Engineering plante den Aufbau von 70 150kW-Anlagen. Den Anteilseignern versprach das Unternehmen steuerfreie Gewinne bis zu

$10.000 (WPM 9/85, 12). Taendpibe Windfarm I/S ist eine andere neu gegründete Entwicklungsfirma, die 1985 mit der Realisierung eines Windparks (35 WEA à 75kW) beschäftigt war (WPM 12/85, 6). Auch Hersteller wie Vestas traten als Entwickler auf. Vor allem zu Testzwecken wollte das Unternehmen 35 seiner 75kW- und 10 der neuen 150kW-Turbinen errichten. Für das Projekt erhielt Vestas als zusätzliche Förderung, die Möglichkeit, 25% der Investition von der Steuer abzusetzen. Zuerst bot Vestas der Belegschaft, anschließend der ansässigen Bevölkerung die Möglichkeit zum Kauf von Anteilen (ebd.).

Die Neuregelung gerät auch bei zahlreichen Unterstützern der Windkraft in Misskredit. Denn sie führte nicht nur dazu, dass sich städtische Investoren auf Kosten der ländlichen Bevölkerung bereicherten. Zudem wurden denkbare Planungen lokaler Betreiber konterkariert, weil potenzielle Standorte ,okkupiert' worden sind. Turbinenfabrikant Nordtank etwa, plante sogar vier Windparkprojekte. Die Umweltpartei von Skagen, wo einer dieser Windparks entstehen sollte, wendete ein, dass den Einwohnern dadurch die Möglichkeit genommen würde, eigene Windmühlen zu betreiben. Aufgrund lokaler Proteste wurde Nordtank die Genehmigung für ein weiteres Projekt in Venoe verweigert (ebd.). Konkurrenz um die Standorte war nicht der einzige Grund einer zunehmenden Polarisierung zwischen Entwicklungsgesellschaften und lokalen Interessenten. So erhielten mehrere Privatpersonen, die in der Nähe des Windparks von Thyholm einzelne WEA installieren wollten vom zuständigen Versorger keine Anschlusserlaubnis. Begründet wurden die Absagen damit, dass das Umspannwerk, nach Inbetriebnahme des Windparks, keine weitere Energie aufnehmen könne und die Installation eines weiteren Umspannwerkes Kosten in Höhe von $210.000 nach sich ziehen würde (WPM 8/85, 4).

Kommunen

Auch einzelne Gemeinden wie Ebeltoft, setzten auf Windkraft. 1983 nimmt die Stadt Planungsarbeiten für einen Windpark auf. Sechzehn 55kW-Turbinen und eine 100kW-Testanlage von Nordtank werden im Sommer 1985 installiert. Insgesamt betragen die Projektkosten 21 Mio. DKK. Die Hälfte des Betrags musste für den Bau der 800m langen Mole aufgewendet werden, wo die Anlagen errichtet wurden. Das Energieministerium förderte das Projekt mit neun Mio. DKK. Pro Jahr sollte der Windpark Einsparungen in Höhe von 0,5 Mio. DKK. bringen, um zur Preisstabilität und Energiesicherheit beizutragen. Hinzu kommen positive Beschäftigungseffekte. Zwischen 1980 und 1983 sind bei dem

Traenes 1997, 9).

Turbinenhersteller Nordtank 70 neue Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Die Schaffung 35 weiterer Arbeitsplätze erwartete Ebeltoft aufgrund der Arbeiten an dem kommunalen Projekt (WPM 4/85, 10). Hasle auf Bornholm ist in eine weitere Gemeinde, die bereits Mitte der 80er Jahre in den Windsektor eingestiegen war. Sie arbeitete mit einem lokalen Schmiedeunternehmen zusammen, dass ihr zehn 99kW-Turbinen des Smedemester-Typs lieferte (WPM 9/85, 13).

EVU als Windanlagenkäufer

Seit 1985 werden energiewirtschaftliche Akteure, die zuvor ausschließlich an LSP-Projekten interessiert waren, erstmals auf dem kommerziellen Windmarkt aktiv. Der strategische Hintergrund ihrer Initiative, ihr Kuhhandel mit dem Energieministerium und die Probleme bei der Umsetzung des 100MW-Plans sind bereits dargelegt worden. Im folgenden geht es um die Bedeutung der EVU als Anlagenkäufer. Grundsätzlich ist ihr Engagement im Windsektor problembehaftet. Zum einen sind ihre Windparkpläne oft durch Proteste erschwert oder verhindert worden. Durch den Kauf möglichst großer Anlagen, mit einem vergleichsweise geringen Flächenbedarf wollte man diesem Problem beikommen. Unabhängig davon besteht eine prinzipielle Affinität zu Großanlagen. 1985 eröffnet der DEF in Masnedoe seinen ersten Windpark mit fünf 750kW-Windturbinen, der noch im Rahmen des staatlichen Forschungsprogramms realisiert wird. Bereits kurz nach Betriebsstart zeigt sich, dass die vergleichsweise großen WEA – handelsüblich sind 1985 etwa 100-200kW - bzgl. Effizienz- und Zuverlässigkeitswerten, deutlich hinter die kommerziellen Produkte zurückfallen. Es war bekannt, dass die Stromgestehungsanlagen der LSP-Windturbinen um das Drei- bis Vierfache höher lagen als marktgängige Anlagen. Dennoch zeigten sich die EVU zunächst nicht bereit, kommerzielle WEA zu nutzen, deren Nennkapazität unter 300kW lag. Sie waren stattdessen an der 300-700kW-Klasse interessiert (WPM 9/86, 6f.). Stromversorger SEAS etwa ließ verlauten, dass das Unternehmen den größten Windpark Europas bei Viborg mit 12-13 400kW-Anlagen aufzubauen gedachte (WPM 10/86, 21). Die Umsetzung des 100MW-Programms der EVU geht anfangs nur schleppend voran. Bis Ende 1987, zwei Jahre nach dem Start des Programms, hatten die EVU erst zwei Windparks installiert, wobei es sich beim Masnedoe-Projekt noch um ein Element des LSP-Programms handelte. Unter den Herstellern wuchs die Sorge, dass die EVU so lange warten würden, bis die Industrie in der Lage gewesen wäre, Turbinen in der von ihnen geforderten Größe zu liefern (van Est 1999, 95). Seitens der Versorger wurde dagegen behauptet, die Projekte verzögerten sich vor allem aufgrund eines ,chaotischen Zusammenspiels zentraler, regionaler und kommunaler Behörden, Standorteigentümern und ansässiger Bevölkerung' (ebd., 95f., Übersetzung: M.N.).

Unabhängig davon, ob die Verzögerungen eher auf ein Taktieren der Energiewirtschaft, oder äußere Hemmnisse zurückzuführen sind: Betrachtet man die Statistik der von den EVU schließlich installierten Windparks so fällt auf, das, entgegen ursprünglicher Ankündigungen, zu großen Teilen kleinere Anlagen verwendet werden (Tab. 2.3.2e). Noch 1988, als erstmals mehrere Windparks den Betrieb aufnehmen, lag die durchschnittliche Generatorenkapazität von 164 Windanlagen bei 188,7kW. Dieser Wert liegt an der oberen Grenzen der im kommerziellen Sektor zu dieser Zeit handelsüblichen Anlagengröße.

Tab. 2.3.2e EVU-Windparks 1985-1991

Ort Jahr der Installation Anzahl, Nennleistung (kW)

Kapazität der Windparks (MW)

Durchschnittliche Turbinengröße neu installierter WEA (kW)

Masnedoe 1985 5 x 750 3,8 1985: 750,0

Velling Maersk 1 1987 34 x 90; 2 x 200 3,5 1987: 96,1

Hollandsbjerg 1988 30 x 130; 2 x 300 4,5

Ryaa 1988 20 x 99; 30 x 200 8,0

Noerrekaer Enge 1 1988 36 x 130 4,7

Syltholm 1988 25 x 400 10,0

Kyndby 1988 21 x 180 3,8 1988: 188,7

Torrild 1989 15 x 150 2,3 1989: 150,0

Öester Marie 1990 7 x 225 1,6

Kappel 1990 24 x 400 9,6

Oroe 1990 5 x 200 1,0

Noerrekaer Enge 2 1990 42 x 300 12,6

Velling Maersk 2 1990 29 x 225 6,5

Vedersoe Kaer 1990 27 x 225 6,5 1990: 279,1

Vindeby (Offshore) 1991 11 x 450 5,0 1991: 450,0

Quellen: FDV, 1992; eigene Berechnungen

Das Engagement der EVU hat einerseits strategische Gründe. In ihrem wichtigsten Ziel, die netzunabhängige Konkurrenz zu vermindern, erreichten sie beachtliche Erfolge. Der Boom neuer Windkooperativen wird 1986 gestoppt. Investoren können vom dänischen Markt gedrängt werden. Mit den von ihnen durchgeführten Untersuchungen über Probleme beim Netzanschluss von WEA verfolgten sie offenbar das Ziel, Obergrenzen für die Kapazität neu installierter Windparks zu definieren (WPM 9/86, 7). Für SEAS-Sprecher Ove Moeller hat die Ankündigung, den größten Windparks Europas (Viborg-Projekt) zu errichten, ,ein wenig von einem politischen Schauspiel' (WPM 8/86, 21, Übersetzung: M.N.).235 Inwieweit diese Aussage für das Verhältnis der EVU insgesamt zum 100MW-Abkommen gilt, lässt sich an dieser Stelle nicht nachweisen. Jedenfalls wäre es verfehlt, der Energiewirtschaft zu unterstellen, sie würde immer die größten WEA kaufen, um deren Versagen aufzuzeigen.236 Vielmehr entscheiden sich Elsam und Elkraft seit 1987 für die effizientesten Windanlagen.

1985 führt der DV eine Umfrage unter 200 seiner Mitglieder durch. Ein Ergebnis der Umfrage ist, dass sich die Beziehung zwischen Windmüllern und jeweiligen Netzbetreibern positiv zu entwickeln schien. ,It is clear that there is beginning to be better understanding and systematization beween WECS owners and the utilities. Some of the local utilities even received a top score of 4.' (DV-Vorsitzender Torgny Moeller in: WPM 9/85, 11). Die Frage nach der Zufriedenheit mit der Kooperationsbereitschaft ihres Versorgers beantworteten 184 der 200 Teilnehmer und kamen dabei, auf einer Skala von 1 bis 4 (1 = sehr zufrieden, 4 = sehr unzufrieden) zu einem durchschnittlichen Ergebnis von 2,83. Die verbesserte Beziehung mancher Windmüller zu ,ihrem' Versorger, korreliert nicht unbedingt mit dem Verhältnis beider Akteure auf politischer Ebene. Denn die Pläne, die von den EVU mit ihrem aktiven Einstieg in den Markt offenbar verfolgt werden, stießen bei den Windmüllern auf deutliche Ablehnung. Elsam-Vorsitzender Groenborg Christensen artikuliert den Monopolanspruch der EVU:

,It should be the electricity companies, not private individuals, who should build, own and operate windmills in the future.' (zitiert nach: WPM 1/86, 4).

Weiter forderte Christensen die Übernahme der Windanlagenindustrie durch die Energiewirtschaft (ebd.). Angesichts damaliger politischer Kräfteverhältnisses waren solche

235 Ähnlich ist bereits die Beteiligung der EVU am LSP-Programm wahrgenommen worden (vg. Kap. 1).

236 Zumal wäre es für sie leichter gewesen, ihre Verpflichtung gegenüber dem Energieministerium zu erfüllen, 100MW Windenergiekapazität bis 1990 zu installieren, wenn sie sich konsequent für die leistungsstärksten Modelle entschieden hätten.

Forderungen wenig realistisch. Unterstützung erhielten die EVU lediglich von der konservativen (Minderheits-)Regierung.237

Dänische Investoren auf dem kalifornischen Markt

Als ein weiterer neuer Käufertyp sind in dieser Periode Finanzinvestoren zu betrachten, die mit dänischem Kapital Windparks auf dem scheinbar lukrativen Markt Kaliforniens erwarben.

Dort waren vor allem zwei Gesellschaften aktiv: DIFKO (Danish Investment Fund) und DEEFOND (Danish Energy Export Fund).238 Bei DIFKO handelt es sich um eine große Investmentgesellschaft, die 1990 von 63 Investment-Firmen getragen wird. Über 60.000 Dänen investierten bei DIFKO (van Est 1999, 313). Der Investor finanzierte mehr als 1.100 Windanlagen in Kalifornien. Um den Export dänischer Technologie zu fördern, erhielt DIFKO Investitionszuschüsse von der Regierung (WPM 2/88, 14). In Kalifornien betrieb die Gesellschaft im Jahr 1990 neun Windparks. Von diesen waren vier profitabel, vier schrieben Verluste und einer musste wegen zahlreicher Defekte geschlossen werden (van Est 1999, 313). Bis 1988 verließ sich DIFKO vor allem auf Turbinenhersteller Micon. Wegen schwerwiegender konzeptioneller Mängel der Rotoren entstanden Schäden in Millionenhöhe und der Investor beendete sämtliche Geschäftsbeziehungen zu Micon. Der Turbinenhersteller weigerte sich, den Schadensersatzforderungen DIFKOs nachzukommen (vg. WPM 3/88, 8ff.).

Zu den Unwägbarkeiten zählt nicht allein die Frage der Absicherung des Käufers im Schadensfall. So verzeichnete auch das Finanzunternehmen DEEFOND mit seinen Projekten nur mäßige Erfolge. Bei der Kostenplanung eines Windparks am Altamont Pass hatte DEEFOND die Möglichkeit eines fallenden Dollarkurses offenbar nicht in Betracht gezogen.

Der Kurs fiel und das Projekt verlor seine Rentabilität (WPM 8/86, 7). Daraufhin zogen sich viele Investoren von dem Projekt zurück. Dennoch fanden sich immer wieder neue Geldgeber. Noch während der Diskussionen um das Projekt, kündigt DIFKO die Planung seines vierten Windparks in Kalifornien an. Potenzielle Investoren erhielten Angebote über insgesamt 1400 Anteile. Trotz bekannter Unsicherheiten überstieg die Nachfrage das Angebot deutlich und die Anteile waren innerhalb kurzer Zeit vergriffen (WPM 9/86, 11). Erst seit 1987/88 ließ das Interesse an Investitionen in kalifornische Windparks, vor dem Hintergrund einer verschlechterten Fördersituation und dem Offenkundigwerden technischer Mängel der angebotenen Produkte, allmählich nach.239

Transformationen der Nachfrageseite innerhalb von Periode 3

Aus Sicht der Käufer, die Windturbinen auf dem dänischen Markt erwarben, lässt sich die Erprobungsperiode in drei Abschnitte unterteilen. In den ersten anderthalb Jahren bleibt die Käuferstruktur aus der vorherigen Periode erhalten. Nach wie vor handelt es sich um Kooperativen und Einzelpersonen, vorwiegend Landwirte, die Windkraft zur eigenen Stromversorgung nutzten und nur den Überschuss ins Netz speisten.

Die erste Zäsur bildet die 84er Regelung zwischen DEF und Windmüllern im Mai 1984. Von nun an werden Entwicklungsgesellschaften aktiv, die Windparkanteile an Investoren verkauften. Nachdem zuvor nur Einzelanlagen betrieben wurden, entstehen jetzt erste kommerzielle Windparks. Diese produzieren nicht für den Eigenbedarf der Besitzer, sondern ausschließlich um Energie an den lokalen Netzbetreiber zu verkaufen. Es kommt zu einem boomartigen Wachstum. Aus unterschiedlichen Gründen lehnen mehrere Akteure die Präsenz der Investoren ab. Die EVU fürchten den Verlust von Marktanteilen. Die Anrainer fühlen sich

237 ,There are not too many people outside the utility circle that are very interested in seeing the utlities being handed a wind power monopoly.' (WPM 1/86, 4).

238 Viking Capital und Difconsult sind weitere dänische Finanzunternehmen, die auf dem kalifornischen Markt aktiv waren (WPM 2/88, 14).

239 Die tax credits werden Ende 1985, bzw. 1986 abgeschafft. Bei den späteren Projekten handelte es sich um die Realisierung von Verträgen, die noch unter dem alten Fördersystem abgeschlossen worden sind.

benachteiligt, weil sie Windparks in ihrer Nachbarschaft ertragen müssen, während andere Geld damit verdienten. Die Investoren führten keine Gewerbesteuer an die Kommune ab ab und die Standorte konnten nicht mehr von lokalen Interessenten genutzt werden. Schließlich sprach sich die konservative Regierung - wenn überhaupt - für einen langsamen Ausbau der Windkraft aus, der optimalerweise unter energiewirtschaftlicher Regie vonstatten gehen sollte.

Die zweite Zäsur bildet die Einigung zwischen EVU und Regierung im Dezember 1985.

Während Investoren vom Markt ausgeschlossen werden, verpflichten sich die EVU-Dachverbände Elsam und Elkraft, eigene Windparks in Betrieb zu nehmen. Allerdings fiel es ihnen, u.a. aufgrund häufiger Proteste gegen ihre Planungen schwer, getroffene Zusagen einzuhalten. Trotz einiger Barrieren, welche die Regierung den privaten Windmühlenbetreibern in den Weg gelegt hatte, wird das Marktwachstum nicht gestoppt, sondern nur zwischenzeitlich verlangsamt (vg. Tab. 2.3b).

Ein Großteil der Windkraft-Investitionen fließt nach Kalifornien, insbesondere im Zeitraum 1984-85. Davor und danach nimmt die Bedeutung Kaliforniens, als Markt für dänische Investoren ab. Tab. 2.3.2f bietet eine Übersicht dieser Transformationsvorgänge.

Tab. 2.3.2f Transformationen der Windanlagenkäufer in Periode 3

1983 bis Mai 1984 Mai 1984 bis Dez. 1985 1986-1987 Käufer auf dem dän.

Markt Kooperativen, Landwirte Investoren, Kooperativen,

Landwirte EVU, Kommunen, Kooperativen, Landwirte

Käufer auf dem

US-Markt Investoren Investoren (Schwerpunkt) Investoren (seit 1987/88

abnehmende Bedeutung ) Windparkgröße einzelne Anlagen Windparks, Einzelanlagen Windparks, Einzelanlagen vorwiegender Zweck Eigenbedarf Verkauf an Netzbetreiber,

Eigenbedarf Aufbau von Windkapazitäten durch EVU, Strombedarf der Kommunen,

zusätzlich: Profite Restriktionen gegen Windpark-Investoren (PAS); Befriedung,

In Tab. 2.3.2g werden die wichtigsten Barrieren dargestellt, mit denen Windanlagenkäufer konfrontiert sind, bzw. für deren Überwindung ihnen eine wichtige Rolle zukommt.

Tab. 2.3.2g Windanlagenbetreiber in Periode 3: Probleme und Lösungsansätze

Problem Lösungsansatz Akteur/e erfolgreich?

Anrainer, potenzielle lokale

Betreiber ja

Windindustrie braucht Mittel, um WEA nach Kalifornien zu exportieren

Dänische Finanzunternehmen treten als Projektentwickler auf und bieten dänischen

Zwar ist Windenergie am Ende der Periode in großem Umfang erprobt worden. Als eine proven technology gilt sie dennoch nicht. Wie das besagte DIFKO-Micon-Projekt eindrucksvoll bewiesen hatte, bestehen auf technischer und administrativer Ebene noch akute Defizite. Die Frage, ob sich Windkraft zu einer international erfolgreichen Zukunftstechnologie entwickeln würde, war bisweilen offen.240

Alternativ hätte man aufgrund der Erfahrungen in Dänemark und Kalifornien den Schluss ziehen können, dass die Windkraft zwar in ihrer Eignung als ergänzende Energiequelle für den Eigenbedarf und die Versorgung entlegener Gebiete hinreichend erprobt ist, sich jedoch nicht eignet, um industrielle Großkraftwerke zu ersetzen und in größerem Umfang zur Versorgung beizutragen. 1987 ist unklar ob und inwieweit sich die Windanlagenindustrie Dänemarks erholen würde. Ohne Unterstützung von außen wäre der Sektor möglicherweise um Jahre zurückgeworfen worden. Nach dem Zusammenbruch des kalifornischen Marktes ist das skandinavische Land der einzige Markt, in dem von einem gefestigten Status der Windenergie gesprochen werden kann. Die Frage, ob künftig neue und größere Märkte für Windenergie entstehen, oder die Technologie vor allem ein auf Dänemark begrenztes Phänomen bleiben würde, war ungeklärt.

Die Entwicklungen in Kalifornien zeigen, dass die Eigenschaften des dänischen Marktes, wo sich die Windkraft zum Ende der Stabilisierungsperiode gut etabliert hatte, nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragen werden kann. Inwieweit ist Kalifornien ein Sonderfall?

Was ist mit anderen Märkten? Profitieren sie von Dänemarks Pionierleistungen – oder müssen sie eigene Wege gehen?

2.4 Periode 4: 1988-1991