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Die anhand des Datenmaterials entwickelten Kategorien, lassen sich wie folgt darstellen und beschreiben:

Nummer Kategorie Beschreibung

1 Alltagssprache Benutzte Sprachformen im

täglichen Umgang mit Personen

2 Barrieren Probleme in der verbalen

Kommunikation aufgrund der Sprache

3 Fachsprache Über die Alltagssprache

hinausragende,

berufsspezifische Sprachform

4 Professionalität Fachgerechte Ausübung der

Sprachhandlungen im berufsbezogenen Kontext

5 Beziehungsbildung Durch die Sprache beeinflusste

positive und negative Gefühle, welches die Vertrauensbasis zwischen Fachperson und PatientInnen bildet

Abbildung 20: Darstellung der ausgewerteten Kategorien nach Verfasserin

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7.2 Interpretation der Kategorien

Die erste Kategorie der Auswertung des Datenmaterials ist die Alltagssprache. Die Alltagssprache wird als eine Sprachform beschrieben, welche auf regional differenzierten Mundarten aufbaut. Die Eigenschaften der Umgangssprache werden als allgemein verständlich und gebräuchlich wie auch als überregionales Kommunikationsmittel bezeichnet.134 Diese Sprachvarietät zeichnet sich durch ihre leichte Verständlichkeit aus und kann auch ohne Vorbildung von allen am Kommunikationsprozess teilnehmenden Personen verstanden werden. Aufgrund dieser geringen Komplexität wird die Anwendung der Sprachvarietät in der Pflegepraxis angenehmer empfunden.

Dieses wird mit dem Zitat der am Interview teilnehmenden Person bestätigt:

„Es ist leichter zu sagen: Ähm, ich benutze, ähm, so eine Nadel, die beim Arm an dieser und dieser Stelle hineinkommt, äh, als Zugang, als wenn ich mit Fachwörter wie peripherer Venenzugang, äh, oder Verweilkanüle, äh, herumexperimentiere.

(lächelt)“ (B2)

Aus den geführten Interviews ergab sich die verwendete Sprachform des Dialekts. Nach Lüdeling resultiert die Entwicklung des Dialekts aus dem regelmäßigen Wandelzyklus der Sprache, welches jedoch keine Aussage über die Verschlechterung deren Ausdrucksfähigkeit liefert. Als einen möglichen Grund für diesen Sprachwandel nennt er die Kontakteinflüsse durch die jeweiligen Nachbarstaaten. Lüdeling beschreibt, dass durch diesen Einfluss die deutsche Sprache in verschiedene hoch- bzw. niederdeutsche Dialekte unterteilt wird, welche als Zusatz zur so genannten „Alltagssprache“ oder

„Standardsprache“ benutzt werden. Dialekte sind regional gefärbte Sprachänderungen, die historisch, linguistisch oder politisch zu erklären sind. Unterschiedliche Dialekte können unterschiedliche Bezeichnungen für ein und denselben Gegenstand verwenden.135

Sie werden in weiterer Literatur als Sprache der Vertrautheit und als ein Symbol der lokalen und sozialen Identität bezeichnet. Meistens werden Dialekte im Kontext des privaten Bereiches angewendet, wie beispielsweise bei Begegnungen mit FreundInnen oder Bekannten.136

134 Vgl. Sinner, 2014, 90-96

135 Vgl. Lüdeling, 2015, S. 23-27

136 Vgl. Schlobinski, 2014, S. 161

86 Die Alltagssprache wurde im Kapitel 4.3.1 der Gruppe der Umgangssprache zugeordnet.

Der Dialekt wird im Weiteren als kleinlandschaftliche Umgangssprache beschrieben. Die Wichtigkeit des Dialekts wird durch das folgende Interview-Zitat, besonders im Umgang mit älteren Generationen verdeutlicht:

„Äh, es kommt drauf an. Ähm, ich habe die Erfahrungen gemacht, mit (.) alteingesessenen Wienern und Wienerinnen funktioniert der Dialekt besser, als die hochdeutsche Sprache.“ (B2)

Die Barrieren stellen die zweite Kategorie der Auswertung dar. Als Barrieren werden Faktoren bezeichnet, welche Probleme in der verbalen Kommunikation auslösen. Durch die Analyse der Interviewaussagen konnten drei unterschiedliche Barrieren für den sprachlichen Austausch im Kontext der Pflege analysiert werden. Diese sind die kulturelle, sprachliche sowie berufliche Diversität in der Pflegepraxis.

Die kulturelle und sprachliche Diversität ist eine große Ressource, doch kann diese Heterogenität bei den PatientInnen bei Ausbleiben einer ausreichenden Kenntnis in der jeweiligen Sprache zur Erschwernis des Kommunikationsprozesses führen.

Die berufliche Diversität bezeichnet das Zusammenspiel von unterschiedlichen Berufsprofessionen und differierenden Fachterminologien im pflegerischen Bereich.

Die positiven Auswirkungen dieser multiprofessionellen Zusammenarbeit wurden bereits im Kapitel 3.4.3 beschrieben, sie können jedoch durch die unterschiedlichen Fachterminologien und dem Sprachgebrauch ebenso die Kommunikation beeinträchtigen.

Die kulturelle und sprachliche Diversität und ihre Folgen werden im unteren Interviewabschnitt deutlich:

„Weil wir viele (..) interkulturelle Patienten und Patientinnen haben, und, ähm, auch in der Berufsgruppe selber, ähm, eigentlich eine große Diversität neigen. Also, ähm, es kommen viele, es kommen ganz viele Sprachen und Kulturen in Kontakt.“ (B3)

„Prinzipiell habe ich damit keine Schwierigkeiten, ähm, wenn jedoch Menschen, ähm, mit, mit anderer Muttersprache, äh, Patienten oder Patientinnen sind, gibt es natürlich Barrieren bei, bei der Sprache.“ (B2)

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„Sehr, sehr relevant. Ähm, ich finde es auch schlecht, wenn in Pflegeheimen zum Beispiel Mitarbeiterinnen sind oder Mitarbeiter, die eher schlecht sprachlich ausgebildet sind oder halt schlecht Deutsch sprechen. Ähm, weil gerade, also Kommunikation ist wirklich die Basis, auf der die Pflege funktioniert. Und wenn es da Barrieren gibt, find ich das schlecht. Es leidet alles darunter: Pflegequalität, die Patienten, vor allem die Patienten natürlich.“ (B4)

Die Folgen der beruflichen Diversität werden in den nachstehenden Interviewaussagen bestätigt:

„Ähm, sprachliche, Sprach, Sprache ist auf jeden Fall sehr, sehr wichtig für die, für die Pflege. Ahm, (unv.) Kommunikation im Team selbst, mit dem Patienten, auch mit den Angehörigen. Ahm, und, äh, ist halt dadurch, dass es eben auch Pflegebereich, äh, selbst einige, ähm, auch multiprofessionell, also, äh, wo wir Assistenzberufe haben und fertig, äh, akademische, äh, äh, akademische Kräfte (..) Ahm, und dementsprechend auch die Bildungsvoraussetzung, oder Bildungshintergrund der einzelnen. Ähm, aber genauso auch Migrationshintergrund oder dergleichen. Also, dass da, ah, sehr viele sprachliche Differenzen, kann man ja kaum ausschließen.“(B5)

Die Fachsprache stellt die dritte Kategorie der Datenauswertung dar und bezeichnet den berufsbezogenen Sprachgebrauch. Dieser wurde im Weiteren durch die Analyse der Interviewaussagen in drei Unterkategorien eingeteilt. Das sind die allgemeine Fachsprachkompetenz, der Status resultierend aus dem Fachsprachgebrauch und die Entwicklung dieser. Die allgemeine Fachsprachenkompetenz bezeichnet das Kennen und Verstehen der Fachsprache und deren kontextbezogenen Einsatz.

88 Die Wichtigkeit der Fachsprachenkompetenz wird durch folgende Aussagen der interviewten Personen bestätigt:

„Aber auch wenn man medizinische Fachbegriffe verwendet oder mit, ähm, mit den Ärztinnen oder mit Arzt Ärztin redet, dass da man die auch gut verstehen kann (…). Bei Patienten vermeide ich, um ehrlich zu sein, oft das zu hochgestochene medizinische Vokabular, weil das kein, äh, Verbindung ergibt. (..) Aber dass wir das auch erklären.

Dass wir das auf einer Ebene, ich glaub jeder ist auf einer anderen Ebene des Wissenstandes. Dass wir das auch hinunterbrechen und erklären können.“ (B3)

„Also, da habe ich jetzt in, in vier bis fünf Praktika die Erfahrung gemacht, ähm, ähm, dass (.) die Fachsprache zum Großteil nicht von Patienten- und Patientinnen verstanden wurde. Ähm, das auch immer ein wichtiger Punkt war, wenn ein Arzt oder eine Ärztin mit, äh, der jeweiligen Person gesprochen hat, meistens in der Fachsprache gesprochen, äh, wurde. Und das Pflegepersonal dann den oder die Patientin und Patienten, äh, darauf sensibilisieren musste und, und noch einmal das Ganze in alltagstauglicher Sprache wiedergeben musste. (..) Also da kann ich für mich sagen, ich versuche schon, äh, gewisse Sachen in Fachsprache anzusprechen, ähm, aber gewisse Dinge einfach in Alltagsdeutsch wiederzugeben für den Patienten und die Patientin, äh, dass es natürlich verstanden wird.“ (B2)

„Ich glaube, Fachsprache ist Patienten gegenüber nicht so wichtig. Wichtig ist, dass ich die Fachbegriffe verstehe und dem Patienten erklären kann.“(B1)

Die Fachsprachenkompetenz als Ausdruck der Professionalität trägt zur gesellschaftlichen Anerkennung bei. Durch die Anwendung einer fachgerechten Sprachformulierung wird ein Status entwickelt, welcher in der multiprofessionellen Zusammensetzung, also auch in der Repräsentation des Berufsbildes, eine wichtige Rolle spielt.

89 In der Literatur wird dieses wie folgt formuliert: „In a medical context, this can have negative consequences for others‘ perceptions of your professional status, because linguistic deficiencies can easily be interpreted as a lack of medical knowledge and skills or professional qualification.“137

Dies wird mit den folgenden Aussagen bestätigt:

„Und mit den Ärzten achte ich aber dafür umso mehr darauf, zum Beispiel. Weil also, weil das auch notwendig ist, dass man überhaupt respektiert oder anerkannt wird.

((lächelt))“ (B3)

„Das wäre mich peinlich, wenn die zu mir sagen, ich soll einen roten Stöpsel geben.

Die sagen es mir ja in Fachbegriff und ich weiß nicht, was es ist. Dabei ist das was Einfaches.“ (B1)

Bei der Bearbeitung der Interviewaussagen wurde deutlich, dass die Fachsprache am Beginn einer Berufsausübung nicht vorausgesetzt ist, sondern gebildet werden muss. Am Interview teilnehmende Personen machten Aussagen über die Wichtigkeit des Beherrschens der eigenen Fachterminologie und deren Auswirkungen in der Berufspraxis.

Die sprachliche Weiterentwicklung führt zur einer bewussten Sprach- und Wortwahl, welche die Pflegebeziehung zwischen Pflegefachpersonen und den zu betreuenden Personen qualitativ erheblich beeinflussen kann.

137 Van de Poel et al, 2013, S. 7

90 Dies wird durch die folgenden Äußerungen bestätigt:

„Doch, natürlich. Auch wenn es meine Muttersprache ist, muss man ja eine professionelle Sprache haben. Es gibt Fachbegriffe, ähm, es gibt auch gewisse Redewendungen oder Ähnliches, was man im positiven und negativen Sinne. Also mir fällt da jetzt ein, ähm, zum Beispiel das Wort „Windeln“ oder „füttern“ und dass es dazu eine professionelle und feinfühlige Alternative gibt, wie Inkontinenzprodukte und Essen verabreichen. Und dass das schon einen ganz, ganz großen Unterschied macht, auch im Kontakt zum Patienten.“ (B3)

„Also, ja. Ah, zu Beginn des Studiums, ah, (..) konnte ich selbst merken, dass die Fachsprache noch nicht vorhanden war und durch gezieltes Training, ähm, auch wenn das im Unterbewussten stattgefunden hat. (..) Es wurde auch von den Vortragenden sehr gut trainiert. Es wurde auch von den Vortragenden großen Wert daraufgelegt, dass, ähm, dass es generell in Fachsprache, äh, zu passieren hat, der, der Unterricht.“

(B2)

„Dass man dort dann von von Fachkräftesprache aufeinmal umgeben ist. Und, und sehr verunsichert ist, vor allem am Anfang dann. Und dass, meiner Meinung nach ist, danach ist es einfach zu wenig, ähm, und hat man hat man zu wenig Verständnis auch, von denen die bereits arbeiten. Dass man, ähm, im, sprachlich integriert wird.“ (B5)

„Also im Unterricht wird schon immer gefördert, dass wir Sprach, also dass wir Fach, Fachsprache anwenden. Letztens erst, hat auch eine gesagt, so: „Niedrige Blutzuckerwerte“ oder so. Da kannst ja gleich sagen Hypoglykämie oder so irgendetwas. Also, die Lehrenden legen schon viel Wert, dass wir wirklich Fachsprache verwenden. Und, ja.“ (B4)

91 Die Professionalität stellte eine weitere Kategorie in der Untersuchung dar und beschreibt die von einer Fachperson erwartete Kompetenz, Fähigkeiten und Werte.138 Dies beinhaltet die Fähigkeit, in einer sprachlichen Kommunikation das beabsichtige Ergebnis gezielt zu erreichen. Dies bedarf einer bewussten Sprachwahl und Sprachform. Folgende Interviewausschnitte werden hierzu als Ankerbeispiele angeführt:

„Und sie hat dann gesagt: „Wir brauchen die besonderen Handschuhe!“ Und das war vor der Patientin, und die Patientin hat dann aber reagiert, und das war ein „React- Chemotherapie“ und wieso wir die dickeren brauchen, ob das so giftig ist, wovon sie jetzt einen Liter in ihren Körper gepumpt bekommt, was wir nicht einmal mit normalen Handschuhen angreifen können? Und ich habe gesehen, sie hatte in diesem Moment so, so große Angst.“ (B3)

„Dass es, verschiedene Sprachtypen gibt und dass man so auf das eingehen kann.

Aber jetzt nicht, äh, welche Wörter besonders, weiß ich nicht, „Highlight“ sind. Wie, welche Wörter ich vielleicht meiden sollte, wenn ich dem Patienten sage, wie er die Pflege zuhause machen soll oder so. (..) Ja. Aber ja, vielleicht auch, vielleicht sollte man lernen sensiblere Worte zu verwenden. Nicht kriegen zu sagen, sondern bekommen, ja (..) Ja, dass man das mehr einschätzen lernt, was will der Patient jetzt wirklich wissen, womit überfordere ich ihn?“ (B1)

„Na ja. Ich, ich glaube, dass von vielen Fachbegriffen ausgegangen wird, dass wir sie wissen.“ (B1)

Die Kategorie „Beziehungsbildung“ ist die fünfte Kategorie der Auswertung der Daten und thematisiert das durch die Sprache erreichte Nähe- und Distanz Verhältnis. Dieses kann durch die Anwendung einer besonders bewussten Sprachwahl oder Sprachform erreicht werden.

138 Vgl. Griffith, Richard; Tengnah, Cassam (Hg): Law and Professional Issues in Nursing.

(Transforming nursing practice). https://www.lehmanns.de/shop/recht-steuern/34783310- 9781473969414-law-and-professional-issues-in-nursing , 04.07.2018

92 Die Auswirkungen einer bewussten Sprachanwendung werden in den folgenden Interviewabschnitten deutlich:

„Ich glaube, dass es, äh, sehr relevant ist, weil Sprache auch ähm ein ganz großer Teil von unserem Alltag ist und in der Beziehungsbildung. Und besonders im medizinischen Feld, ähm, ist es wichtig, dass die Kommunikation gut funktioniert, besonders auch, (.) um das Wohlbefinden von Patienten zu gewährleisten, ist es ganz wichtig. Weil ich merke, dass es ganz schnell eine Verbindung aufbaut. Wenn man wieder gut pflegen will, wenn man wirklich für den Patienten da sein will, da muss man eine gewisse Beziehung aufbauen. Und da muss man auch die richtige Sprache wählen können.

Weil es auch der Hauptweg ist, wie wir kommunizieren.“ (B3)

„Und ja ich glaube, über Sprache entsteht auch Nähe. Und ich glaube, da entwickeln sie mehr Vertrauen, wenn ich mit ihnen auf ihrer Sprache spreche.“(B1)

93 8 Entwicklung des Curriculums Berufsbezogene sprachliche Bildung für BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege

Anhand der Erkenntnisse aus der Literatur und der erhobenen Daten resultierte ein Ergänzungsbedarf, für welchen die Verfasserin als mögliche Problemlösung einen Vorschlag zur Ergänzung der bereits vorhandenen Angebote erstellt hat. Sie entwickelte ein Curriculum für die Einführung eines Wahlmoduls mit dem Titel Berufsbezogene sprachliche Bildung für BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege.

Das Wahlmodul soll bei Bedarf kostenlos genutzt werden können, um die berufsbezogenen Sprachkompetenzen zu optimieren. Zu Beginn steht die Definition des Begriffes

„Curriculum“ und die Eigenschaften und Ziele dieses werden beschrieben. In den weiteren Unterkapiteln folgen die Darstellungen der Qualifikationsbereiche- und Ziele, die Darstellung eines Studien- bzw. Lehrplans sowie eine Modulbeschreibung.

Im pädagogischen Zusammenhang wird ein Lehrplan als „Curriculum“ bezeichnet, in Anlehnung an die lateinische Bedeutung „Lauf“ (Ablauf, Zeitablauf). Curricula“ sind Basislehrpläne, an welche sich Lehrpläne im Hinblick auf Lernziele, Inhaltsbereiche und Lernverfahren orientieren. Der Ursprung der Curricula geht auf Johannes Amos Comenius im Jahre 1658 zurück.139 Comenius erarbeitete zu dieser Zeit im Rahmen der Abfassung seines Lehr- und Lernbuches „Orbis sensualium pictus“ eine Art „Kerncurriculum“, welches er als Anhaltspunkt für ein vernünftiges Leben darstellte und allen Lehrenden dadurch das anschauliche Unterrichten ermöglicht werden sollte. Im Jahr 1657 schuf Comenius ein weiteres Werk, „Didactic Magna“, in dem er sich mit der Begründungstheorie der Didaktik, den Lehr- und Lernmethoden, Unterrichtsmitteln, -zielen und -medien befasste. Durch seine geschaffene Anthropologie bekam die Unterrichtswissenschaft als auch die Unterrichtsgestaltung eine breitere Bedeutung. Comenius‘ Anliegen und Ziel war das Lehren-Können und die chancengleiche Bildung für alle.

Das provozierte eine Orientierung pädagogischer und didaktischer Leitvorstellungen an die politischen und sozialen Wirklichkeiten des Zusammenwirkens von Mensch und Gesellschaft. Durch diese realistische Wende wurden für Comenius gewisse Prinzipien des Curriculums bedeutsam, die diesen bestimmen.

139 Vgl. Kron et al., 2014, S. 190

94 Die sind wie folgt:

„(…) die geschichtliche-gesellschaftliche Überholbarkeit eines jeden Curriculums, die Universialität, d.h. die möglichst vollständige Vielfalt der Inhalte eines Curriculums, die Ausrichtung des Curriculums an Erfahrung und Anschaulichkeit der Lernenden, die Muttersprachlichkeit des Unterrichts und die Geltung eines Curriculums für alle Menschen einer Gesellschaft.“140

Nun ist die Begrifflichkeit des Curriculums ein notwendiges „Durchlaufprozedere“, welches erforderlich ist, um auf die gesellschaftlichen Tätigkeiten vorbereitet zu sein.141

Die Verfasserin entwickelt in diesem Kapitel ein Curriculum, welches als Ergänzung zu den bereits bestehenden Wahlmodulen seitens der Fachhochschule Campus Wien und der österreichischen HochschülerInnenschaft, fungieren soll. Die Voraussetzungen für die Teilnahme an der Lehrveranstaltung sind das positive Absolvieren der Grundlagen der Gesundheits- und Krankenpflege im ersten Semester. Das Ziel dieses erstellten Curriculums ist die Weiterentwicklung und Optimierung der fachsprachlich-kommunikativen Fertigkeiten im beruflichen Handeln und somit ein erleichterter Zugang zu PatientInnen.

8.1 Definition und Beschreibung der Zielgruppe und der Zugangsvoraussetzungen

Die Zielgruppe dieser Fortbildung sind Bachelorstudierende an der Fachhochschule Campus Wien ab dem ersten Semester. Die Begründung dafür ist, dass diese im ersten Semester einen Überblick über die Berufsprofession der Gesundheits- und Krankenpflege bekommen und dadurch die erforderlichen sprachlichen Fertig- und Fähigkeiten besser einschätzen können. Diese Vorgehensweise wird besonders ausgewählt, da durch das tatsächliche Erleben der sprachlichen Anforderungen die intrinsische Motivation vermutlich hoch liegen wird. Besonders am Anfang einer Berufsbildung ist es wichtig, teilnehmende Personen auf ihre Zielgruppe zu sensibilisieren, da diese über keine bis wenige Vorkenntnisse verfügen und somit der Erstkontakt vielen Gefahren ausgesetzt ist.

140 Kron et al., 2014, S. 193

141 Vgl. Kron et al., 2014, S. 190-193

95 Durch die gezielte Sprachsensibilisierung soll angehenden Angehörigen der Gesundheits- und Krankenpflege der Unterschied zwischen den diversen Sprachformen und ihrer Wirkung verdeutlichet werden.

Die Zugangsvoraussetzung für alle Teilnehmenden ist eine Reifeprüfung oder eine facheinschlägige Qualifikation, welches im Zuge des Aufnahmeverfahrens durch die Fachhochschule bereits geprüft und festgestellt wurde.Durch die Erfüllung dieses Kriteriums kann von einem gewissen Sprachniveau in deutscher Sprache ausgegangen werden, was als Orientierung für die Sprachbedarfsermittlung in der Kursplanung verwendet werden kann.

8.2 Beschreibungen der beruflichen Tätigkeitsfelder

Die Tätigkeitsfelder der Gesundheits- und Krankenpflege werden im Rechtsinformationssystem des Bundes wie folgt zusammengefasst:

„§ 14. (1) Die pflegerischen Kernkompetenzen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege umfassen die eigenverantwortliche Erhebung des Pflegebedarfes sowie Beurteilung der Pflegeabhängigkeit, die Diagnostik, Planung, Organisation, Durchführung, Kontrolle und Evaluation aller pflegerischen Maßnahmen (Pflegeprozess) in allen Versorgungsformen und Versorgungsstufen, die Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsberatung im Rahmen der Pflege sowie die Pflegeforschung.“142

Damit wird verdeutlicht, dass das berufliche Tätigkeitsfeld der Gesundheits- und Krankenpflege sehr breit ist und auf einem fundierten Basiswissen beruht.

142 Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich. https://www.ris.bka.gv.at/

GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer10011026, letzter Zugriff: 14.12.2017

96 Neben pflegerischen Kernkompetenzen umfasst der Tätigkeitsbereich der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen Fertigkeiten in Akutsituationen sowie im multiprofessionellen und interdisziplinären Umgang. Hiermit wird nach § 14 in der Rechtvorschrift für die Gesundheits- und Krankenpflege, das professionelle Agieren bei Notfällen, die Kompetenz bei medizinischer Diagnostik und Therapie, im Umgang mit Medizinprodukten sowie die persönliche Weiterentwicklung als auch Spezialisierung bezeichnet. Da sich die definierte Zielgruppe im Anfangsstadium des Studiums befindet, werden die Schwerpunkte auf die Basiskenntnisse im Beruf gelegt. Die Verfasserin der Masterarbeit begrenzt diese Basiskenntnisse auf die Fach- und Methodenkompetenz, sozial-kommunikative Kompetenz und wissenschaftliche Kompetenz. Diese werden im Weiteren näher erläutert.143

8.2.1 Fach- und Methodenkompetenz

Die Fach- und Methodenkompetenz ist eine grundlegende Voraussetzung für die Berufsausübung und basiert auf dem Basiswissen. Diese kann sich auf diese folgenden Faktoren beziehen: das Individuum und unterschiedliche Zielgruppen, die Organisation, die Gesellschaften und die grundlegenden Bezugswissenschaften. Da sich die ausgewählte Zielgruppe im Anfangsstadium befindet, wird das Basiswissen auf die Faktoren des Individuums und die unterschiedlichen Zielgruppen beschränkt.Hierzu werden folgende Qualifikationsprofile definiert:

- Studierende verstehen den Pflegeprozess als individuellen Kommunikations- und Beziehungsprozess und können die pflegefachliche Verantwortung unter Aufsicht einer Bezugsperson übernehmen.

- Studierende kennen die Schritte der Basisversorgung und können zu betreuende Personen sowie deren Angehörige in deren Durchführung bedarfsgerecht anleiten, schulen und beraten.

143 Vgl. Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich. https://www.ris.bka.gv.at/

GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer10011026, letzter Zugriff: 14.12.2017

97 - Studierende verfügen über ein Wissen an Fachtermini und können diese situationsadäquat in Kommunikationssituationen mit unterschiedlichen GesprächspartnerInnen einsetzen.

8.2.2 Sozialkommunikative Kompetenz

Neben den grundlegenden Basiskenntnissen sind berufsübergreifende Fähigkeiten ebenfalls von großer Bedeutung für die Gestaltung eines ganzheitlichen Pflegeprozesses. Um Studierenden im Umgang mit PatientInnen eine möglichst ethisch korrekte Handlung gewährleisten zu können, werden besonders im ersten Semester neben theoretischen Wissensinhalten, Inhalte zur kultursensiblen und transkulturellen Pflege vermittelt.

Diese beinhalten besondere sozial-kommunikative Bereiche und sollen zu folgenden Fertigkeiten qualifizieren:

- Studierende kennen unterschiedliche Beziehungsebenen und können diese durch die theoriegeleiteten Basiskenntnisse situationsgerecht bewusst aufbauen, halten

- Studierende kennen unterschiedliche Beziehungsebenen und können diese durch die theoriegeleiteten Basiskenntnisse situationsgerecht bewusst aufbauen, halten