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Die Macht der Sprachformen im Kontext der Pflegeprofession. The power of Language Forms in the Context of the Nursing Profession.

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Academic year: 2022

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Die Macht der Sprachformen im Kontext der Pflegeprofession

Eine Bedarfsanalyse am Beispiel der Bachelorausbildung Gesundheits- und Krankenpflege an der Fachhochschule Campus Wien

The power of Language Forms in the Context of the Nursing Profession

A needs assessment based on the example of the bachelor education Health and Nursing at the University of Applied Sciences Campus Vienna

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Science in Advanced Nursing Education (MSc)

der Fachhochschule FH Campus Wien Masterlehrgang: Advanced Nursing Education 2018

Vorgelegt von:

Dilan Kirmizitas

Personenkennzeichen:

c1630015024

Erstbegutachter:

Harald Knecht, BEd BA. MA.

Zweitbegutachter:

Mag. Helmut Beichler

Eingereicht am:

07.09.2018

(2)

Eigenständigkeitserklärung

Ich erkläre, dass die vorliegende Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.

Ich versichere, dass ich dieses Masterarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind.

Datum: ... Unterschrift: ...

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Kurzfassung

Die vorliegende Masterarbeit analysiert die Wirkungen der Sprache bzw. der Sprachformen in der Gesundheits- und Krankenpflege aus der Perspektive der Pflege- und PatientInnenkommunikation. Für die Umsetzung dieser Vorgehensweise wurden folgende Fragestellungen formuliert:

Welche Sprachformen zeigen Relevanz in der Ausübung der sprachlichen Anforderungen der Gesundheits- und Krankenpflege?

Welche Wirkung haben die unterschiedlich relevanten Sprachformen für die PatientInnen in der Gesundheits- und Krankenpflege?

Die Sprache wurde bei der literarischen sowie qualitativen empirischen Datenerhebung und Analyse aus der Perspektive der Mehrsprachigkeit bearbeitet, doch aufgrund der stärkeren Relevanz und der geographischen Lage primär auf die deutsche Sprache bzw. deren Sprachformen fokussiert. Dabei wurde zwischen Funktion bzw. Wirkung der Alltagssprache und Fachsprache unterschieden. Aufgrund der stetigen Akademisierung der Pflegeprofession wurde die pflegerelevante Fachterminologie als Voraussetzung für die professionelle Berufsausübung formuliert, doch bedarf es in der alltäglichen Pflegetätigkeit bei PatientInnen einer auf sie abgestimmten Alltagssprache im fachlichen Kontext. Die Verfasserin der Masterarbeit formulierte folgende Hypothese, welche durch die Forschungsergebnisse bestätigt wurde:

Die Fachsprache ermöglicht die professionelle Berufsausübung und die Teilnahme am wissenschaftlichen sowie multiprofessionellen Diskurs, hindert jedoch den individuellen Kontakt zu PatientInnen.

Die Fachhochschule Campus Wien bietet Studierenden in ihrem weiten Angebotsspektrum allgemeinsprachliche deutsche Weiterbildungskurse an, doch existieren keine berufsbezogenen Sprachkurse für die spezifischen Fachbereiche. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Erweiterung dieser Kursangebote durch die Erstellung eines Curriculums für die berufsbezogene sprachliche Bildung der BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege.

(4)

Abstract

This master thesis deals with the relevance and effects of the language used in the health and nursing profession and is analysed from the perspective of patient care. For the implementation of this, the following questions were formulated:

Which language forms are relevant in the performance of the language requirement in nursing practice?

What effects do the different relevant linguistic forms have on the patients in health care and nursing?

The language was applied in the literary and qualitative empirical data collection and analysis from the perspective of multilingualism, but focused primarily on the German language or its linguistic forms due to its greater relevance and geographic location. A distinction was made between function and effect of everyday language and technical terminology. Due to the constant academization of the nursing profession, nurse-relevant specialist terminology was formulated as a prerequisite for the professional practice of the profession, but in everyday nursing work patients need a common everyday language in a professional context. The author of this masterthesis formulated a hypothesis which was verified by the research resuts:

Technical terminology enables professional practice and participation in scientific and multi- professional discourse, but interferes individual contact with patients.

The University of Applied Sciences Campus Wien offers students in their wide range of subjects general-German-language-courses as continuing education, but there are no vocational language courses for the specific subject areas. The focus of this work is on the extension of these courses by creating a curriculum for the professional language education of undergraduate students of health and nursing.

(5)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 1

1.1 Problemstellung ... 4

1.2 Zielstellung ...10

1.3 Fragestellungen ...11

1.4 Hypothese ...12

2 Methodik ...13

2.1 Gütekriterien der qualitativen Forschung ...15

2.2 Darstellung der Literaturrecherche ...16

2.3 PRISMA Statement Flussdiagramm ...19

2.4 Interviewdurchführung ...21

3 Gesundheits- und Krankenpflege ...24

3.1 Ausbildungsinhalte der Gesundheits- und Krankenpflege ...25

3.2 Analyse der sprachlichen Anforderungen in der Gesundheits- und Krankenpflege – Sprachliche Aktivitäten ...30

3.2.1 Fragen stellen ...31

3.2.2 Informieren ...31

3.2.3 Motivieren ...33

3.2.4 Beraten, Feedback geben ...33

3.3 Analyse der sprachlichen Anforderungen in der Gesundheits- und Krankenpflege – Kontexte ...34

3.3.1 PatientInnen und Angehörige ...35

3.3.2. KollegInnen ...37

3.3.3 Multiprofessionelles Team ...37

3.3.4 Wissenschaft und Forschung ...38

3.4 Vorherrschende Sprachmuster des Gesundheitswesens ...39

3.4.1 Zeitdruck und Stress im Gespräch ...40

3.4.2 Mehrdeutige Aussagen mit Sprachmusterkopplungen ...41

(6)

3.4.3 Unethische Bezeichnungen im Gespräch ...41

3.4.4 Füllwörter im Gespräch bzw. Floskelhaftes Reden ...42

4 Die deutsche Sprache ...43

4.1 Sprachmerkmale ...43

4.2 Sprachformen ...44

4.2.1 Modell zur Bestimmung von Varietäten ...47

4.2.2 Innersprachliche Varietäten-Merkmale ...49

4.2.3 Außersprachliche Varietäten-Merkmale ...51

4.2.4 Fachsprache...54

4.2.4.1 Pflegefachsprache ...55

4.2.4.2 Internationale Klassifikation für die Pflegepraxis ...56

4.3 Sprachniveau ...59

4.4 Funktionen der Sprache ...62

4.4.1 Sprache als kognitives System und geistiges Eigentum ...62

4.4.2 Sprache als Realitätskonstrukteur ...63

4.4.3 Sprache als kommunikatives Instrument ...64

4.4.4 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun ...65

5 Sprache und Beruf ...67

5.1 Sprachkompetenz im Beruf ...67

5.2 Formen der Sprachkompetenz ...68

5.3 Die Fachhochschule Campus Wien ...69

5.3.1 Sprachförderungen der Fachhochschule Campus Wien ...71

5.3.2 Studienvorbereitung und Serviceangebote ...72

5.4 Österreichische HochschülerInnenschaft der Fachhochschule Campus Wien ...72

6 Schritte der Datenauswertung ...75

6.1 Ablaufmodell ...75

6.2 Programme für die qualitative Inhaltsanalyse ...81

6.3 F4- Analyse ...82

(7)

7 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse ...84

7.1 Darstellung und Beschreibung der Kategorien ...84

7.2 Interpretation der Kategorien ...85

8 Entwicklung des Curriculums Berufsbezogene sprachliche Bildung für BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege ...93

8.1 Definition und Beschreibung der Zielgruppe und der Zugangsvoraussetzungen...94

8.2 Beschreibungen der beruflichen Tätigkeitsfelder ...95

8.2.1 Fach- und Methodenkompetenz ...96

8.2.2 Sozialkommunikative Kompetenz ...97

8.2.3 Wissenschaftliche Kompetenz ...98

8.3 Darstellung eines Qualifikationsprofils ...98

8.3.1 Qualifikationsziele im Qualifikationsbereich Fach- und Methodenkompetenz ...98

8.3.2 Qualifikationsziele im Qualifikationsbereich der Sozial-Kommunikativen Kompetenz………..…...99

8.3.3 Qualifikationsziele im Qualifikationsbereich Wissenschaft ...99

8.4 Darstellung eines Studien- bzw. Lehrplans für Modul und Lehrveranstaltung ... 100

8.4.1 Ziele des Moduls ... 101

8.4.2 Modulbeschreibung ... 103

9 Berufsbezogener Sprachunterricht ... 106

9.1 Allgemeiner vs. berufsbezogener Unterricht ... 106

9.2 Sprachbedarfsermittlung ... 107

9.3 Aufbau des Unterrichts ... 107

9.3.1 Bedingungsanalyse ... 109

9.3.2 Sachanalyse ... 110

9.3.3 Didaktische Analyse ... 113

9.3.4 Die Ergebnisse des Lernprozesses ... 115

10 Zusammenfassung ... 120

11 Diskussion ... 124

12 Literaturverzeichnis ... 127

(8)

13 Abkürzungsverzeichnis ... 134

14 Abbildungsverzeichnis ... 135

15 Anhang ... 136

A01 Informationsschreiben ... 136

A02 Einverständniserklärung ... 138

A03 Transkriptionsregeln nach Dresing und Pehl (2015) ... 139

(9)

1 1 Einleitung

„Fragen der sprachlichen Richtigkeit oder des angemessenen Sprachhandelns sind von besonderer Relevanz für den beruflichen Erfolg und das Erreichen persönlicher Ziele eines Individuums in der Gesellschaft.“1

Die Sprache ist in vielen Privat,- Bildungs- und Berufsbereichen der erste Schritt zur zwischenmenschlichen Kommunikation. Es gibt unterschiedliche Formen der zwischenmenschlichen Kommunikation wie die nonverbale und paraverbale Kommunikation, doch diese Arbeit setzt den Fokus auf die verbale Kommunikation anhand der Sprache in der Pflege- und PatientInnenkommunikation. Die Sprache als Mittel der Kommunikation verfügt über eine Macht, welche im Rahmen einer Gesprächssituation, die Reaktion des Gegenübers, den Gesprächsverlauf und somit das Gesprächsergebnis erheblich beeinflussen kann. Die Art dieser Beeinflussung kann aufgrund der getätigten Sprachwahl und Sprachform stark variieren. Jede Sprachwahl in den unterschiedlichen Gesprächssituationen sollte daher kontextbezogen und bewusst getätigt werden, um das beabsichtige Ergebnis möglichst ohne Beeinflussungen zu erreichen.

Die Masterarbeit beruht auf qualitativer empirischer Methodik und befasst sich mit den unterschiedlichen sprachlichen Anforderungen in der Gesundheits- und Krankenpflege und der Relevanz der Sprache bzw. Sprachformen in der Ausübung dieser. Die Sprache wird von der Verfasserin im Fokus der Mehrsprachigkeit betrachtet, doch liegt der Schwerpunkt aufgrund der geographischen Lage auf der deutschen Sprache bzw. deren Sprachformen.

Die Mehrsprachigkeit wird hierbei wie folgt beschrieben: „Multilingualism arises from contact between speakers of different languages.“2

Die Begründung dieser Schwerpunktsetzung liegt in den informellen Gesprächen mit der Stichprobe aus der definierten Zielgruppe und Expertenpersonen vor Beginn der Arbeitsverfassung. In diesen informellen Gesprächen wurden teilnehmende Person über ihre themenspezifischen Erfahrungen und Anregungen befragt. Aus diesen resultierte, dass Pflegepersonen im Pflegealltag sich ihrer unterschiedlichen Muttersprachen bedienen, doch die deutsche Sprache bzw. deren Sprachformen die häufigst gebrauchten sind.

1 Felder, 2016, S. 35

2 Stavans, Anat; Hoffmann Charlotte (Hg): Multilingualism.

http://www.cambridge.org/us/academic/subjects/languages-

linguistics/sociolinguistics/multilingualism?format=PB&isbn=9781107471481, 5.08.2018

(10)

2 Hierbei unterschieden die befragten Personen verstärkt zwischen den deutschen Sprachformen der Fachsprache und der Alltagssprache. In Bezug auf diese wurde folgende Hypothese der Verfasserin zur Verifizierung oder Falsifizierung gestellt:

Die Fachsprache ermöglicht die professionelle Berufsausübung und die Teilnahme am wissenschaftlichen sowie multiprofessionellen Diskurs, hindert jedoch den individuellen Kontakt zu PatientInnen.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, durch das Aufzeigen der unterschiedlich relevanten Sprachen bzw. deren Sprachformen und ihrer Wirkungen, Angehörige bzw. angehende Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflege auf ihren Sprachgebrauch zu sensibilisieren und diesen zu hinterfragen. Ein weiteres Ziel der Verfasserin ist die Ergänzung der bestehenden Kursangebote an der Fachhochschule Campus Wien für die BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege. Eine bewusste Sprachwahl beinhaltet die Hinterfragung der bereits vorhandenen sprachlichen Fertig- und Fähigkeiten und führt zur Optimierung dieser für eine professionelle Berufsausübung. Die Angehörigen der Gesundheits- und Krankenpflege werden als Schlüsselpersonen in der sicheren Kommunikationsgestaltung beschrieben, welche eine moralische und berufliche Verantwortung gegenüber den Mitgliedschaften des interdisziplinären Teams als auch dem Berufsverband und dem Staat haben.3 Die Sprache ist unabdingbar für die professionelle Ausübung der Verantwortung, da alle pflegerischen Handlungsschritte auf Basis der verbalen Kommunikation erfolgen.

Die verbale Kommunikation kann dabei folgende Formen annehmen: intrapersonal, zwischenmenschlich, in kleinen Gruppen oder öffentlich. Die interpersonale Kommunikation ist die Unterhaltung mit der eigenen Persönlichkeit und wird auch als Selbstgespräch bezeichnet. Die zwischenmenschliche Kommunikation beschreibt die Unterhaltung zwischen zwei Personen, wobei sich die Unterhaltung an die zu kommunizierende Person richtet. Die Kommunikation in kleinen Gruppen beinhaltet im Gegensatz zu zwischenmenschlicher Kommunikation mehr als zwei Personen. Die öffentliche Kommunikation ist eine weitere Ausdehnung der zwischenmenschlichen Kommunikation, bei welcher die Informationen an viel größere Gruppen von Menschen übermittelt werden.4

3 Vgl. Groves, 2014, S. 55-57; vgl. Rosenthal-Schleicher, 2017, S. 441

4Vgl. Boyd, Claire; Dare, Janet (Hg): Communication Skills for Nurses (Student Survival Skills Series).

https://www.wiley.com/en-us/Communication+Skills+for+Nurses-p-9781118767528, 04.07.2018.;

vgl. Reading, Sheila; Webster, Brian (Hg): Achieving competencies for nursing practice.

A handbook for student nurses. https://www.mheducation.co.uk/9780335246748-emea-achieving- competencies-for-nursing-practice-a-handbook-for-student-nurses, 04.07.2018

(11)

3 In Bezug zu dieser Arbeit wird die verbale Kommunikation anhand der Sprache, primär auf der zwischenmenschlichen Ebene bearbeitet.

Die Kommunikation wird als berufspraktische Fähigkeit in der Gesundheits- und Krankenpflege gesehen. Als solche werden allgemeine Fähigkeiten beschrieben, welche dazu beitragen, den Beruf im verstandenen Kontext der Gesetzeslage, angepasst an die beruflichen Anforderungen und Standards auszuüben. Diese beruflichen Anforderungen und Standards erfordern eine verbale Kommunikationsform, welche die PatientInnen auch verstehen. Um dieses zu erfüllen, sollte die benutzte Sprache an den Kommunikationskontext und das Sprachniveau der Teilnehmenden angepasst werden.

Die Begründung dafür ist, dass diese Anpassung zur positiven Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld, die Pflegequalität sowie auf die Zufriedenheit und Sicherheit der PatientInnen führt.5 Die Stärkung der Pflegequalität anhand einer patientInnenzentrierten, effizienten Kommunikation führt weiteres zur Besserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Eine inadäquate Kommunikationsform hingegen wirkt für die PatientInnen belastend und schädlich und kann zu körperlichen Schäden als auch schlechten medizinischen Ergebnissen beitragen.6

Für eine geschlechtsneutrale Formulierung wurde in dieser vorliegenden Arbeit das Binnen- I eingesetzt. Durch den Einsatz des Großbuchstaben „I“ bei Personenbezeichnungen, werden männliche als auch weibliche Personengruppen miteingeschlossen. Ein Beispiel hierzu wäre das Wort „PatientInnen“.

Nun folgt ein Überblick über die einzelnen Kapitel der Masterarbeit:

Nach der methodischen Einführung in die Arbeit, wird im Kapitel Gesundheits- und Krankenpflege, das Berufsbild, die Ausbildungsinhalte und die vorausgesetzten sprachlichen Anforderungen dieser, für die Pflegepraxis beschrieben.

Das Kapitel Die deutsche Sprache fokussiert auf die deutsche Sprache und ihre Eigenschaften. Am Anfang steht eine Begriffsdefinition, dann werden unterschiedliche Sprachmerkmale, Sprachformen, Sprachniveaus und Sprachfunktionen thematisiert. Die Sprache wird hierbei, anhand der Sprachform Fachsprache näher bearbeitet.

5 Vgl. Groves, 2014, S. 55-57

6 Vgl. Prince-Paul et al., 2017, S. 475-482

(12)

4 Diese Vorgehensweise richtet sich nach individueller Entscheidung der Verfasserin und begründet sich damit, dass sich die Fachsprache von dem täglichen Alltagsgebrauch abhebt und besonderer Förderungen bedarf.

Im Kapitel Sprache und Beruf werden die Kapitel Gesundheits- und Krankenpflege und Die deutsche Sprache miteinander verknüpft, indem die Sprache in Relevanz zur Berufsbefähigung bearbeitet wird. Die Wichtigkeit der Sprache als Basis für das fachliche Lernen wird unterstrichen und aus der Bildungsperspektive näher beschrieben. Die Bildungsstätte Fachhochschule Campus Wien und die Österreichische HochschülerInnenschaft in ihrer Funktion als Interessensvertretung und Beratungs- und Serviceeinrichtung für StudentInnen vor Ort werden hierbei als Beispiel für die Vorgehensweise bei der berufsbefähigenden Weiterentwicklung der Studierenden anhand unterschiedlicher Kursangebote angeführt.

Nach den literarischen Bearbeitungen dieser angeführten Kapitel folgen die Schritte der empirischen Datenauswertung. Die literarischen Ergebnisse werden mit den empirischen Daten ergänzt, woraus das weitere Kapitel Entwicklung des Curriculums Berufsbezogene Sprachliche Bildung für BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege resultiert. In diesem Kapitel wird ein Curriculum zur Ergänzung der bereits vorhandenen Sprachförderungsangebote erstellt. Dieses soll als ein Vorschlag für die Erweiterung bzw.

Ergänzung der vorhandenen Kursangebote der Fachhochschule Campus Wien dienen.

Im weiteren Kapitel Berufsbezogener Sprachunterricht wird eine Unterrichtsplanung erstellt, welche als mögliche Teilumsetzung des entwickelten Curriculums dienen soll. Dabei wird der Unterschied zwischen der allgemeinen und der berufsbezogenen Sprachförderungen sowie den unterschiedlichen Formen der Sprachbedarfsermittlung bei der Unterrichtsplanung ersichtlich werden.

1.1 Problemstellung

Die Wahl der Sprachthematik zur Erfassung der Masterarbeit wird nun anhand der aktuellen Lage der Pflegepraxis, der Entwicklung der Demographie und der daraus resultierenden Komplexität der Gesundheitsversorgung, der ansteigenden beruflichen Anforderungen und der bildungsperspektivischen Sichtweise begründet. Die verbale Kommunikation anhand der Sprache ist ein integraler Bestandteil der Pflegepraxis, dennoch wird diese im Pflegekontext zu wenig berücksichtigt.

(13)

5 Diese fehlende Beachtung zeigt sich beispielsweise daran, dass die Kommunikation das erste reduzierte Mittel der Pflegepraxis bei Zeitmangel ist.7

Durch den ansteigenden Leistungsdruck und Zeitmangel stehen vermehrt die Sachinhalte der Gespräche im Fokus, die Art und Weise dieser Vermittlung sowie ihre Auswirkungen werden aber nur unzureichend beachtet. In der Pflegepraxis bedeutet dies, dass die Vermittlung von relevanten Informationen zwar erfolgt, jedoch durch den Zeitdruck nur sehr inadäquat. Dieses wird durch die folgenden Zitate bestätigt:

„Zu floskelhaft, oberflächlich wirkend und funktional zeigen sich die Gespräche- und Dialogmuster im Praxisalltag. Ein durch und durch kommunikatives Berufsbild zeichnet sich durch einen bewussten Umgang mit Sprache aus und spiegelt eine wertschätzende Sprachkultur und humane Gesprächsführung.“8

„Pflegende haben ihre Fachkompetenz >>Sprache und Gespräch<< weiterhin nicht als eigene Pflegeleistung und Kompetenzanforderung erkannt und anerkannt. Noch immer werten Pflegende informierende Telefonate, Gesprächsanforderungen auf dem Flur oder zwischen der Tür und Angel sowie kurze Gesprächssequenzen als störend und als >>nicht arbeiten<< ab.“9

Der Begriff „Kommunikation“ wird nach Hybels et al. (2004) wie folgt definiert:

„Any process in which people share information, ideas and fellings.“10

Im Allgemeinen denken die Menschen nicht über die Art und Weise nach wie sie kommunizieren. Der Kommunikationsprozess anhand der Sprache sollte für das Erreichen der gesetzten Pflegeziele auf der professionellen Ebene jedoch bewusst gestaltet werden.11

7 Vgl. Bartholomeyczik, 2013, S. 46-49

8 Mantz, 2016, S. 9

9 Mantz, 2016, S. 49

10Zit.n. Munsaka, Temba (Hg): Communication is Complex. Definitions, Types and Problems.

http://www.grin.com/en/e-book/285431/communication-is-complex-definitions-types-and problems, 06.08.2018

11Vgl. McCabe, Catherine; Timmins, Fiona (Hg): Communication Skills for Nursing Pracise.

https://www.macmillanihe.com/page/detail/communication-skills-for-nursing-practice-catherine- mccabe/?sf1=barcode&st1=9780230369207, 04.07.2018.; vgl. Edwards, Marilyn (Hg):

Communication Skills for Nurses. A practical guide on how to achieve successful consultations:

www.andrewsuk.com, 21.06.2018

(14)

6 Die Berufspraxis ist durch viele Personenkontakte geprägt, welche von den PatientInnen bis zur höchsten Instanz der Ärzteschaft der jeweiligen Institution variieren und im Umgang einer laufenden sprachlichen Anpassung bedürfen.

Die Qualität dieser Begegnungen und sprachlichen Anpassungen sind sowohl für die PatientInnen als auch für den Outcome der Pflegequalität sehr wichtig.

Die Gesundheitsversorgung ist jedoch so stark von den Produktivitätsstandards getrieben, dass die Durchführung der Arbeit als primäres Ziel und die Art und Weise dieser Durchführung als sekundäres Ziel definiert wird.

Für die PatientInnen sind Versorgungseinrichtungen ungewohnte Orte, welche verwirrend, kontraintuitiv und beunruhigend sein können, somit sollte die Art und Weise der pflegerischen Durchführung genauso wichtig sein wie die Durchführung selbst.12

Die Auswirkungen dieses Produktivitätsstandards spiegeln sich in den ermittelten statistischen Zahlen von Zakrison et al. (2015) wider. In deren Studie bestätigten diese, dass ein Drittel der Todesfälle im klinischen Setting auf Kommunikationsfehlern beruht. Im Jahre 2017 wurde dieses auf der Jahrestagung des Aktionsbündnis Patientensicherheit mit einer Steigerung auf 20 % bestätigt.13 Mit der Begrifflichkeit „Kommunikationsfehler“ wird eine fehlende oder unzureichende Kommunikation auf unterschiedlichsten Ebenen bezeichnet. Kommunikationsfehler können auf fehlendem Sprachbewusstsein und mangelnder Gesprächskompetenz beruhen. Eine geringe Gesprächs- bzw.

Kommunikationskompetenz seitens Fachpersonen beeinträchtigt Zeit- und Organisationsabläufe sowie die Pflegequalität, Genesungsprozesse und die eigene Gesundheit.

Die Merkmale einer guten Gesprächskompetenz sind ein reicher Wortschatz, eindeutig und klar formulierte Aufforderungen, verständliche Informationsweitergaben als auch der respektvolle Grundton, das Berücksichtigen der Interkulturalität und der angemessene Gebrauch von Fachausdrücken im Gespräch.14

12 Vgl. Raphael-Grimm, Theresa (Hg): The Art of Communication in Nursing and Health Care. An Interdisciplinary Approach. http://www.springerpub.com/the-art-of-communication-in-nursing- and-health-care.html, 04.07.2018

13 Vgl. Rosenthal-Schleicher et al., 2017, S. 441

14 Vgl. Mantz, 2015, S. 22

(15)

7 Die Autorin Mantz (2015) skizziert das Ausbleiben dieser Eigenschaften wie folgt:

Abbildung 1: Darstellung der Folgen ausbleibender Kommunikation nach Mantz (2015)

Anhand der Abbildung wird dargestellt, wie sich eine geringe Sprachkompetenz auf den Dialog mit den Beteiligten auswirkt.

Durch die Benutzung einer unbewussten Sprachwahl seitens der Pflegefachpersonen können sich bei den beteiligten Personen Missverständnisse ergeben, welche zu Verwirrung und Irritationen führen. Diese Irritationen können Verständnislücken erzeugen, welche die Vertrauensbasis zwischen der pflegenden Person und den Beteiligten negativ beeinflussen. Eine instabile Vertrauensbasis kann darauf folgend zu negativen Emotionen führen, welche durch die Misskommunikation gesteigert werden kann und somit der Pflegeprozess für beide Beteiligte sehr belastend wird.15

15 Vgl. Mantz, 2015, S. 12

wenig Sprachbewusstsein und Gesprächskompetenz

Missverständnisse Irrittationen

Beschwerden und

MIssvertrauen Ärger und emotionale Belastungen

steigernde Gereiztheit bei allen Beteiligten

(16)

8 Die Auswirkungen der ausbleibenden Kommunikation in „gemeinsamer“ Sprache in der PatientInnenbetreuung wurden von den Autoren Bischoff, Steinauer und Kurth (2006) wie folgt zusammengefasst:

„Aktuelle wissenschaftliche Literatur zeigt, dass in Situationen, in denen die Interaktion erschwert ist, weil Patient_in und Betreuungspersonen keine gemeinsame Sprache sprechen, das Risiko einer Fehldiagnose oder einer falschen Behandlung steigt, die Patient_innenzufriedenheit sinkt und die Compliance (Einhaltung von Verhaltensregeln durch die Patient_innen) gefährdet ist.“16

Die unzureichende Achtung gegenüber der Sprache zeigt sich ebenso im Bildungsbereich.

In vielen Bildungskontexten werden durch die Erfüllung bestimmter Kriterien, Kenntnisse über unterschiedliche Sprachformen vorausgesetzt. Diese werden jedoch nicht explizit ausformuliert oder gefördert. Die Sprache ist ein wichtiges Kriterium für das erfolgreiche Lernen im Fach, wird jedoch nur bedingt im Beisein des fachlichen Wissens gefördert.

Fachbezogenes Verstehen und Mitteilungsfähigkeit werden durch den fachbezogenen Unterricht anhand der Sprache vermittelt. Daraus folgend, sollte die Entwicklung der fachbezogenen mündlichen als auch schriftlichen Sprachfähigkeit bewusst und separat forciert werden, um die fachlichen Kenntnisse adäquat zum Ausdruck bringen zu können.

Die Wichtigkeit und Relevanz dieser Förderung wird mit dem folgenden Zitat begründet:

„Sprache ist als zentrale Dimension in der Bestimmung von Fachlernen, von Fachkompetenz und von fachlicher Bildung erkannt und wird bei der Erforschung des Lehrens und Lernens fachlicher Gegenstände in Zukunft zu berücksichtigen sein.“17

Die Autorin Kimmelmann unterstreicht, dass die Erfüllung spezifischer sprachlicher Anforderungen selbst bei muttersprachlichen Teilnehmenden einer Kompetenzentwicklung bzw. Förderung bedarf. Sie beschreibt im Weiteren, dass die konkreteren Ausprägungen noch nicht ausreichend untersucht worden sind, sich dennoch aus internationalen Studienvergleichen einige Herausforderungen im Umgang mit den Sprachformen stellen.18

16 Zit. n. Busch, 2013, S. 167

17 Becker-Mrotzek et al, 2013, S. 8

18 Vgl. Kimmelmann, Nicole (Hg): Sprachsensible Didaktik als diversitäts-gerechte Weiterentwicklung einer Didaktik beruflicher Bildung.

http://www.bwpat.de/ausgabe24/kimmelmann_bwpat24.pdf, 27.05.2018

(17)

9 Die professionelle Weiterentwicklung der Pflegeprofession erfordert in deren Ausübung ebenso mehr als allgemeinsprachliche Kenntnisse. Die Erfüllung der sprachlichen Anforderungen bedarf einer laufenden Hinterfragung der eigenen Sprachkenntnisse und Anpassung dieser an die gegebene Situation. Die amerikanische Gesellschaft für PflegerInnen auf der Intensivstation (American Association of Critical-Care Nurses) unterstreicht, dass Pflegepersonen in ihrer Kommunikationskompetenz genauso kompetent sein müssten wie in ihrer Fachexpertise. Pflegepersonen sollen fähig sein, Inhalte klar und bewusst auf deren Aussagekraft hin zu kommunizieren. Die kommunizierten Inhalte sollen überdacht worden sein und im Fokus einer beabsichtigten Intension ablaufen.19

Die tatsächliche professionelle Berufsausübung entspricht dieser Vorstellung jedoch nur gering. Dies wird mit dem folgenden Zitat bestätigt:

„Es fehlen Kenntnisse in der Fachsprache. Die Unkenntnis der Fachsprache ist ein Manko, das im Studium ausgeglichen werden muss. Jede Wissenschaft hat ihre eigene Sprache, ihre Zeichen und Formeln, die sich oft erheblich von dem Alltagsgebrauch und -verständnis von Sprache unterscheiden. Für viele Menschen ist dies unverständlich, und sie fordern, dass die Wissenschaft sich volkstümlich ausdrücken müsse, wenn es schon notwendig und sinnvoll sei, Wissenschaft bei der Lösung aktueller Probleme – auch im Alltag – anzuwenden.“20

Dieses Kennen und volkstümliche Wiedergeben von Fachinformation wird besonders durch die demographische Entwicklung immer wichtiger. Die steigende Gesundheitskompetenz und Autonomie der PatientInnen führen zur Erweiterung der Gesetzeslagen und erfordern mehr als die reine Umsetzung des fachlichen Wissens. Die PatientInnen müssen einer Behandlung vor Beginn zustimmen, über alle Maßnahmen dieser weitestgehend, ohne Nachfrage, informiert und in den Betreuungsprozess einbezogen werden. Dafür bedarf es Kenntnissen über verschiedene Sprachformen und deren adäquaten Einsatz in unterschiedlichen Sprachsituationen. Das Recht auf Behandlungsinformationen und Akteneinsicht ist im Bundesgesetzblatt § 630 verankert und stellt eine Pflicht dar.

19 Vgl. American Association of Critical- Care Nurses (Hg): AACN Standards for Establishing and Sustaining Healthy Work Environments. https://www.aacn.org/nursing-

excellence/standards/aacn-standards-for-establishing-and-sustaining-healthy-work- environments, 10.06.2018

20 Kron et al, 2014, S. 18

(18)

10 Die Sprache in der Informationsvermittlung sollte verständlich, in einer angepassten Sprachform und in einer nicht übermäßigen Fachsprache erfolgen, um diese Berufspflicht tatsächlich auch erfüllen zu können.21

1.2 Zielstellung

Die Wichtigkeit der Sprache bzw. Sprachformen in der Pflegepraxis als auch in der Berufsausübung wurde anhand der Problemstellung beschrieben. Doch wie soll diese vorliegende Arbeit zur Optimierung dieser Lage beitragen?

Das Ziel dieser Arbeit ist es, Angehörige und angehende Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflege auf die Wichtigkeit der Sprache im Pflegekontext zu sensibilisieren und im Weiteren zur Hinterfragung und Evaluation der eigenen Sprachkenntnisse und des Sprachgebrauchs in ihrer Praxis zu motivieren. Weiters sollen die Ergebnisse aus der literarischen und empirischen Bearbeitung zur Ergänzung der bereits vorhandenen Kursangebote der Fachhochschule Campus Wien für die BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege beitragen.

Durch die Akademisierung der Pflege sollten neben den fachlichen Kompetenzen auch die sprachlichen Kompetenzen mitentwickelt werden, um dadurch möglichst professionell handeln zu können. Die Sprache ist ein wichtiges Mittel des beruflichen Handelns und nimmt durch die Weiterentwicklung und Akademisierung der Pflegeprofession eine zunehmend wichtigere Rolle ein, wie in folgenden Zitaten angeführt:

„Mit professioneller Weiterentwicklung wächst der Bedarf an wissenschaftlichen Pflegekonzepten, besonders auch im kommunikativen Umgang mit Patienten, Kunden, Angehörigen und den Pflegenden selbst“22

21Vgl. Bürgerliches Gesetzbuch (Hg): § 630g BGB, Einsichtnahme in die Patientenakte.

https://buergerliches-gesetzbuch.net/paragraph-630g, 10.06.2018

22 Olbrich, 2013, S. 204-210

(19)

11

„Es geht u.a. um die Aufwertung des Berufes (im Sinne der Gleichwertigkeit mit dem Arztberuf), um Klarheit in der Arbeitsteilung mit dem Berufsstand der Ärzte und anderen inzwischen akademisierten Gesundheitsberufen, um die Schaffung einer eigenständigen, wissenschaftlich fundierten Wissensbasis und Handlungskompetenz, die Verbesserung der pflegerischen Versorgung, größere berufliche Autonomie, die Steigerung von Macht, Einfluss, Prestige und Attraktivität des Berufsstandes sowie die Anschlussfähigkeit an internationale Entwicklungen im Berufsfeld und letztendlich auch um die Lösung konkreter Probleme der Berufsgruppe wie etwa die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Entlohnung.“23

1.3 Fragestellungen

Um die beschriebenen Ziele zu erreichen, werden folgende Fragestellungen erarbeitet und durch die Ergebnisse der Empirie beantwortet:

Welche Sprachformen zeigen Relevanz in der Ausübung der sprachlichen Anforderungen der Gesundheits- und Krankenpflege?

Welche Wirkung haben die unterschiedlich relevanten Sprachformen für die PatientInnen in der Gesundheits- und Krankenpflege?

23 Kälbe, 2017, S. 33

(20)

12

1.4 Hypothese

Durch die Beantwortung der Fragestellungen anhand der Empirie, soll im Weiteren die Hypothese der Verfasserin verifiziert oder falsifiziert werden, diese lautet wie folgt:

Die Fachsprache ermöglicht die professionelle Berufsausübung und die Teilnahme am wissenschaftlichen sowie multiprofessionellen Diskurs, hindert jedoch den individuellen Kontakt zu PatientInnen.

Die Begründung dieser Hypothesenstellung basiert auf den Ergebnissen der informellen Gespräche mit einer Stichprobe aus der definierten Zielgruppe und Expertenpersonen, vor Beginn der Arbeitsverfassung. Das Beherrschen und die Anwendung der berufsspezifischen Fachsprache wurde von teilnehmenden Personen als essentiell für die professionelle Berufsausübung bezeichnet, wurde jedoch aufgrund ihrer bisherigen Berufserfahrung im Pflege-Patienten-Kontakt als weniger erwünscht beschrieben.

(21)

13 2 Methodik

Um die Fragestellung beantworten und diese Antwort begründen zu können, bedarf es einer wissenschaftlichen Methode. In diesem Kapitel folgt ein Überblick über den verwendeten Forschungsansatz und dessen Gütekriterien. In den Unterkapiteln folgen nähere Beschreibungen der Literaturrecherche und deren Darstellung anhand des PRISMA Statement Flussdiagramms sowie die Darstellung der Datenerhebung.

Die Methode dieser Arbeit beruht auf einer empirischen Forschung. Die Aufgaben der empirischen Sozialforschung sind die Beschreibung der Struktur und Beschaffenheit der umgebenden sozialen Realität. Anhand genau festgelegter Erhebungstechniken werden Ausschnitte einer bestimmten Wirklichkeit beschrieben und analysiert. Die Untersuchung dieser sozialen Phänomene kann in zwei Forschungsdesigns unterschieden werden: das qualitative und das quantitative. In dieser Arbeit kommt das qualitative Forschungsdesign zur Anwendung, bei welchem subjektive Lebenswelten und Erfahrungen bzw. Meinungen analysiert sowie verständlich und nachvollziehbar beschrieben werden. Der Mensch wird als ganzheitliches Wesen gesehen und die Daten dieses werden mittels sozialer Kommunikation bzw. Interaktion gesammelt. Die Vorgehensweise ist induktiv und beruht auf der Besonderheit einzelner Fälle. Anhand der Schlussfolgerungen der einzelnen können im Weiteren allgemeine, deduktive Theorien gebildet werden.24

Als Erhebungsmethode wurden in der Arbeit leitfadengestützte Interviews durchgeführt, welche nach Aufklärung und Einverständniserklärung digital aufgezeichnet, transkribiert und in Anlehnung an Mayring (2015) ausgewertet wurden. Diese Auswertungen werden im Weiteren zur Beantwortung der Forschungsfragen und der Hypothese der Verfasserin herangezogen.

Als Zielgruppe für die Datenerhebung wurden BachelorstudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege an der Fachhochschule Campus Wien und deren Kooperationsorte definiert, die bereits Praktika im Rahmen ihrer Ausbildung absolviert hatten. Die Begründung dafür ist, dass diese durch den Einblick in die Praxis mehrere Kontexte in der Beantwortung der Fragen berücksichtigen können.

Für die Datenerhebung wurde bereits in der Literaturrecherche nach bestehenden Leitfäden für die Interviews gesucht, die an die Zielgruppe angepasst wurden.

24 Vgl. Misoch, 2015, S. 1-2

(22)

14 Um eine möglichst realitätsnahe, repräsentative Anpassung gewährleisten zu können, wurden im Vorhinein informelle Gespräche mit einer Stichprobe aus der gewünschten Zielgruppe, dem Vertreter des Bachelorstudiengangs an der Fachhochschule Campus Wien und zusätzlichen ExpertInnen durchgeführt. Beide Personengruppen wurden in den informellen Gesprächen gebeten, ihre eigenen Erfahrungen zur Thematik und eventuelle Anregungen darzulegen. Der Expertenfokus sollte hierbei die bereits ermittelten Forschungskenntnisse zur Thematik und den institutionellen Bedarf erläutern.

Als Expertin wurde Frau FH-Prof.in Mag.a Ulrike Alker, MA, Leiterin des Gender und Diversity Managements als auch Betriebsrätin, in ihrem Büro nach einer Terminvereinbarung persönlich kontaktiert und zu Möglichkeiten der Sprachförderung an der FH Campus Wien befragt. Parallel dazu wurde das Büro der Österreichischen HochschülerInnenschaft in der Fachhochschule Campus Wien aufgesucht, welche die Rolle der Studierendenvertretung übernimmt, somit sich für die Angelegenheiten der StudientInnen einsetzt. Weiters wurde das Sprachenzentrum Uni Wien kontaktiert und ein Forschungskolloquim zur Thematik Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache besucht. Der bestehende Leitfaden wurde mit diesen Erkenntnissen überarbeitet, spezifiziert und angewendet.

Die Verfasserin hatte für das Erreichen der Stichprobe aus der Zielgruppe über die Mailbox- Funktion der Fachhochschule Campus Wien die StudienrichtungsvertreterInnen als auch StellvertreterInnen der Bachelorstudiengänge in der Gesundheits- und Krankenpflege kontaktiert und diese in Bezug auf die Forschungsthematik informiert. Diese leiteten die Kontaktaufnahme-Mail an alle weiteren Studierenden des Lehrganges, welches einen Teilnahmeumfang von 719 Studierende auslöste. Dieser Vorgang wurde im Gesamtverfahren drei Mal wiederholt. Hierbei wurde der Bachelorgang vor Ort an der FH Campus Wien berücksichtigt als auch die Kooperationsorte. Freiwillig Teilnehmende meldeten sich per Mail bei der Verfasserin und wurden nach Kontaktaufnahme mittels eines schriftlichen Informationsschreibens detaillierter über die Vorgehensweise in der Arbeit und ihre Rechte dabei aufgeklärt. Nach Zustimmung und unterzeichneter Einverständniserklärung erfolgte eine zeitliche und örtliche Terminvereinbarung. Die Teilnahme an der Befragung beruhte auf freiwilliger Basis und hat unabhängig von der Ablehnung oder Zustimmung keinerlei Konsequenzen für die Teilnehmenden.

(23)

15 Um eine möglichst ethisch korrekte Haltung hierbei gewährleisten zu können, wurde die gewünschte Thematik und das methodische Vorgehen Frau Mag.a Dr.in Anneliese Lilgenau, Mitglied der Ethikkommission, per Mail erläutert. Diese antwortete, dass es sich hierbei um keine gesundheitsrelevanten Daten sowie keine vulnerable Personengruppe handeln würde und somit kein Ethikantrag bzw. Ethikkomitee notwendig sei. Die Interviewabsicht der Arbeit beziehe sich auf das Ermitteln von berufsbezogenen und keinen gesundheitsrelevanten Daten.

2.1 Gütekriterien der qualitativen Forschung

Nach Mayring lassen sich sechs allgemeingültige Kriterien für die qualitative Forschungsmethode ableiten, welche in dieser Masterarbeit durch die Verfasserin wie folgt angewendet worden sind:

Als erstes Kriterium wird die Verfahrensdokumentation angegeben. Mit der Verfahrensdokumentation wird die Nachvollziehbarkeit des Vorgehens bezeichnet. Dieses beginnt mit dem Aufzeichnen des Vorverständnisses und erstreckt sich bis zur Auswahl des Analyseinstruments und der Datenverarbeitung. Der Schritt des Vorverständnisses wird in dieser Arbeit mit dem Durchführen der informellen Gespräche erfüllt. Es wurden vor der Datenerhebung, sechs Personen aus der Zielgruppe und eine Expertin zur Forschungsthematik befragt, um einen Einblick gewinnen zu können. Im Weiteren folgen die Darstellungen der Fragestellungen, der ausgewählten Forschungsmethodik, deren Datenerhebungsmethode und Auswertung.

Das zweite Kriterium ist die argumentative Interpretationssicherung. In qualitativer Forschung können keine Nachweise anhand Rechenoperationen erbracht werden, dafür ist es umso bedeutungsvoller, dass Interpretationen begründet und erklärt werden. Die erhobenen thematischen Wahrnehmungen der Zielgruppe wurden in der Arbeit anhand der qualitativen Inhaltsanalyse bearbeitet und mittels Beispielen dargestellt und beschrieben.

Das weitere Kriterium ist die Regelgeleitetheit, welches das Begründen von Interpretationen mit Hilfe von Ablaufmodellen systematisiert. Diese Systematisierung erfolgt durch das Zerlegen des Analyseprozesses und der Planung dieser in einzelnen Schritten. Dazu werden in dieser Arbeit die Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse angewandt. Die ermittelten Daten werden nach dem Ablaufmodell nach Mayring (2015) analysiert.

(24)

16 Die dabei häufig vorkommenden thematisch relevanten Begriffe wurden zu Kategorien zusammengefasst, welche im Weiteren in Subkategorien unterteilt worden sind und systematisch bearbeitet wurden.

Die Nähe zum Gegenstand ist ein weiterer Bereich, welcher die Empirie der qualitativen Arbeit unterstützt. Die Nähe soll durch das Eintreten in das Versuchsfeld und das Beforschen der natürlichen Lebenswelt geschaffen werden. Dabei wird darauf geachtet, eine Interessensübereinstimmung mit dem Gegenüber zu finden. Dieses Kriterium wurde mit der Durchführung der Interviews erfüllt. Dabei waren die Interviewerin als auch die InterviewpartnerInnen aus der gleichen Berufsgruppe und an einer Weiterentwicklung der eigenen Berufsprofession interessiert.

Die kommunikative Validierung und Triangulation sind weitere Gütekriterien der qualitativen Forschung. Durch die Validierung kommt es zu einer Überprüfung und dem Diskutieren der Interpretationen mit dem Beforschten, was zu einer Absicherung der Ergebnisse führt. Die Verfasserin der Arbeit hat am Ende jedes Interviews die Gesprächsinhalte zusammengefasst und zur Bestätigung erneut wiederholt. Dadurch konnte die kommunikative Validierung gewährleistet werden.

Die Triangulation bezeichnet das Verbinden von mehreren Betrachtungsweisen beziehungsweise das Ineinanderfließen von mehreren Komponenten für eine gute Forschungsqualität. Durch diese unterschiedlichen Methoden kommt es zur mehrmaligen Überprüfung und Bestätigung der bereits erworbenen Daten und die Ergebnisse gewinnen an Relevanz. Bezüglich der Relevanz dieser Arbeit wurde darauf Wert gelegt, Literaturquellen aus unterschiedlichen Forschungsmethoden zu dieser Thematik zu verwenden, um eine möglichst breite Betrachtungsspannweite aufweisen zu können.25

2.2 Darstellung der Literaturrecherche

Nun wird die Ermittlung der unterschiedlichen Literaturquellen in diesem Unterkapitel dargestellt. Im ersten Abschnitt der methodischen Arbeit wurden anhand unterschiedlicher Suchbegriffen in diversen Datenbanken vorhandene Artikel zum Thema recherchiert und analysiert.

25 Vgl. Mayer, 2015, S. 112-115

(25)

17 Durch das Einlesen in die bereits gefundene Materie im vorgegebenen Zeitrahmen war es der Verfasserin möglich, das Thema spezifisch einzugrenzen und festzulegen.

Im Weiteren wurde die Suche auf den Websites der verschiedenen Organisationen wie dem Europäischen Referenzrahmen, dem Bundesministerium für Integration und Migration, dem Netzwerk Integration durch Qualifizierung als auch auf rechtlichen Websites wie dem Rechtsinformationssystem und dem Bundesgesetzblatt durchgeführt.

Als Schlüsselwörter wurden folgende Begriffe definiert und in folgenden Datenbanken zur Datensammlung eingesetzt:

Suchmaschinen/

Datenbanken

Suchbegriff Deutsch Search Terms English

Online Katalog FH- Campus Wien:

- Cinahl

- ScienceDirect - Springer - Wiso

Pflege Patient

Interprofessionell Sprache

Gesprächsführung Kommunikation Sprachkompetenz

Nursing, Healthcare Professional

Patient

Interprofessional Language, Speech Commucation Fluency Elektronische Zeitschriften:

- PADUA - Pflege

- Pflegewissenschaft

Abbildung 2: Verwendete Suchbegriffe in diversen Datenbanken

Die oben dargestellten Schlüsselwörter wurden zur Erweiterung der Spannbreite mit den booleschen Operatoren AND und OR verknüpft.26

Ein Beispiel hierzu ist wie folgt:

(Nursing OR Patient OR Interprofessional) AND (Language OR Speech OR Fluency) AND Communication

26 Vgl. Panfil, 2015, S. 180-182

(26)

18 Die Einschluss- und Ausschlusskriterien dienen nach erfolgreicher Datensammlung zur Spezifikation des Themengebietes. Hierzu wurden folgende Kriterien definiert:

Einschlusskriterien Ausschlusskriterien Inhaltliche Variablen und

Phänomene

Berufsbezogene Sprache Sprachkompetenz im beruflichen Kontext

Sprachformen, Sprachniveaus

Nonverbale Kommunikation Transkulturelle Kompetenz Sprache in spezifischen Fällen (Krankheiten

Beeinträchtigungen)

Setting Ein bzw. mehrsprachige

StudentInnen im Alter von 18–50 an der

Fachhochschule Campus Wien mit Praxiserfahrung (inkl.

Kooperationsstandorte)

StudentInnen ohne

Praxiserfahrung an anderen Bildungsstandorten

Publikationsarten - Fachbücher - Systematische

Reviews

- Fachzeitschriften

- Graue Literatur

Zeitraum 2013-2018 Vor 2013

Sprache - Deutsch

- Englisch

- Andere

Fremdsprachen Abbildung 3: Einschluss- und Ausschlusskriterien der Literaturrecherche

(27)

19

2.3 PRISMA Statement Flussdiagramm

Die ermittelte Literatur wurde anhand des PRISMA Statements (Prefered Reporting Items for Systematic Reviews and Metaanalyses) bearbeitet und dargestellt.

Durch diese Kriterien wurden relevante Literaturen festgestellt, aussortiert und bewertet.27 Diese werden wie folgt dargestellt:

27 Equator network (Hg): PRISMA. Transparent Reporting of Systematic Reviews and

Meta- Analyses. http://prisma-statement.org/PRISMAStatement/PRISMAStatement, 12.08.2018 Gefunden durch die

Datenbanksuche (n=1508) CINAHL (n=125) SPRINGER (n=121) SCIENCEDIRECT (n=980)

WISO (n=282)

Zusätzlich gefunden in anderen Quellen (n=60)

Bücher (n=32) Internetdokumente (n=28)

Verbleiben nach Entfernen von Duplikaten (n=980)

In Vorauswahl aufgenommen (n=76)

Ausgeschlossen (n=904) Begründung:

Setting nicht passend Population nicht passend

Volltext auf Eignung beurteilt (n=76)

Volltextartikel ausgeschlossen (n=0)

Eingeschlossen in qualitative Zusammenfassung

(n=76) Studien (n=13)

Bücher (n=34) Internetdokumente (n=29)

Eingeschlossen Eignung Vorauswahl Identifikation

Abbildung 4: Literaturbearbeitung anhand des PRISMA Statement

(28)

20 Für die Erstellung dieser Masterarbeit hat sich die Verfasserin ausschließlich auf wissenschaftliche Quellen gestützt. Es gibt unterschiedliche Quellen mit wissenschaftlichen Inhalten. Beispiele dafür sind Monographien, Sammelwerke, Dokumente im Internet, Zeitschriftenartikel, Zeitungsartikel als auch eigene erhobene Quellen wie Interviews.

Die verwendeten Monographien und Sammelwerke wurden aus den folgenden Bibliotheken entliehen: Bibliothek der Fachhochschule Campus Wien, Bibliothek der medizinischen Universität Wien, Städtische Bibliothek Stadthalle Wien und der Nationalbibliothek.

Aus dem Internet wurden verstärkt gesetzliche als auch institutionelle Inhalte herausfiltriert und verwendet. Die wissenschaftlichen Artikel beruhten auf den Fachzeitschriften Pflege, Pflegewissenschaft und PADUA. Die Fachzeitschriften Pflege und Pflegewissenschaft werden in der Literatur nach Panfil (2015) als Beispiele für wissenschaftliche Quellen angeführt.28

Die Kategorisierung der wissenschaftlichen Quellen erfolgt in eigene und fremde Quellen, welche sich wiederum in Primärquellen, Sekundärquellen und Tertiärquellen unterteilen.

Um die Qualität der Quellen zu bewerten, wurden unterschiedliche Indizien berücksichtigt.

Alle verwendeten Quellen verfügen über Zitierungen im laufenden Text und im Literaturverzeichnis sowie in der wissenschaftlichen Argumentation und Empirie.

Für das Verfassen dieser Arbeit wurden 13 wissenschaftliche Studien verwendet. Der Großteil dieser Volltexte (n=8) waren Reviews und je zwei davon verwendeten das qualitative und quantitative Forschungsdesign. Eine weitere Studie bestand aus der Triangulation der quantitativen und qualitativen Studien. Es wurden ausschließlichen Artikel verwendet, bei welchen die AutorInnen, die Erscheinungsorte, Verlage als auch Literaturquellen angegeben sind. Es wurde besonders darauf geachtet, solche Artikel zu wählen, welche aus mehreren Quellen bestehen und somit mehrere Perspektiven und Evidenzen berücksichtigen.

28 Vgl. Panfil, 2015, S. 49

(29)

21

2.4 Interviewdurchführung

Aus den vielen Interviewformen wurde die Art der leitfadengestützten Interviews für die Datenerhebung ausgesucht. Der Leitfaden soll eine Orientierung, thematische Eingrenzung und Strukturierung ermöglichen.

Diese Strukturierung kann hierbei unterschiedliche Stärkeniveaus aufweisen. Eine geringe Strukturierung seitens der interviewenden Person ermöglicht eine Gesprächssteuerung durch die zu interviewende Person.29 Die interviewende Person stellt offene Fragen zu bestimmte Thematiken, deren Ausmaß und Art der Beantwortung der befragten Person obliegt. Eine stärke Strukturierung ermöglicht eine detaillierte Ausarbeitung einer Thematik und umfasst mehrere genauere Fragen. Für die Datenerhebung dieser Arbeit, wurde die gering strukturierte Interviewform gewählt.30

In Anlehnung an Reinanders (2005) werden von Autor Misoch (2015) drei Grundprinzipien der Leitfadeninterviews beschrieben. Diese sind die Offenheit, die Prozesshaftigkeit und die Kommunikation. Die Offenheit bezieht sich auf die Gestaltung des Interviews als auch auf deren Handhabung. Die Offenheit in der Gestaltung beschreibt die offene Vorgehensweise in der Interviewdurchführung. Es werden subjektive Phänomene wie Erfahrungen und Einstellungen gesammelt und deren Relevanz für diese analysiert. Die Offenheit in der Durchführung beschreibt die situative Vorgehensweise während des Interviews, bei welchem die Reihenfolge der Fragen sich spontan situativ verändern kann, aber diese angesprochen werden. Durch die Prozesshaftigkeit sollen die Bedeutungen nicht statisch, sondern prozesshaft in Aushandlung der sozialen Interaktionen verstanden werden. Dies soll durch die Fragestellungen zur Vergangenheit und der Analyse der Intersubjektivität geschehen. Durch die Fragen zur Vergangenheit soll das Prozesshafte der Sinnzuschreibungen aufgedeckt werden. Die Analyse der Intersubjektivität soll zur Aushandlung von Bedeutungen führen.

Die Kommunikation besteht aus einigen Merkmalen, welche das Beziehungsverhältnis zwischen den GesprächspartnerInnen stark beeinflussen können. Diese Merkmale sind das Sprachniveau, die adäquate Formulierung der Fragen, die Nähe zu alltäglichen Sprachregeln und das Aushandeln von Inhalten. Dies bedingt eine Offenheit in der Gestaltung der Durchführung wie das offene, situationsabhängige Abfragen der

vorbereiteten Fragen.

29 Vgl. Mayer, 2015, S. 217-224

30 Vgl. Kruse, 2015, S. 203-209

(30)

22 Die Sprache der interviewenden Person sollte möglichst an das Sprachniveau der interviewten Person angepasst werden. Neben der Anpassung der Sprache sollten die Fragen auch zielorientiert und verständlich formuliert sein.

Das Interview sollte möglichst dem Verlauf eines Alltagsgespräches angepasst werden. Die Aushandlung über Inhalte unterstreicht die offene Vorgehensweise, bei welcher sich die Reihenfolge der Fragen nach dem Verlauf der Interaktion richtet.31

Bei der Durchführung der Interviews wurden seitens der Verfasserin eigene Quellen erfasst.

Jedes Interview resultiert aus einem Kommunikationsprozess, welcher nicht nur von der Absicht der interviewten Person bestimmt ist. Die Interviews ergeben ein interaktionelles und ko-produktives Ergebnis, welches mit gegenseitigen Erwartungshaltungen zusammenhängt. Dabei wird nicht die Realität abgebildet, sondern diese wird durch diesen interaktiven Austausch konstruiert. Der Verlauf eines leitfadengestützten Interviews kann in vier Ebenen aufgeteilt werden.

Diese Phasen und ihre Funktionen werden in Anlehnung an Misoch (2015) wie folgt beschrieben:

Informationsphase Informierung über die Studie und deren Zielsetzung Informierung über die Vorgehensweise

Unterzeichnung der Einverständniserklärung

Aufwärm- und Einstiegsphase Erleichterung des Einstiegs in das Forschungsthema Einstieg in die Befragten-Situation

Überwindung des anfänglichen Scheus vor dem Interview Hauptphase Erörterung der relevanten Themen im Austausch

Induktive oder deduktive Vorgehensweise aus dem Vorwissen resultierend oder aus dem Neuwissen ableitend

Ausklang- und

Abschlussphase

Ausstieg aus der Befragten-Situation Rückkehr zur Alltagssituation

Abbildung 5: Phasendarstellung der Interviews nach Misoch (2015) in Eigendarstellung der Verfasserin

Diese Phasen wurden von der Verfasserin dieser Arbeit wie folgt durchgeführt. In der Informierungsphase bekamen alle teilnehmenden Personen ein Informationsschreiben, welches sie in undefiniertem Zeitrahmen lesen und bei Unklarheiten fragen konnten.

31 Vgl. Misoch, 2015, S. 66-68

(31)

23 Nach dem Lesen und Verstehen dieses Informationsschreibens willigten die Teilnehmenden ein und unterzeichneten die Einverständniserklärung bzw. die Teilnahmevoraussetzungen. In der Aufwärmungs- und Einstiegsphase bedankte sich die interviewende Person für die Teilnahmebereitschaft und leitete mit der Fragestellung bezüglich der eigenen Sprachbiografie zur Hauptphase über. Die Ausklangs- und Abschlussphase erfolgte durch die Wiederholung der bereits erfassten Daten und Fragen nach weiteren Anregungen oder Ergänzungen und endete erneut mit einer Danksagung für die Teilnahme.32

Das Grundkonzept des verwendeten Leitfadens für diese vorliegende Arbeit wurde dem Netzwerk der Integration durch Qualifikation entnommen. Dieses Konzept wurde an die Zielgruppe und die thematische Auseinandersetzung angepasst. Die Fragen im Leitfaden für die berufsbiografische Spracherhebung in der Pflege in Anlehnung an das Netzwerk Integration durch Qualifikation IQ lauten:

„1. Was ist ihre Muttersprache?

2. Welche Sprachen sprechen und verstehen Sie?

3. Wann und wo haben Sie die deutsche Sprache gelernt? Wie schätzen Sie ihre deutschen Sprachkenntnisse ein?

4. Sprechen Sie im Beruf vorwiegend Deutsch oder andere Sprachen?

5. Welche konkreten sprachlichen Anforderungen stellt die professionelle Ausübung der Gesundheits- und Krankenpflege für Sie dar?

6. Wie relevant ist für Sie die Sprache in der Pflege?

7. Was finden Sie diesbezüglich an Ihrer Arbeit am schwierigsten?

8. In welcher Weise empfinden Sie die sprachliche Förderung in ihrer Pflegeausbildung?

Würden Sie dabei etwas verändern?

9. In welchen Situationen haben Sie Schwierigkeiten die deutsche Sprache korrekt anzuwenden?

10. Kennen Sie Möglichkeiten der Fachhochschule Campus Wien zur Stärkung ihrer deutschen Kenntnisse während dem Studium?“33

32 Misoch, 2015, S. 68-69

33 Weissenberg, Jens (Hg): Sprachbedarfsermittlung im berufsbezogenen Unterricht Deutsch als Zweitsprache. Ein Leitfaden für die Praxis. Förderprogramm ,,Integration durch Qualifizierung IQ". http://www.deutsch-am

arbeitsplatz.de/fileadmin/user_upload/PDF/BD_Leitfaden_interaktiv.pdf, 27.05.2018

(32)

24 3 Gesundheits- und Krankenpflege

In diesem Kapitel folgt die thematische Einführung in die Masterarbeit. Die allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege wird beschrieben, dargestellt und thematisiert.

Zuerst werden sprachlich-kommunikative Ausbildungsinhalte aus dem Curriculum für das Bachelorstudium der Gesundheits- und Krankenpflege und die dadurch zu erfüllenden sprachlichen Anforderungen der Pflegeprofession dargestellt. Diese sprachlichen Anforderungen werden in zwei weitere Unterkapiteln aufgeteilt: die unterschiedlichen Sprachhandlungen und die Sprachkontexte. Die Sprachkontexte nehmen hierzu eine besondere Rolle ein, da diese die situativ personenbezogene oder die kontextbezogene Effizienz der Sprachanwendungen veranschaulichen. Nach Darstellung der Ausbildungsinhalte und den daraus resultierenden Handlungsfähigkeiten in den diversen sprachlichen Pflegesituationen und -kontexten, wird die tatsächliche Sprachanwendung und ihre Wirkung in der Pflegepraxis erläutert.

Der internationale Rat für Krankenpflege definiert die Gesundheits- und Krankenpflege wie folgt:

„Nursing encompasses autonomous and collaborative care of individuals of all ages, families, groups and communities, sick or well and in all settings. Nursing includes the promotion of health, prevention of illness, and the care of ill, disabled and dying people. Advocacy, promotion of a safe environment, research, participation in shaping health policy and in patient and health systems management, and education are also key nursing roles.“34

34 International Council of Nursing (Hg): Definition of Nursing. http://www.icn.ch/who-we-are/icn- definition-of-nursing/, 17.06.2018

(33)

25

3.1 Ausbildungsinhalte der Gesundheits- und Krankenpflege

Die Ausbildungsinhalte der Gesundheits- und Krankenpflege richten sich nach dem Berufsbild der Gesundheits- und Krankenpflege und die darin beschriebenen zu erfüllenden Anforderungen.

Das Berufsbild der Gesundheits- und Krankenpflege wird wie folgt definiert:

„Das Berufsbild des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege umfasst alle auf pflegerisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen begründete Tätigkeiten, die unmittelbar am Menschen oder mittelbar für den Menschen ausgeführt werden. Als ein integrierter Bestandteil des Gesundheitssystems wirkt die Pflege im Rahmen der Gesundheitsmaßnahmen sowohl bei der Förderung der Gesundheit und der Verhinderung von Krankheiten als auch bei der Pflege bei körperlichen und mentalen Erkrankungen sowie der Betreuung behinderter Personen aller Altersstufen und bei der Rehabilitation mit.“35

Um diesem Berufsbild gerecht werden zu können, beinhalten die Ausbildungsinhalte pflegerische, medizinische und sozial-kommunikationswissenschaftliche Sachgebiete, welche zur professionellen Berufsausübung in allen Kontexten beitragen sollen.

Die theoretische als auch praktische Vermittlung dieser Ausbildungsinhalte erfolgt durch fachkundige Lehrpersonen in Krankenpflegeschulen oder an weiteren von der Ausbildungsstätte ausgewählten Lernorten. Nachstehend werden die Ausbildungsinhalte des Bachelorstudiums Gesundheits- und Krankenpflege an der Fachhochschule Campus Wien semesterweise in tabellarischer Form dargestellt.36

35 Weiss; Lust, 2014, S. 78

36 Vgl. Fachhochschule Campus Wien (Hg): Gesundheits- und Krankenpflege. Bachelorstudium, Vollzeit. Überblick. https://www.fh-campuswien.ac.at/studium/studien-und-

weiterbildungsangebot/detail/gesundheits-und

krankenpflege.html?tx_asfhcw_course%5Bcontroller%5D=Course&cHash=

563aa367a43f1282e52e28f35b289e79, 10.06.2018

(34)

26 Da diese im Hinblick auf die Förderung zur Erfüllung der sprachlichen Anforderungen in der Gesundheits- und Krankenpflege analysiert werden, werden sie auf sprachlich- und kommunikationsrelevante Inhalte beschränkt:

Lehrveranstaltung Lehrinhalte auf sprachlich-kommunikative Inhalte bezogen 1. Semester

Allgemeine Pathologie VO Begriffsbestimmungen in der Pathologie Biologie, Anatomie,

Physiologie einschl.

Ernährung VO

Medizinische Terminologie:

- Lage und Richtungsbezeichnungen - Deklinationen

- Klinische Fachsprache und Vokabeln Grundlagen der

Gesundheits- und Krankenpflege ILV

Kommunizieren nach folgender Systematik:

- Bedeutungsaspekt - Beobachtungsaspekt

- Pflegemaßnahmen auswählen und anwenden Pflege im Kontext mit

Diagnostik und Therapie 1 UE

- Anwendung stationsüblicher Dokumentationsverfahren - Informierung und Betreuung von PatientInnen

Praktikum 1 – Einführung und Reflexion ILV

Praxisreflexion und Supervision:

- Bearbeitung von praxisbezogenen Belastungssituationen - Gruppengespräche und Copingstrategien

(35)

27 2. Semester

Wissenschaftliche Schreibwerkstatt PR

Leseformen und Lesetechniken:

- Aktivierende Schreibübungen

- Arbeiten mit wissenschaftlicher Literatur

Allgemeine und

berufsspezifische Rechtsgrundlagen ILV

Berufliche Kompetenzen gemäß GuKG

Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten ILV

Literaturrecherche:

- Beherrschen und Anwenden von wissenschaftlicher Terminologie

Familien- und

Gemeindenahepflege ILV

- Beratungs-, Anleitungs- und Schulungsrolle von Pflegepersonen im häuslichen Pflegesetting

- Familiengespräch und Dokumentation Palliative Care ILV Psychosoziale Aspekte:

- Kommunikation mit Sterbenden und Schwerkranken Praktikum 2 – Einführung

und Reflexion ILV

Praxisreflexion und Supervision:

- Bearbeitung von praxisbezogenen Belastungssituationen - Gruppengespräche und Copingstrategien

3. Semester

Fachenglisch und engl.

Fachliteratur UE

- Arbeiten mit englischer Fachliteratur

- Erweiterung der Kommunikationsfertigkeiten im Rahmen wissenschaftlicher Diskurse

Gesundheitsförderung und Prävention ILV

Settingspezifische Aufgabenbereiche der Pflege:

- Beratung und Informierung in Gesundheitsförderung - Prävention und Public Health

Kinder- und Jugendlichen,

Gesundheits- und

Krankenpflege ILV

Konzepte der familienzentrierten Pflege:

- Elternbegleitung - Elternintegration Sexualität,

Schwangerschaft, Geburt,

Wochenbett und

Neugeborenenpflege ILV

Pflege und Betreuung der Wöchnerin:

- Anleitung der Eltern zur Neugeborenenpflege

Praktikum 3 – Einführung und Reflexion ILV

Praxisreflexion und Supervision:

- Bearbeitung von praxisbezogenen Belastungssituationen - Gruppengespräche und Copingstrategien

(36)

28 4. Semester

Pflege in speziellen Situationen 2 ILV

Mitarbeit bei medizinischen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen:

- Erstellen von Pflegeplänen - Beratungsfunktion

Praktikum 4 - Einführung und Reflexion ILV

Praxisreflexion und Supervision:

- Bearbeitung von praxisbezogenen Belastungssituationen - Gruppengespräche und Copingstrategien

Psychiatrische

Gesundheits- und Krankenpflege ILV 2

Eigener Anteil in der Betreuung:

- Selbst- und Fremdreflexion

- Pflegerische Verantwortung vs. PatientInnenverantwortung - Zusammenarbeit mit dem Bezugssystem: Information, Begleitung, Aufklärung, Angehörige als sekundäre PatientInnengruppe

Fertigkeitentraining

"Deeskalation" UE

Nachbetreuung nach aggressiven Handlungen und Gewaltereignissen:

- Deeskalation in besonderen Situationen

- Umgang mit PatientInnen in einer Krisensituation 5. Semester

Praktikum 5 – Einführung und Reflexion ILV

Praxisreflexion und Supervision:

- Bearbeitung von praxisbezogenen Belastungssituationen - Gruppengespräche und Copingstrategien

(37)

29 6. Semester

Case- und

Caremanagement ILV

Pflegegutachten:

- Beiziehung der Pflegedokumentation - Rolle der Pflegefachberatung

Gesundheitswesen,

Führung und Organisation ILV

Organisationsformen in der Pflege:

- Delegation und Anleitung

Pflege von

PatientInnengruppen mit spezifischen

Gesundheitsproblemen (Bachelorarbeit 2) SE

Beschreibung von komplexen Pflegesituationen

Pflege von psychiatrischen PatientInnengruppen SE

Pflege in besonderen Situationen:

- Kommunikation - Beziehungsgestaltung

- Begleitung, Betreuung, Unterstützung Praktikum 7 – Einführung

und Reflexion ILV

Praxisreflexion und Supervision:

- Bearbeitung von praxisbezogenen Belastungssituationen - Gruppengespräche und Copingstrategien

Wissens-, Qualitäts- und Projektmanagement ILV

Ausgewählte Methoden des Wissensmanagements in Hinblick auf Kommunikation

Abbildung 6: Ausbildungsinhalte der Fachhochschule Campus Wien angepasst von Verfasserin

Durch die Darstellung der Ausbildungsinhalte kann gezeigt werden, dass die Förderung der kommunikativen und fachsprachlichen Fertigkeiten kein eigenständiges Unterrichtsmodul ist, sondern sich in allen Lehrveranstaltungen in unterschiedlichen Settings widerspiegelt.

Nach Analyse der einzelnen Ausbildungsinhalte ist die zunehmende Komplexität der sprachlichen Anforderungen je nach Semester sehr bemerkenswert. Weiterhin ist ersichtlich, dass in den Lehrinhalten verschiedene fachspezifische Terminologien zwar gelehrt werden, jedoch die Auswirkungen dieser sowie der Umgang mit diesen nicht berücksichtigt wird.

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