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Für diese systematische Vorgehensweise entwickelte Mayring (2015) das Ablaufmodell, welches die einzelnen Analyseschritte darstellt. Dieses hat als Ziel, das bereits erhobene Material auf seinen Kern zu reduzieren und somit die größte Effizienz daraus zu gewinnen.

Im Weiteren wird dadurch dem Prinzip der Nachvollziehbarkeit und intersubjektiven Überprüfbarkeit geholfen.123

122 Vgl. Mayring, 2015, S.13

123 Vgl. Mayring, 2015, S. 62

76 Das Ablaufmodell ist wie folgt aufgebaut:

Abbildung 18: Allgemeines inhaltsanalytisches Ablaufmodell nach Mayring (2015)

Anhand dieses Ablaufmodells von Mayring wird die Vorgehensweise der Verfasserin bei der Auswertung der Datenmaterialien dargestellt.

Für die ersten Schritte des Ablaufmodells wurde das Ausgangsmaterial bestimmt, welches die Festlegung des Materials, die Analyse der Entstehungssituationen und die formalen Charakteristika des Materials beinhaltete. Für die Festlegung des Materials musste am Prozessbeginn seitens der Verfasserin dieser Arbeit definiert werden, welche Materialien analysiert werden sollten.

77 Das waren die Grundgesamtheit, die Festlegung des Stichprobenumfangs und das bestimmte Modell, nach welchem die Stichprobe gezogen werden sollte.124 Als Grundgesamtheit wurden durch die Verfasserin demnach, Bachelorstudierende an der Fachhochschule Campus Wien und deren Kooperationsorte definiert, die bereits Praktika im Rahmen ihrer Ausbildung absolviert hatten. Die Stichprobe aus dieser Zielgruppe wurde nicht bewusst gezogen, sondern resultierte aus der freiwilligen Teilnahme dieser. Zur Erreichung der Zielgruppe wurden von der Verfasserin per Mail 712 Studierende kontaktiert, aus welchen sich fünf freiwillig Teilnehmenden resultierten. Die Teilnahme erfolgte nach einer mündlichen und schriftlichen Informierung und unterzeichneten Einverständniserklärung auf freiwilliger Basis.

Der weitere Schritt nach Mayring ist die Analyse der Entstehungssituation, welche aus dem detaillierten Beschreiben der Bedingungen bei der Datenerhebung besteht. Diese beinhaltet: „die ForscherInnen, deren emotionalen und kognitiven Handlungshintergrund, die untersuchte Zielgruppe, die Entstehungssituation und den soziokulturellen Handlungshintergrund.“125

Mit den Ergebnissen der Interviews möchte die Forscherin bzw. Verfasserin, Aussagen über die (berufs-)sprachlichen Kompetenzen in der Pflege und ihre Relevanz im Pflegekontext treffen. Des Weiteren sollen Möglichkeiten zur Förderung der Sprachkompetenz in der Pflege dargestellt und die Teilnahmemotivation an diesen Maßnahmen durch die Darstellung der Wichtigkeit der Sprachthematik in der Pflege gestärkt werden. Die Interviewerin stellte offene, leitfadengestützte Fragen, um die bereits vorhandenen Sprachmuster in der Gesundheits- und Krankenpflege zu erheben, aus welchem ein Optimierungsbedarf erstellt werden kann. Die Interviews wurden von März bis Mai 2018 durchgeführt. Per Mail wurde nach freiwilliger Anmeldung zur Teilnahme der passende Termin und Ort für beide beteiligten Personen ausgesucht. Die Interviews wurden von der Verfasserin eigenständig unter Einhaltung der ethischen Richtlinien durchgeführt.

Die allgemeinen ethischen Prinzipien lauten Respekt, Informationspflicht, Vertraulichkeit/Anonymität, Datenschutz, Einverständnis, Freiwilligkeit, Wahrung der Persönlichkeitsrechte und der Schutz der Befragten. Die Interviewerin hatte die InterviewpartnerInnen vor der Teilnahme über die Forschungsthematik und die Vorgehensweise ausführlich informiert.

124 Vgl. Mayring, 2015, S. 55

125 Mayring, 2015, S. 55

78 Die vertrauliche und anonyme Vorgehensweise mit den personenbezogenen Daten wurde den Teilnehmenden vor der Datenerhebung in verschriftlichter Form vergewissert. Mögliche Fragen der Teilnehmenden zur Thematik wurden vor der Unterzeichnung der Einverständniserklärung zur Forschungsteilnahme erhoben und beantwortet. Die Teilnahme am Forschungsprojekt beruhte auf Freiwilligkeit und der Entscheidung der teilnehmenden Person. Die Wahrung der Persönlichkeitsrechte wurde in allen Prozessen der wissenschaftlichen Arbeit berücksichtigt. Von der Datenerhebung bis hin zur Auswertung und Veröffentlichung wurde von der Verfasserin darauf Wert gelegt, die Privat- und Intimsphäre der befragten Personen zu berücksichtigen und zu schützen. Der Schutz der befragten Personen beinhaltete im weiteren Sinne das Vorbeugen physischer, psychischer, sozialer und ökonomischen Schäden bei einer Teilnahme.126

Das längste Interview dauerte 22 Minuten und 45 Sekunden und das kürzeste Interview dauerte 8 Minuten und 29 Sekunden. Die gesamte Interviewdauer der befragten Personen lässt sich wie folgt darstellen:

Teilnehmende Dauer Min./Sek. Geschlecht Ausbildungssemester

B1 22:44 W 6. Semester

B2 10:17 M 4. Semester

B3 20:11 W 4. Semester

B4 08:29 W 6. Semester

B5 16:14 M 6. Semester

Abbildung 19: Interviewdauer der befragten Personen

Der dritte Schritt des Ablaufmodells fokussiert die formalen Charakteristika des Materials.

Für die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring bedarf es einer Verschriftlichung der erhobenen Daten. Dafür wird die gesprochene Sprache zu einem geschriebenen Text transkribiert. Die über ein Diktiergerät aufgenommene Sprache wird anhand unterschiedlichster Transkriptionssysteme verschriftlicht. Die Transkriptionssysteme unterscheiden sich in der Berücksichtigung der verbalen und nicht verbalen Merkmale, paraverbalen Äußerungen und der Merkmale der Interviewsituation.

Beispiele verbaler und nonverbaler Merkmale sind die Betonungen, Lautstärken, Sprechpausen sowie Dialektfärbungen, die Gestik und Mimik.

126 Vgl. Misoch, 2015, S. 18-21

79 Als Beispiel für paraverbale Äußerungen gelten das Lachen, Stöhnen oder Husten während des Gesprächs.

Die Verfasserin dieser Arbeit entschied sich für das Transkriptionssystem nach Dresing und Pehl (2015). Die Darstellung dieser nach Kuckartz (2016) folgt im Anhang (siehe A03).

Nach der Bestimmung des Ausgangsmaterials erfolgen die Fragestellungen dieser Arbeit und somit Schritt 4 des Ablaufmodells nach Mayring, die Richtung der Analyse.127 Die formulierten Fragestellungen der Verfasserin lauten wie folgt:

Welche Sprachformen zeigen Relevanz in der Ausübung der sprachlichen Anforderungen der Gesundheits- und Krankenpflege?

Welche Wirkung haben die unterschiedlich relevanten Sprachformen für die PatientInnen in der Gesundheits- und Krankenpflege?

Der fünfte Schritt des Ablaufmodells ist die theoretische Differenzierung der Fragestellung.

Die qualitative Inhaltsanalyse zeichnet sich nach Mayring (2015) „durch die zwei Merkmale aus: die "Regelgeleitetheit“ und die „Theoriegeleitetheit“ der Interpretation.“128 Dies hat zufolge, dass die Fragestellungen der Analyse möglichst genau analysiert, theoretisch eingegrenzt und in Unterfragen differenziert werden sollen.129 Die durchgeführten fünf Interviews beinhalten Erfahrungen und Erlebnisse aus dem praktischen Bereich. Die Fachliteratur beschreibt, dass die Sprachwahl in der Praxis sehr floskelhaft und verwirrend getätigt wird und einer Sensibilisierung bedürfe. Die Literaturquellen unterstreichen die Globalisierung und die dadurch entstehenden vermehrten Sprachbarrieren in der Kommunikation. Der Fokus wird auf die tatsächlichen Sprachmuster in der Pflegepraxis gelegt, um diese weiterzuentwickeln. Durch die Interviews soll eine Brücke zwischen der Theorie und der Praxis gebaut werden, um möglichst eine adäquate Optimierung in Form eines Wahlmoduls erstellen zu können.

Nach der theoretischen Differenzierung der Fragestellung folgen die Bestimmung der Analysetechniken sowie die Definition der Analyseeinheiten. Die Analyse wurde in einzelne Interpretationsschritte zerlegt und somit nachvollziehbar und überprüfbar dargestellt.

Daraus folgend kann sie auf andere Gegenstände übertragbar und benutzbar sein, welches für die Identifikation als eine wissenschaftliche Methode spricht.

127 Vgl. Mayring, 2015, S. 58

128 Mayring, 2015, S. 59

129 Vgl. Mayring, 2015, S. 59-60

80 Nach Bestimmung der Analysetechnik wurde das Datenmaterial in einzelne Analyseeinheiten festgelegt. Diese Analyseeinheiten sind die Kodiereinheit, die Kontexteinheit und die Auswertungseinheit. Die Kodiereinheit steht für den kleinsten auswertbaren Materialbestandteil. Die Kontexteinheit beschreibt den größten Textbestandteil, welcher einer Kategorie untergeordnet werden kann. Die Auswertungseinheit beschreibt die Reihenfolge der Textteile, die nacheinander ausgewertet werden können.130

Nach Durchführung dieser Schritte folgen im Ablaufmodell nach Mayring unter dem achten Punkt, die Analyseschritte mittels des Kategoriensystems. Durch die Schaffung eines Kategoriensystems wird die analytisch zergliedernde Vorgehensweise der qualitativen Inhaltsanalyse unterstrichen, welches sich mit den folgenden drei Grundverfahren beschreiben lässt: der Zusammenfassung, der Explikation und der Strukturierung.

Die Zusammenfassung der Materie hat die Absicht, den Inhalt auf den Kern zu reduzieren.

Dabei folgt sie der Theorie der induktiven Kategorienbildung. Die erwünschte Theoriegeleitetheit der Analyse ist geprägt durch die Explikation der Fragestellung. Mit Explikation ist der Einbezug der Empirie zum Gegenstand bei allen Verfahrensentscheidungen gemeint. Dadurch werden Verständnislücken geklärt und das Material ergänzt. Die Strukturierung des Textes erfolgt durch das Ordnen von bestimmten Inhalten mit gleichen Aussagen in Kategorien. Das Strukturieren bzw. die Kategorien-Zuordnung kann durch Computerprogramme ergänzt werden.131

Der neunte Schritt des Ablaufmodells beinhaltet die Zusammenstellung der Ergebnisse und die Interpretation in Richtung der Fragestellungen. Durch die Entsprechung dieser hinsichtlich bestimmter Gütekriterien, wird die Qualität dieser Forschungsarbeit bestätigt.

Die inhaltsanalytischen Gütekriterien und deren Anwendung, die in Mayrings Ablaufmodell als Punkt 10 angeführt sind, wurden bereits im Kapitel 2.1 bearbeitet. Die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse folgt im Kapitel 7.

130 Vgl. Mayring, 2015, S. 61

131 Vgl. Mayring, 2015, S. 67

81

6.2 Programme für die qualitative Inhaltsanalyse

Es gibt unterschiedliche PC-Programme, welche als Ergänzung zur Kategorienerstellung hinzugezogen werden können. Die Begründung diesbezüglich ist, dass diese sich durch das systematische Vorgehen leicht anwenden lassen. Nach der Systematik von Brent im Jahre 1984, konnten drei Arten von diesen PC-Programmen herauskristallisiert werden, wie die Nutzung des Textverarbeitungsprogramms, das Arbeiten mit Datenbankprogrammen und die in Programmsprache eigens entwickelten Programme.

Die Nutzung von Textverarbeitungsprogrammen ermöglicht das Herausarbeiten von einzelnen Textstellen. Dabei können diese Passagen im Fließtext verschoben oder herausgeschnitten werden. Eine weitere Funktion dieses Programms ist die Suchfunktion von bestimmten Begriffen im Fließtext, das Codieren und das Einfügen von Kommentaren zu den folgenden Codierungen auf geteiltem Bildschirm.

Das Arbeiten mit Datenbankprogrammen ermöglicht das Exportieren der markierten Textstellen zu den ausgewählten Codierungen. Im Vergleich zur händischen Auswertung zeichnet sich diese Methode durch die höhere Geschwindigkeit und Verarbeitungskapazität aus. Das Kodieren der Textstellen erfolgt durch die zeilenweise Markierung, jedoch fehlt die Möglichkeit des Einfügens von persönlichen Interpretationen oder Kommentaren im Vergleich der Datenbankprogramme zu Textverarbeitungsprogrammen.

Die Programme in eigens entwickelten Programmsprachen haben den Vorteil, dass diese über die Fenstertechnik verfügen und Grundfunktionen der qualitativen Textanalyse direkt umgesetzt werden. Es gibt separate Fenster zum Laden des Textes im entsprechenden Format, dann ein Fenster für das Kodier-Verfahren und die Kategorien sowie ein weiteres Fenster für Kommentare und Interpretationen.132

132 Vgl. Mayring, 2015, S. 115-122

82

6.3 F4- Analyse

Die Verfasserin dieser Arbeit entschied sich für die Software F4 als Ergänzung zum Auswertungsprozess der Datensammlung. Die Software F4 ist ein Programm zur Unterstützung der Auswertung der qualitativen Daten auf Basis von Kategorien.

Der Vorteil dieses Programms ist die Fenstertechnik. Der Bildschirm teilt sich in zwei Ansichten und somit werden das Lesen und das Analysieren des Textes zugleich ermöglicht. Es können somit neben dem Analysieren der Texte, Notizen zu diesen in einem separaten Fenster vermerkt werden, ohne den Inhalt dabei zu verzerren. Dabei können alle Bearbeitungen an einer Software durchgeführt und gesichert werden.

Die linke Spalte des Bildschirms bietet die Möglichkeit, zu den jeweils gewählten Textstellen Kommentare während des Analysierens schreiben zu können. Im Text selbst können dabei Memos eingefügt werden, welches am Rand der Textbearbeitung mit einem Symbol veranschaulicht wird. Die rechte Spalte des Bildschirms ist für die Funktion des Codesystems.

Ein weiterer positiver Effekt ist die Möglichkeit des Einfügens von Zeitmarken und die Suchfunktion innerhalb vom Gesamttext als auch von Memos und Kommentaren. Zu den so definierten Zeitmarken können in die ausgewählten Textpassagen die entsprechenden Audiosequenzen eingefügt werden. Dies bietet die Möglichkeit, die Textpassage erneut mit dem Audioverzeichnis zu vergleichen und fördert dadurch das bessere Verstehen und Interpretieren der Textpassage. Das hilft im Weiteren dem Prinzip der Genauigkeit. Die Suchfunktion sichert das genaue Bearbeiten jeder einzelnen Textpassage und verhindert das Übersehen dieser.

Durch das Kategoriensystem und das Kodieren werden ausgewählte Textpassagen zu den jeweiligen Codes zusammengeführt und sind für die Verfasserin der Arbeit visuell sichtbar.

Dieses erleichtert den Überblick über bereits erstellte Codes sowie im Weiteren das Zuordnen der Textpassagen zu den definierten Codes und verhindert Doppelstellungen.

Jeder Code hat die Möglichkeit mehrere Untercodes, wo diese den Überbegriff noch einmal detailliert unterteilen. Die Anzahl der möglichen Subcodes sind durch das Programm nicht definiert, doch eignen sich bis zu fünf Subebenen für eine gute Veranschaulichung.

Jeder Code wird hierbei durch das Programm in einer anderen Farbe dargestellt, thematisch ähnelnde Themen können durch leichte Farbunterschiede auch visuell veranschaulicht werden.

83 Durch das Anklicken der einzelnen Codes wird ein einfacher Überblick über die dazu ausgewählten Textstellen gegeben. Dabei wird zwischen einer Einzelansicht und einer selektiven Ansicht entschieden werden. Es lassen sich hiermit einzelne Interviews und Codes bearbeiten als auch alle zugleich.

Die Exportfunktion des Programms ermöglicht das Veranschaulichen des gesamten Kategorien-Systems sowie der daraus gewonnenen Ergebnisse. Beim Exportieren stehen zwei Tabellen zur Verfügung.

Die erste Tabelle zeigt einen Überblick über die Texte und deren Codes, die zweite Tabelle die Verteilung dieser, also die absolute Häufigkeit der Codierungen. Das unterstützt durch die zusätzlichen Daten die bessere Veranschaulichung dieser.133

133 Vgl. Thorsten, Pehl; Thorsten, Dresing (Hg): F4analyse. Create codes, write memos&

summaries, and export quotations. https://www.audiotranskription.de/english/f4-analyse, 14.04.2018

84 7 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse

Im Folgenden werden die Kategorien, welche sich nach der Auswertung entwickelten und zur Beantwortung der Forschungsfragen herangezogen werden, mit den jeweiligen Subkategorien dargestellt und näher beschrieben.

7.1 Darstellung und Beschreibung der Kategorien

Die anhand des Datenmaterials entwickelten Kategorien, lassen sich wie folgt darstellen und beschreiben:

Nummer Kategorie Beschreibung

1 Alltagssprache Benutzte Sprachformen im

täglichen Umgang mit Personen

2 Barrieren Probleme in der verbalen

Kommunikation aufgrund der Sprache

3 Fachsprache Über die Alltagssprache

hinausragende,

berufsspezifische Sprachform

4 Professionalität Fachgerechte Ausübung der

Sprachhandlungen im berufsbezogenen Kontext

5 Beziehungsbildung Durch die Sprache beeinflusste

positive und negative Gefühle, welches die Vertrauensbasis zwischen Fachperson und PatientInnen bildet

Abbildung 20: Darstellung der ausgewerteten Kategorien nach Verfasserin

85

7.2 Interpretation der Kategorien

Die erste Kategorie der Auswertung des Datenmaterials ist die Alltagssprache. Die Alltagssprache wird als eine Sprachform beschrieben, welche auf regional differenzierten Mundarten aufbaut. Die Eigenschaften der Umgangssprache werden als allgemein verständlich und gebräuchlich wie auch als überregionales Kommunikationsmittel bezeichnet.134 Diese Sprachvarietät zeichnet sich durch ihre leichte Verständlichkeit aus und kann auch ohne Vorbildung von allen am Kommunikationsprozess teilnehmenden Personen verstanden werden. Aufgrund dieser geringen Komplexität wird die Anwendung der Sprachvarietät in der Pflegepraxis angenehmer empfunden.

Dieses wird mit dem Zitat der am Interview teilnehmenden Person bestätigt:

„Es ist leichter zu sagen: Ähm, ich benutze, ähm, so eine Nadel, die beim Arm an dieser und dieser Stelle hineinkommt, äh, als Zugang, als wenn ich mit Fachwörter wie peripherer Venenzugang, äh, oder Verweilkanüle, äh, herumexperimentiere.

(lächelt)“ (B2)

Aus den geführten Interviews ergab sich die verwendete Sprachform des Dialekts. Nach Lüdeling resultiert die Entwicklung des Dialekts aus dem regelmäßigen Wandelzyklus der Sprache, welches jedoch keine Aussage über die Verschlechterung deren Ausdrucksfähigkeit liefert. Als einen möglichen Grund für diesen Sprachwandel nennt er die Kontakteinflüsse durch die jeweiligen Nachbarstaaten. Lüdeling beschreibt, dass durch diesen Einfluss die deutsche Sprache in verschiedene hoch- bzw. niederdeutsche Dialekte unterteilt wird, welche als Zusatz zur so genannten „Alltagssprache“ oder

„Standardsprache“ benutzt werden. Dialekte sind regional gefärbte Sprachänderungen, die historisch, linguistisch oder politisch zu erklären sind. Unterschiedliche Dialekte können unterschiedliche Bezeichnungen für ein und denselben Gegenstand verwenden.135

Sie werden in weiterer Literatur als Sprache der Vertrautheit und als ein Symbol der lokalen und sozialen Identität bezeichnet. Meistens werden Dialekte im Kontext des privaten Bereiches angewendet, wie beispielsweise bei Begegnungen mit FreundInnen oder Bekannten.136

134 Vgl. Sinner, 2014, 90-96

135 Vgl. Lüdeling, 2015, S. 23-27

136 Vgl. Schlobinski, 2014, S. 161

86 Die Alltagssprache wurde im Kapitel 4.3.1 der Gruppe der Umgangssprache zugeordnet.

Der Dialekt wird im Weiteren als kleinlandschaftliche Umgangssprache beschrieben. Die Wichtigkeit des Dialekts wird durch das folgende Interview-Zitat, besonders im Umgang mit älteren Generationen verdeutlicht:

„Äh, es kommt drauf an. Ähm, ich habe die Erfahrungen gemacht, mit (.) alteingesessenen Wienern und Wienerinnen funktioniert der Dialekt besser, als die hochdeutsche Sprache.“ (B2)

Die Barrieren stellen die zweite Kategorie der Auswertung dar. Als Barrieren werden Faktoren bezeichnet, welche Probleme in der verbalen Kommunikation auslösen. Durch die Analyse der Interviewaussagen konnten drei unterschiedliche Barrieren für den sprachlichen Austausch im Kontext der Pflege analysiert werden. Diese sind die kulturelle, sprachliche sowie berufliche Diversität in der Pflegepraxis.

Die kulturelle und sprachliche Diversität ist eine große Ressource, doch kann diese Heterogenität bei den PatientInnen bei Ausbleiben einer ausreichenden Kenntnis in der jeweiligen Sprache zur Erschwernis des Kommunikationsprozesses führen.

Die berufliche Diversität bezeichnet das Zusammenspiel von unterschiedlichen Berufsprofessionen und differierenden Fachterminologien im pflegerischen Bereich.

Die positiven Auswirkungen dieser multiprofessionellen Zusammenarbeit wurden bereits im Kapitel 3.4.3 beschrieben, sie können jedoch durch die unterschiedlichen Fachterminologien und dem Sprachgebrauch ebenso die Kommunikation beeinträchtigen.

Die kulturelle und sprachliche Diversität und ihre Folgen werden im unteren Interviewabschnitt deutlich:

„Weil wir viele (..) interkulturelle Patienten und Patientinnen haben, und, ähm, auch in der Berufsgruppe selber, ähm, eigentlich eine große Diversität neigen. Also, ähm, es kommen viele, es kommen ganz viele Sprachen und Kulturen in Kontakt.“ (B3)

„Prinzipiell habe ich damit keine Schwierigkeiten, ähm, wenn jedoch Menschen, ähm, mit, mit anderer Muttersprache, äh, Patienten oder Patientinnen sind, gibt es natürlich Barrieren bei, bei der Sprache.“ (B2)

87

„Sehr, sehr relevant. Ähm, ich finde es auch schlecht, wenn in Pflegeheimen zum Beispiel Mitarbeiterinnen sind oder Mitarbeiter, die eher schlecht sprachlich ausgebildet sind oder halt schlecht Deutsch sprechen. Ähm, weil gerade, also Kommunikation ist wirklich die Basis, auf der die Pflege funktioniert. Und wenn es da Barrieren gibt, find ich das schlecht. Es leidet alles darunter: Pflegequalität, die Patienten, vor allem die Patienten natürlich.“ (B4)

Die Folgen der beruflichen Diversität werden in den nachstehenden Interviewaussagen bestätigt:

„Ähm, sprachliche, Sprach, Sprache ist auf jeden Fall sehr, sehr wichtig für die, für die Pflege. Ahm, (unv.) Kommunikation im Team selbst, mit dem Patienten, auch mit den Angehörigen. Ahm, und, äh, ist halt dadurch, dass es eben auch Pflegebereich, äh, selbst einige, ähm, auch multiprofessionell, also, äh, wo wir Assistenzberufe haben und fertig, äh, akademische, äh, äh, akademische Kräfte (..) Ahm, und dementsprechend auch die Bildungsvoraussetzung, oder Bildungshintergrund der einzelnen. Ähm, aber genauso auch Migrationshintergrund oder dergleichen. Also, dass da, ah, sehr viele sprachliche Differenzen, kann man ja kaum ausschließen.“(B5)

Die Fachsprache stellt die dritte Kategorie der Datenauswertung dar und bezeichnet den berufsbezogenen Sprachgebrauch. Dieser wurde im Weiteren durch die Analyse der Interviewaussagen in drei Unterkategorien eingeteilt. Das sind die allgemeine Fachsprachkompetenz, der Status resultierend aus dem Fachsprachgebrauch und die Entwicklung dieser. Die allgemeine Fachsprachenkompetenz bezeichnet das Kennen und Verstehen der Fachsprache und deren kontextbezogenen Einsatz.

88 Die Wichtigkeit der Fachsprachenkompetenz wird durch folgende Aussagen der interviewten Personen bestätigt:

„Aber auch wenn man medizinische Fachbegriffe verwendet oder mit, ähm, mit den Ärztinnen oder mit Arzt Ärztin redet, dass da man die auch gut verstehen kann (…). Bei Patienten vermeide ich, um ehrlich zu sein, oft das zu hochgestochene medizinische Vokabular, weil das kein, äh, Verbindung ergibt. (..) Aber dass wir das auch erklären.

Dass wir das auf einer Ebene, ich glaub jeder ist auf einer anderen Ebene des Wissenstandes. Dass wir das auch hinunterbrechen und erklären können.“ (B3)

„Also, da habe ich jetzt in, in vier bis fünf Praktika die Erfahrung gemacht, ähm, ähm, dass (.) die Fachsprache zum Großteil nicht von Patienten- und Patientinnen verstanden wurde. Ähm, das auch immer ein wichtiger Punkt war, wenn ein Arzt oder eine Ärztin mit, äh, der jeweiligen Person gesprochen hat, meistens in der Fachsprache gesprochen, äh, wurde. Und das Pflegepersonal dann den oder die Patientin und Patienten, äh, darauf sensibilisieren musste und, und noch einmal das Ganze in alltagstauglicher Sprache wiedergeben musste. (..) Also da kann ich für mich sagen, ich versuche schon, äh, gewisse Sachen in Fachsprache anzusprechen, ähm, aber gewisse Dinge einfach in Alltagsdeutsch wiederzugeben für den Patienten und die Patientin, äh, dass es natürlich verstanden wird.“ (B2)

„Ich glaube, Fachsprache ist Patienten gegenüber nicht so wichtig. Wichtig ist, dass ich die Fachbegriffe verstehe und dem Patienten erklären kann.“(B1)

Die Fachsprachenkompetenz als Ausdruck der Professionalität trägt zur gesellschaftlichen Anerkennung bei. Durch die Anwendung einer fachgerechten Sprachformulierung wird ein Status entwickelt, welcher in der multiprofessionellen Zusammensetzung, also auch in der Repräsentation des Berufsbildes, eine wichtige Rolle spielt.