• Keine Ergebnisse gefunden

Bedingungen für das Gelingen erfolgreicher schulisch-beruf-

5.3 Deduktiv gebildete theoretische Konstrukte und hierzu entwickelte

5.3.3 Bedingungen für das Gelingen erfolgreicher schulisch-beruf-

Während der schulisch-beruflichen Übergänge erleben Menschen mit Förderbedarf nicht nur misslungene Umbrüche in verschiedenen Lebensbereichen, sondern sie können potenziell auch erfolgreiche Übergangserfahrungen sammeln. Ein Schwer-punkt dieses Forschungsprojektes bezieht sich auf die Ermittlung von Bedingungen für gelungene Übergänge. Dementsprechend werden im Folgenden neben den Üblegungen zu den Bedingungen des Übergangsgelingens einige wenige bereits er-forschte Übergangsfaktoren dargestellt, die einem Gelingen förderlich erscheinen.

Abbildung 36:

Besonders erfolgreiche Maßnahmen, so die Studienergebnisse von Ginnold, sind die Beschulung von Menschen mit Förderschwerpunkt Lernen an den Integrations-schulen, ihre Berufsorientierung und der Einsatz betrieblicher Praktika während der Schulzeit. Besonders günstig wirkt sich außerdem das Vorhandensein eines qualifi-zierten Schulabschlusses aus (s. Abb. 37). Ginnold nennt daneben die „institutions-unabhängige, individuelle Beratung und Begleitung im Übergang“ (Ginnold 2009, S. 11) und das Erlangen von betrieblichen Qualifizierungen oder Berufsbildungen als Erfolgsfaktoren für gelungene Übergänge. Darüber hinaus sei eine kontinuierliche Begleitung der Qualifizierungs- und Ausbildungsvorgänge Erfolg versprechend.

Erfüllung der formalen Anforderungen als Bedingung für das Übergangsgelingen (Stein, Kra-nert und Hascher 2020, S. 26, Ausschnitt der Originalgrafik durch eigene Darstellung erweitert)

Daran anschließend ergeben sich die folgenden Hypothesen:

H1: Inklusive Beschulung von förderbedürftigen Kindern und Jugendlichen im Rahmen der allgemeinen Bildung wirkt sich auf die Zielgruppe besonders fördernd aus und trägt zum schulisch-beruflichen Übergangsgelingen bei.

H2: Die Erfüllung der formalen Anforderungen von schulisch-beruflichen Übergängen er-höht die Chancen von Betroffenen zur ausbildungs- und beschäftigungsbezogenen Teilhabe.

In Anlehnung an Arndt (2017) scheint die Kontinuität nicht nur für die situationsfo-kussierten durchlässigen Bildungs- und Unterstützungsangebote, sondern auch für die Beratungs- und Begleitleistungen grundlegend zu sein (s. Abb. 38). Erfolg kann diese Kontinuität erst dann hervorrufen, wenn bestimmte Bedingungen des Über-gangsverlaufs erfüllt sind. Zum einen sollen die bildungsrelevanten Inhalte, Ziele und Lernzeiten geplant und umgesetzt werden. Zum anderen setzt die Ausgestaltung

Abbildung 37:

derartiger Bildungsangebote den Einsatz flexibler überfachlicher bzw. inklusiver me-thodisch-didaktischer Lehr-Lernformen voraus, die im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung erfahren und durch multiprofessionelle Teams umgesetzt werden kön-nen. Diese Bildungsangebote und Unterstützungsleistungen sollten über den länge-ren Zeitraum zusätzlich zur Berufsorientierung und der Erprobung der eigenen Potenziale in unterschiedlichen Arbeitsfeldern erfolgen. Die ganzheitliche Förderung innerhalb des Übergangssystems und vor allem während der Berufsausbildung sollte intensiviert und durch zielgerichtete pädagogische Beratungs- und Begleitangebote ergänzt werden. Außerdem erfordern Kontinuität und Verzahnung des Bildungs-bzw. Übergangsprozesses Inhalte und Strukturen, die auf die individuellen Bedürf-nisse von jungen Menschen mit Förderbedarf zugeschnitten sind.

Verzahnung und Kontinuität als Bedingung für das Übergangsgelingen (Stein, Kranert und Hascher 2020, S. 26, Ausschnitt der Originalgrafik durch eigene Darstellung erweitert)

Auch wenn die Ausbildungs- und Beschäftigungsteilhabe der Betroffenen erreicht ist, ist es nach Arndt empfehlenswert, im Rahmen der Beschäftigungsnachbetreuung und Kriseninterventionen die Erwerbsarbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt langfristig abzusichern, wodurch die wirtschaftliche Unabhängigkeit der jeweiligen Person ge-sichert werden kann. Die Verzahnung der Bildungsangebote und die Kontinuität der überregionalen Unterstützungsleistungen soll den Betroffenen das Empfinden der bleibenden Stabilität ermöglichen. Darüber hinaus soll die angemessene Begleitung die jungen Menschen mit Förderbedarf zu Erfolgserlebnissen und Selbstwirksam-keitserfahrungen führen (HHS – Hermann-Hesse-Schule 2016, S. 4).

Abbildung 38:

Ausgehend von diesen Überlegungen kann die folgende Hypothese formuliert wer-den:

H3: Je stärker die Bildungs- und Unterstützungsangebote inhaltlich bzw. strukturell und überregional miteinander vernetzt sind und je kontinuierlicher sie erfolgen, desto höher sind die Chancen für das Gelingen von Menschen mit Förderbedarf, nach dem Schulabschluss in eine Ausbildung bzw. Beschäftigung überzugehen und am ersten Arbeitsmarkt teilzuhaben.

Stärkung der Selbstbestimmung als Bedingung für das Übergangsgelingen (Stein, Kranert und Hascher 2020, S. 26, Ausschnitt der Originalgrafik durch eigene Darstellung erweitert)

Arndts Konzept des Übergangsgelingens konzentriert sich auf die persönlichen, be-ruflichen und überfachlichen Potenziale. Um die eigene Berufswahlentscheidung treffen zu können, sollen förderbedürftige Menschen zur Bestimmung des eigenen Berufsweges hingeführt bzw. miteinbezogen werden (s. Abb. 39). Ebenso sollen die Betroffenen in die Lage versetzt werden, auch in anderen Lebensbereichen wie per-sönliche Wohnlage, Pflege von sozialen Beziehungen und eigene Bedürfnisse im All-tag selbstbestimmt und aktiv zu agieren.

Hieraus lässt sich die folgende Hypothese ableiten:

H4: Durch das Vermeiden einer beruflichen Zuweisung und die Stärkung der selbstbestimm-ten Berufswahlentscheidung kann das Gelingen von schulisch-beruflichen Übergängen sicher-gestellt werden.

Die erwähnten bzw. erwarteten Bedingungen für das Gelingen am schulisch-beruf-lichen Übergang betonen die Notwendigkeit des Forschungsanliegens und dienen als Ausgangsbasis für den empirischen Teil des Forschungsprojektes.

Abbildung 39:

Um die beschriebenen theoretischen Konstrukte empirisch anwenden zu können, soll eine Operationalisierung anhand bestimmter Erlebnisse der Untersuchungs-gruppe erfolgen, um die theoriegeleiteten Hypothesen rekonstruierbar und überprüf-bar zu machen.

Sowohl das erweiterte Modell belastbarer Faktoren misslungener bzw. gelunge-ner schulisch-beruflicher Übergänge (s. Abb. 29) als auch die theoretischen Kon-strukte der abgeleiteten Gründe für das Übergangsscheitern bzw. für die gelungenen Übergänge werden für die Erhebungsaufbereitung und zur Generierung von Ziel-bereichen der Analyse anhand ausgewählter Forschungsmethoden eingesetzt. Im Anschluss an die Auswertung der erhobenen Daten werden das Modell und diese theoretischen Konstrukte unter Anwendung der entwickelten Hypothesen mit den Analyseergebnissen verglichen und diskutiert.