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5. Ausführliche Darstellung der Indikatoren

5.5 Bereich 5: Tagesgestaltung und soziale Beziehungen

5.5.2 Bedürfnisgerechte Beschäftigung aus Nutzersicht

Inhaltliche Definition

Grad der Bedürfniserfüllung im Bereich Beschäftigung durch passende Angebote und Er-möglichung von Spaziergängen von Bewohnern, die an Beschäftigungen prinzipiell teilneh-men möchten.

Formale Definition und Gruppenunterteilung

Ergebnis 1: Anteil positiver Antworten zur Bedürfniserfüllung im Bereich Beschäftigung an allen gültigen Antworten aus Bewohnersicht

Ergebnis 2: Anteil positiver Antworten zur Bedürfniserfüllung im Bereich Beschäftigung an allen gültigen Antworten aus Angehörigensicht

Relevanz

Ein bedürfnisgerechtes und anregendes Aktivitätsangebot ist von hoher Relevanz und findet sich in verschiedenen nationalen und internationalen Studien zur Identifizierung von Lebens-qualität. Mehr als die Hälfte der Bewohner (52%) geben Anregung und sinnvolle Beschäfti-gung als sehr wichtige Dimension der Lebensqualität an (vgl. Heusel et al. 2009). Nur 24%

halten dies für nicht so wichtig.

Beeinflussbarkeit durch die Einrichtung

Das Ergebnis ist durch eine an der Bewohnerschaft orientierte Gestaltung von Freizeit- und Beschäftigungsangeboten gut zu beeinflussen, hierzu zählt auch die Unterstützung beim Transfer und die Ermöglichung von Aufenthalten im Freien bei mobilitätseingeschränkten Personen.

Methodische Güte

Die Ergebnisstabilität beträgt in der Wiederholungsbefragung 87,5% (N=24), das Ergebnis ist somit hinreichend stabil.

Nutzung bei Qualitätsbeurteilungen

Der Indikator wurde erstellt in Anlehnung an die Projekte und Befragungsinstrumente:

 IfG Heidelberg/Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg (2006): H.I.L.DE – Heidelber-ger Instrument zur Lebensqualität Demenzkranker

 Nutzung sozio-kultureller Angebote als Qualitätsindikator: z. B. Edwards, Courtney &

O’Reilly (2003)

 Verbraucherzentrale und MDK Rheinland-Pfalz (2008)

 Quality Framework Responsible Care (ActiZ et al. 2007), Minnesota Department of Hu-man Services Resident Satisfaction Survey (2007).

Messverfahren (und etwaige Alternativen)

Als Messverfahren wurde eine Bewohner- und Angehörigenbefragung mit geschlossenen Antwortskalen eingesetzt. Der Indikator umfasst zwei Kriterien:

Tab. 44: Bewohnerbefragung „Bedürfnisgerechte Beschäftigung aus Nutzersicht“

Nr. Frage Antwortkategorien

1 Gibt es hier genügend Freizeit- oder Beschäfti-gungsangebote, an denen Sie gerne teilnehmen?

„Ja“ – „zum Teil“ – „Nein“

„Wünsche keine Teilnahme“

„Die Freizeit- und Beschäftigungsange-bote hier passen nicht zu mir“

2 Kommen Sie so häufig hinaus, wie Sie es sich wünschen, wenn das Wetter es zulässt?

„Ja“ – „zum Teil“ – „Nein“

Tab. 45: Angehörigenbefragung „Bedürfnisgerechte Beschäftigung aus Nutzersicht“

Nr. Frage Antwortkategorien

1 Erhält Ihr Angehöriger genügend Freizeit- oder Be-schäftigungsangebote von der Einrichtung? (Dazu zählen auch Einzelangebote im Zimmer, wie z. B.

vorlesen oder spielen)

Ja“ – „zum Teil“ – „Nein“ – „Ist mir nicht bekannt“

„Mein Angehöriger möchte an nichts teil-nehmen

2 Kommt Ihr Angehöriger so häufig hinaus, wie er es sich wünscht, wenn das Wetter es zulässt?

Ja“ – „zum Teil“ – „Nein“ – „Ist mir nicht bekannt“

Erprobungsergebnisse

Ergebnis 1: Im Durchschnitt geben 74,4% der befragten Bewohner eine bedürfnisgerechte Beschäftigungsmöglichkeit an. Die Ergebnisse der Einrichtungen streuen sehr weit zwischen 45,9 und 97,7%, es sind deutliche Unterschiede der erreichten Qualitätsgrade erkennbar.

Abb. 15: Anteil der positiven Bewertungen einer bedürfnisgerechten Beschäftigung aus Bewohnersicht (11 Einrichtungen, N= 496 gültige Antworten von 265 Personen)

Ergebnis 2: Der Anteil der Angehörigen, die eine bedürfnisgerechte Beschäftigungsmöglich-keit ihres Angehörigen angeben, liegt bei 54,5%. Die Ergebnisse der Einrichtungen streuen zwischen 22,7% und 76,1%.

Abb. 16: Anteil der positiven Bewertungen einer bedürfnisgerechten Beschäftigung aus Angehörigensicht (17 Einrichtungen, N= 712 gültige Antworten von 367 Personen)

Ergänzend zur Ermittlung der Ergebnisse wurde erfasst, wie hoch der Anteil der Bewohner ist, für die kein aus ihrer Sicht passendes Beschäftigungsangebot besteht. Der Anteil bewegt sich zwischen 0% und 23,8% und erreicht somit in einzelnen Einrichtungen kritische Werte.

Männer geben deutlich seltener ein Bedürfnis deckendes Angebot an Beschäftigungsmög-lichkeiten an (70,3%) als Frauen (84,5%).

Tab. 46: Anteil der Bewohner, die angeben, dass kein passendes Aktivitätsangebot für sie besteht (10 Einrichtungen, N=231)

ID Ein-richtung

Anzahl Bewohner, für die kein passendes

An-gebot besteht (Bewoh-nersicht)

gültige Antworten

Quote Bewohner, für die kein passendes Angebot besteht (Bewohnersicht)

25 0 21 0,0%

32 0 26 0,0%

7 1 19 5,3%

21 1 19 5,3%

23 2 33 6,1%

38 1 13 7,7%

39 3 28 10,7%

41 3 15 20,0%

45 4 19 21,1%

30 5 21 23,8%

Gesamt 26 231 11,3%

Der Anteil der Bewohner, für die aus Sicht der Angehörigen kein passendes Beschäftigungs-angebot besteht, liegt zwischen 0% und 20%.

Tab. 47: Anteil der Bewohner, für die Angehörige angeben, dass kein passendes Aktivitätsangebot besteht (9 Einrichtungen, N=402)

ID

Quote Bewohner, für die kein passendes Angebot

Zur Bewertung der Ergebnisse wird das am Mittelwert orientierte Ergebnisklassenverfahren verwandt (vgl. 5.4). Legt man dieses Bewertungsraster an die Erprobungsergebnisse an, ergibt sich eine Verteilung der Ergebnisklassen zwischen den Einrichtungen von „überdurch-schnittlichen“ bis zu „unterdurch„überdurch-schnittlichen“ Ergebnissen (vgl. tabellarische Übersicht):

Tab. 48: Ergebnisverteilung „Bedürfnisgerechte Beschäftigung aus Nutzersicht“

Ergebnisverteilung

überdurchschnittlich 2 3

leicht überdurchschnittlich 3 6

Durchschnitt 1 2

leicht unterdurchschnittlich 4 4

unterdurchschnittlich 1 2

Anzahl beurteilter Einrichtungen 11 17

Empfohlener Einsatzbereich

Der Indikator bietet wichtige Hinweise für das interne und externe Qualitätsmanagement. Die von Einrichtungsmitarbeitern häufig geäußerte Ansicht, dass zahlreiche Bewohner nicht an einer Teilnahme an Aktivitäten interessiert seien, kann nicht bestätigt werden. Die ermittelten Daten zeigen, dass der Anteil der Personen, die deshalb an keiner Aktivität teilnehmen, weil das Angebot nicht passt, eine zu berücksichtigende Größenordnung erreicht. In diesen Fäl-len wird die Lebensqualität durch eine unzureichende Angebotsstruktur beeinträchtigt. Im Rahmen einer Kundenbefragung von externen Qualitätsprüfungen und der öffentlichen Qua-litätsberichtserstattung gibt der Indikator Hinweise darauf, ob die angebotenen Aktivitäten den subjektiven Bedürfnissen der Bewohnerschaft entsprechen und ermöglicht

Prozessopti-mierungen. Für Verbraucher ist dies eine wichtige Information über die tatsächliche Attraktivi-tät der Angebote aus Nutzersicht.

Zusammenfassung

Der Indikator bietet Hinweise auf den Grad der Umsetzung einer bedürfnisgerechten Ange-botsstruktur innerhalb der Einrichtung. Er ist stabil in der Wiederholungsbefragung nach ei-ner Woche.