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5. BESCHREIBUNG UND ANALYSE AUSGEWÄHLTER BEZIRKSMUSEEN

5.1. Heimatmuseum Köpenick

5.1.1. Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Die Ausstellungen werden zunächst so beschrieben, wie sie aus der Sicht eines Besuchers wahrgenommen werden. Auf diese Weise sollen die räumlichen Einteilungen und die thematischen Schwerpunkte der Dauer- und Wechselausstellungen deutlich werden.

Die Ausstellungen sind in mehrere Bereiche gegliedert: im Eingangsfoyer hat der Besucher die Möglichkeit, sich für die Besichtigung verschiedener Teile der Dauerausstellung sowie der Wechselausstellung zu entscheiden.

An zentraler Stelle des Foyers wird der Besucher zunächst in die Geschichte des Museums und seines Gebäudes eingeführt. Das Museum betont hier die eigene Tradition: so wird deutlich, dass das heutige Museum aus einem Heimatschulmuseum hervorgegangen ist.

Dadurch wird auch gezeigt, dass sich nicht erst in jüngster Zeit Einwohner Köpenicks mit der eigenen Geschichte beschäftigen und diese auch öffentlich vermitteln. Präsentiert wird diese Geschichte auch anhand zweier Biographien, nämlich des Mitbegründers des Heimatschulmuseums Otto Heinrich und des Lehrers Arno Jaster.

Wendet man sich nun dem übrigen Teil des Foyers zu, so erfährt man, das seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts Köpenick im Ruf stand, die „Waschküche Berlins“ zu sein. Im Foyer kann man sich über die Anfänge und weitere Entwicklung der Wäscherei informieren.

Der Besucher bekommt anhand von Fotos und Dokumenten Einblicke in den Arbeitsalltag von Wäschereibetrieben und den ersten Köpenicker Wäschertag 1935. Außerdem zeigt eine mehrteilige Inszenierung zahlreiche Arbeitsgeräte des Wäschereiunternehmens Wilhelm Spindler.

Vom Foyer aus können mehrere Räume betreten werden. In einem der Räume kann man einen weiteren Teil der Dauerausstellung betrachten: der Raum ist wie eine Küche um die Jahrhundertwende eingerichtet.

Entscheidet man sich für die Besichtigung des Rundgangs zur Geschichte Köpenicks, eines weiteren Teils der Dauerausstellung, so wird man zunächst in die Besiedlungsgeschichte der Region in der Stein-, Bronze-, Eisen- und Slawenzeit sowie im Spätmittelalter eingeführt.

Eine Karte Berlins veranschaulicht die Siedlungen in diesen historischen Perioden in Berlin.

In diesem ersten Raum fallen vor allem zwei Inszenierungen auf; die erste zeigt eine Rekonstruktion der mittelsteinzeitlichen Teilbestattung eines Mannes aus Schmöckwick aus dem achten Jahrtausend v.u.Z. Daneben präsentiert eine zweite Inszenierung eine Urne mit Deckschale und Leichenbrand. Sie stammt ursprünglich aus einem bronzezeitlichen Gräber-feld in Rahnsdorf um 1000 v.u.Z. Außerdem sind zahlreiche Funde aus der Stein- und Bronzezeit zu sehen.

Neben dieser Übersicht über die archäologischen Ausgrabungen und Forschungen wird der Besucher über die Entwicklung Köpenicks zur Stadt informiert. Angesprochen werden hier die slawische Besiedlung der Köpenicker Schlossinsel und die wirtschaftliche Entstehung der Stadt Köpenick im 13., 14. und 15. Jahrhundert. Der Besucher kann sich außerdem mit Bestattungsweisen im 15. Jahrhundert und über die Geschichte des Fachwerkbaus beschäftigen; diese Themen werden durch ein Grabsteinfragment und ein Fachwerkaufbau veranschaulicht.

Der zweite Ausstellungsraum führt in das 16. und 17. Jahrhundert ein. Im Mittelpunkt dieses Ausstellungsteils stehen die Geschichte zweier Schlösser und die Einwanderung der Hugenotten.

Zunächst wird man über die Geschichte eines Renaissance-Jagdschlosses informiert, das für ca. 100 Jahre existierte; Bauherr des Schlosses war Joachim II., der damalige Kurfürst von Brandenburg. Außerdem kann man sich ein Bild von der Inneneinrichtung des Schlosses machen. Ausführlicher werden das Barockschloss, dessen Schlosskirche sowie deren Gemeinde vorgestellt. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm beauftragte den Niederländer van Langevelt mit dem Bau des Schlosses, das den Mittelpunkt der Stadt bildete und als Residenz des Kurprinzen und späteren Kurfürst und König von Preußen Friedrich diente. Das Schloss und dessen Kirche werden sehr anschaulich präsentiert, da man nicht nur Teile der Inneneinrichtung und der Ausstattung betrachten, sondern sich anhand eines großen Modells auch einen Überblick über die Architektur verschaffen kann. Die Nachbildung einer Tracht schließlich illustriert die Geschichte der Einwanderung der Hugenotten; sie begründeten u.a.

durch ihre Kenntnisse in der Seidenweberei die Textilfabrikation in der Stadt.

Durch einen Flur gelangt man zum dritten Ausstellungsraum, in dem man die preußische Geschichte Köpenicks thematisiert wird; im Flur selbst veranschaulichen Karten aus dem 17.

bis 20. Jahrhundert die Entwicklung der Stadt.

Ein Modell bietet hier zunächst eine Übersicht über die Stadt im 18. Jahrhundert. Der Besucher wird durch auffällige Exponate in der Mitte des Raums auf zwei Themen aufmerksam gemacht: eine Uniform eines preußischen Grenadiers repräsentiert den Sieben-jährigen Krieg, Wolle und Geräte zu deren Verarbeitung verweisen auf die Maßnahme König Friedrich I., den im Textilgewerbe Tätigen Bauland abgabenfrei zu überlassen.

Die Entwicklung der Stadt kann man ausführlich in mehreren Stationen verfolgen: eine Texttafel schildert die Fortsetzung des Wiederaufbaus der Mark Brandenburg mit Berlin als Mittelpunkt des neuen Königreichs. Ein Kupferstich Friedrich I. unterstreicht dessen Rolle bei der Einführung einer zentralistischen Verwaltung. In weiteren Stationen erfährt der Besucher, dass Friedrich II. ab 1747 die Einwanderung und Ansiedlung von Arbeitskräften aus dem Ausland förderte, wobei u.a. eine Anzahl von neuen Manufakturgebäuden entstanden. Neben Texten und Dokumenten wird hier auch ein Ölgemälde Friedrich II. präsentiert. Im folgenden Ausstellungsteil erfährt man, dass sich Berlin zur Textilstadt durch die Förderung der Textilindustrie wandelte; Ausschnitte aus Messtischblättern dokumentieren die Entstehung neuer Siedlungen wie Müggelheim, Grünau, Schönerlinde und Friedrichshagen. Eine weitere Station beschreibt, dass der Siebenjährige Krieg den wirtschaftlichen Niedergang Köpenicks bedeutete; mehrere Dokumente wie z.B. ein Situationsplan und ein Tagungsbefehl veranschaulichen diese Zeit. Das Ausstellungskapitel endet mit der Darstellung des Schlosses Bellevue, das in der Zeit zwischen Besetzung und Befreiung von den französischen Truppen erbaut und wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg stark beschädigt abgerissen wurde.

Im folgenden Ausstellungsraum wird der Besucher in die Entwicklung Köpenicks im 19.

Jahrhundert eingeführt. Zwei Laden und ein Kinderpult auf einem niedrigen Podest deuten schon beim Betreten des Raums die Themen Bäckerei, Schuhmacherei und Schulwesen an.

Über die Geschichte der Schulhäuser kann man sich ausführlich informieren, der Schulalltag wird über Dokumente und Utensilien näher gebracht. Man kann die Stadtentwicklung in dieser Zeit anhand mehrerer Kapitel verfolgen: so spielte neben dem Ausbau von Schienennetz und Wasserwegen und dem Bau von Kirchen bzw. dem Anlegen von Friedhöfen vor allem die Amts- und Verwaltungsgeschichte eine wichtige Rolle. Unter

anderem bekommt man hier das Titelblatt des Bürgerbuchs von 1537-1821 und einen Ausschnitt aus einem Bürgerbrief von 1829 zu sehen. Werbeschilder von Fabriken verweisen außerdem auf die Industrialisierung und die Entwicklung der Arbeiterschaft.

Der letzte Raum schließlich widmet sich dem 20. Jahrhundert in Köpenick. Wiederum wird man anhand auffälliger Exponate in der Raummitte auf zwei Themen dieses Ausstellungsteils aufmerksam gemacht. Ein Modell des 1959 abgebrannten alten Müggelturms deutet die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung im Erholungsgebiet Köpenick an. In einer Vitrine kann man neben Schiffsmodellen Produkte verschiedener Industriebetriebe (des Funkwerks, der Fotochemischen Werk, des Werkes für Fernsehelektronik und des Kabelwerkes Oberspree) betrachten.

Rund um das Modell und die Vitrine wird die Möglichkeit geboten, sich über ausgewählte Themen des 20. Jahrhunderts zu informieren. Die Entwicklung der Infrastruktur zu Beginn des 20.Jahrhunderts machte Köpenick zur Zentrale des Ostens. Zeugen dieser Geschichte sind die elektrische Straßenbahn, das 1905 fertiggestellte Rathaus sowie das städtische Klär- und Elektrizitätswerk, die auf zahlreichen Fotos aus deren Gründungszeit zu sehen sind. In diese Zeit fällt auch die Geschichte des Hauptmanns von Köpenick, die u.a. durch die Personalakte des Bürgermeister Langerhans, der durch Wilhelm Voigt „verhaftet“ worden war, veran-schaulicht wird. Weitere Stationen sind der Erste Weltkrieg und der Kapp-Putsch von 1920, die politische Entwicklung in Köpenick nach 1933, insbesondere die „Köpenicker Blutwoche“ (der Misshandlung und Ermordung von politischen Gegnern durch SA-Sturmtruppen im Juni 1933), die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegsgeschichte in Köpenick. Die Kriegszeit und ihre Folgen werden dem Besucher u.a.

durch. Gefallenenanzeigen, ein Merkblatt für den Luftschutz sowie Fotos von der Zerstörung von Teilen Köpenicks nahegebracht.

Weitere Stationen sind die Entwicklung Köpenicks zum Industriezentrum im Südosten Berlins und der innerstädtische Wohnungsbau, der in Köpenick Neubaugebiete entstehen ließ.

Hier geht es auch um den Verfall von Altstadtbauten wegen mangelnder Sanierung. Der Rundgang endet mit der Darstellung von politischer Opposition in den achtziger Jahren und dem Runden Tisch in Köpenick. Neben dem Ausgang zum Eingangsfoyer hängt schließlich eine Deutschland-Fahne, in deren Mitte ein Loch ausgeschnitten ist; der Besucher liest darin die Daten „9.11.89 Fall der Berliner Mauer, 1.7.90 Währungsunion, 3.10.90 Deutsche Einheit“.

Nach der Besichtigung dieser Dauerausstellungen im Hauptgebäude des Museums kann eine weitere Dauerausstellung zur Landschaft, Vegetation, Tierwelt und Fischerei in Köpenick in einem angrenzenden Pavillon besucht werden.

Hier kann der Besucher einen Rundgang entlang der Wände des Pavillons wählen. Dieser Rundgang führt um eine größere Inszenierung in der Mitte des Raums herum, die Geräte aus der Landwirtschaft und der Fischerei zeigt. Damit wird man auf den ersten Blick mit den beiden thematischen Schwerpunkten dieses Ausstellungsteils vertraut gemacht.

Der Rundgang stellt zunächst einen Brauch bei den Fischern in den Jahren 1451-1874, den Grenzenzug, und damit verbundene Feierlichkeiten sowie die historische Entwicklung der Fischerdörfer Köpenicks vor. Der Besucher kann sich anhand verschiedener Geräte ein Bild von der Arbeit im Fischereiwesen machen: zu sehen sind ein Fischbehälter, weitere Fischereigeräte und ein Bodenplankboot mit Zubehör. Ein Großfoto einer Seenlandschaft und

Gegenstände zur Eisfischerei sowie eine Puppe, die einen Fischers darstellt, illustrieren das Fischen im Winter.

Der Rundgang wird fortgesetzt mit der Darstellung der Vegetation, der Tierwelt und der Landschaft Köpenicks. Forstwirtschaftliche und landwirtschaftliche Geräte führen einzelne Arbeitsabläufe vor Augen; schließlich wird man in die Seenlandschaft und das Naturschutzgebiet in Köpenick eingeführt. Auch die Forstbetriebe werden hier dargestellt.