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2.4.1 Makroskopische Anatomie der Rattenleber

Die Rattenleber ist die größte Drüse des Körpers und liegt im intrathorakalen Abschnitt der Bauchhöhle. Sie ist von Peritoneum überzogen, das von subserösem Bindegewebe, der Glisson-Kapsel, unterlagert wird. In Form von Septen zieht das Bindegewebe ins Leberparenchym ein. Neben ihrer zentralen Rolle bei der gastrointestinalen Verdauung erfüllt sie darüber hinaus weitere Funktionen wie die Entgiftung des Blutes, ist Speicherorgan für Glykogen, Wärmequelle und Ort der Hämatopoese im Jungtier.

Die Leber weist zwei Flächen auf: Die Facies diaphragmatica liegt direkt dem Zwerchfell an, die Facies visceralis ist den Eingeweiden zugewandt. Ebenso lassen sich zwei Leberränder unterscheiden: Der Margo acutus stellt den ventrolateralen Rand, der Margo obtusus die dorsale Begrenzung der Leber dar (KÖNIG und LIEBICH 2002).

Die vorliegende Arbeit folgt der von MARTINS und NEUHAUS (2007) beschriebenen Nomenklatur der Rattenleber. Im Gegensatz zum Menschen, wo die Lebermasse 2,5

% des Körpergewichts beträgt, sind dies bei der Ratte 5 %. Außerdem besitzt die Ratte keine Gallenblase. Die anatomische Gliederung der Rattenleber erfolgt jedoch wie beim Menschen anhand der portalen Aufzweigung (Abbildung 3). Demnach können vier Leberlappen mit unterschiedlichen Volumina benannt werden, die sich teilweise durch Fissuren weiter unterteilen:

1) Lobus medianus (38% der gesamten Lebermasse)

Lobus dexter medianus

Lobus sinister medianus 2) Lobus sinister lateralis (30%) 3) Lobus dexter (22%)

Lobus dexter posterior

Lobus dexter inferior

4) Lobus caudatus (10%)

Processus caudatus

Spiegel Lobus

Lobus caudatus anterior

Lobus caudatus posterior

Leberbänder

Die Leber ist durch fünf Bänder in der Ratte fixiert:

Ligamentum falciforme

Dieses Band stellt sich als Peritonealfalte dar, die das Diaphragma mit dem posterioren Anteil der Leber verbindet.

Ligamentum coronare

Dieses Band ist zweischichtig, mit einem Ursprung ventral und lateral am Austritt der V. cava caudalis. Es zieht ebenfalls zum Zwerchfell.

Ligamentum triangulare dexter und sinister

Das rechte Band zieht vom Lobus superior dexter zum Diaphragma, das linke hingegen vom Lobus sinsister posterior ausgehend.

Ligamentum teres hepatis

Dieses Band führt die obliterierte Umbilicalvene in sich und verbindet den Nabel mit der Facies visceralis der Leber.

Außerdem verbindet das Ligamentum hepatoduodenale den Lobus caudatus mit dem Duodenum sowie das Ligamentum hepatogastricum diesen Lobus mit dem Magen.

Abbildung 3: Gefäß-und Gallengangssystem aus (MARTINS und NEUHAUS 2007) hepatic veins (A), portal vein (B) and biliary system (C) of the rat

mit freundlicher Genehmigung von John Wiley and Sons © 2007

CP, caudate process; AC, anterior caudate lobe: PC, posterior caudate lobe; SRL, superior right lateral lobe;

IRL, inferior right lateral lobe; ML, median lobe; RML, right portion of the medial lobe; LML, left portion of the medial lobe; LLL, left lateral lobe; MF, median fissure; LF, left fissure; RF, right fissure and FL, falciform ligament; PV, portal vein and IVC, inferior vena cava.

Gefäßsystem

Das Gefäßsystem der Leber besteht aus den drei Hauptästen A. hepatica, V. porta und V. cava caudalis. Zuführend bringt die A. hepatica propria als nutritives Gefäß sauerstoffreiches Blut. Diese entspringt in einer Aufgabelung neben der A.

gastroduodenale der A. hepatica communis. Die A. hepatica propria verläuft parallel zur V. porta teilt sich unmittelbar vor dem Leberhilus in einen linken und rechten Gefäßast und tritt dann ins Leberparenchym ein.

Die arteriellen Äste verlaufen zwischen der Vorderseite der V. porta und den Gallengängen. In ihrer weiteren Aufzweigung folgen sie der V. porta in die jeweiligen Lobi. Der dorsomediale Teil des Lobus sinister lateralis kann außerdem zusätzlich von einer akzessorischen A. hepatica sinister, einer Abspaltung der A. gastrica versorgt werden.

Das funktionale Gefäß stellt die V. porta dar, die das Blut der unpaaren Organe aus der Bauchhöhle zuführt. Sie entsteht aus dem Zusammenschluss der V. mesenterica superior, der V. gastrolienale und der V. gastroduodenalis. Nach ihrem Eintritt am Leberhilus verzweigt sie sich in drei Hauptäste, die in ihrer weiteren Unterteilung alle Bezirke versorgen.

Die am Leberhilus eintretenden Gefäße verzweigen sich in die Aa. und Vv.

interlobulares und treten als Kapillare schließlich ins Leberläppchen über. Dort vereinigen sie sich zu Sinuskapillaren und führen ab hier arteriovenöses Mischblut.

Nach dem Fluss an den Leberzellplatten vorbei sammelt sich das Blut in der V.

centralis. Mehrere dieser Äste vereinigen sich im Leberparenchym zu den Vv.

hepaticae und treten vereint in der V. cava caudalis, dem dritten Hauptast des Gefäßsystems, an der Facies diaphragmatica aus der Leber aus.

2.4.2 Histologische Anatomie der Leber

Die Leber ist ein parenchymatöses Bauchorgan, das von der Glisson-Kapsel umhüllt wird. Dieser schließt sich auf der Außenseite das Peritonealepithel an.

Es gibt verschiedene Einteilungen, um den Aufbau der Leber darzustellen. Das klassische Leberläppchen besteht aus den Leberzellbalken, die sich radiär um die V.

centralis anordnen. Zwischen den Balken befinden sich die Sinusoide, die arteriovenöses Mischblut aus den Aa. und Vv. interlobulares der A. hepatica und V.

porta den Hepatozyten zuleiten. Mit ihrem Blutpol grenzen die Hepatozyten an die Sinusoide, mit ihrer anderen Seite, dem Gallenpol, an die Gallekanälchen. Diese führen die Galle in entgegengesetzter Richtung zum Blutstrom über Hering-Kanälchen in die Gallengänge ab.

Zwischen den Sinusoiden und den Hepatozyten befindet sich der Disse-Raum. Er enthält Bindegewebe vom Kollagenfaser-Typ-III und dient dem intensiven Stoffaustausch. Außerdem ist hier ein weiterer Zelltyp, die hepatische Sternzelle, auch perisinusoidale Ito-Zelle genannt, zu finden. Diese erfüllt unterschiedliche Funktionen und kann unter pathologischen Bedingungen Kollagen Typ I bilden.

Dadurch wird der Stoffwechsel erschwert und eine Fibrose kann entstehen.

Auch die von Kupffer-Sternzelle ist eine funktionale Zelle, die neben den Endothelzellen die Wand der Sinusoide bildet. Sie gehört zur Gruppe der Makrophagen, nimmt partikuläre Substanzen aus dem Blut auf und baut diese ab.

Eine weitere Baueinheit ist das Periportalfeld. Es ummantelt in lockerem Bindegewebe A. und V. interlobularis, einen Gallengang, ein Lymphgefäß sowie

kleine Stränge sympathischer und parasympathischer Nervenfasern. Ein Periportalfeld liegt in der Mitte von drei aufeinandertreffenden Zentralvenenläppchen.

Daraus ergibt sich die zweite Einteilungsmöglichkeit der Leber in Portalvenenläppchen. Dieses beherbergt in seinem Zentrum das Periportalfeld, seine Außenkanten werden durch die Verbindung der V. centralis der drei angrenzenden Zentralvenenläppchen gebildet.

Die dritte Gliederungsmöglichkeit ist der Leberazinus mit seinen drei Zonen.

Er ist in zwei Zentralvenenläppchen mit zugehörigen Portalfeldern abzugrenzen. Die Außenkanten werden in jedem Zentralvenenläppchen durch die Verbindung der V.

centralis mit den benachbarten Periportalfeldern gebildet. Diese V-Form ergibt mit der des zweiten Läppchens die typische rhomboide Gestalt. Die funktionale Aufteilung in drei Zonen zeigt in der spindelförmigen zentralen Zone einen hohen Sauerstoff- und Nährstoffgehalt an, der über die intermediäre und periphere Zone auf die Werte einer Vene abnimmt (WELSCH 2003).