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Archiv "Morbus Crohn: 6. Schlußwort" (08.06.1989)

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(später) auch der Prävalenz des M.

Crohn zu rechnen, was der Autor mit dem Vermerk einer „Abnahme in manchen Gegenden" anzudeuten scheint. Auch wenn der Anstieg der Inzidenz seit den fünfziger Jahren nicht allein auf demographische An- derungen zurückzuführen ist, kommt diesem Faktor doch Bedeutung zu — insbesondere hinsichtlich der künfti- gen, durch den Geburtenrückgang gekennzeichneten Entwicklung.

In einer überschlagsmäßigen Rechnung, die allerdings keinen An- spruch auf Repräsentativität erheben kann, haben wir zur Veranschauli- chung anhand der Alters- und Ge- schlechtsstruktur der in unserem Zen- trum Innere Medizin behandelten Pa- tienten und der früheren und künftig prognostizierten Struktur der Wohn- bevölkerung der Bundesrepublik (nach Angaben des Statistischen Bun- desamtes) mit Hilfe der epidemiolo- gischen Standardisierungsrechnung den Einfluß der demographischen Entwicklung auf die rohe Inzidenz der Krankenhausfälle für die Jahre 1975-2005 geschätzt. Dabei ergibt sich, daß von 1975 bis 1985 ein Anstieg der Krankenhausfälle um 10 Prozent zu erwarten war. Von 1985 bis 2005 ist dagegen mit einem Rückgang um 19 Prozent zu rechnen, der — bei fehlen- der Standardisierung — eventuelle an- dere Entwicklungen (zum Beispiel Einfluß von Ernährungs- oder Um- weltfaktoren) überlagern oder sogar völlig verdecken kann.

Diese Veränderungen sind also allein aufgrund der Anderungen der Bevölkerungsstruktur zu erwarten.

Darüber hinausreichende, auf ande- re, oben genannte Faktoren zurück- zuführende Anderungen sind somit nur erkennbar, wenn man die stan- dardisierte Inzidenz und Prävalenz der Krankheit berechnet. Dies gilt übrigens auch für Regionalverglei- che. So erwähnt der Autor beispiels- weise die höhere Inzidenz in Mar- burg Stadt (6,56/10 000) gegenüber Marburg Stadt- und Landkreis (4,25/10 000), die sich — soweit er- kennbar — offenbar auch auf nicht standardisierte Zahlen bezieht. Die höhere Inzidenz in Marburg Stadt könnte durchaus auf den höheren Anteil von Einwohnern der Hauptri- sikogruppe (zweites und drittes Le-

bensjahrzehnt) zurückzuführen sein, wie er in einer typischen kleinen Uni- versitätsstadt mit hohem Studenten- anteil natürlich zu erwarten ist.

Aufgrund des geschilderten Sachverhaltes möchten wir anregen, bei Langzeit- oder Regionalverglei- chen Angaben der rohen Inzidenz und Prävalenz zu vermeiden oder auf jeden Fall durch die Angabe standardisierter oder aber alters- und geschlechtsspezifischer Raten zu ergänzen.

Dr. med. Thomas Mansky Professor Dr. med. Michael Otte Professor Dr. med. Hubert Feiereis Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160

2400 Lübeck 1

6. Schlußwort

Ich war überrascht von dem leb- haften Echo, das die knappe Über- sicht gefunden hat, was ich unter anderem aus der großen Zahl der Sonderdruckanforderungen schließe und aus der damit verbundenen Kor- respondenz. Daraus geht auch her- vor, daß diese früher so seltene Er- krankung auch dem niedergelasse- nen Arzt viel häufiger begegnet als bis etwa 1960. Den Lübecker Auto- ren Mansky, Otte und Feiereis ist durchaus zuzustimmen, daß es wün- schenswert wäre, die epidemiologi- schen Aussagen durch die Angaben standardisierter oder alters- und ge- schlechtsspezifischer Daten zu er- gänzen. Diese Notwendigkeit zeigt sich zum Beispiel auch an den Zah- len, die in dem sehr lesenswerten Beitrag von Feiereis in von Uexkülls Buch: Psychosomatische Medizin (Urban & Schwarzenberg, München 1986) gegeben werden, in dem, ent- gegen der allgemeinen Erfahrung, ein deutliches Uberwiegen von Frau- en im dortigen (selektionierten?) Krankengut von M. Crohn auffällt.

Daß ich vieles nur kurz oder gar nicht ansprechen konnte, hängt mit der Auflage der Schriftleitung zu- sammen, einen ursprünglich länge- ren Text zu kürzen und im wesent- lichen auf die pathogenetischen und epidemiologischen Probleme zu be- schränken mit einer kurzen Zusam- menfassung der jetzt weitgehend

standardisierten Therapie. Letztere war bereits früher durch eine Ar- beitsgruppe unter Federführung von Demling dargestellt worden (Dt.

Ärzteblatt Heft 38, S. C41-43, 1987).

Außerdem war von der Schriftlei- tung beabsichtigt, einen gesonderten chirurgischen Beitrag in absehbarer Zeit zu bringen. Daß bei einer Er- krankung wie dem M. Crohn eine interdisziplinäre Zusammenarbeit (siehe den Leserbrief von Prof.

Horn), das heißt das Konsil, nicht nur wünschenswert, sondern unab- dingbar ist, sollte eigentlich so selbst- verständlich geworden sein, daß eine besondere Erwähnung überflüssig erscheint. An dem Marburger Klini- kum wurde bereits 1969 ein interni- stisch-chirurgisches Kolloquium ein- gerichtet, das regelmäßig jede Wo- che stattfindet, in dem unter ande- ren alle Patienten mit M. Crohn oder Colitis ulcerosa vorgestellt werden, um den Therapieplan gemeinsam festzulegen. Außerdem gibt es eine nachgehende Ambulanz für diese Patienten, die über mehrere Jahre von ein und demselben Arzt verant- wortlich geleitet wird.

Zu der interdisziplinären Be- handlung möchte ich selbstverständ- lich auch die psychosomatische Be- handlung rechnen, dort wo sie ange- zeigt ist. Es besteht, glaube ich, kein

„blinder Fleck" bei Internisten und Chirurgen für die psychosomati- schen Zusammenhänge. Aber ich kann meinem Auftrag nur gerecht werden, wenn ich über die Auffas- sungen zur Epidemiologie und Pathogenese berichte, die ich kenne, und die Darstellung der außeror- dentlich widersprüchlichen Auffas- sungen zur Psychosomatik der chro- nisch entzündlichen Darmerkran- kungen einem Berufeneren überlas- se. Allerdings kann ich die Meinung des Kollegen Bartels nicht teilen,

„daß die Heilquote für M. Crohn bei psychotherapeutischer Behandlung mindestens genauso hoch ist wie bei herkömmlicher internistisch-chirur- gischer".

Ich kenne auch keine Veröffent- lichung, die dieses belegen könnte, ganz abgesehen davon, daß der Aus- druck „Heilquote" bei M. Crohn nicht angebracht erscheint, weil ei- gentlich kaum je von einer „Heilung"

A-1776 (68) Dt. Ärztebl. 86, Heft 23, 8. Juni 1989

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zu sprechen ist. Für die Leser, die an diesen Fragen besonders interessiert sind, empfehle ich neben dem schon erwähnten Kapitel von Feiereis die beiden Beiträge von Freyberger und Kiss über „Grenzen und Möglich- keiten der Psychotherapie bei Pa- tienten mit Morbus Crohn" in dem von Ewe und Fahrländer herausge- gebenen Symposiumsband (Therapie chronisch entzündlicher Darmer- krankungen, Stuttgart: Schattauer, 1986). Meine früheren Mitarbeiter Paar und Lorenz-Meyer haben kürz- lich an dem Marburger Krankengut den Zusammenhang von psychoso- zialem Streß" und Krankheitsaktivi-

Freßballon passö

1979 hat Henning, Forchheim, vorgeschlagen, zur Gewichtsreduk- tion einen Ballon in den Magen ein- zubringen. Dieses Verfahren ist in den vergangenen Jahren von vielen Chirurgen und Gastroenterologen aufgegriffen worden, um eine anhal- tende Gewichtsreduktion zu erzie- len. Eine retrospektive Analyse bei 12 140 Patienten in den USA ergab eine Rate an Magengeschwüren von 2,5 Prozent, anhaltende Magen- beschwerden machten eine vorzeiti- ge Entfernung des Ballons bei 5 Pro- zent aller Patienten erforderlich.

Dem Hersteller liegen Daten über 79 Patienten vor, bei denen der Ballon operativ entfernt werden mußte, weil es zu einem Dünndarmileus gekom- men war.

Zwischenzeitlich liegen zwei kontrollierte Studien aus den USA vor, die beide zu dem Schluß kom- men, daß die Implantation eines

„Freßballons" gegenüber einer diä- tetischen Schulung und Änderung der Ernährungsgewohnheiten kei- nerlei Vorteile bietet. Die Autoren aus Washington führten bei 90 Pa- tienten eine kontrollierte Studie durch, die über 24 Wochen lief. Da- bei wurde nur einem Teil der Patien- ten ein Ballon implantiert, bei einem Teil erfolgte nur scheinbar eine Bal- lonimplantation. Als Nebenwirkun- gen der Ballonimplantation wurden bei 26 Prozent Magenerosionen, bei

tät bei Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa herausgestellt (Z. für Gastroenterologie, Okt. 1988, S. 648). Daraus wird ersichtlich, daß die Behandlung unserer Patienten nicht nur aus „diätetischen und me- dikamentösen Verordnungen" be- steht, sondern durchaus auch, wie Herr Dr. Samland mit Recht emp- fiehlt, mit dem Einsatz psychothera- peutischer Verfahren, wenn sie im Einzelfall angezeigt sind und vom Patienten angenommen werden.

Professor Dr. med.

Gustav Adolf Martini Blitzweg 18

3550 Marburg

14 Prozent Magengeschwüre, bei 2 Prozent ein Dünndarmileus, bei 11 Prozent ein Mallory-Weiss-Syndrom und bei 1 Prozent Osophaguslazera- tionen beobachtet.

Inzwischen liegen fünf kontrol- lierte Studien vor, die alle zu dem Schluß kommen, daß die Implanta- tion des über DM 1000 teueren Bal- lons keine Vorteile, sondern für den Patienten erhebliche Probleme bie- tet. Die Veröffentlichung der Stu-

Seit einer Reihe von Jahren be- schäftigt sich die Wissenschaft mit der Frage, ob der Magenteilresezier- te durch ein Magenstumpfkarzinom mehr gefährdet ist als ein Patient, der bislang immer magengesund war.

Eine der umfangreichsten Studien kommt aus Schweden. Sie umfaßt 6459 Patienten, die 25 bis 33 Jahre nachbeobachtet werden konnten und bei denen eine Magenteilresek- tion wegen eines benignen Ulkus durchgeführt worden war. Die Auto- ren finden ein um 28 Prozent erhöh- tes Risiko für jede Fünf-Jahres-Pe- riode nach dem operativen Eingriff.

Das Risiko war bei Frauen höher als bei Männern, bei Patienten mit einer Billroth-I-Anastomose deutlich nied-

dien hat im übrigen dazu geführt, daß in den USA 1987 zwei Fortbil- dungskurse, in denen die Implanta- tion von Magenballons vorgeführt werden sollte, kurzfristig wegen feh- lenden Interesses gestrichen werden mußten. Insofern ist es nicht einsich- tig, warum bei uns noch nach wie vor an vielen Stellen „Freßballons" im- plantiert werden, es sei denn aus fi- nanziellen Gründen.

Benjamin, S. B., K. A. Maher, E. L. Cat- tau, M. J. Collen, D. E. Fleischer, J. H. Le- wis, C. A. Ciarleglio, J. M. Earll, S. Schaf- fer, K. Mirkin, J. Cooper, A. M. Altschul:

Double-blind controlled trial of the Gar- ren-Edwards Gastric Bubble: An adjunc- tive treatment for exogenous obesity. Ga- stroenterology 95: 581-588, 1988.

Gastroenterology Division, Department of Medicine and Eating Disorders Clinic, Georgetown University Hospital, Wa- shington, D. C and Gastroenterology Divi- sion Fairfax Hospital, Fairfax, Virginia sowie

Meshkinpour, H., D. Hsu, S. Farivar: Ef- fect of Gastric Bubble as a Weight Reduc- tion Device: A controlled, crossover study.

Gastroenterology 95: 589-592, 1988.

Department of Medicine, University of California, Irvine, California

und

M. Schapiro: Has Bubble Therapy for Obesity Been Deflated? Gastroenterology 95: 834-6, 1988.

Encino, California.

S. Holt, R. Vasudeva, Am. J. Gastroente- rol. 83: 554-555, 1988.

Southern Illinois University, School of Me- dicine, Springfield, Illinois.

riger als bei Patienten mit einem Billroth-II-Verfahren. Ferner konn- te die schon mehrfach getroffene Feststellung bestätigt werden, daß Patienten, die wegen eines Magen- geschwürs operiert worden waren, ein höheres Risiko aufwiesen als Pa- tienten, die wegen eines Zwölffinger- darmgeschwürs operiert werden mußten. Je älter die Patienten zum Zeitpunkt der Operation waren, de- sto niedriger lag überraschenderwei- se das Krebsrisiko.

Lundegardh, G., H. 0. Adami, C. Helmick, M. Zack, 0. Meirik: Stomach Cancer after Partial Gastrectomy for Benign Ulcer Dis- ease. New Engl. J. Med. 19: 195-200, 1988.

Department of Surgery, University-Hospi- tal, Uppsala, Schweden.

Neue Daten zum Magenstumpfkarzinom

Dt. Ärztebl. 86, Heft 23, 8. Juni 1989 (71) A-1779

Referenzen

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