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Archiv "Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Neue Erkenntnisse zur Immunpathogenese: Schlußwort" (26.09.1997)

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A-2508

M E D I Z I N

(64) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 39, 26. September 1997 Die Autoren beschreiben die Pa-

thogenese beider Krankheiten als ein Geschehen, das von entzündungsför- dernden und -hemmenden Zytokinen bestimmt wird. Die Zytokine werden als Produkte von neutrophilen Granu- lozyten, Monozyten, Makrophagen, T- und B-Lymphozyten angesehen. Eosi- nophile werden nicht erwähnt, obwohl gerade sie, wie mehrfach licht- und elektronenmikroskopisch dokumen- tiert wurde, in großer Zahl in der Lami- na propria des Darms vorhanden sind (1). Bedenkt man ferner, was ebenfalls eindeutig bewiesen ist, daß die eosino- philen Granulozyten von zentraler Be- deutung sind für den Ablauf zellver- mittelter immunologischer Abwehrre- aktionen (2), kommen Zweifel auf, daß der beschriebene pathogenetische Pro- zeß den tatsächlichen Vorgängen ent- spricht. Diese Zweifel werden noch verstärkt, wenn, wie bei SCID-Mäu- sen, ein erheblicher Mangel an eosino- philen Granulozyten in der Lamina propria des Darms festzustellen ist (3).

Aus eigener Sicht ist das ablaufen- de pathogenetische Geschehen ver- gleichbar mit den Vorgängen, wie sie bei Nasenschleimhautpolypen mit al- lergischer Genese beobachtet werden konnten (4). Es ist offenbar hier wie da ein Prozeß, der sich am und im Epithel abspielt. Letztendlich tritt dabei eine Schädigung des Epithels, möglicher- weise aber auch, was noch zu untersu- chen wäre, eine Schädigung der pro-

zeßbestimmenden Eosinophilen ein.

Außerdem ist infolge der Lokalisation des Abwehrprozesses an der Grenz- fläche Darmschleimhaut/Darmlumen die Organisation einer adäquaten Ab- wehrreaktion mit trizonaler Gliede-

rung (2) nicht möglich. Auch kann der Abwehrprozeß von den ursächlich wirksamen Substanzen ständig erneut angefacht werden, was einen kontinu- ierlichen Nachschub an eosinophilen Granulozyten erforderlich macht.

Literatur

1. Schmidt H, Módis L: Elektronenmikrosko- pischer Nachweis von Phenoloxidase (EC 1.14.18.1) in eosinophilen Granulozyten des Dünndarms weißer Ratten. Folia Haema- tol, Leipzig 1985; 112: 550–561.

2. Schmidt H: Phenoloxidase (EC 1.14.18.1) a marker enzyme for defense cells. G Fischer Verlag, Stuttgart–New York 1988. Progress in Histochemistry and Cytochemistry 17/3.

(Zusammenfassende Darstellung, über 300 Literaturangaben).

3. Schmidt H et al.: Untersuchungen zum Vor- kommen von Phenoloxidase enthaltenden Zellen bei SCID- und Balb/c-Mäusen. In Vorbereitung.

4. Schmidt H, Krell D, Krell R: Zur Pathoge- nese von Nasenschleimhautpolypen, unter- sucht mit dem histochemischen Nachweis für Phenoloxidase (EC 1.14.18.1). Acta hi- stochem. 1990; 89: 187–200.

Dr. Dr. med. habil. H. Schmidt W.-Külz-Straße 32

04683 Naunhof

DISKUSSION

Wo bleiben die eosino- philen Granulozyten?

Zu dem Beitrag von

Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Schreiber Prof. Dr. med. Eduard F. Stange in Heft 19/1997

Eosinophile Granulozyten (1) sind ebenso wie Mastzellen (1, 2) und eine Vielzahl weiterer Immun- und Nicht- immunzellen wichtige Elemente von Entzündungsreaktionen. Auch im Darm ist eine Beteiligung dieser Zel- len, möglicherweise abhängig vom Sta- dium des entzündlichen Befalls und

dem damit verbundenen Zytokinmu- ster (3), wahrscheinlich sehr wichtig.

Eosinophile Granulozyten sind ebenso wie Mastzellen Produzenten von Zyto- kinen und stehen ihrerseits unter dem Einfluß löslicher Mediatoren. Zytokine (zum Beispiel Interleukin-8 [4]) sind wahrscheinlich (neben der Ausprägung entsprechender Adhäsionsmoleküle auf den Endothelien) für den Einstrom von Phagozyten in die entzündete

Schlußwort

Darmschleimhaut verantwortlich. Ex- perimentell lassen sich viele Hinweise finden, daß proentzündliche Zytokine wesentliche Steuerelemente in der Pa- thophysiologie akuter Schübe sind. In- wieweit Zytokine aber tatsächlich eine Schlüsselrolle in der Pathophysiologie der schubweisen intestinalen Entzün- dung (nicht der Ätiopathogenese) spie- len, kann nur durch den kontrollierten Therapieversuch in vivo entschieden werden. Insofern erwarten wir die Er- gebnisse derzeit laufender klinischer Studien, die Zytokinantagonisten oder auch kontraentzündliche Zytokine (In- terleukin-10) therapeutisch evaluieren, mit Spannung.

Völlig unklar ist, ob die Schädi- gung der mukosalen Integrität von der epithelialen Seite (das heißt aus dem Darmlumen) erfolgt oder ob zugrun- deliegende entzündliche Prozesse zum Beispiel zuerst die Gefäße betreffen.

Auch hier ist ein zusätzlicher Einblick in den nächsten Jahren zu erwarten.

Literatur

1. Bischoff SC, Wedemeyer J, Herrmann A, Meier PN, Trautwein C, Cetin Y, Maschek H, Stolte M, Gebel M, Manns MP: Quantitative assessment of intestinal eosinophils and mast cells in inflammatory bowel disease. Histopa- thology 1996; 28: 1–13.

2. Bacci S, Faussone-Pellegrini S, Mayer B, Ro- magnoli P: Distribution of mast cells in human ileocecal region. Dig Dis Sci 1995; 40: 357–365.

3. Desreumaux P, Brandt E, Gambiez L, Emilie D, Geboif K, Oeztorf N, Klein O, Cortot A, Capron M, Colombel J-F: Distinct cytokine patterns in early and chronic ileal lesions of Crohn’s disease. Gastroenterology 1997; 113:

118–126.

4. Harada A, Mukaida N, Matsushima K: Inter- leukin 8 as a novel target for intervention therapy in acute inflammatory diseases. Mol Med Today 1996; 2: 482–489.

Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Schreiber Universitätsklinikum Charité, IV. Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin Schumannstraße 20/21

10117 Berlin

Prof. Dr. med. Eduard F. Stange Medizinische Universität zu Lübeck Medizinische Klinik I

Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Neue Erkenntnisse zur Immunpathogenese

Referenzen

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