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Reisen mit CED Morbus Crohn und Colitis ulcerosa müssen kein Reisehindernis sein

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Academic year: 2022

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Bei der Risikoabwägung sind zunächst das Reiseziel und der Reisestil zu bedenken: Ist die Lebensmittelhygiene akzepta- bel? Bestehen für Patienten mit Immunsuppression spezifi- sche Gefahren wie zum Beispiel Tuberkulose?

Unter laufender Immunsuppression sind weder Wüsten- noch Tropenreisen ratsam. Hier besteht eine erhöhte Wahr- scheinlichkeit für Darminfektionen, die einen Schub auslösen können, wobei sich dann obendrein die differenzialdiagnos- tische Frage stellen würde, ob die Symptome «nur» wegen der Darminfektion auftreten oder ob sie Anzeichen eines Krankheitsschubs sind.

Kälte oder der Aufenthalt in Bergregionen sind hingegen keine speziellen Risikofaktoren für eine CED-Verschlechte- rung oder das Auslösen eines Schubs, wenn gute hygienische Bedingungen gegeben sind. Bei Trekkingtouren und Expedi- tionen ist die erforderliche Hygiene kaum sicherzustellen, sodass CED-Patienten unter Immunsuppression auf solche

Aktivitäten verzichten sollten. Auch besteht ein erhöhtes Risiko für höhenbedingte gastrointestinale Blutungen bei Steroideinnahme.

Tauchen ist bei geringer Krankheitsaktivität und erhaltener Immunkompetenz möglich.

Medizinische Versorgung

Das Aussmass der Darmveränderungen und allfällige Ko- morbiditäten sind bei der Risikoabwägung zu bedenken.

Kontrollen und Medikationsanpassungen müssen mit einem gewissen Sicherheitsabstand zur Reise abgeschlossen sein.

Trotzdem sind immer wieder Rückschläge möglich, sodass den Patienten eine Reiserücktrittsversicherung dringend zu empfehlen ist. Allerdings zahlen viele Versicherungen nicht bei «absehbarer Verschlechterung». Deshalb muss man eine mittelfristig stabile Situation gut dokumentieren.

Der Patient soll seine Befunde auf die Reise mitnehmen. Bei Behandlung mit Biologicals sollte man ihm einen Arztbrief (ggf. auf Englisch) mitgeben, der Informationen über das Wirkprinzip und die unerwünschten Arzneimittelwirkungen enthält, gegebenenfalls mit dem Angebot an den Kollegen im Ausland, im Fall von Fragen direkt Kontakt aufzunehmen.

Falls es die medizinische Versorgung im Reiseland zulässt, kann die Abklärung bei einer ausgeprägten CED-Symptoma- tik (Endoskopie? Histologie? Schnittbildverfahren? Mikro- biologie?) zwar auch vor Ort erfolgen, in den meisten Fällen dürfte aber eine rasche Rückkehr nach Hause vonnöten sein.

Spezielle Vorsorge und Beratung

Wichtig sind der Hinweis auf sorgfältige Nahrungshygiene und die Besprechung der Notfallmedikation bei Diarrhö, Blutbeimengungen im Stuhl oder anderen CED-Aktivitäts- zeichen. Selbstverständlich ist immer abzuklären, wie hoch die aktuelle CED-Aktivität (Anamnese, klinisches Bild, La-

Reisen mit CED

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa müssen kein Reisehindernis sein

Die Reisefähigkeit ist bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) während Schüben und bei hoher Krankheitsaktivität stark beeinträchtigt. Wenn es die Krankheitsaktivität zulässt, sind Reisen in Regionen mit gemässigtem Klima und günstigen Hygiene- und Versorgungsbedingungen aber auch für CED-Patienten kein Problem, wenn einige Punkte beachtet werden. Zum Beispiel erhöhen allfällige immunsuppressive Medikamente die Infektanfälligkeit, und CED-Schübe können auch durch vergleichs- weise banale Darminfektionen ausgelöst werden.

CRM Handbuch Reisen mit Risiko

� Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sollten Reiseziele in Tropen- oder Wüstenregionen meiden.

� Auch banale Darminfektionen können CED-Schübe auslösen.

� Gute hygienische Voraussetzungen am Ferienort müssen insbesondere für CED-Patienten mit immunsuppressiver Therapie erfüllt sein.

� Unter Immunsuppression dürfen keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden.

MERKSÄTZE

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borwerte) ist und wie die Terminierung der geplanten The- rapiezyklen zu den Reiseplänen passt.

Ferner sind eine allfällige Dosiserhöhung der laufenden Me- dikation, die Anwendung topischer oder systemischer Ste- roide sowie der Gebrauch von Ciprofloxacin/Azithromycin und Metronidazol (Anweisungen dem Patienten schriftlich mitgeben) zu besprechen. Auch der Hinweis, dass Shigellose oder Amöbiasis fälschlicherweise für einen CED-Schub ge- halten werden können, darf nicht fehlen.

Substanzen zur Malariaprophylaxe werden bei Diarrhö möglicherweise vermindert resorbiert; eine Verminderung der Zahl von Diarrhöen durch Doxycyclinprophylaxe ist denkbar, aber nicht belegt.

Keine Lebendimpfstoffe unter Immunsuppression!

Unter Immunsuppression dürfen keine Lebendimpfstoffe ge- geben werden. Für die generellen Impfprinzipien bei CED wird auf die Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) für die Impfung von Personen mit CED oder anderen gastroenterologischen (Auto-)Immuner- krankungen verwiesen (https://www.rosenfluh.ch/qr/ekif- ced). Generelle Impfempfehlungen gemäss dem Experten-

komitee für Reisemedizin oder gemäss den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit für Auslandsreisen sind länderspezifisch unter www.safetravel.ch abrufbar.

Reiseunabhängig sind Impfungen gegen Influenza und Pneu- mokokken für CED-Patienten besonders wichtig. Vor Reisen vordringlich indiziert ist eine Impfung gegen Typhus, weil ein erhöhtes Risiko für Salmonellosen besteht. Empfohlen wer- den Impfungen gegen Cholera/ETEC zur Reduktion des Diarrhörisikos und gegen Hepatitis B bei erhöhtem Risiko für einen Krankenhausaufenthalt. Eine Impfung gegen Her- pes zoster ist zu erwägen.

Nach der Reise

Nach der Rückkehr sollte erneut eine Verlaufskontrolle er- folgen. Unterwegs aufgetretene Krankheitsepisoden sind auf- zuklären, und es ist darauf zu achten, dass sich unter der Gabe von TNF-a-Inhibitoren einen latente Tuberkulose ma-

nifestieren kann. s

Renate Bonifer

Alle Angaben in diesem Artikel sind mit freundlicher Genehmigung des He- rausgebers (CRM Centrum für Reisemedizin GmbH) dem aktuellen «CRM Handbuch Reisen mit Risiko» 2021 entnommen.

BUCHTIPP

Das Handbuch enthält auf über 300 Seiten detaillierte Angaben zu Reiserisiken bei rund 50 chronischen Krankheiten sowie zu besonderen Lebenssituationen wie zum Beispiel Reisen mit Mobilitätseinschrän- kungen oder Implantaten. Informiert wird auch über die Reiseberatung in der Praxis, Impfungen und praktische Fragen wie das Ausstellen von Attesten und die notwendi- gen Formulare für die Mitnahme von Medi- kamenten (inkl. Formularvorlagen). Darü- ber hinaus findet sich eine umfangreiche

Dokumentation zur reisemedizinischen In- frastruktur von 65 Ländern. Neben diesem jährlich aktualisierten Handbuch publiziert das CRM auch ein allgemeines Handbuch für Reisemedizin sowie reisemedizinische Dokumentations- und Beratungssoftware.

Das CRM Handbuch Reisen mit Risiko wird jährlich aktualisiert. Eine Einzelausgabe kos- tet 49,90 Euro, das Abonnement 46,90 Euro pro Jahr (jeweils zzgl. 7,90 Euro Versandkos- ten). Weitere Informationen und Bestel- lung: http://crm.de/medien

CRM Handbuch Reisen mit Risiko

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