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Digitalradiographische, computertomographische und mikrobiologische Untersuchungen bei Backenzahnerkrankungen des Pferdes

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Academic year: 2022

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(1)

Aus der Klinik für Pferde

und dem Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Digitalradiographische, computertomographische

und mikrobiologische Untersuchungen bei Backenzahnerkrankungen des Pferdes

I N A U G U R A L - D I S S E R T A T I O N zur Erlangung des Grades einer

D O K T O R I N D E R V E T E R I N Ä R M E D I Z I N (Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von

Astrid Bienert

aus Berlin

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. E. Deegen

1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. E. Deegen

2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. H. Waibl

Tag der mündlichen Prüfung: 28. Mai 2002

(3)

Meinen Eltern

als Dank für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

Seite

1 EINLEITUNG ...15

2 LITERATUR ...16

2.1 NOMENKLATUR DER ZÄHNE ...16

2.2 ANATOMIE DER BACKENZÄHNE ...16

2.2.1 Schmelz ...19

2.2.2 Dentin ...20

2.2.3 Zement...20

2.2.4 Zahnhalteapparat ...21

2.2.5 Zahnpulpa ...21

2.2.6 Anatomische Besonderheiten der Backenzahnreihen und Backenzähne ...22

2.3 ANATOMISCHE STRUKTUREN, DIE DEN BACKENZÄHNEN BENACHBART SIND ...23

2.3.1 Nasennebenhöhlen des Pferdes ...23

2.3.1.1 Kieferhöhlen des Pferdes (Sinus maxillares)...23

2.3.1.2 Anatomie der Sinus maxillares...23

2.3.1.3 Stirnhöhle des Pferdes (Sinus frontalis) ...24

2.3.2 Tränennasenkanal (Canalis nasolacrimalis) ...24

2.4 WICHTIGE ZAHNERKRANKUNGEN DES PFERDES ...25

2.4.1 Häufigkeit von Zahnerkrankungen beim Pferd ...25

2.4.2 Periodontische Zahnerkrankungen...26

2.4.2.1 Vorkommen von periodontischen Zahnerkrankungen...26

2.4.2.2 Ursachen für periodontische Zahnerkrankungen ...27

2.4.2.3 Verlauf der periodontischen Zahnerkrankungen...27

2.4.2.4 Symptome und Therapie der periodontischen Zahnerkrankungen ...28

2.4.3 Knöcherne Umfangsvermehrungen am Margo ventralis mandibulae des Pferdes ...29

2.4.4 Endodontische Zahnerkrankungen ...30

(6)

Seite

2.4.4.3 Ablauf der endodontischen Zahnerkrankung...32

2.4.4.4 Folgen einer endodontischen Zahnerkrankung ...32

2.4.4.5 Symptome einer endodontischen Zahnerkrankung...33

2.4.4.6 Diagnostik und Therapie von endodontischen Zahnerkrankungen...33

2.5 KLINISCHE UNTERSUCHUNG DES ZAHNPATIENTEN...34

2.5.1 Ablauf der klinischen Untersuchung ...34

2.5.2 Hilfsmittel der klinischen Untersuchung...34

2.5.3 Adspektion und Palpation des Kopfes...35

2.5.4 Maulhöhlenuntersuchung ...35

2.6 ENDOSKOPIE DER NASENGÄNGE...36

2.6.1 Durchführung der endoskopischen Untersuchung ...36

2.6.2 Nachteile der endoskopischen Untersuchung...37

2.7 RADIOLOGSCHE UNTERSUCHUNG DER BACKENZÄHNE DES PFERDES ...37

2.7.1 Einsatz der Radiologie in der Pferdemedizin...37

2.7.2 Grundsätze zur Durchführung einer Röntgenuntersuchung am Kopf...38

2.7.3 Nomenklatur der radiologischen Projektionen...39

2.7.4 Verschiedene Röntgenprojektionen am Pferdekopf...40

2.7.4.1 Darstellbarkeit normalanatomischer und pathologischer Strukturen durch die verschiedenen Röntgenprojektionen...41

2.7.5 Beurteilung von Röntgenbildern ...41

2.8 COMPUTERTOMOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNG ...42

2.8.1 Entwicklung der Computertomographie (CT) in der Humanmedizin...42

2.8.2 Entwicklung der Computertomographie (CT) in der Veterinärmedizin ...43

2.8.3 Die Untersuchungseinheiten des Computertomographen ...43

2.8.4 Grundlagen der Computertomographie (CT) ...44

2.8.5 Ablauf der computertomographischen Untersuchung...45

2.8.6 Vorteile der Computertomographie (CT) ...46

2.8.7 Nachteile der Computertomographie (CT)...47

2.9 MIKROBIOLOGIE VON MUND- BZW. MAULHÖHLE ...48

2.9.1 Mikrobiologie der Mundhöhle des Menschen...48

2.9.1.1 Normalflora der Mundhöhle des Menschen...48

(7)

Seite

2.9.1.3 Rolle der Anaerobier bei dentalen Erkrankungen des Menschen...50

2.9.2 Mikrobiologie der Maulhöhle von Hund und Katze ...51

2.9.2.1 Normalflora der Maulhöhle von Hund und Katze ...51

2.9.2.2 Mikrobielle Flora von Hund und Katze bei dentalen Erkrankungen....51

2.9.3 Mikrobiologie der Maulhöhle des Pferdes ...52

2.9.3.1 Normalflora der Maulhöhle des Pferdes ...52

2.9.3.2 Keimflora der Maulhöhle des Pferdes bei dentalen Erkrankungen ...53

2.9.4 Allgemeines zu Anaerobiern ...54

2.9.5 Nachweis von Anaerobiern ...54

2.9.5.1 Nachweisfrequenz von Anaerobiern...55

2.9.6 Therapie von Anaerobierinfektionen...55

3 MATERIAL UND METHODE ... 56

3.1 VERSUCHSPLANUNG ...56

3.2 VORVERSUCH...56

3.2.1 Methode ...56

3.3 HAUPTUNTERSUCHUNG ...57

3.3.1 Tiergut ...57

3.3.2 Klinische Untersuchung ...57

3.3.2.1 Spezielle äußere Untersuchung...57

3.3.2.2 Maulhöhlenuntersuchung...61

3.3.3 Endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege ...62

3.3.4 Röntgenologische Untersuchung...62

3.3.4.1 Technische Daten der Röntgenanlage ...62

3.3.4.2 Durchführung der röntgenologischen Untersuchung...63

3.3.5 Computertomographische Untersuchung ...65

3.3.5.1 Der verwendete Computertomograph...65

3.3.5.2 Vorbereitung des Computertomographen...66

3.3.5.3 Patientenvorbereitung und Anästhesie...66

3.3.5.4 Lagerung des Patienten...67

(8)

Seite

3.3.6.1 Makroskopische Beurteilung des extrahierten Zahnes ...69

3.3.7 Mikrobiologische Untersuchung ...70

3.3.7.1 Entnahme der Tupferproben ...70

3.3.7.2 Mikrobiologische Untersuchungsverfahren...70

3.4 STATISTISCHE AUSWERTUNG...71

3.4.1 Konkordanzindex Kappa ...71

4 ERGEBNISSE ... 73

4.1 VORVERSUCH...73

4.2 HAUPTVERSUCH ...78

4.2.1 Ergebnisse der klinischen Untersuchung ...78

4.2.1.1 Unterschiede der klinischen Befunde bei Zahnerkrankungen am Ober- bzw. Unterkiefer...87

4.2.2 Ergebnisse der Maulhö hlenuntersuchung ...89

4.2.3 Ergebnisse der Zahnaltersschätzung...90

4.2.4 Ergebnisse der endoskopischen Untersuchung ...91

4.2.5 Ergebnisse der röntgenologischen Untersuchung ...91

4.2.6 Ergebnisse der computertomographischen Untersuchung ...96

4.2.7 Ergebnisse der vergleichenden Betrachtung von Röntgen- und CT-Bildern... 102

4.2.7.1 Vergleichende Betrachtung für jeden einzelnen Befund ...102

4.2.7.2 Vergleichende Betrachtung aller Befunde jedes einzelnen Pferdes....104

4.2.7.3 Vergleichende Betrachtung der computertomographischen und röntgenologischen Befunde bei Erkrankungen der Ober- bzw. Unterkieferbackenzähne des Pferdes...122

4.2.7.4 Vergleich der Befunde von CT und Röntgen für alle Pferde...122

4.2.8 Anzahl der expulsierten bzw. extrahierten Zähne und ihre Lage im Ober- bzw. Unterkiefer...122

4.2.9 Ergebnisse der makroskopischen Untersuchung der extrahierten bzw. expulsierten Zähne ...123

4.2.10 Infektionserreger im klinischen Untersuchungsmaterial...130

(9)

Seite 4.2.10.1 Verteilung von Aerobiern und Anaerobiern im

Untersuchungsmaterial ...133

4.2.10.2 Ergebnis der differenzierten Spezies im gesamten Untersuchungsmaterial ...134

4.2.10.3 Gramnegative Anaerobier im klinischen Untersuchungsmaterial ...136

4.2.10.4 Beteiligung von obligat gramnegativen Anaerobiern bei Erkrankungen der Oberkieferbackenzähne ...137

4.2.10.5 Beteiligung von obligat gramnegativen Anaerobiern bei Erkrankungen der Unterkieferbackenzähne ...139

5 DISKUSSION ... 141

5.1 DISKUSSION VON MATERIAL UND METHODE ... 142

5.1.1 Klinische Untersuchung ...142

5.1.1.1 Vorbericht ...142

5.1.1.2 Klinischer Score...142

5.1.2 Röntgenologische Untersuchung...142

5.1.2.1 Digitale Luminiszenzradiographie-Anlage ...143

5.1.3 Computertomographische Untersuchung ...143

5.1.3.1 Lagerung der Pferde während der CT ...143

5.1.3.2 Schichtdicke für die computertomographische Untersuchung ...144

5.1.4 Mikrobiologische Untersuchung ...144

5.1.4.1 Probenentnahme und –transport...144

5.1.5 Statistische Auswertung ...145

5.2 DISKUSSION DER ERGEBNISSE ... 145

5.2.1 Vorversuch ...145

5.2.2 Klinische Untersuchungsergebnisse...146

5.2.2.1 Klinische Symptome der Patienten...146

5.2.2.2 Altersverteilung der Patienten...147

5.2.2.3 Maulhöhlenuntersuchung...148

5.2.2.4 Score-Ergebnisse der klinischen Untersuchung...148

(10)

Seite

5.2.5 Ergebnisse der vergleichenden Betrachtung von CT- und Röntgenbildern ....152

5.2.6 Mikrobiologische Untersuchungsergebnisse...157

6 ZUSAMMENFASSUNG ... 162

7 SUMMARY ... 164

8 LITERATURVERZEICHNIS ... 166

(11)

Abkürzungsverzeichnis

AB Allgemeinbefinden

Abb. Abbildung

B. Bacteroides spp.

bds. beidseits

bo. bohnengroß

bzw. beziehungsweise

C Caninus (Eckzahn)

°C Grad Celsius

ca. cirka

chron. chronisch

cm Zentimeter

COB chronisch obstruktive Bronchitis

CT Computertomographie

d deciduus (vergänglich)

D dorsal

d.h. das heißt

ERU equine rezidivierende Uveitis

elast. elastisch

et al. et alii (und andere)

etc. et cetera

F. Fusobacterium spp.

Fa. Firma

ggf. gegebenenfalls

ggr. geringgradig

ha. haselnussgroß

hgr. hochgradig

HTA Haustierarzt

HE Hounsfield-Einheit

I Incisivus (Schneidezahn)

(12)

KGW Körpergewicht

kl. klein

KV Kilovolt

Le left (links)

li. links

Ln. Lymphonodus

M Molar(en)

mA Milliampere

max. maximal

mgr. mittelgradig

Mo. Monat(e)

n Anzahl der Pferde

Na. Nasenausfluss

n.n. nicht nachweisbar

NAV Nomina Anatomica Veterinaria

NNH Nasennebenhöhle(n)

Nr. Nummer

o. oben

O oblique

o.b.B ohne besonderen Befund

OK Oberkiefer

OP Operation

P Praemolar(en)

prox. proximal

R rostral

® eingetragenes Warenzeichen

re. rechts

Rt right (rechts)

s. siehe

S. Seite

sog. sogenannt(e)

spp. species

(13)

TNK Tränennasenkanal

u. unten

UK Unterkiefer

US Untersuchung

UV Umfangsvermehrung

V ventral

V.a. Verdacht auf

wa. walnussgroß

Wo. Woche(n)

z.B. zum Beispiel

z.T. zum Teil

zw. zwischen

(14)
(15)

1 Einleitung

Ein gesunder Zahnapparat ist unerlässlich für die Aufnahme und Zerkleinerung des Futters und somit von großer Bedeutung für das gesunde und leistungsstarke Pferd (MEYER, 1996).

Besonders im Bereich der Backenzähne können Erkrankungen daher schw erwiegende Folgen, wie z. B. Deformationen des Schädelknochens, Abmagerung und Rittigkeitsprobleme, haben.

Ihre Auswirkungen werden häufig unterschätzt (BARTMANN, 1999). Durch die schwierige Untersuchung des kaudalen Maulhöhlenbereiches werden Veränderunge n am Zahn und in dessen Umgebung erst im fortgeschrittenen Stadium mit deutlichen klinischen Abweichungen erkannt (MUELLER, 1991; LANE, 1994; STELZER, 1994).

Die Entwicklung diagnostischer Verfahren in der Zahnmedizin führte auch in der Groß- und Kleintierpraxis zu einer kontinuierlichen Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten.

Die Radiologie als ältestes bildgebendes Verfahren wurde schon im 19. Jahrhundert in der Pferdeheilkunde eingesetzt und stetig weiterentwickelt (BAKER u. EASLEY, 1999).

In den letzten Jahrzehnten nahm die computertomographische Untersuchung Einzug in die Tiermedizin (BARBEE u. ALLEN, 1986). Die überlagerungsfreien Schnittbilder erleichterten die Diagnostik bei Erkrankungen an Gliedmaßen und Kopf des Pferdes. Der verbesserten Diagnostik stehen jedoch ein erhöhter technischer und personeller Aufwand mit vermehrten Kosten, sowie die Notwendigkeit einer Allgemeinanästhesie des Pferdes gegenüber (BAKER u. EASLEY, 1999).

Im Rahmen dieser Arbeit soll der Einsatz der Computertomographie zur Diagnostik von Backenzahnerkrankungen beim Pferd geprüft und den klinischen und radiologischen Untersuchungsergebnissen gegenübergestellt werden.

Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über den bakteriellen Keimgehalt, im Besonderen über das Vorkommen von obligat anaeroben, gramnegativen Bakterien, in den erkrankten Zähnen und deren Umgebung zu gewinnen, um eine gezielte medikamentöse Behandlung schon vor der operativen Entfernung eines Zahnes einleiten zu können.

Das Auftreten infektionsbedingter Komplikationen infolge dentogener Sinusitiden oder

(16)

2 Literatur

2.1 Nomenklatur der Zähne

Nach BAKER und EASLEY (1999) besitzen alle Säugetiere vier verschiedene Zahntypen:

Schneidezähne (Inzisiven, I), Eckzähne (Canini, C) und Backenzähne, bei denen Praemolaren (P) und Molaren (M) unterschieden werden. Sie werden nach ihrer Funktion benannt und erhalten zusätzlich eine Nummer, die ihre Position innerhalb der Zahnreihe näher bestimmt.

Eine andere Möglichkeit der Zahnidentifizierung ist das Triadan-System.

Hierbei erhält jeder Zahn drei Nummern. Die erste steht für den Quadranten in dem der Zahn liegt: eins für den oberen rechten, zwei für den oberen linken, drei für den unteren linken und vier für den unteren rechten Quadranten. Beim Milchgebiss werden für die gleichen Quadranten die Nummern fünf bis acht verwendet.

Die folgenden zwei Zahlen stehen für die Position der Zähne in der Zahnreihe: 01 bis 03 für die Inzisiven, 04 für den Caninus, 05 bis 08 für die Praemolaren und 09 bis 11 für die Molaren (FLOYD, 1991).

Die Kaufläche der Zähne wird als Okklusionsfläche bezeichnet. Die Außenfläche, die lateral zur Backenschleimhaut zeigt, ist die bukkale bzw. labiale Vorhoffläche. Die linguale Zahnseite zeigt medial zur Zunge. Die mesiale Fläche der Prämolaren und Molaren zeigt nach rostral und die distale Fläche nach kaudal (WISSDORF et al., 1998 a).

2.2 Anatomie der Backenzähne des Pferdes

Alle Zähne haben den gleichen Aufbau: Zahnkrone (Corona dentis) Zahnhals (Cervix dentis) Zahnwurzel (Radix dentis)

(17)

Als Krone wird nach WISSDORF et al. (2002) der von Schmelz bedeckte Teil des Zahns bezeichnet. Er wird unterteilt in

1) funktionelle Krone, der ca. zwei Zentimeter hohe, frei in der Maulhöhle sichtbare Zahnbereich, und

2) Reservekrone, der weitaus größere Kronenteil (ca. 6-8 cm), im Knochen von Maxilla und Mandibel eingebettet (SCHUMACHER u. HONNAS, 1993).

Der Zahnhals ist der Bereich, der ringförmig von Gingiva umgeben wird (WISSDORF et al., 2002).

Der proximale, kurze Teil des Zahns, in der knöchernen Alveole liegend und nur von Zement überzogen, bildet die Wurzel. Er ist schmelzfrei und wird erst nach dem Durchbruch des Zahns in die Maulhöhle vollständig ausgebildet (BAKER u. EASLEY, 1999). Am ersten Molaren des Oberkiefers begi nnt nach JAHN (1966) die Wurzelbildung erst im Alter von zwei Jahren.

Die Oberkieferbackenzähne haben eine medial liegende größere Wurzel und zwei lateral liegende, kleinere Anteile. Der letzte Backenzahn des Unterkiefers (M3) endet in drei kurzen Wurzeln, dagegen haben P2 bis M2 im Unterkiefer nur 2 Wurzeln (LANE, 1994).

Nach HAACK et al. (1987) besteht jeder Zahn aus den drei Hartsubstanzen Schmelz (Enamelum), Dentin (Dentinum) und Zement (Cementum) sowie den zwei Weichsubstanzen Pulpa und Alveolarperiost.

In den Abbildungen 1 und 2 wird der anatomische Aufbau der Oberkiefer- bzw. Unterkiefer- backenzähne des Pferdes durch Längs- und Querschnitte verdeutlicht.

(18)

Legende:

Pulpahöhle Dentin bzw. Sekundärdentin

Schmelz Zement

Abb. 1:

Längsschnitt und Okklusionsfläche eines Oberkiefer- backenzahnes beim Pferd (Modifiziert nach BAKER 1982 und

SCHUMACHER u.

HONNAS 1993)

Abb. 2:

Längsschnitt und Okklusionsfläche eines Unterkiefer- backenzahnes beim Pferd (Modifiziert nach BAKER 1982 und

SCHUMACHER u.

HONNAS 1993)

(19)

2.2.1 Schmelz

Schmelz gilt nach LIEBICH (1990) als härtestes und strahlendichtestes Gewebe des Körpers.

Er besteht zu 96-98% aus mineralischem Hydroxylapatit und zu 2-4% aus organischer Matrix (Keratin), ist zellfrei und erscheint bläulich-weiß.

BAKER und EASLEY (1999) beschreiben Schmelz als ein "totes" Gewebe, da es nach dem Untergang der Ameloblasten keine Möglichkeiten der Regeneration mehr hat.

Beim Pferd unterscheidet man drei Schmelztypen (KILIC et al.,1997 a):

Typ 1 befindet sich auf der medialen Seite der Schmelzfalten, also am Übergang von Schmelz zu Dentin. Im Querschnitt sind ovale Prismen, die rechtwinklig zwischen parallelen, flachen Reihen von dichtem, interprismatischem Schmelz liegen, zu erkennen.

Schmelz des Typ 2 befindet sich im peripheren Schmelzüberzug, also am Übergang von Schmelz zu Zement. Er besteht ausschließlich aus hufeisen- bis schlüssellochförmigen Schmelzprismen ohne interprismatischen Schmelz.

Schmelz vom Typ 3 lagert sich teilweise als dünne Schicht auf der Verbindung Schmelz - Dentin und Schmelz -Zement ab, bestehend aus Prismen, die wie Honigwaben von großen Mengen an interprismatischem Schmelz umgeben werden.

LOWDER u. MUELLER (1998 a) beschreiben Schmelz als eine brüchige Substanz mit hoher Zugfestigkeit und geringer Elastizität. Eine „Hülle“ aus den weicheren und flexibleren Substanzen Dentin und Zement schützen ihn vor Frakturen.

Beim schmelzfaltigen Zahn des Pferdes stülpt sich der Schmelz in die Schmelzbecher ein und steigert somit die Effektivität der Kauflächen. Außerdem gibt er dem Zahn seine Form.

EISENMENGER (1989) beschreibt an den Backenzähnen des Oberkiefers einen Schmelzmantel mit zwei stark gefalteten, zementgefüllten Schmelzeinstülpungen. Die im Zentrum der Schmelzeinstülpungen entstehenden Kanäle werden nach BAKER (1970) als Infundibula bezeichnet. Die Lamellen des Schmelzmantels liegen parallel zur Längsachse des Zahns.

Auf der bukkalen und lingualen Seite sind die Schmelzeinstülpungen und -falten dicker, als auf den interdentalen Seiten. Außerdem sind die Schmelzausstülpungen im allgemeinen dicker als die Schmelzeinstülpungen (KILIC et al., 1997 a).

Den Unterkieferbackenzähnen fehlen die Schmelzeinstülpungen, und die Schmelzfalten sind

(20)

2.2.2 Dentin

Das gelblich-weiße Dentin ist härter als Knochen, jedoch nur ein Fünftel so hart wie Schmelz (LOWDER u. MUELLER, 1998 a). Es besteht zu 70% aus anorganischen Substanzen, wie z.B. Hydroxylapatitkristallen aus Kalium und Phosphat, und zu 30% aus organischen Substanzen (Kollagenfasern) und Wasser.

Das primäre Dentin umgibt die gesamte Pulpahöhle und macht dabei nach DYCE et al.

(1991) den größten Anteil der Zahnsubstanz aus. Durch seine hohe Elastizität und Komprimierbarkeit bildet es eine gute Ergänzung zum spröden Schmelz (KILIC et al.,1997 b).

Durch die weiche Konsistenz wird das Dentin auf der Okklusalfläche schneller abgerieben als Schmelz. Es entstehen Kanten und Leisten aus Schmelz, die eine effektive Zerkleinerung des Futters ermöglichen.

Durch die lebenslange Produktion von regulärem Sekundärdentin durch die Odontoblasten dringt es im Laufe der Zeit immer weiter in die Pulpahöhle ein und verengt sie. Allerdings hat dieser Vorgang auch das Ziel, die Pulpahöhle vor einer Eröffnung durch den stetigen Abrieb zu schützen (SCHUMACHER u. HONNAS, 1993).

Im Falle eines Traumas, einer Infektion oder übermäßigen Abriebes beschreiben KILIC et al.

(1997 b) die Bildung und Ablagerung von irregulärem (reparativem) Sekundärdentin. Die Oberfläche von Sekundärdentin ist dunkelbraun, da es Pigmente aus dem Futter absorbiert.

2.2.3 Zement

Der gelbe Zement, der gemeinsam mit dem Alveolarknochen und der Wurzelhaut zum Zahnhalteapparat gehört, ist in seinem Aufbau dem Knochen sehr ähnlich (BAKER, 1970). Er besteht zu 65% aus anorganischen Substanzen und zu 35% aus organischen Materialien und Wasser und wird embryonal erst ab dem 210. Tag der Trächtigkeit gebildet.

Es ist die weichste der drei Hartsubstanzen und reich an Kollagenfaserbündeln, die ihm eine hohe Flexibilität verleihen.

Durch appositionelles Wachstum bildet der Zement die periphere Zahnsubstanz mit Verbindung zum Alveolarperiost (BAKER u. EASLEY, 1999) und füllt die Infundibula der Oberkieferbackenzähne aus. Die Ernährung des Gewebes erfolgt über zentral im Infundibulum gelegene Blutgefäße.

(21)

Zum Zeitpunkt des Zahndurchbruchs in die Maulhöhle ist die Bildung der Zementschicht häufig noch nicht abgeschlossen. Von diesem Zeitp unkt an ist jedoch die Blutgefäßversorgung unterbrochen, so dass eine Weiterentwicklung des Zements im Infundibulum nicht möglich ist.

Zement ist das am besten adaptierte Zahngewebe und kann bei Infektionen oder Traumen im Bereich der Alveole schnell durch Substanzzubildung, im Sinne von Zementhyperplasien, reagieren (KILIC et al.,1997 c).

2.2.4 Zahnhalteapparat

Der Teil des Zahns, der nicht in der Maulhöhle sichtbar ist, wird von der widerstandsfähigen Wurzelhaut (= Alveolarperiost) umgeben. Sie wird von den Sharpeyschen Kollagenfasern gebildet und ist sehr gefäßreich. Dichte Faserbündel befestigen die Reservekrone und die Wurzeln am Knochen, wirken bei Belastung druckdämpfend und ermöglichen eine geringfügige Bewegung des Zahns (NOLDEN, 1994).

Im knöchernen Zahnfach (= Alveole) ist der Zahn mit diesen straffen Sharpeyschen Fasern, die zwischen Zement und Knochen verlaufen, aufgehängt (EISENMENGER, 1959). Dieser Bereich des alveolären Knochens, an dem die Sharpeyschen Fasern inserieren, wird als Lamina dura bezeichnet. BAKER und EASLEY (1999) beschreiben sie als eine dünne, kompakte Schicht, die radiologisch gut darstellbar ist.

Um die Versorgung des Zahns sicherzustellen, handelt es sich bei dem Knochen des Zahnfachs um perforierten, lamellären Knochen, der den Durchtritt von Nerven und Gefäßen aus den Knochenmarkräumen zum Zahn ermöglicht.

2.2.5 Zahnpulpa

Nach LIEBICH (1990) liegt im Zentrum des Zahns die weiche, gelantineartige Zahnpulpa.

Sie wird von mineralisierten Wandteilen umgeben und besteht aus einem komplizierten Geflecht von Nerven, Blut- und Lymphgefäßen, Odontoblasten, Fibroblasten und lockerem Bindegewebe (LOWDER u. MUELLER, 1998 a). Im Falle einer Infektion findet man als physiologische Antwort des Zahngewebes vermehrt Histiozyten, Mastzellen, polymorphkernige Leukozyten, Plasmazellen und Eosinophile in der Pulpa.

(22)

Über das apikale Wurzelloch steht die gut durchblutete Pulpa mit dem Alveolarperiost in Verbindung (MUELLER u. LOWDER, 1998).

Nach BAKER (1970) weist die Pulpa an den Backenzähnen des Oberkiefers jeweils fünf und am Unterkiefer je zwei Verzweigungen auf.

Ihre Hauptaufgaben sind die Versorgung des Zahns und die Bereitstellung und Ernährung der Odontoblasten, die ihrerseits für die lebenslange Dentinproduktion zuständig sind (SCHUMACHER u. HONNAS, 1993). Nach Berichten von BAKER und KIRKLAND (1992) hat dies jedoch zur Folge, dass Volumen und Form der Pulpa im Alter um etwa 30%

abnehmen und auch die Anzahl und Qualität der Blutgefäße zurückgehen. Andererseits dient das Sekundärdentin der Pulpa als Schutz gegen Infektionen und führt zu einer größeren Dichte des Zahns.

2.2.6 Anatomische Besonderheiten der Backenzahnreihen und Backenzähne

Die Zahnreihen des Oberkiefers bilden einen leicht konvexen, nach bukkal gerichteten Bogen, wohingegen die Zahnreihen des Unterkiefers gerade verlaufen.

Die Oberkieferäste liegen insgesamt etwa 30% weiter auseinander als die des Unterkiefers.

Dieser Zustand wird nach BAKER und EASLEY (1999) als Anisognathie bezeichnet. Durch die stetigen Kaubewegungen kommt es so zur Ausbildung von Schmelzkanten an der lingualen Seite des Unterkiefers und der bukkalen Seite des Oberkiefers. Die Okklusionsebene neigt sich ventrobukkal um 10-15° (DYCE et al., 1991).

Im Unterkiefer sind der erste und letzte der sechs Backenzähne im Querschnitt dreieckig, alle übrigen Backenzähne rechteckig. Im Oberkiefer dagegen haben alle Backenzähne einen quadratischen Querschnitt (SCHUMMER u. HABERMEHL, 1995). Allgemein sind die Oberkieferbackenzähne breiter und größer als die des Unterkiefers (BAKER, 1974; LANE, 1994).

Die oberen Backenzähne haben gewöhnlich drei Wurzeln, wobei zwei schmale lateral liegen und eine größere medial. Die Unterkieferbackenzähne besitzen zwei gleichmäßig ausgebildete Wurzeln, die nach rostral und kaudal zeigen. Am Unterkiefer werden die Wurzeln für Gewöhnlich länger als am Oberkiefer. Die Wurzeln bzw. Reservekronen der Backenzähne

(23)

verlaufen relativ gerade, lediglich die Wurzeln des M3 verlaufen in einem nach kaudal gerichteten Bogen (BAKER u. EASLEY, 1999).

2.3 Anatomische Strukturen, die den Backenzähnen benachbart sind

2.3.1 Nasennebenhöhlen des Pferdes

Die Nasennebenhöhlen des Pferdes liegen als schleimhautausgekleidete, luftgefüllte Hohlräume zwischen Außen- und Innenlamelle des Schädelknochens. Durch die Pneumatisierung kommt es zu einer erheblichen Reduktion des spezifischen Gewichtes des Pferdekopfes.

Nach TROTTER (1993) sind mindestens die Hälfte aller Sinusitiden sekundäre Erkrankungen, die als Folge von Zahnproblemen entstehen.

2.3.1.1 Kieferhöhlen des Pferdes (Sinus maxillares)

Die Positionen der Wurzeln und Reservekronen von P4-M3 des Oberkiefers variieren laut MUELLER (1991) je nach Alter und Pferderasse stark. Sie sind von großer Bedeutung, da enge räumliche Beziehungen zum Sinus maxillaris bestehen. Nach LOWDER und MUELLER (1998 a) und MUELLER (1991) liegen P4 und M1 auf Höhe der rostralen Kieferhöhlenabteilung und M2 und M3 auf Höhe der kaudalen Abteilung. Nach WYN- JONES (1985 b) haben nur die Zähne M1-M3 Kontakt zum Sinus maxillaris.

SCHUMACHER u. HONNAS (1993) beschreiben, dass die rostrale Wurzel des P4 keine Verbindung zur rostralen Abteilung der Kieferhöhle hat, wohingegen der kaudale Anteil des P4 im Bereich der rostralen Kieferhöhle liegt. Nach LANE (1993) bilden die Wurzeln des P4 die rostrale Begrenzung der rostralen Kieferhöhle.

Diese uneinheitlichen Darstellungen lassen die Vielfältigkeit der anatomischen Verhältnisse erahnen.

2.3.1.2 Anatomie der Sinus maxillares

Die Kieferhöhle ist die größte Nasennebenhöhle des Pferdes. SCHUMMER und

(24)

kaudal gelegene, große Abteilung. Die vollständige Trennung erfolgt durch das knöcherne, schräge Septum sinuum maxillarium, dessen Lage variabel ist.

Die kleine rostrale Kieferhöhle steht über den Canalis infraorbitalis hinweg mit der ventralen Nasenmuschel in Verbindung. Die kaudale Kieferhöhle wird durch eine von ventral hochragende Knochenlamelle, die an ihrem freien Rand den Canalis infraorbitalis trägt, in eine große ventrolaterale und eine kleine dorsomediale Abteilung gegliedert.

Nach TROTTER (1993) stehen die Kieferhöhlen über die schlitzförmige Apertura nasomaxillaris in direkter Verbindung mit dem mittleren Nasengang der Nasenhöhle. Auf diesem Weg werden die täglich produzierten großen Mengen an Schleim abtransportiert (LANE, 1993). Über die weite Apertura frontomaxillaris kommuniziert die kaudalen Kieferhöhle dorsal mit der Stirnmuschelhöhle (WISSDORF et al., 1998 b).

Ihre endgültige Form und Größe erhalten die Kieferhöhlen erst im Laufe der ersten Lebensjahre des Pferdes (WISSDORF et al., 1998 b). Beim jungen Pferd werden die Kieferhöhlen fast vollständig von den Reservekronen des letzten Prämolaren und der Molaren ausgefüllt. Nur eine dünne Knochenlamelle trennt die Zahnalveolen vom Sinus (SCOTT, 1987).

Beim adulten Pferd ragen die Kieferhöhlen über das rostrale Ende der Crista facialis hinaus, zum Teil bis auf Höhe des Foramen infraorbitale, und erreichen kaudal die Höhe des temporalen Augenwinkels (SCHUMMER u. HABERMEHL, 1995).

2.3.1.3 Stirnhöhle des Pferdes (Sinus frontalis)

Die Stirnhöhle liegt im dorsalen Bereich des Schädels zwischen den Platten des Stirnbeins.

Beim adulten Pferd ragt sie kaudal über die Orbita hinaus und überlappt sowohl Schädel- als auch Nasenhöhle.

SCHUMMER und HABERMEHL (1995) beschreiben die Gliederung der Stirnhöhle durch querstehende, knöcherne Lamellen in rostrale, mediale und kaudale Abteilungen, die jedoch alle miteinander in Verbindung stehen. Rostral kommuniziert die Stirnhöhle gemeinsam mit der dorsalen Muschelhö hle über die Apertura frontomaxillaris mit dem Sinus maxillaris caudalis, wodurch sie über die Apertura nasomaxillaris eine direkte Verbindung zur Nasenhöhle erhält.

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2.3.2 Tränennasenkanal (Canalis nasolacrimalis)

Der Tränennasenkanal ist nach KELLER und WATZK E (2000) ebenfalls eine, im Bezug auf die Zähne, relevante anatomische Struktur, da eine enge Lagebeziehung zu den Wurzeln der Oberkieferbackenzähne besteht.

Dieser tränenableitende Weg führt von den Tränenpunkten am oberen und unteren Lidrand des Auges über die Tränenröhrchen zum Tränensäckchen. Dort beginnt der knöcherne Tränenkanal, der in der Wand des Os maxillare liegt. Auf Höhe des ersten Molaren geht er in seinen häutigen Teil über und verläuft im Sulcus lacrimalis, von Nasenschleimhaut bedeckt, bis in die Nüstern. Sein Ende befindet sich beim Pferd am Übergang von unpigmentierter zu pigmentierter Schleimhaut, wo die Tränenflüssigkeit austritt und verdunstet (DYCE et al., 1991).

2.4 Wichtige Zahnerkrankungen des Pferdes

2.4.1 Häufigkeit von Zahnerkrankungen beim Pferd

Erkrankungen der Zähne haben bei den Equiden weitgreifendere Folgen und sind schwieriger zu diagnostizieren und zu behandeln, als bei den domestizierten Fleischfressern (GORREL, 1997). Trotzdem sind Ätiologie und Pathogenese beim Pferd bisher immer noch nicht hinreichend geklärt. Nach DIXON (1993) wurde die Forschung im Bereich der Zahnmedizin bei Hund und Katze dagegen vorangetrieben, weil starke Ähnlichkeiten zum menschlichen Zahn bestehen, und das Tier so als experimentelles Modell gelten ka nn.

DIXON (1993) beschreibt, dass die Zahnerkrankungen der Equiden einen wenig beachteten Bereich in der Pferdeheilkunde darstellen. Die Erkenntnisse auf diesem Gebiet sind sehr begrenzt, und wissenschaftliche Studien bzw. klinische Fallbeispiele wurden kaum veröffentlicht. An den tierärztlichen Bildungsstätten wird das Studium der Zahnerkrankungen laut DIXON et al. (1999 a) vernachlässigt.

Diese Tatsache ist um so erstaunlicher, als die weltweite Pferdepopulation in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen hat und damit auch der Bedarf an Tierärzten mit fundiertem Wissen gestiegen ist.

BAKER (1983) beschreibt, dass Pferde mit Zahnerkrankungen etwa 10% des gesamten

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geschätzte Verbreitung von dentalen Problemen in der Pferdepopulation bei 10-24%. Nach TRAUB-DARGARTZ et al. (1991) stellen Zahnanomalien das drittgrößte medizinische Problem in der Großtierpraxis allgemein dar. Auf dem Schlachthof haben KIRKLAND et al.

(1996) an 80% der Pferdeschädel pathologische Befunde im Bereich von Maulhöhle und Zähnen gefunden.

Nach EISENMENGER (1989) sind vor allem im Zahnwechsel befindliche, junge Pferde im Alter von drei bis fünf Jahren von Zahnerkrankungen betroffen. Bei alten Pferden ab 15 Jahren führen starker Abrieb, mangelnde Pflege und falsches Futter zu Zahnproblemen (BAKER, 1970).

Allgemein können Zahnerkrankungen entwicklungsbedingte, infektiöse, traumatische und neoplastische Ursachen haben (EASLEY, 1996).

2.4.2 Periodontische Zahnerkrankungen

2.4.2.1 Vorkommen von periodontischen Zahnerkrankungen

Bei periodontischen Zahnerkrankungen handelt es sich laut EISENMENGER (1959) um Veränderungen des Zahnhalteapparates, wobei Alveolarperiost und / oder Gingiva entzündet sind.

JENNINGS (1984) und EASLEY (1996) beschreiben sie als die häufigste Erkrankung des equinen Gebisses. An der Wiener veterinärmedizinischen Fakultät wurde sie laut EISENMENGER (1959) bei 1% der gesamten stationären Patienten diagnostiziert. In Berlin und Leipzig waren es sogar 5%. Nach WINTZER und KRAFT (1997) werden periodontische Erkrankungen heutzutage nicht mehr so häufig beobachtet wie früher, da die Pferdepopulation im Durchschnitt jünger geworden ist.

Die periodontische Zahnerkrankung kommt nur an den Backenzähnen vor. WINTZER und KRAFT (1997) haben herausgefunden, dass die Unterkieferzähne 2½ mal häufiger befallen werden als die Zähne des Oberkiefers.

Betroffen sind junge Pferde im Alter von zwei bis fünf Jahren, bei denen, Untersuchungen zufolge, 40% der Tiere periodontische Veränderungen aufweisen. Bei älteren Pferden (> 15 Jahre) sind es sogar 60%.

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Auch der Schweregrad der Veränderungen nimmt im Alter laut LOWDER (1999) signifikant zu. Bei jungen Pferden scheinen frühreife Rassen, wie Traber und Vollblüter, prädisponiert.

Sie erkranken meist beidseits (BAKER, 1983).

Die Zähne in der Mitte des Zahnbogens sind am häufigsten betroffen, besonders der erste Molare (M1); vermutlich deshalb, weil er am frühesten und intensivsten der mechanischen Belastung und dem Abrieb aus gesetzt ist (LOWDER, 1999).

2.4.2.2 Ursachen für periodontische Zahnerkrankungen

Vielfältige Ursachen, wie z.B. genetische Disposition, unphysiologische Haltung und Fütterung, Allgemeinerkrankung und Störung des Mineralstoffwechsels, werden diskutiert.

Nach DIXON et al. (2000 a) sind Pferde, die viel Kraftfutter und wenig Heu zu fressen bekommen, prädisponiert für periodontale Veränderungen, da sie einen geringeren Zahnabrieb aufweisen.

Bei jungen Pferden führen Störungen im Zahnwechsel und Gebissfehler, wie Polydontie und Oligodontie, zu Verletzungen des Zahnfleisches mit nachfolgender Gingivitis und Alveolarperiostitis. Hauptursache ist hier vor allem die Retention der Milchzähne.

Bei älteren Pferden liegen die primären Ursachen in ungleichmäßiger Abnutzung der Okklusionsflächen und in Zahnfrakturen oder anderen pathologischen Zahnveränderungen, wie z.B. Exsuperantia und Diastema dentis (DIXON et al., 2000 a).

Die beim normalen Kauvorgang erzeugten Scherkräfte sind wichtig für ein gesundes Peridontium. Durch fe hlerhafte Zahnstellungen, verursacht durch Richtungsänderung des Kaudrucks, entstehen weitere Gebissfehler, die ihrerseits Ulzerationen und Degenerationen der Gingiva verursachen (EASLEY, 1996).

Sekundäre Alveolarperiostiden können die Folge von Traumen oder seniler Atrophie des Zahnhalteapparates sein.

Nach BAKER (1999 a) kann eine primäre Ursache für die Periodontitis in den meisten Fällen nicht eindeutig benannt werden, da es sich um ein multifaktorielles Geschehen handelt.

2.4.2.3 Verlauf der periodontische n Zahnerkrankungen

Nach Erläuterungen von WINTZER u. KRAFT (1997) beginnt die Zahnfachentzündung in

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meist am bukkalen, seltener am lingualen Rand vom Zahn und wird zurückgedrängt. Die Gingiva ist ödematös und hyperämisch. In der entstandenen Zahnfleischtasche keilen sich Futterpartikel ein, und die Zerstörung des Gewebes setzt sich durch bakterielle Besiedlung in der Tiefe fort. Es bildet sich eine chronische Alveolarperiostitis.

Nur selten beginnt die Zahnfachentzündung als Folge einer Pulpitis von der Wurzelspitze aus.

Aufgrund der bakteriellen Besiedlung lockert sich laut BAKER (1983) der betreffende Zahn durch Einschmelzung der faserigen Haltevorrichtung und Nekrosen der Alveolarwand.

Nach Beobachtungen von UHLINGER (1990) verliert das Pferd nur in sehr seltenen Fällen den Zahn, da er in der engen Zahnreihe fest verankert ist. Als Reaktion kommt es jedoch zu vermehrter Zementbildung (Hyperzementose) und einer Apposition von periostalem Knochengewebe. Dennoch kann der Durchbruch von Eiter meist nicht verhindert werden, der dann Fistelbildungen am Unterkiefer bzw. Sinusitiden am Oberkiefer bewirkt. Eine weitere Folge peridontaler Erkrankungen kann nach GAYLE et al. (1999) die Ausbildung eines periapikalen Zahnabszesses sein.

Nach BECKER (1962) wird die Erkrankung nach Schweregraden in 4 Kategorien unterteilt:

1 - Lokale Gingivitis mit Hyperämie und Oedem

2 - Erosionen mit einem Ausmaß von 5mm am Zahnfleischrand und Zahnfleischtaschen

3 - Periodontitis mit Verlust des Zahnfleisches

4 - ausgedehnte Zahnfleischtaschen und Lyse des Alveolarknochens

2.4.2.4 Symptome und Therapie der periodontischen Zahnerkrankung

Die klinischen Symptome der Erkrankung treten nach MUELLER (1991) häufig erst in einem späten Stadium auf.

Erkrankte Pferde fallen dem Betrachter dann durch vermehrte Salivation und Kaustörungen auf. Die Massetermuskulatur kann geschwollen sein. LANE (1994) beschreibt, dass die Tiere langsamer fressen und aus Heu sogenannte Wickel kauen, die ihnen wieder aus dem Maul fallen, während sie Gras und anderes Futter ohne ersichtliche Probleme fressen können.

„Wickelkauen“ fällt nach DIXON et al. (2000 a) bei 70% der Pferde mit fehlerhaftem Zahnabrieb auf. Begründet ist diese Tatsache in Weichteilverletzungen im Maul, die

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Schmerzen verursachen. Annähernd 73% der wickelkauenden Pferde zeigen periodontale Veränderungen.

Außerdem werden Foetor ex ore und geschwollene, schmerzhafte und verhärtete Kehlgangslymphknoten beschrieben (LANE, 1994).

Bei der Maulhöhlenuntersuchung fällt häufig gerötetes, wulstig verdicktes Zahnfleisch auf, dass sich vom Zahn löst und tiefe Taschen bildet, die mit Futter gefüllt sind. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Abmagerung und Konditionsverlust des Pferdes, sowie zu Deformationen des Angesichtsschädels oder Auftreibungen und Fistelbildungen am Unterkiefer.

Bei peridontalen Erkrankungen mit Beteiligung der Nasennebenhöhlen zeigt sich im Röntgenbild häufig ein Flüssigkeitsspiegel in den Sinus (JENNINGS, 1984).

Als Therapie wird bei einer Zahnfachentzündung sehr häufig die Extraktion bzw. Expulsion des betroffenen Zahns empfohlen.

In aussichtslosen Fällen kann die Euthanasie des Pferdes die einzige Lösung sein, da die Alveolarperiostitis oft spät erkannt wird und schon über Monate oder Jahre besteht (DIXON et al., 2000 a).

2.4.3 Knöcherne Umfangsvermehrungen am Margo ventralis mandibulae des Pferdes

Knöchernen Veränderungen am Margo ventralis mandibulae werden nach BAKER (1999 c) auch als „Bumps" oder „Pseudozysten“ bezeichnet.

Sie sind besonders bei Pferden mit kurzem Fell und trockenem, feingliedrigem Kopf bis zu einem Lebensalter von 4 Jahren physiologisch und bilden sich dann ohne Behandlung zurück (PÖRSCHMANN, 1966). Geschieht dies nicht, kommt es zu einer apikalen Infektion der Zahnwurzel (BAKER, 1999 c).

Häufig treten die „Bumps“ beidseitig im Bereich der Wurzeln von P2 und P3 des Unterkiefers auf, aber auch P4 und M1 können betroffen sein. Die Umfangsvermehrungen am Knochen sind deutlich sichtbar, jedoch nicht schmerzhaft (WISSDORF et al., 1990).

"Bumps" entstehen durch eine vorübergehende, mechanische Hemmung beim Vorschieben des Zahns in Richtung Maulhöhle. Häufig sind persistierende Milchkappen und die Stellung der Backenzähne zueina nder verantwortlich für diese Verzögerung. Die Zahnwurzel drückt in

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die Alveole, und der Knochen an der Unterkante des Kiefers wird durch Osteoklasten abgebaut und atrophiert. Sobald die reitende Milchkappe herausgefallen ist bzw. die Knochenwand über dem M1 abgebaut ist, kann der bleibende Zahn ungehindert in die Maulhöhle wachsen und der „Bump“ bildet sich wieder zurück (WISSDORF et al., 1990).

DIXON et al. (1999 b) stellen die Entstehung der "Bumps" durch persistierende Milchkappen in Frage.

WISSDORF et al. (1999 b) weisen darauf hin, dass auch an der Maxilla "Bumps" entstehen, die aber durch ihre Lage in den Kieferhöhlen oder dem ventralen Nasengang von außen kaum sichtbar sind. Sie können Obstruktionen verursachen und damit Turbulenzen der Atemluft zur Folge haben, die ihrerseits die Atmung beeinträchtigen.

Nach EISENMENGER (1989) handelt es sich um eine aseptische Entzündung, die röntgenologisch als halbrunde, periapikale Aufhellung der Knochenstruktur mit glatter Begrenzung und homogenem Inhalt nachweisbar ist. Diese Charakteristika machen die Abgrenzung gegenüber einer Alveolarperiostitis, mit röntgenologisch unscharfer Begrenzung der Aufhellungszone und Verlust der normalen Wurzelkonturen, möglich (MUELLER u.

LOWDER, 1998).

2.4.4 Endodontische Zahnerk rankungen

In der Humanmedizin wird die endodontische Erkrankung des Zahns als Karies bezeichnet und gilt als häufigste Ursache für das Zugrundegehen des gesamten Zahnes (BAKER u.

EASLEY, 1999). Sie umfasst den von innen nach außen fortschreitenden, lokalen Zerfall aller Zahnsubstanzen durch chemische Zerstörungsvorgänge unter bakterieller Beteiligung. Es kommt zur Dekalzifizierung des anorganischen Gewebes durch Säuren (HELLWIG et al., 1995). Heute wird die Zahnkaries als ein Prozess angesehen, dessen Zustandekommen an verschiedene Voraussetzungen gebunden ist. Dazu gehören eine exponierte Zahnoberfläche, mikrobieller Plaque, Substrate für die Mikroorganismen, ein pH-Wert unter 5,7 und das Einwirken all dieser Faktoren über einen längeren Zeitraum (NOLDEN, 1994).

Fälschlicherweise wird der Begriff "Karies" auch auf die Pferdeheilkunde übertragen. Beim Pferd spielen sich die endodontischen Veränderungen jedoch vorrangig im Zementsee der Schmelzeinstülpungen ab und basieren auf einer anderen Ätiopathogenese als in der

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Humanmedizin. BAKER (1970) hat daher den Begriff der "Infundibularnekrose" eingeführt.

DIXON et al. (2000 b) halten diese Bezeichnung für unangebracht, da die Nekrose das Zugrundegehen eines lebenden Gewebes beschreibt, Zement jedoch seit dem Durchbruch des Zahns in die Maulhöhle nicht mehr zu den lebenden Geweben gehört. Sie bevorzugen daher den Term "Infundibularkaries".

HOMNA et al. (1962) teilen die Erkrankung je nach Ausdehnung in fünf Schweregrade ein:

Grad 1: nur Zement zerstört

Grad 2: Zement und umgebender Schmelz erodiert Grad 3: Zement, Schmelz und Dentin zerstört

Grad 4: Zahnfraktur als Folge von Infundibularkaries Grad 5: Zahnverlust

2.4.4.1 Vorkommen von endodontischen Zahnerkrankungen

Endodontische Veränderungen findet man nach HAACK et al. (1987) bei 1% aller equinen Zahnpatienten. Vor allem der erste Molare, als ältester und kürzester Zahn im Pferdegebiss, wird befallen (HOMNA et al., 1962).

Die Oberkieferbackenzähne scheinen, gegenüber den Unterkieferzähnen, für eine Erkrankung prädisponiert zu sein.

Nach Untersuchungen von BAKER (1983) erkranken gehäuft ältere Tiere, wobei 79% aller Pferde über 15 Jahre Infundibularkaries aufweisen.

2.4.4.2 Ursachen für endodontische Zahnerkrankungen

Als Ursachen für die Erkrankung werden nach BAKER und EASLEY (1999) kohlenhydratreiches Futter und eine mechanische Beschädigung der äußeren Zementschicht im Bereich des Zentralkanals der Schmelzeinstülpung angesehen.

Bei der Verwendung von elektrischen Schleifmaschinen zur Zahnsanierung kommt es zu einer starken Wärmeentwicklung, die bis in die Pulpa reichende Schäden verursachen kann.

Das Infundibulum ist somit als Locus minoris resistentiae anzusehen (HAACK et al., 1987;

UHLINGER, 1990).

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Zum Zeitpunkt des Durchtritts des Zahns in die Maulhöhle ist die Ausbildung der Zementauskleidung in den Schmelzeinstülpungen häufig noch nicht abgeschlossen, so dass sich in der Tiefe der Infundibula noch weiches, unreifes und damit sehr anfälliges Zementgewebe befindet (MUELLER u. LOWDER, 1998).

Auf der stark beanspruchten Okklusionsfläche ist Zement die weichste und damit am wenigsten widerstandsfähige Substanz. Durch die Belastung kommt es schnell zur Zementhypoplasie und folglich zur Erweiterung des Infundibularkanals (MUELLER u.

LOWDER, 1998).

2.4.4.3 Ablauf der endodontischen Zahnerkrankung

Kohlenhydratreiches Futter und Bakterien werden permanent in die Vertiefungen des Infundibulums gepresst (MUELLER u. LOWDER, 1998). Bei den ablaufenden Fermentationsprozessen von Stärke und Zucker werden Gärungssäuren gebildet, die zur vollständigen Zementauflösung und Infundibularkaries führen. Trotz Bildung von Ersatz- bzw. Sekundärdentin zur Bekämpfung der Veränderungen, kann die Eröffnung und Infektion der Pulpa häufig nicht verhindert werden (BAKER, 1997).

Bakterien und ihre Toxine dringen direkt oder durch kleine Kanäle im Dentin in die Pulpahöhle ein. Der Prozess breitet sich zentrifugal aus und kann von einer Pulpitis zu einer periapikalen Ostitis des Kieferknochens führen.

Die Fistelung am Unterkiefer oder die eitrige Sinusitis maxillaris am Oberkiefer sind die Konsequenzen (BAKER, 1982), die jedoch nicht spezifisch für eine Erkrankung der Pulpa sind. Die Blutversorgung der Pulpa geht zugrunde, und damit kommt es zum Zerfall des gesamten Zahns.

2.4.4.4 Folgen einer endodontischen Zahnerkrankung

Nach EASLEY (1996) zeigen Zähne mit Infundibularkaries allgemein einen höheren Abrieb.

Als Spätfolge kann es am Oberkiefer zur Ausbildung eines sogenannten Spaltzahnes kommen. Er entsteht, wenn sowohl anteriores, als auch posteriores Infundibulum erkrankt sind und fusionieren (BAKER, 1974; LANE, 1994). Im Zentrum des Zahns entsteht ein tiefes Loch und der festere, aber auch brüchigere Schmelz wird nicht mehr von Zement und Dentin

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umgeben, die ihm eine gewisse Elastizität verliehen haben. Der Zahn wird instabil und frakturiert in seiner Längsachse (DIXON et al., 2000 b; EISENMENGER, 1989).

2.4.4.5 Symptome einer endodontischen Zahnerkrankung

Die erkrankten Pferde fallen dem Besitzer durch Schwierigkeiten beim Reiten, eine schlechte Annahme des Gebisses oder Kopfschlagen auf (STELZER, 1994).

Wenn es zu einer entzündlichen Reizung der Pulpanerven gekommen ist, treten zudem schmerzbedingte Kaustörungen auf. Der Kauvorgang wird plötzlich unterbrochen, so dass dem Pferd die gekauten Wickel aus dem Maul fallen. Außerdem kann die Futteraufnahme verzögert sein bzw. total verweigert werden.

Die Pferde haben eine schlechte Körperkondition (LANE, 1994). Die regionären Lymphknoten sind geschwollen und schmerzhaft.

Es wird einseitiger, purulenter Nasenausfluss mit kariösem Geruch bemerkt. Häufig kommt es auch zu einer sichtbaren, druckempfindlichen Umfangsvermehrung im Bereich des Angesichtsknochens mit einer perkutorischen Dämpfung über den Kieferhöhlen.

Die adspektorische Untersuchung der Maulhöhle gestaltet sich meist schwierig, da viel eingekautes Futter vorhanden ist. Manchmal ist nur ein dunkler Punkt auf der Kaufläche sichtbar, in anderen Fällen ist jedoch schon der gesamte Zahn braun-schwarz verfärbt. Beim Sondieren eröffnet sich häufig ein Kanal, gefüllt mit einer schmierigen, übelriechenden Substanz (HAACK et al., 1987).

Nicht selten findet man auch eine Vertiefung im Verlauf der Backenzahnreihe, wenn ein Zahn frakturiert ist. Der Gegenzahn ist dann als Meißelzahn ausgebildet, da ihm der Antagonist fehlt (EISENMENGER, 1989).

2.4.4.6 Diagnostik und Therapie von endodontischen Zahnerkrankungen

Die Diagnosestellung erfolgt anhand der äußeren Symptome, der Maulhöhlenbefunde und der röntgenologischen Untersuchung. Nach Erfahrungen von HAACK et al. (1987) sind die röntgenologischen Befunde am Zahn jedoch häufig nicht eindeutig.

Da sich die Untersuchung der Zähne des Pferdes relativ schwierig gestaltet, werden auch die endodontischen Zahnveränderungen spät erkannt, so dass die Erkrankung zum Zeitpunkt ihrer

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Behandlung weit fortgeschritten ist und das Allgemeinbefinden des Pferdes deutlich gestört ist (HAACK et al., 1987).

Als therapeutische Maßnahme bleibt meist nur die Expulsion des erkrankten Zahns (LANE, 1994).

2.5 Klinische Untersuchung des Zahnpatienten

Der klinischen Untersuchung von Kopf, Genick und Hals kommt nach MACDONALD (1993) eine besondere Bedeutung zu, da in diesen Bereichen sowohl Haut, Muskeln und Nerven, als auch lymphatisches, kardiovaskuläres und endokrinologisches System erkrankt sein können. Vor allem Respirations- und Verdauungstrakt sind klinisch bedeutsam.

2.5.1 Ablauf der klinischen Untersuchung

Vor Beginn der Untersuchung ist eine detaillierte Befragung der Besitzer wichtig, um über den bisherigen Krankheitsverlauf möglichst genau unterricht zu sein (MUELLER, 1991).

Bei den nachfolgenden Untersuchungen sollte sich der Tierarzt ein systematisches Vorgehen aneignen, um möglichst effektiv arbeiten zu können (EASLEY, 1996).

Während der Aufnahme des Vorberichtes werden Körperhaltung und Verhalten des Pferdes aus der Ferne beobachtet, ohne es dabei zu berühren und unnötig zu beunruhigen (BAKER u.

EASLEY, 1999). Besondere Beachtung gilt dem Ernährungszustand und der Kopfhaltung des Patienten. Daran schließt sich eine kurze Allgemeinuntersuchung an, bei der auch Alter und Rasse des Tieres festgestellt werden sollten.

Das Pferd trägt für die Untersuchung ein Halfter mit verstellbarem Kopfstück und Nasenriemen, damit im Folgenden eine maximale Öffnung des Mauls möglich ist.

2.5.2 Hilfsmittel der klinischen Untersuchung

Zur Ausrüstung des Tierarztes gehören neben einer geeigneten Lichtquelle, ein Maulgatter (z.B. nach Haussman) oder ein Maulkeil (z.B. nach Bayer). Außerdem benötigt er einen Zahnspiegel und einen Zahnhaken mit langem Griff (BAKER u. EASLEY, 1999).

Bei wehrigen Pferden kann zum Ruhigstellen eine Nasenbremse verwendet werden. Genügt diese Zwangsmaßnahme nicht, ist das Pferd zu sedieren (UHLINGER, 1990).

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2.5.3 Adspektion und Palpation des Kopfes

Die eigentliche Untersuchung beginnt mit der Adspektion und Palpation des Schädels.

Beurteilt wird die Symmetrie des Kopfes. Durch die äußere Haut kann man teilweise die scharfen Kanten der Oberkieferbackenzähne fühlen (LOWDER, 1999). Das Vorhandensein von Augen- und Nasenausfluß wird kontrolliert und dessen Charakter bestimmt. Beim Nasenausfluß ist besonders wichtig, ob er einseitig oder beidseitig auftritt.

Mit den Fingern perkutiert man beidseits die Nasennebenhöhlen und achtet dabei auf Resonanzwechsel und Schmerzäußerungen (BAKER, 1998).

Zur Beurteilung des Atmungsapparates bestimmt man Atemfrequenz und Atemtyp und achtet auf respiratorische Geräusche in Inspiration bzw. Expiration. Mit dem Handrücken überprüft man an beiden Nüstern die ausströmende Luft. Abschließend charakterisiert man den Geruch der Ausatemluft.

Durch einen kräftigen Griff um die erste Trachealspange versucht man Husten auszulösen.

Zwischen den Unterkieferästen ertastet der Untersucher mit dem Krallengriff die Kehlgangslymphknoten und beurteilt sie hinsichtlich ihrer Größe, Verschieblichkeit, Konsistenz und Schmerzhaftigkeit (MACDONALD, 1993).

2.5.4 Maulhöhlenuntersuchung

Nach dem Ausspülen des Mauls mit Wasser und dem Einsetzen des Maulgatters beginnt die Maulhöhlenuntersuchung mit der Zahnaltersbestimmung. Es folgen Adspektion und Palpation von Zähnen, Gaumen und Zahnfleisch (SCOGGINS, 1998). Besonderes Augenmerk wird auf Zahnkanten und -stufen, lockere oder fehlende Zähne, Ulzerationen und Zahnverfärbungen gerichtet (LANE, 1994). Mit dem gewinkelten Zahnspiegel und einer Lichtquelle betrachtet man jeden einzelnen Zahn der Zahnreihen. Auffällige Bereiche werden mit Zahnhaken oder Kanüle sondiert (BAKER, 1998).

Eine Verbesserung auf dem Gebiet der Maulhöhlenuntersuchung bietet eine intraorale Kamera, die eine Vergrößerung der Strukturen und eine optimale Ausleuchtung ermöglicht.

Die Aufnahmen werden am stehenden, sedierten Pferd gemacht und direkt auf einen Farbmonitor übertragen (SCHACHT u. HERTSCH, 1998).

(36)

Im Folgenden werden zusätzliche Untersuchungstechniken beschrieben, die die Visualisierung klinisch verborgener oder nur anhand sekundärer Krankheitserscheinungen erkennbarer Zahnanomalien und die Diagnosestellung erleichtern (BARTMANN et al., 1998;

GAYLE et al., 1999).

2.6 Endoskopie der Nasengänge

Die Endoskopie der Nasengänge liefert wertvolle Hinweise zur Diagnostik und Charakterisierung von Erkrankungen der Oberkieferbackenzähne (MACDONALD, 1993;

BARTMANN et al., 1998).

Diese Untersuchungstechnik ermöglicht eine direkte Sicht auf die oberen Atemwege. Sie wird für die Bewertung von Larynx und Pharynx und vor allem der Arytenoidfunktion genutzt.

Bei dem Verdacht einer Zahnerkrankung im Bereich der letzten vier Backenzähne liegt meist eine Beteiligung des Sinus maxillaris vor. Das häufigste klinische Anzeichen einer solchen Erkrankung ist einseitiger, purulenter und übelriechender Nasenausfluss. Die Nasennebenhöhlen kommunizieren über die nasomaxilläre Öffnung mit der Nasenhöhle (RUGGLES et al., 1991). Diese nasomaxilläre Öffnung kann nicht direkt mit dem Endoskop eingesehen werden. Eitriger Ausfluss, der aus dem kaudalen Bereich des mittleren Nasenganges kommt, lässt jedoch auf eine Beteiligung der Nasennebenhöhlen schließen (BAKER u. EASLEY, 1999). Die Endoskopie der Atemwege ermöglicht somit häufig die Bestimmung von Ursache und Ausmaß der Erkrankung (TROTTER, 1993).

2.6.1 Durchführung der endoskopischen Untersuchung

Die Untersuchung kann am stehenden Pferd in einem Zwangsstand durchgeführt werden (NICKELS, 1997). Unruhige Tiere sollten mit einer Nasenbremse abgelenkt oder medikamentös ruhiggestellt werden. Das Endoskop wird von einer Person in den mittleren Nasengang der erkrankten Seite eingeführt und auf Anweisung vor- bzw. zurückgeschoben.

Eine zweite Person lenkt das Endoskop und kann im Bedarfsfall die Optik freispülen.

Bei der Endoskopie beurteilt man die Schleimhaut von Nasengängen, Luftsack und Siebbein.

Auf Deviationen des Nasenseptums, Auflagerungen, wie Futter, Blut und Eiter, Obstruktionen der Nasengänge, und Neoplasien ist besonders zu achten (RICHARDSON u. LANE, 1993;

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LANE, 1993). Im Falle einer Sinusitis kann man die purulente Sekretspur im mittleren Nasengang verfolgen und den Abfluß aus dem Aditus nasomaxillaris im kaudalen Bereich des Nasenganges erahnen (BERTONE et al., 1993).

2.6.2 Nachteile der endoskopischen Untersuchung

Es ist möglich, dass raumfordernde Prozesse, die z.B. durch Probleme beim Zahnwechsel entsehen können, den Nasengang soweit verlegen, dass die endoskopische Untersuchung schwierig oder sogar unmöglich ist (BAKER u. EASLEY, 1999). Außerdem kann die Kommunikation von den Kieferhöhlen zur Nasenhöhle durch Schleimhautschwellungen unterbrochen sein, so dass keine Sekretspur sichtbar ist (GERBER, 1997).

2.7 Radiologische Untersuchung der Backenzähne des Pferdes

2.7.1 Einsatz der Radiologie in der Pferdemedizin

In der Pferdeheilkunde, besonders im Bereich der distalen Gliedmaßen, ist die röntgenologische Untersuchung unentbehrlich geworden. Bei dieser photographischen Aufzeichnung wird das dreidimensionale Objekt zweidimensional dargestellt, wobei sogenannte Superpositionsbilder entstehen (NEUBERTH, 1993).

Am Schädel des Pferdes entstehen durch den Übergang von luftgefüllten Räumen zu mineralisiertem Knochen exzellente röntgenologische Kontraste, so dass kleine pathologische Veränderungen deutlich sichtbar sind (BAKER u. EASLEY, 1999).

Die radiologische Untersuchung liefert Informationen, die die klinische und endoskopische Untersuchung ergänzen oder vervollständigen, da Teile des Schädels, wie z.B. die Nasennebenhöhlen, für die direkte visuelle und manuelle Untersuchung nicht erreichbar sind (GIBBS u. HART, 1992).

In vielen Fällen liefert das Röntgen prognostische Hinweise bezüglich Art, Schweregrad und Ausdehnung der Erkrankung. Damit ermöglicht sie wesentliche Entscheidungen über das weitere therapeutische Vorgehen (PARK, 1993). Nach einer Untersuchung von BOULTON (1985) hat die Radiologie bei Erkrankungen der Nasengänge und Nasennebenhöhlen in 92%

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GIBBS u. LANE (1987) warnen jedoch davor eine Diagnose nur nach der Auswertung der Röntgenbilder zu stellen, unabhängig von den klinischen Symptomen und Ergebnissen weiterer Untersuchungen. Untersuchungen von DIK u. GUNSSER (1997) haben ergeben, dass es in fast der Hälfte aller Fälle einer Sinusitis als Folge einer Alveolitis nicht gelingt, den betroffenen Zahn röntgenologisch zu identifizieren.

Eine wichtige Aufgabe in der Radiologie ist die Anfertigung von Kontrollaufnahmen nach Operationen. Sie dienen der Feststellung, ob der Eingriff erfolgreich war, und so ein wiederholtes Ablegen des Pferdes vermieden werden kann (BAKER, 1971).

Die Interpretation der Röntgenaufnahmen wird durch die Komplexität der radiologischen Strukturen und die bilaterale Symmetrie des Kopfes erschwert. Sie verlangt daher geschultes Personal. Wichtig sind nach WYN-JONES (1985 b) und DIXON und COPELAND (1993) Kenntnisse der möglichen, normal-anatomischen Variationen und der radiologischen Anzeichen einer Erkrankung, sowie ein Basiswissen über den Verlauf einer Krankheit im Bereich des Kopfes.

2.7.2 Grundsätze zur Durchführung einer Röntgenuntersuchung am Kopf

Kenntnisse über die für die einzelnen Regionen des Kopfes erforderlichen, unterschiedlichen Aufnahmetechniken sind wichtig.

Nach PARK (1993) und BAKER und EASLEY (1999) ist es heutzutage auch mit transportablen, mobilen Röntgengeräten in der Praxis möglich, qualitativ hochwertige Aufnahmen vom Pferdekopf anzufertigen, da Nasennebenhöhlen und Weichteile eine geringe röntgenologische Dichte aufweisen und die Geräte einen hohen technischen Standard erreicht haben. Eine Allgemeinanästhesie des Pferdes, wie sie von BAKER (1971) für alle röntgenologischen Zahnaufnahmen gefordert wurde, ist heute nicht mehr nötig. Für besondere Aufnahmetechniken wird sie auch weiterhin empfohlen, da sie das Strahlungsrisiko für das Personal minimiert und Bewegungsunschärfen vermeidet (WYN-JONES, 1985 a).

Durch die unterschiedlichen, radiologischen Dichten und daraus resultierend verschiedenartige Aufnahmetechniken und Bestrahlungswerte, ist es nicht möglich vom gesamten Kopf des Pferdes nur eine Übersichtsaufnahme zu machen.

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GIBBS (1974) hat den Kopf daher in 4 Regionen eingeteilt:

1 – Premaxilla und rostrale Mandibel

2 – Angesicht mit Nasenhöhle, Nasennebenhöhlen und oberer Backenzahnreihe 3 – Mandibel und untere Backenzahnreihe

4 – kraniales Gewölbe mit Temporomandibulargelenk und vertikalem Mandibularast

Während der Untersuchung trägt das Pferd ein Strickhalfter, da Lederriemen und Metallschnallen röntgenologisch sichtbar sind und zu verwirrenden Artefakten führen. Aus gleichem Grund sind Schlamm, Salben oder ähnliches zu beseitigen (BAKER u. EASLEY, 1999).

Bei nervösen Tieren solle man sich die Erstellung der Röntgenbilder durch die Benutzung einer Nasenbremse oder durch eine Sedation erleichtern. Die Pferde werden dadurch gelassener, tolerieren die Manipulationen und Senken den Kopf. Eine Sedation minimiert außerdem das Problem der Bildunschärfe, die sonst durch Bewegungen des Pferdes nicht ausbleiben (GIBBS u. HART, 1992).

2.7.3 Nomenklatur der radiologischen Projektionen

Das American Committee of Veterinary Radiologists and Anatomists hat 1985 eine standardisierte Nomenklatur für radiologische Projektionen in der Veterinärmedizin erarbeitet. Entstanden ist eine anatomi sch korrekte, einfach verständliche und leicht übertragbare Kennzeichnung der Röntgenbilder (SMALLWOOD et al., 1985).

Die für die Projektionen verwendeten Begriffe entstammen der Nomenklatur der Nomina Anatomica Veterinaria (NAV).

Werden Abkürzungen benutzt, müssen sie ebenfalls diesen Bezeichnungen entsprechen:

Left (Le) – Right (Rt) Dorsal (D) – Ventral (V) Rostral (R) – Caudal (Cd) Oblique (O)

Bei der Beschreibung der Projektionsrichtung wird das Prinzip eingehalten, die Ein- und Austrittspunkte des Primärstrahls am Kopf zu benennen. Die ersten Buchstaben beschreiben

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den Punkt, wo die Röntgenstrahlen in den Körper eintreten. Durch einen Bindestrich werden sie von den Buchstaben getrennt, die den Austrittspunkt bezeichnen (LAVIN, 1999).

Verläuft der Zentralstrahl zu keiner der drei Hauptachsen parallel, sondern schräg durch den Körper, so wird der Begriff oblique (=schräg) und die Gradzahl des Eintrittwinkels hinzugefügt.

2.7.4 Verschiedene Röntgenprojektionen am Pferdekopf

Für die verschiedenen anatomischen Regionen des Kopfes sind unterschiedliche Projektionswinkel notwendig. Durch die schrägen Aufnahmen erreicht man je nach Winkel die selektive Darstellung bestimmter Bereiche.

Um die Anzahl der Aufnahmen möglichst gering zu halten, werden je nach klinischen und endoskopischen Befunden entsprechende Übersichtsaufnahmen der erkrankten Bereiche angefertigt. Zudem können, wenn nötig, weitere Bilder mit anderen Winkeln gemacht werden (LANE et al., 1987).

Die Oberkieferbackenzähne werden laterolateral und rechts bzw. links 60° dorsal – links bzw.

rechts ventral oblique (Rt bzw. Le60D-Le bzw. RtVO) und die Unterkieferbackenzähne laterolateral und rechts bzw. links 45° ventral – dorsal oblique (Rt bzw. Le45V-Le bzw.

RtDO) aufgenommen.

Im Falle einer Fistel im Unterkieferbereich ist es möglich, mit Hilfe einer dünnen Metallsonde den Verlauf und die Tiefe des Kanals im Röntgenbild darzustellen.

Zur Darstellung der Nasennebenhöhlen werden grundsätzlich die gleichen Aufnahmen wie für die Oberkieferbackenzähne gemacht. Zusätzlich ist eine ventrodorsale Aufnahme nötig. Dies ist nach WYN-JONES (1985 a) nur unter Allgemeinanästhesie möglich. MENDENHALL und CANTWELL (1988) halten eine Sedation des Pferdes für ausreichend. Die Röntgenkassette wird an der Unterseite des Kopfes an die ventralen Ränder der Mandibeläste und senkrecht zum Röntgenstrahl gehalten.

Für die seitlichen Aufnahmen wird der Zentralstrahl etwa 2,5 cm dorsal der Crista facialis und im rechten Winkel zur Kassette und zur Mittellinie des Kopfes ausgerichtet (BUTLER et al., 1996).

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2.7.4.1 Darstellbarkeit normalanatomischer und pathologischer Strukturen durch die verschiedenen Röntgenprojektionen

Die lateralen Röntgenbilder lassen Ausrichtung und Verdrängung von Zahnwurzeln und Kronen und Veränderung im Bereich der Nasennebenhöhlen erkennen. Flüssigkeitsspiegel in den Sinus paranasales lassen sich nur in der seitlichen Aufnahme am stehenden Pferd darstellen. Zur einfacheren Diagnostik sollte die Kassette dazu mit einem strahlendichten Lot aus Blei versehen werden (HENSCHEL, 1978).

Ein Nachteil der lateralen Röntgenbilder ist die Überlagerung von Strukturen, die das Erkennen von geringfügigen Veränderungen unmöglich macht. Außerdem verursacht die zum Teil sehr stark ausgeprägte Kaumuskulatur unterschiedlich starke Opazitäten im rostralen und kaudalen Kopfbereich.

Schräge Aufnahmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine Überlagerungen der Strukturen mit der kontralateralen Seite aufweisen. Die Darstellung der einzelnen Zahnreihen und der Nasennebenhöhlen ist sehr viel besser als bei den seitlichen Aufnahmen, und Veränderungen können genauer differenziert und lokalisiert werden. Die Kassette wird senkrecht zum Röntgenstrahl direkt an den Schädel gehalten (MENDENHALL u. CANTWELL, 1988;

PÖRSCHMANN, 1966). Der Grad des Einfallswinkels wird je nach altersbedingter Ausdehnung der Nasennebenhöhlen variiert. BAKER und EASLEY (1999) raten zur Anfertigung der schrägen Aufnahmen unter Allgemeinanästhesie.

Dorsoventrale Aufnahmen ermöglichen die Beurteilung des Nasenseptums, der Nasengänge und der lateralen Bereiche des Sinus maxillaris. Längsfrakturen im Bereich der Backenzähne werden sichtbar. Der Vergleich der Symmetrie von rechter und linker Schädelhälfte ist ohne Überlagerungen möglich.

Bei der Anfertigung der dorsoventralen Aufnahme ist darauf zu achten, daß der Kopf absolut gerade gehalten wird und nicht verkantet. Der Zentralstrahl wird auf die Mittellinie zwischen den beiden horizontalen Oberkieferästen etwa auf Höhe des M1 zentriert (BUTLER et al., 1996).

2.7.5 Beurteilung von Röntgenbildern

Die Beurteilung der Röntgenbilder erfordert, wie oben erwähnt, einen geübten Betrachter, um physiologisch-anatomische und pathologische Strukturen zu erkennen.

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Die Form des Zahns und das ihn umgebende Periodontium mit Lamina dura sind zu beurteilen. Geachtet wird vor allem auf Unregelmäßigkeiten und Verdickungen im Wurzelbereich. Die homogene interalveoläre Knochensubstanz wird auf lytische Zonen und Abszesse kontrolliert (KÜNZEL, 1984).

Bei jungen Pferden befindet sich im Unterkiefer um den Zahnwurzelbereich das ausgedehnte Zahnsäckchen, das zu einer Verdrängung der ventralen Mandibularkortex führt. Dieser Zustand darf nicht als pathologisch angesehen werden (WISSDORF et al., 1990).

Bei der Beurteilung der Nasennebenhöhlen ist auf ihre Ausdehnung, Verdichtungen und Flüssigkeitsspiegel zu achten. Die keineswegs konstante Lage des knöchernen Septums zwischen rostraler und kaudaler Kieferhöhle ist zu bestimmen (KÜNZEL, 1984).

Anatomisch wichtige Strukturen sind der Canalis infraorbitalis und der Ductus nasolacrimalis, die in enger Beziehung zu den Sinus maxillares stehen (KÜNZEL, 1984).

2.8 Computertomographische Untersuchung

2.8.1 Entwicklung der Computertomographie (CT) in der Humanmedizin Die erste Darstellung von überlagerungsfreien Schnittbildern in der Humanmedizin erfolgte im Jahr 1972 (SCHMIDT, 1999). Die Scan- und Rekonstruktionszeiten betrugen zu diesem Zeitpunkt ca. acht Minuten für jeden einzelnen Schnitt (ALEXANDER et al., 1985).

Anfangs galt die von Hounsfield entwickelte CT als Spezialverfahren in der Neuroradiologie und wurde nur im Schädelbereich eingesetzt (ALEXANDER et al., 1985). Bald darauf wurden auch erste Weichteilaufnahmen angefertigt.

Pathologische Veränderungen, wie Hämatome, Infarkte und Tumoren konnten nun ohne Kontrastmittel dargestellt werden, so dass die, mit einem hohen Risiko für den Patienten behaftete, Kontrastradiographie entfiel (PAXTON u. AMBROSE, 1974).

Die Begeisterung über diese neuen, diagnostischen Möglichkeiten und der allgemeine Fortschritt in der Computertechnik erklären die rasante Weiterentwicklung der CT. 1974 wurden die ersten Ganzkörpercomputertomographen mit einem Öffnungsdurchmesser von mehr als 50 cm vorgestellt. Die Aufnahmedauer ließ sich in der folgenden Zeit bis auf eine Sekunde verkürzen (SCHMIDT, 1999).

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Aktuelle Einsatzbereiche der CT in der Humanmedizin sind die computertomographische Angiographie, die CT des schlagenden Herzens mit EKG-Triggerung, die Perfusions-CT bei Hirninfarkten, die Operationsplanung auf der Basis von 3D-Rekonstruktionen und CT- gesteuerte interventionsradiologische Eingriffe (SCHWIERZ u. KIRCHGEORG, 1995).

2.8.2 Entwicklung der Computertomographie (CT) in der Veterinärmedizin

In der Veterinärmedizin war die Anwendung der CT anfangs auf Kleintiere und Primaten beschränkt. Es wurden Referenzaufnahmen des Hundegehirns erstellt und Tumoren diagnostiziert. 1984 die Washington State University die CT in die Pferdeheilkunde ein (BARBEE u. ALLEN, 1986). Bis zum heutigen Tag hat sie sich laut BARBEE (1996) als allgemein anerkanntes, routinetaugliches und zuverlässiges Diagnostikverfahren mit hohem Aussagewert etabliert.

Durch Abtastzeiten im Sekundenbereich, die Verringerung der Schichtdicken auf einen Millimeter und die verbesserte Auflösung durch eine größere Anzahl an Bildpunkten entstehen Bilder von hervorragender Qualität (BARBEE et al., 1987). Nach O´BRIEN und BILLER (1998) wird die CT in der Pferdemedizin vor allem zur Diagnostik von Zahn- und Sinuserkrankungen eingesetzt und ist nach TIETJE (1996) indiziert, wenn andere diagnostische Verfahren keine befriedigende Darstellung der Veränderungen ermöglichen.

2.8.3 Die Untersuchungseinheiten des Computertomographen

Der Computertomograph besteht aus drei Funktionseinheiten: einer Gantr y, einem Patientenlagerungstisch und einem Bedienpult mit Rechner, Tastatur und Monitor (LAUBENBERGER u. LAUBENBERGER, 1999).

Die Gantry hat in der Mitte eine Öffnung und ist in ihrer Horizontalachse kippbar. Sie bildet den Träger für Röntgenröhre und Detektorleiste, die einander gegenüber liegen. Diese Einheit ist in einem Winkel von 360° um den zu untersuchenden Körper drehbar.

Die Röhre besteht aus permanent rotierenden Anoden und ermöglicht eine starke Wärmeabführung. Die Detektorleiste stellt das Messelement für die Röntgenstrahlung dar und besteht entweder aus 700-1000 aufgereihten Xenon-Ionisationsdetektoren oder aus Kristalldetektoren (LAUBENBERGER u. LAUBENBERGER, 1999).

Referenzen

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