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5 DISKUSSION

5.1 DISKUSSION VON MATERIAL UND METHODE

5.1.1 Klinische Untersuchung 5.1.1.1 Vorbericht

Um ein aussagekräftiges Bild der Patienten und ihrer Erkrankungen zu erhalten, wird von den Besitzern ein möglichst genauer Vorbericht erhoben (MACDONALD, 1993). Im Verlaufe der Befragungen stellt sich jedoch heraus, dass diese Schilderungen häufig sehr ungenau sind, und die Dauer der Erkrankung immer zu kurz angegeben wird. Geringgradige Veränderungen bzw. Krankheitssymptome werden von den Besitzern nicht bemerkt, so dass der Zeitpunkt des Beginns der Backenzahnerkrankung selten bekannt ist. Die Angaben über den zeitlichen Rahmen sind somit kaum auswertbar. Beziehungen zwischen der Dauer der Erkrankung und den mikrobiologischen Ergebnissen bzw. der Dauer der Erkrankung und den klinischen Symptomen sind daher nicht aussagekräftig.

5.1.1.2 Klinischer Score

Die Symptome von Backenzahnerkrankungen beim Pferd sind zahlreich. Häufig äußern sie sich in Schwellungen am Ober- bzw. Unterkieferknochen, einseitigem Nasenausfluss und kariösem Geruch der Atemluft. Diese Befunde werden in der Literatur wiederholt beschrieben (EISENMENGER, 1959; BAKER, 1983; LANE, 1994; WINTZER u. KRAFT, 1997;

LOWDER, 1999). Nach eigenen Beobachtungen sind auch einseitig vergrößerte, schmerzhafte mandibuläre Lymphknoten ein sicheres Zeichen für diese Erkrankung; deshalb die Miteinbeziehung dieser Feststellungen in den Score. Die Gewichtung der Befunde wurde im Ergebnisprotokoll für die spezielle äußere Untersuchung übernommen, indem die oben erwähnten Symptome eine höhere mögliche Punktzahl und damit eine stärkere Wertung erhielten.

5.1.2 Röntgenologische Untersuchung

Im Gegensatz zu den Untersuchungen von RICHARDSON und LANE (1993), die für schräge und ventrodorsale röntgenologische Zahnaufnahmen die Vollnarkose des Pferdes fordern und das Pferd für die ventrodorsale Aufnahme extubieren, und WYN-JONES (1985 a), der 0°-Aufnahmen nur unter Allgemeinanästhesie durchführte, wurden die Pferde in der

nervösen oder unkooperativen Tieren genügte das Anlegen einer Oberlippenbremse oder eine Sedation. Bewegungsartefakte traten somit kaum auf. Es konnten durchgehend qualitativ hochwertige Aufnahmen angefertigt werden.

5.1.2.1 Digitale Luminiszenzradiographie -Anlage

Die verwendete digitale Luminiszenzradiographie-Anlage, das Philips Computed Radiography System, PCR AC3 (Fa. Philips Medizinsysteme, Hamburg), ermöglichte die Belichtung der Speicherfolien mit einem speziellen „Organprogramm“. Angepasst an die klinische Fragestellung wurde in der vorliegenden Studie ein programmiertes Bildverarbeitungsprogramm für die Zähne bzw. Nasennebenhöhlen des Pferdes verwendet.

Die Ergebnisse der Untersuchungen von BARTMANN et al. (1998), die durch eine gezielte digitale Nachbearbeitung der Bilder zu einer Reduktion der notwendigen Röntgenaufnahmen führten, konnten bestätigt werden. Die gute Detailerkennung im Bereich der Zahnwurzeln wurde nachgewiesen.

5.1.3 Computertomographische Untersuchung

Die computertomographische Untersuchung und die Zahnextraktion fanden immer in der gleichen Narkose statt. Die Gesamtliegedauer der Pferde betrug ca. 2½ Stunden, inklusive der ca. 30 minütigen CT. Bei den vorliegenden Untersuchungen zeigte keines der Pferde Probleme während oder nach der Anästhesie. Dennoch kann hier bei kompliziertem Operationsverlauf und damit einhergehender Verlängerung der Narkosezeit der limitierende Faktor für den Einsatz der CT liegen.

5.1.3.1 Lagerung der Pferde während der CT

Im Gegensatz zu den Versuchen von ZECHMEISTER (1998), der die computertomographische Untersuchung beim Pferd in Seitenlage beschrieben hat, wurde die CT der Patienten in der vorliegenden Studie ausnahmslos in Rückenlage durchgeführt.

Nachteile bezüglich des Narkose- und Aufstehverhaltens der Tiere gegenüber in Seitenlage befindlichen Patienten waren nicht zu beobachten. Vorteilhaft erwies sich eine bessere Fixation der Köpfe in einem Winkel von ca. 30° zwischen Facies externa der Ossa frontalia und der Platte. Eine weitere Überstreckung der Köpfe wurde vermieden, um Nervenschädigungen zu umgehen. Grundsätzlich erfordert die symmetrische Lagerung größte

Position des Kopfes zu verhindern. Wie von TIETJE (1996) und BRETTSCHNEIDER (2001) erwähnt, wird die vergleichende Betrachtung der kontralateralen Seiten des Schädels und die Beurteilung eines einseitig auftretenden Exsudatspiegels in den Nasenebenhöhlen durch eine symmetrische Lagerung erleichtert.

In der Arbeit von ZECHMEISTER (1998) konnten Pferde mit mehr als 180 kg Körpergewicht nicht mit in die Untersuchung einbezogen werden, da die entsprechende Lagerungsmöglichkeit fehlte. In der vorliegenden Studie gab es diese Einschränkung nicht.

Alle Pferde, unabhängig von Größe und Gewicht, wurden computertomographisch untersucht.

Der schwerste Patient wog 665 kg. Der gepolsterte OP-Tisch (Modell Telgte, Fa. Haiko, Finnland) ermöglichte, nach entsprechendem Umbau und Anpassung eines dafür gefertigten Kopfteiles, die problemlose Lagerung und Stabilisierung der Patienten in Rückenlage.

5.1.3.2 Schichtdicke für die computertomographische Untersuchung

Für die computertomographische Untersuchung von Zähnen und Nasennebenhöhlen wurde standardisiert eine Schichtdicke von 3 mm gewählt. Die von BARBEE et al. (1987) empfohlene Schichtdicke von 1 mm bietet zwar eine höhere Kontrastauflösung, erfordert jedoch für eine komplette Studie eine große Anzahl an Bildern. Die Dauer der Untersuchung und damit auch die Narkosezeit verlängert sich dadurch. Außerdem führen zu schmale Schichtdicken zu ungenauen Weichteildarstellungen am Pferdeschädel. Entsprechend der eigenen Untersuchungen ist die von BARBEE et al. (1987) gefordert Schichtdicke von 1 mm für die Diagnostik von Zahnerkrankungen nicht erforderlich.

5.1.4 Mikrobiologische Untersuchung 5.1.4.1 Probenentnahme und -transport

Für die Diagnostik von anaeroben Keimen ist es günstig, möglichst viel Probenmaterial zu gewinnen. KRASEMANN (1984) rät zur Aspiration von einigen Millilitern Material mit einer Spritze. Abstrichtupfer sind seiner Meinung nach bedeutend schlechter geeignet, da insgesamt weniger Material aufgenommen werden kann, welches bei den Manipulationen zusätzlich stark dem Luftsauerstoff ausgesetzt ist.

Für die vorliegenden Untersuchungen kamen dennoch Wattetupfer zur Anwendung, da meist nur geringe Eitermengen zur Verfügung standen. Besonders wichtig war, dass die Proben nicht mit Sputum verunreinigt wurden oder aus oberflächlichen Abszessen stammten, die mit

normaler Haut- oder Schleimhautflora kontaminiert sein könnten. Dadurch lassen sich falsch positive Untersuchungsergebnisse vermeiden (KRASEMANN, 1984).

Um optimale Bedingungen für die Bakterien zu schaffen, wurde das Untersuchungsmaterial nach der Entnahme zuerst in ein geeignetes anaerobes Medium verbracht und dann unverzüglich in das Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen der Tierärztlichen Hochschule Hannover transportiert.

5.1.5 Statistische Auswertung

Die vergleichende, statistische Auswertung der röntgenologischen und computertomographischen Befunde erfolgte anhand des Kappatests, der ein Maß für die Übereinstimmung der beiden Verfahren darstellt. Da es sich bei den untersuchten Pferden um Patienten der Klinik für Pferde handelte, konnten die Befunde der Zahnumgebung und der Nasennebenhöhlen pathologisch nicht überprüft werden. Die makroskopische Untersuchung der extrahierten Zähne bildete jedoch den „Goldstandard“ für die Richtigkeit dieser Befunde.

Falschpositive bzw. falschnegative Befunde in diesem Bereich wurden somit aufgedeckt.