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5 DISKUSSION

5.2 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

5.2.2 Klinische Untersuchungsergebnisse

5.2.2.4 Score-Ergebnisse der klinischen Untersuchung

Bei der Auswertung der Ergebnisse von spezieller äußerer und Maulhöhlenuntersuchung

Nr.3). Maximal waren 22 Punkte zu erreichen.

Ziel dieser Untersuchung in Verbindung mit dem Score war die Identifikation der erkrankten Kopfseite, wenn möglich sogar des erkrankten Zahnes. Eine maximale Eingrenzung des erkrankten Bereiches verringerte im Folgenden die Anzahl der nötigen Röntgenaufnahmen und konnte vor Durchführung einer computertomographischen Untersuchung eine gezielte Diagnose erlauben.

Bei Pferden mit vier oder mehr Punkten im klinischen Score, war die eindeutige Identifizierung der erkrankten Kopfseite möglich. Lag der Befund einer eiternden Knochenfistel vor, genügten sogar nur ein oder zwei Punkte, um die betroffene Seite sicher zu bestimmen (Pferde Nr. 1, 4, 5 und 6). Bei Pferd Nr. 5 wurde die Fistel während der Vorbehandlung künstlich angelegt. Ohne diesen Befund wäre die Identifikation der erkrankten Schädelseite klinisch nicht möglich gewesen. Eine geringe Punktzahl im Score reichte also aus, um die erkrankte Seite zu identifizieren. Auch BAKER (1983) bestätigt, dass bei Backenzahnerkrankungen des Pferdes oftmals nur ein pathologischer Prozess klinisch nachweisbar ist. Es dominieren die Befunde Unterkieferfistel, einseitiger Nasenausfluss und einseitig vergrößerte mandibuläre Lymphknoten.

Bei vier Patienten (Pferd Nr. 3, 7, 9 und 15) gelang anhand der klinischen Untersuchung das Herausfinden des erkrankten Zahnes (bzw. der erkrankten Zähne bei Pferd Nr. 15). Es handelte sich bei allen Pferden um Zähne des Oberkiefers. Sie wiesen partielle Kronenfrakturen, Verfärbungen der Zahnsubstanz bzw. tiefe Infundibula mit eingekautem Futter auf. Bei Pferd Nr. 15 waren die drei betroffenen Zähne locker. Die Gesamtpunktzahl der klinischen Untersuchungen lag bei den Patienten mit Erkennung des erkrankten Zahnes zwischen 7 und 14 Punkten. Aber auch das Erreichen von mehr als sieben Punkten gewährleistete nicht bei allen Pferden die Ortung des Krankheitsherdes.

5.2.3 Röntgenologische Untersuchungsergebnisse

Die konventionelle, röntgenologische Darstellung der Zähne gehört zu einer vollständigen Zahnuntersuchung, da viele Bereiche des Pferdeschädels visuell oder manuell nicht direkt zugänglich sind (BAKER u. EASLEY, 1999).

Während der eigenen Arbeit wurden von 21 Patienten röntgenologische Aufnahmen des Kopfes angefertigt. In der Literatur wird beschrieben, dass dieses bildgebende Verfahren

Zähne nur in 50% der Fälle korrekt erkannt wurden (GIBBS u. LANE, 1987). Jedoch im Gegensatz zu diesen Aussagen und der Veröffentlichung von DIXON (1997), bei dem die Identifikation des erkrankten Zahnes häufig unmöglich war, konnte diese in der eigenen Untersuchungsreihe bei 19 Pferden (90,5%) eindeutig erfolgen.

Die röntgenologische Darstellung der Zähne am Unterkiefer ist einfacher als am Oberkiefer, da letzterer vielfältigere anatomische Strukturen aufweist, die sich gegenseitig überlagern (GIBBS u. LANE, 1987). Übereinstimmend mit dieser Feststellung, handelte es sich bei den beiden röntgenologisch nicht identifizierbaren Zähnen in der eigenen Arbeit um Oberkieferbackenzähne. Pferd Nr. 5 hatte starke, diffuse Verdichtungen und einen Exsudatspiegel im Bereich der rechten kleinen Kieferhöhle. Auffällig waren sowohl der Zahnwurzelbereich von P4 als auch von M1. Eine sichere Bestimmung des erkrankten Zahnes war somit nicht möglich. Bei Pferd Nr. 13 kamen laut Röntgenaufnahmen ebenfalls zwei Zähne (P3 und P4 am linken Oberkiefer) als Krankheitsherde in Betracht. Der Patient fiel klinisch durch purulenten Nasenausfluss der entsprechenden Seite auf. Folglich ließ sich die Beteiligung des vierten Praemolaren vermutet. Zusätzlich konnte eine Wurzelfraktur des dritten Praemolaren nicht ausgeschlossen werden.

Bei den 19 verbleibenden Patienten gab es keine diagnostischen Schwierigkeiten, den erkrankten Zahn zu identifizieren. Die digitale Lumineszenzradiographie lieferte hier entscheidende Vorteile gegenüber der herkömmlichen konventionellen Methode. Die Nachbearbeitung der Aufnahmen am Bildschirm bezüglich Helligkeit und Kontrast, sowie die Vergrößerung interessanter Bereiche erleichterte die Auswertung.

Die röntgenologischen Befunde wurden in die Bereiche Zahn, Zahnumgebung und Nasennebenhöhlen samt umliegender Strukturen, wie z.B. Orbita und Tränennasenkanal, unterteilt.

Eine Kontrolle der röntgenologischen Befunderhebung am Zahn brachte die makroskopische Untersuchung des ausstempelten Zahnes. Eine Lyse im Zahnwurzelbereich bzw. der Verlust der Zahnwurzelkontur zeigte sich röntgenologisch durch abgerundete, z.T. diffus verdichtete oder deformierte Wurzelspitzen, umgeben von einem aufgehellten Hof und von einer Sklerosierungszone des Knochens begrenzt. Diese Veränderungen werden als „Halos“

bezeichnet (LANE, 1994). Die überlagerungsfreie Darstellung der Zahnwurzeln erfolgte problemlos anhand schräger Aufnahmen. Der Befund Wurzellyse wurde röntgenologisch zu 80 % richtig diagnostiziert.

Frakturen des Zahns konnten durch die gute Kontur- und Strukturauflösung der Radiographie

in fünf Fällen diagnostiziert und auch makroskopisch nachgewiesen werden. Vor allem die dorsoventrale Aufnahmetechnik lieferte hier wertvolle Hinweise, die eine sichere Diagnose erlaubten.

Kavernen im Zahn konnten röntgenologisch nie sicher diagnostiziert werden, da sich Zahnsubstanz und Hohlraum in laterolateralen und schrägen Aufnahmen immer überlagerten.

In dorsoventralen Aufnahmen ließen sich teilweise luftgefüllte Hohlräume nachweisen.

Im benachbarten Gewebe infizierter Zahnwurzeln wurden isolierte, runde Fragmente aus mineralisiertem Gewebe, als Zementablagerungen bezeichnet, festgestellt (BAKER u.

EASLEY, 1999). Dieser Befund ergab sich röntgenologisch auch in der vorliegenden Arbeit bei sieben Pferden. Ihre anatomische Lage und Ausdehnung war anhand der normalen Standardaufnahmen sicher festzustellen. Für einen Operationserfolg sind ihr Nachweis oder Ausschluss entscheidend, da solche isolierten Fragmente trotz der Entfernung des gesamten erkrankten Zahnes zu Fisteln und Wundheilungsstörungen führen.

Schleimhauthypertrophien im Bereich der Nasennebenhöhlen lassen sich röntgenologisch nicht nachweisen. Diese Veränderungen sind Begleiterscheinungen von entzündlichen Reaktionen, die vom reaktiven Knochen und häufig auch von Exsudatspiegeln überlagert sind. Röntgenbilder machten nur diffuse Verdichtungen der Sinus sichtbar.

Bei hochgradig erkrankten Pferden mit stark gefüllten Nasennebenhöhlen wurde in der dorsoventralen Aufnahme teilweise eine Deviation des Nasenseptums beobachtet.

Pathologisch-anatomische Veränderung im Bereich der Backenzähne lassen sich im Röntgenbild darstellen und hinreichend diagnostizieren.

5.2.4 Computertomographische Untersuchungsergebnisse

Die CT liefert genauere Bilder von pathologischen Veränderungen am Zahn als die röntgenologische Darstellung (BAKER u. EASLEY, 1999). Diese Aussage bekräftigen auch die eigenen Untersuchungsergebnisse. Die computertomographische Untersuchung ermöglichte in allen 22 Fällen eine sichere Diagnose der erkrankten Zähne.

Die überlagerungsfreie Darstellung von Weichteilen und Knochen stellt den wesentlichen Vorteil dieses Verfahrens dar (TIETJE, 1996).

Dennoch widerlegte in den eigenen Untersuchungen eine makroskopische Zahnuntersuchung den computertomographisch erstellten Befund einer Zahnfraktur in zwei Fällen (Pferd Nr. 7

Konturauflösung des Computertomographen. SINSBECK (1997) hatte bei der computertomographischen Darstellung von Gleichbeinen ähnliche Probleme im Bereich von Kontur- und Strukturveränderungen, die nur bedingt erkennbar und schwer zu beurteilen waren. Wurde eine Fraktur jedoch richtig diagnostiziert, konnte ihr Verlauf exakt verfolgt werden. Diesen Vorteil konnte man sich auch zunutze machen, um den genauen Verlauf von Zahnwurzel und Alveole zu bestimmen.

Lysen im Bereich der Zahnwurzel zeigten sich im computertomographischen Bild durch rauhe, unruhige Konturen unterschiedlicher Dichte. Ein Alveolendefekt, wie er bei 20 von 22 Patienten diagnostiziert wurde, konnte durch die lückenlose Schnittfolge exakt lokalisiert werden.

Die Anfertigung von Schnittbildern und die hohe Kontrastauflösung des CT ermöglichten auch den Nachweis von endodontischen Kavernen und Lufteinschlüssen im Bereich der Zahnpulpa. In der überlagerungsfreien Abbildung stellten sich diese Bereiche als schwarze Ausbuchtungen dar.

Die hohe Sensibilität des CT bei der Unterscheidung von Geweben verschiedener Dichte (BARBEE et al., 1987) ermöglichte durch kontrastreiche Bilder bei 13 von 18 Pferden (72,2%) mit Erkrankungen im Bereich der Oberkieferbackenzähne Schleimhauthypertrophien in den Nasennebenhöhlen nachzuweisen. Diese Veränderungen füllten häufig große Teile des Sinus aus. Für die Erkenntnis des erkrankten Zahnes sind sie aber zweitrangig, da sie sich nicht auf den primär erkrankten Bereich beschränken. Sie stellen vielmehr eine zusätzliche Information dar.

Isolierte Verschattungen über der Zahnwurzel bildeten sich aufgrund der lückenlosen Schnittfolge immer ab, sollten jedoch nicht mit normalanatomischen knöchernen Strukturen verwechselt werden, die sich im ersten Schnitt ähnlich darstellen.

5.2.5 Ergebnisse der vergleichenden Betrachtung von CT- und Röntgenbildern

Die computertomographische Untersuchung wird inzwischen routinemäßig in der Pferdeheilkunde eingesetzt (BARBEE, 1996). Ihre diagnostische Relevanz wurde bis heute jedoch nur unzureichend geprüft. Sicher ist, dass die CT andere diagnostische Verfahren nicht ersetzen, sondern nur sinnvoll ergänzen kann. Die Indikation für ihren Einsatz muss immer gewissenhaft geprüft werden (TIETJE, 1996).

Vergleichende Untersuchungen von Röntgen und CT zur Diagnostik von Otitis media beim

Hund haben ergeben, dass die CT sensitiver als die konventionelle Röntgentechnik ist. Als Routinewerkzeug ist die CT nicht geeignet und sollte daher nur eingesetzt werden, wenn negative Röntgenergebnisse mit den klinischen Symptomen nicht übereinstimmen (LOVE et al., 1995).

Die eigenen Untersuchungen haben sehr unterschiedliche Ergebnisse beim Vergleich der Befunde von Röntgen und CT ergeben.

Keine Übereinstimmungen lagen beim röntgenologisch-computertomographischen Vergleich der Befunde ‘Schleimhauthypertrophie in den Nasennebenhöhlen’ und ‘Sklerose um die Zahnwurzel’ vor. Da es sich bei einer Schleimhautschwellung um eine Veränderung im Weichteilbereich handelt, ist sie röntgenologisch nur unbefriedigend darstellbar. Die CT bietet dagegen eine überlagerungsfreie und sehr kontrastreiche Darstellung von Knochen und Weichteilen (TIETJE, 1996). Die fehlende Übereinstimmung in diesem Bereich ist daher zu erwarten gewesen.

Sklerosen im Bereich der erkrankten Zahnwurzeln ließen sich computertomographisch bei allen Patienten, außer Pferd Nr.1, nachweisen. Röntgenologisch blieben es bei sieben Pferden nur Verdachtsdiagnosen. Diese diagnostischen Unstimmigkeiten sind vorallem mit den Überlagerungen der Strukturen und der unbefriedigenden Kontrastauflösung der Radiographie zu erklären (TIETJE, 1996).

Schwache Übereinstimmungen ergab der röntgenologisch-computertomographische Vergleich der Befunde ‘Wurzellyse bzw. Verlust der Wurzelkontur’, ‘endodontische Kavernenbildung’, ‘perialveoläre Lyse des Knochens’, ‘Alveolendefekt’, ‘Exsudatspiegel in den Nasennebenhöhlen’ und ‘sekundäre Beeinträchtigung umliegender Strukturen’.

Die Aussagekraft des Kappawertes für den Befund ‘Wurzellyse bzw. Verlust der Wurzelkontur’ darf aufgrund der makroskopischen Kontrolle am extrahierten Zahn nicht zu hoch bewertet werden. Folglich ist festzustellen, dass teilweise sowohl röntgenologisch, als auch computertomographisch falschpositive Befunde bzw. Befundverdachte erhoben wurden.

Die diagnostische Schwierigkeit lag vermutlich in der engen Nachbarschaft von sklerotischen und lytischen Bereichen. Dieselbe Ursache scheint der röntgenologisch-computertomographischen Diskrepanz des Befundes ‘perialveoläre Lyse des Knochens’

zugrunde zu liegen. Die Verifizierung durch eine pathologische Untersuchung konnte verständlicherweise nicht stattfinden.

Die lediglich schwache Übereinstimmung des Befundes ‘endodontische Kavernenbildung’

laterolateralen, als auch in der schrägen Aufnahme überlagern. Somit entfiel röntgenologisch, im Gegensatz zur CT, eine Befunderstellung.

Überlagerungsphänomene stellten auch bei der röntgenologischen Beurteilung von Alveolendefekten das Hauptproblem dar. Häufig konnte nur ein Verdacht geäußert werden, der in der überlagerungsfreien Darstellung der CT bestätigt werden konnte.

Exsudatspiegel in den Nasennebenhöhlen können ein Zeichen für sekundäre Sinuserkrankungen sein (BAKER u. EASLEY, 1999). Dies konnte in den eigenen Untersuchungen bestätigt werden. Ein Problem bestand jedoch darin, dass röntgenologische und computertomographische Untersuchung meist in zwei- bis dreitägigem Abstand stattfanden. Einige Pferde fielen klinisch jedoch nur phasenweise durch einseitigen Nasenausfluss auf, so dass dieses Merkmal bei drei Pferden zwar röntgenologisch sichtbar wurde, bei den computertomographischen Aufnahmen jedoch keine Flüssigkeit in den Sinus erkennbar war. Daraus ist die nur schwache Übereinstimmung des Befundes ‘Exsudatspiegel in den Nasennebenhöhlen’ zu folgern.

Die Beurteilung sekundärer Beeinträchtigungen umliegender Strukturen, wie z.B. des Tränennasenkanales, war röntgenologisch nicht möglich. Die deformierte Orbita bei Pferd Nr.

16 wurde jedoch diagnostiziert. KELLER und WATZKE (2000) nennen Zahnwurzelentzündungen als häufige Ursache für Obstruktion und nachfolgende Infektion des Ductus lacrimalis. Diffuse Verdichtungen über den erkrankten Zähnen verhinderten eine röntgenologische Beurteilung des Kanals in diesem Bereich. Im computertomographischen Schnittbild dagegen erhält man Einblick in sein Lumen und kann Verengungen ohne Probleme als solche erkennen.

Eine deutliche Übereinstimmung brachten röntgenologisch-computertomographische Vergleiche des Befundes ‘Zahnfraktur’. Starke Sklerosierungen um die Zahnwurzel ließen röntgenologisch bei fünf Pferden nur den Verdacht einer Fraktur zu. Dagegen stellten sich Zahnlängsfrakturen und partielle Kronenfrakturen im Röntgenbild dar. Als optimale Projektion hat sich hier die dorsoventrale Aufnahmerichtung erwiesen. Auch partielle Kronenfrakturen, die bei der Maulhöhlenuntersuchung sichtbar sind, müssen immer röntgenologisch kontrolliert werden, um eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen (BAKER u. EASLEY, 1999).

Auch die Befunde ‘isolierte Konkremente‘ und ‘diffuse Verdichtungen im Bereich der Nasennebenhöhlen’ stimmten beim röntgenologisch-computertomographischen Vergleich überein. Exzellente röntgenologische Kontraste ermöglichen es, selbst kleine pathologische

Veränderungen sichtbar zu machen (BAKER u. EASLEY, 1999). Lokalisation und Ausmaß von Konkrementen konnten allerdings nur durch die computertomographische Untersuchung exakt bestimmt werden, was für die gezielte operative Entfernung sehr hilfreich war.

Diffuse Verdichtungen im Bereich der erkrankten Zähne des Oberkiefers sind ein wesentlicher Befund. Sie sind ein Zeichen für schnell fortschreitende Veränderungen, die mit einer Ostitis des benachbarten Knochens einhergehen (BAKER u. EASLEY, 1999).

Eine fast vollständige Übereinstimmung ergaben die röntgenologisch-computertomographischen Vergleiche der Befunde ‘fehlender Zahn’, ‘deformiertes Nasenseptum’ und ‘Diastase’. Hier handelte es sich um sehr eindeutige Veränderungen, die weder durch Überlagerungen, noch durch zu geringe Kontrastauflösung der röntgenologischen Technik verschleiert wurden.

Beim statistischen Vergleich aller röntgenologischen und computertomographischen Untersuchungsbefunde jedes einzelnen Pferdes (Kappa-Test) fiel die starke bzw. fast vollständige Übereinstimmung der Ergebnisse bei Erkrankungen der Unterkieferbackenzähne auf. Dieses Ergebnis erklärt sich durch die übersichtliche ana tomische Situation am Unterkiefer. Die luftgefüllten Hohlräume und schleimhautüberzogenen Knochenlamellen am Oberkiefer führen zu Überlagerungsartefakten, die die röntgenologische Darstellung erschweren (GIBBS u. LANE, 1987). Eine detailgenauere Beurteilung des Krankheitsprozesses im Unterkiefer lassen wiederum nur CT-Bilder zu.

In der Mehrzahl der Fälle (n=15) wiesen die Pferde mindestens eine deutliche Übereinstimmung der Befunde auf, grund genug für eine hinreichende radiologische Diagnostik dieser Patienten. Bei den restlichen sechs Pferden war die Übereinstimmung von röntgenologischer und computertomographischer Untersuchung nur schwach ausgeprägt. Das ist jedoch nicht zwingend auf falsche röntgenologische Ergebnisse zurückzuführen, bestätigt durch die makroskopische Untersuchung der extrahierten Zähne.

Im Bereich der Nasennebenhöhlen ließ sich statistisch lediglich eine schwache Übereinstimmung der beiden diagnostischen Verfahren feststellen. Dieses Ergebnis wurde vor allem durch die geringen Kappa-Werte der Befunde ‘sekundäre Beeinträchtigung umliegender Strukturen’ und ‘Schleimhauthypertrophie in den Nasennebenhöhlen’ beeinflusst. Hierbei handelt es sich jedoch nur um zusätzliche Informationen und nicht um, für die diagnostische Untersuchung wesentliche, primäre Veränderungen am erkrankten Zahn. Die Identifikation des zu extrahierenden Zahnes konnte röntgenologisch erfolgen.

Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die CT genauere und weiterführendere Informationen von pathologischen Veränderungen liefert (BAKER u. EASLEY, 1999).

Konturveränderungen, wie z. B. Frakturen, Auftreibungen und Zubildungen, können bei symmetrischer Lagerung durch den direkten Vergleich mit der gesunden kontralateralen Seite sofort diagnostiziert werden.

Ein wesentlicher Vorteil der CT liegt in der Möglichkeit die Radiodensität unterschiedlicher Gewebearten zu messen. Für jeden beliebigen Punkt bzw. jede beliebige Fläche ist die relative Röntgendichte in HE errechenbar. Das ermöglicht z. B. bei flüssigkeitsgefüllten Nasennebenhöhlen ein Unterscheiden zwischen Blut und Eiter.

In der Literatur wird die Verlängerung der Narkosedauer als limitierender Faktor genannt (GARDELLE et al., 1999). Bei den eigenen Untersuchungen dauerte die CT inklusive Umlagerung des Patienten für den operativen Eingriff maximal 30 Minuten, wodurch die Gesamtliegezeit 2½ Stunden nicht überschritten hat. Dieser zeitliche Mehraufwand stellte somit kein Problem dar.

In den dieser Arbeit zugrunde liegenden Untersuchungen an 22 Pferden konnte der erkrankte Zahn bei zwei Patienten nicht durch klinische und röntgenologische Untersuchungen identifiziert werden. In diesen Fällen ist die CT trotz ihres untersuchungstechnischen Aufwandes angezeigt (BAKER u. EASLEY, 1999). Hier liefert sie die Möglichkeit einer sicheren Diagnose, die auch im Ausschluss der röntgenologischen Verdachtsdiagnose liegen kann.

Die Radiographie ist nach wie vor unter den bildgebenden Verfahren das Mittel der ersten Wahl im Bereich der Zahnerkrankungen des Pferdes (BARTMANN, 1999; BAKER u.

EASLEY, 1999). Das machen auch die vorliegenden eigenen Untersuchungen deutlich. Die Durchführung einer systematischen Untersuchung inklusive standardisierter Röntgenprojektionen und digitaler Röntgentechnik haben zu einer verbesserten Qualität der Röntgenbilder geführt. Eine Sensitivität von maximal 50 % identifizierten Zähnen und die dreidimensionale Zuordnung bei dentalen Erkrankungen (GIBBS u. LANE, 1987) kann inzwischen bei weitem übertroffen werden.

In jedem Fall ist die Anwendung der CT besonders bei diagnostischen Unklarheiten und zur Darstellung postoperativ einsetzender Komplikationen indiziert. Im Bereich der Pferdeheilkunde wird ihre Anwendung, bedingt durch erhebliche Anschaffungs- und Folgekosten, ausgewählte Indikationsbereiche und hohen Personalaufwand, auf bestimmte Kliniken beschränkt bleiben. Diagnostisch ist die CT des Pferdekopfes eine der Radiologie

überlegene präzise und hochauflösende Darstellungsmöglichkeit von Knochen, Zähnen und Weichteilen. Sie bietet Möglichkeiten, die weit über die Aussagefähigkeit von Röntgenaufnahmen hinausgehen. Eine weitgehende Aufklärung über die Art der Zahnerkrankung ist möglich. Darüber hinaus erhält der Untersucher durch die CT Hinweise auf reaktive Veränderungen in der Umgebung des Krankheitsherdes, wie z. B.

Schleimhauthypertrophien.

Der Einsatz der CT zur Diagnostik und Lokalisation von Neoplasien und isolierten Konkrementen im Bereich des Zahnes und der Nasennebenhöhlen ist sehr vorteilhaft. Darüber hinaus können auch sekundäre, in Folge einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhle auftretende Veränderungen wie Periostitiden oder Conchennekrosen sicher erkannt werden.

Auf nichtinvasivem Weg ist mit dem Computertomographen eine sehr genaue Abbildung pathologischer Veränderungen möglich, so dass sich präoperativ sowohl der optimale Zugang als auch die optimale Operationstechnik bestimmen läßt. Dies ermöglicht eine weitestgehende Schonung der hochsensiblen Strukturen am Kopf des Pferdes. Entsprechend ist die prognostische Beurteilung für den Operationserfolg und den Heilungsablauf durch die computertomographische Untersuchung wesentlich verbessert.

5.2.6 Mikrobiologische Untersuchungsergebnisse

Bei der mikrobiologischen Untersuchung von Tupferproben, während der operativen Zahnextraktion aus veränderten Bereichen gewonnen, konnten bei 20 Pferden bakterielle Infektionserreger in Mischkultur festgestellt werden. Von den zwei weiteren Patienten ließ sich bei einem nur eine (Pferd Nr. 20), beim anderen keine Keimgattung (Pferd Nr. 7) isolieren.

Aus dem Abstrich von Pferd Nr. 20 wurden lediglich Keime der Gattung Actinobacillus isoliert. Der einseitige Nasenausfluss dieses Patienten war nicht kariös-übelriechend, womit ein deutliches Indiz auf das Vorliegen obligater Anaerobier fehlte.

Auch die Tupferprobe von Pferd Nr. 5 enthielt keine Anaerobier. Während der Vorbehandlung wurde diesem Patienten der Sinus maxillaris caudalis eröffnet. Die Vermehrung von Anaerobiern basiert auf reduzierter Sauerstoffspannung und niedrigem Redoxpotential (KRASEMANN, 1984). Diese Bedingungen waren hier, durch die dauerhafte Verbindung zur Außenluft, nicht gegeben. Somit ist das Fehlen von Anaerobiern im

Aus der Probe von Pferd Nr. 19 wurden nur obligate Anaerobier isoliert. Bei diesem ca. 4 jährigen Patienten haben reitende Milchkappen zu einer Quetschung des Gewebes im Wurzelbereich des P2 geführt. Die dort geschädigte Blutgefäßversorgung hat günstige Bedingungen für das Anaerobierwachstum geschaffen.

Die mikrobiologischen Untersuchung der übrigen 15 Pferde ergab jeweils eine Mischflora aus anaeroben und aeroben Keimen isoliert. In der Humanmedizin haben dentogene Infektionen häufig eine polybakterielle Ätiologie (PAPE et al., 1984; WERNER, 1985). Anaerob-aerobe Mischinfektionen weisen eine interdependente, synergistische Pathogenese auf (KRASEMANN, 1984). Die für das Anaerobierwachstum benötigten Bedingungen entstehen durch den Metabolismus anderer Keime oder durch reduzierende Substanzen, die ihrerseits bei Gewebezerfall entstehen (KRASEMANN, 1984). In Untersuchungen periodontaler Erkrankungen beim Hund wurden die aeroben Keime als wesentliche Bestandteile für die Entwicklung der Erkrankung angesehen. Sie schaffen die chemischen und physikalischen Bedingungen für das Wachstum der Anaerobier (HENNET u. HARVEY, 1991 a). Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen decken sich mit den Ergebnissen aus Human- und Kleintiermedizin.

Aus dem gesamten Probenmaterial ließen sich 107 Bakterienstämme aus 27 verschiedenen Gattungen isolieren. Es dominierten die Gattungen Streptococcus mit 18, Prevotella mit 15, Fusobacterium mit 14 und Actinobacillus mit 11 Isolaten.

Streptokokken gehören, wie auch die anderen drei Gattungen, zur Normalflora der respiratorischen Schleimhäute der Equiden. Eine klinische Manifestation der Streptokokken bedarf einer Herabsetzung der Schleimhautabwehr (SELBITZ, 1992). Schäden der Schleimhäute können schon durch ein geringgradiges Kantengebiß hervorgerufen werden.

Die entstandenen Ulzerationen bilden eine mögliche Eintrittspforte für Bakterien. Bei Pferden mit Erkrankungen im Bereich der Nasennebenhöhlen wurden in 8 von 9 Proben, die während einer Sinusendoskopie entnommen wurden, Streptokokken isoliert (RUGGLES et al., 1993).

Im Verlauf der eigenen Untersuc hungen enthielten bei vier Pferden die Zahntupfern Sc. equi subsp. zooepidemicus, bekannt als Eitererreger (BISPING u. AMTSBERG, 1988). Zwei der Pferde mit einem ein hochgradigen Gehalt dieser Spezies zeigten klinisch eine purulente Unterkieferfistel auf.

Bakterien der Gattung Prevotella wurden von BAILEY und LOVE (1991) sowohl aus der

Maulhöhle des gesunden Pferdes, als auch bei Pferden mit Erkrankungen des Respirationstraktes und paraoralen Infektionen isoliert.

Fusobakterien werden im Synergismus mit anderen Mikroorganismen als Krankheitserreger

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