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2 LITERATUR

2.4 WICHTIGE ZAHNERKRANKUNGEN DES PFERDES

2.4.2 Periodontische Zahnerkrankungen

2.4.2.1 Vorkommen von periodontischen Zahnerkrankungen

Bei periodontischen Zahnerkrankungen handelt es sich laut EISENMENGER (1959) um Veränderungen des Zahnhalteapparates, wobei Alveolarperiost und / oder Gingiva entzündet sind.

JENNINGS (1984) und EASLEY (1996) beschreiben sie als die häufigste Erkrankung des equinen Gebisses. An der Wiener veterinärmedizinischen Fakultät wurde sie laut EISENMENGER (1959) bei 1% der gesamten stationären Patienten diagnostiziert. In Berlin und Leipzig waren es sogar 5%. Nach WINTZER und KRAFT (1997) werden periodontische Erkrankungen heutzutage nicht mehr so häufig beobachtet wie früher, da die Pferdepopulation im Durchschnitt jünger geworden ist.

Die periodontische Zahnerkrankung kommt nur an den Backenzähnen vor. WINTZER und KRAFT (1997) haben herausgefunden, dass die Unterkieferzähne 2½ mal häufiger befallen werden als die Zähne des Oberkiefers.

Betroffen sind junge Pferde im Alter von zwei bis fünf Jahren, bei denen, Untersuchungen zufolge, 40% der Tiere periodontische Veränderungen aufweisen. Bei älteren Pferden (> 15 Jahre) sind es sogar 60%.

Auch der Schweregrad der Veränderungen nimmt im Alter laut LOWDER (1999) signifikant zu. Bei jungen Pferden scheinen frühreife Rassen, wie Traber und Vollblüter, prädisponiert.

Sie erkranken meist beidseits (BAKER, 1983).

Die Zähne in der Mitte des Zahnbogens sind am häufigsten betroffen, besonders der erste Molare (M1); vermutlich deshalb, weil er am frühesten und intensivsten der mechanischen Belastung und dem Abrieb aus gesetzt ist (LOWDER, 1999).

2.4.2.2 Ursachen für periodontische Zahnerkrankungen

Vielfältige Ursachen, wie z.B. genetische Disposition, unphysiologische Haltung und Fütterung, Allgemeinerkrankung und Störung des Mineralstoffwechsels, werden diskutiert.

Nach DIXON et al. (2000 a) sind Pferde, die viel Kraftfutter und wenig Heu zu fressen bekommen, prädisponiert für periodontale Veränderungen, da sie einen geringeren Zahnabrieb aufweisen.

Bei jungen Pferden führen Störungen im Zahnwechsel und Gebissfehler, wie Polydontie und Oligodontie, zu Verletzungen des Zahnfleisches mit nachfolgender Gingivitis und Alveolarperiostitis. Hauptursache ist hier vor allem die Retention der Milchzähne.

Bei älteren Pferden liegen die primären Ursachen in ungleichmäßiger Abnutzung der Okklusionsflächen und in Zahnfrakturen oder anderen pathologischen Zahnveränderungen, wie z.B. Exsuperantia und Diastema dentis (DIXON et al., 2000 a).

Die beim normalen Kauvorgang erzeugten Scherkräfte sind wichtig für ein gesundes Peridontium. Durch fe hlerhafte Zahnstellungen, verursacht durch Richtungsänderung des Kaudrucks, entstehen weitere Gebissfehler, die ihrerseits Ulzerationen und Degenerationen der Gingiva verursachen (EASLEY, 1996).

Sekundäre Alveolarperiostiden können die Folge von Traumen oder seniler Atrophie des Zahnhalteapparates sein.

Nach BAKER (1999 a) kann eine primäre Ursache für die Periodontitis in den meisten Fällen nicht eindeutig benannt werden, da es sich um ein multifaktorielles Geschehen handelt.

2.4.2.3 Verlauf der periodontische n Zahnerkrankungen

Nach Erläuterungen von WINTZER u. KRAFT (1997) beginnt die Zahnfachentzündung in

meist am bukkalen, seltener am lingualen Rand vom Zahn und wird zurückgedrängt. Die Gingiva ist ödematös und hyperämisch. In der entstandenen Zahnfleischtasche keilen sich Futterpartikel ein, und die Zerstörung des Gewebes setzt sich durch bakterielle Besiedlung in der Tiefe fort. Es bildet sich eine chronische Alveolarperiostitis.

Nur selten beginnt die Zahnfachentzündung als Folge einer Pulpitis von der Wurzelspitze aus.

Aufgrund der bakteriellen Besiedlung lockert sich laut BAKER (1983) der betreffende Zahn durch Einschmelzung der faserigen Haltevorrichtung und Nekrosen der Alveolarwand.

Nach Beobachtungen von UHLINGER (1990) verliert das Pferd nur in sehr seltenen Fällen den Zahn, da er in der engen Zahnreihe fest verankert ist. Als Reaktion kommt es jedoch zu vermehrter Zementbildung (Hyperzementose) und einer Apposition von periostalem Knochengewebe. Dennoch kann der Durchbruch von Eiter meist nicht verhindert werden, der dann Fistelbildungen am Unterkiefer bzw. Sinusitiden am Oberkiefer bewirkt. Eine weitere Folge peridontaler Erkrankungen kann nach GAYLE et al. (1999) die Ausbildung eines periapikalen Zahnabszesses sein.

Nach BECKER (1962) wird die Erkrankung nach Schweregraden in 4 Kategorien unterteilt:

1 - Lokale Gingivitis mit Hyperämie und Oedem

2 - Erosionen mit einem Ausmaß von 5mm am Zahnfleischrand und Zahnfleischtaschen

3 - Periodontitis mit Verlust des Zahnfleisches

4 - ausgedehnte Zahnfleischtaschen und Lyse des Alveolarknochens

2.4.2.4 Symptome und Therapie der periodontischen Zahnerkrankung

Die klinischen Symptome der Erkrankung treten nach MUELLER (1991) häufig erst in einem späten Stadium auf.

Erkrankte Pferde fallen dem Betrachter dann durch vermehrte Salivation und Kaustörungen auf. Die Massetermuskulatur kann geschwollen sein. LANE (1994) beschreibt, dass die Tiere langsamer fressen und aus Heu sogenannte Wickel kauen, die ihnen wieder aus dem Maul fallen, während sie Gras und anderes Futter ohne ersichtliche Probleme fressen können.

„Wickelkauen“ fällt nach DIXON et al. (2000 a) bei 70% der Pferde mit fehlerhaftem Zahnabrieb auf. Begründet ist diese Tatsache in Weichteilverletzungen im Maul, die

Schmerzen verursachen. Annähernd 73% der wickelkauenden Pferde zeigen periodontale Veränderungen.

Außerdem werden Foetor ex ore und geschwollene, schmerzhafte und verhärtete Kehlgangslymphknoten beschrieben (LANE, 1994).

Bei der Maulhöhlenuntersuchung fällt häufig gerötetes, wulstig verdicktes Zahnfleisch auf, dass sich vom Zahn löst und tiefe Taschen bildet, die mit Futter gefüllt sind. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Abmagerung und Konditionsverlust des Pferdes, sowie zu Deformationen des Angesichtsschädels oder Auftreibungen und Fistelbildungen am Unterkiefer.

Bei peridontalen Erkrankungen mit Beteiligung der Nasennebenhöhlen zeigt sich im Röntgenbild häufig ein Flüssigkeitsspiegel in den Sinus (JENNINGS, 1984).

Als Therapie wird bei einer Zahnfachentzündung sehr häufig die Extraktion bzw. Expulsion des betroffenen Zahns empfohlen.

In aussichtslosen Fällen kann die Euthanasie des Pferdes die einzige Lösung sein, da die Alveolarperiostitis oft spät erkannt wird und schon über Monate oder Jahre besteht (DIXON et al., 2000 a).

2.4.3 Knöcherne Umfangsvermehrungen am Margo ventralis mandibulae des