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4 ERGEBNISSE

4.2 HAUPTVERSUCH

4.2.10 Infektionserreger im klinischen Untersuchungsmaterial

4.2.10.3 Gramnegative Anaerobier im klinischen Untersuchungsmaterial

Aus den 29 Tupferproben konnten insgesamt 38 obligat anaerobe, gramnegative Bakterienstämme isoliert werden. Die Anzahl der je Pferd festgestellten obligat anaeroben, gramnegativen Stämme schwankte hierbei zwischen null und maximal vier Isolaten.

Bis auf drei Stämme waren alle isolierten gramnegativen, anaeroben Bakterien den Gattungen Bacteroides (15,8%), Fusobacterium (36,8%) und Prevotella (39,5%) zuzuordnen. Bei den verbleibenden drei Bakterienstämmen handelte es sich um Bakterien der Genera Porphyromonas, Veillonella und Tissierella (jeweils 2,6%).

Abbildung 31 verdeutlicht die Gattungsverteilung der gramnegativen, anaeroben Bakterien.

0 5 10 15

Po V T B F Pr

isolierte Spezies Anzahl

der Spezies

Abb. 31: Anzahl der gramnegativen obligat anaeroben Spezies (n=38) Legende:

Po = Porphyromonas B = Bacteroides

V = Veillonella F = Fusobacterium

T = Tissierella Pr = Prevotella

4.2.10.4 Beteiligung von gramnegativen obligaten Anaerobiern bei Erkrankungen der Oberkieferbackenzähne

Von den insgesamt 19 mikrobiologisch untersuchten Pferden hatten 14 Erkrankungen der Oberkieferbackenzähne. Bei diesen Patienten wurden insgesamt 20 Tupferproben entnommen. Bei der mikrobiologischen Untersuchung konnten 27 gramnegative, anaerobe Stämme isoliert werden.

Ihre Aufteilung ist Tabelle 18 zu entnehmen.

Tab.18: Speziesverteilung und Anzahl der isolierten gramne gativen Anaerobier am OK

Gattung / Spezies Anzahl der Isolierungen

Gattung Bacteroides 4

B. uniformis 1

B. fragilis 1

Gattung Fusobacterium 10

F. necrophorum 9

F. nucleatum 1

Gattung Prevotella 11

P. loeschii 3

Gattung Tissirella 1

T. praeacuta 1

Die Abbildung 32 verdeutlicht die Dominanz der Gattungen Prevotella und Fusobakterium im Probenmaterial der Oberkieferbackenzähne.

Abb. 32: Anzahl der gramnegativen Anaerobier im Probenmaterial der Oberkieferbackenzähne

4.2.10.5 Beteiligung von gramnegativen obligaten Anaerobiern bei Erkrankungen der Unterkieferbackenzähne

Von den insgesamt 19 mikrobiologisch untersuchten Pferden wiesen fünf Erkrankungen der Unterkieferbackenzähne auf. Bei der mikrobiologischen Untersuchung von insgesamt neun Tupferproben dieser Unterkiefer-Patienten konnten elf Stämme gramnegativer Anaerobier isoliert werden.

In Tabelle 19 sind die Ergebnisse bezüglich der Speziesverteilung und Anzahl der gramnegativen Anaerobier zusammengestellt.

Tab.19: Speziesverteilung und Anzahl der isolierten gramnegativen Anaerobier am UK

Gattung / Spezies Anzahl der Isolierungen

Gattung Porphyromonas 1

P. endodontalis 1

Gattung Bacteroides 2

B. capillosus 1

Bacteroides sp. 1

Gattung Fusobacterium 4

F. necrophorum 4

Gattung Prevotella 4

P. oralis 1

P. intermedia 1

Prevotella spp. 2

Die Abbildung 33 veranschaulicht die Dominanz der Gattungen Prevotella und Fusobacterium im Probenmaterial der Unterkieferbackenzähne.

Abb. 33: Anzahl der gramnegativen Anaerobier im Probenmaterial der Unterkieferbackenzähne

Legende:

B = Bacteroides F = Fusobacterium Pr = Prevotella Po = Porphyromonas

0 2 4 6

B F Pr Po

Gattungen Anzahl

(n=11)

5 Diskussion

Die CT hat sich in der Humanmedizin aufgrund ihrer Universalität, Einfachheit und Kosteneffizienz als unverzichtbares bildgebendes Verfahren etabliert (KIRCHGEORG u.

SCHWIERZ, 1995). Auch in der Veterinärmedizin gewinnt sie im klinischen Alltag zunehmend an Bedeutung. Das beweisen zahlreiche Publikationen, vorrangig aus dem Kleintiersektor (LOVE et al., 1995; SCHEDLBAUER, 1996; BRETTSCHNEIDER, 2001).

In der Pferdemedizin beschränkt sich der CT-Einsatz auf Untersuchungen der distalen Gliedmaßen (SINSBECK, 1997) und des Kopfes (TIETJE, 1996; ZECHMEISTER, 1998).

Diese werden, im Gegensatz zur Humanmedizin, ausschließlich in Vollnarkose durchgeführt und sind somit arbeitsintensiver, kostenträchtiger und risikoreicher (BAKER u. EASLEY, 1999).

Der Mehraufwand ist dann gerechtfertigt, wenn sich keine sichere röntgenologische Diagnose stellen lässt. In der Literatur wird z. B. beschrieben, dass bei Backenzahnerkrankungen des Pferdes der erkrankte Zahn röntgenologisch in höchstens 50% der Fälle sicher zu identifizieren ist (DIK u. GUNSSER, 1997).

Daher sollte es Ziel der vorliegenden Arbeit sein, die Notwendigkeit des diagnostischen Einsatzes der CT bei Backenzahnerkrankungen des Pferdes zu überprüfen und mit den Ergebnissen der röntgenologischen Untersuchungen zu vergleichen. Die Möglichkeiten der Diagnosefindung bzw. -sicherung durch die CT sollten dabei überprüft werden.

Das Ausstempeln eines infizierten Backenzahnes beim Pferd führt häufig zu subklinischen Bakteriämien, meist ohne erkennbare Folgen. In der Literatur wird jedoch u.a. ein Fall beschrieben, bei dem eine hochfiebrige Septikämie mit infauster Prognose letztendlich zur Euthanasie des Pferdes führte (BARTMANN et al., 2002).

Die vorliegenden mikrobiologischen Untersuchungen der extrahierten Backenzähne bzw.

ihrer Umgebungen sollen Aufschluss über das bakterielle Keimspektrum geben, um daraus eine Therapieempfehlung herzuleiten.

5.1 Diskussion von Material und Methode

5.1.1 Klinische Untersuchung 5.1.1.1 Vorbericht

Um ein aussagekräftiges Bild der Patienten und ihrer Erkrankungen zu erhalten, wird von den Besitzern ein möglichst genauer Vorbericht erhoben (MACDONALD, 1993). Im Verlaufe der Befragungen stellt sich jedoch heraus, dass diese Schilderungen häufig sehr ungenau sind, und die Dauer der Erkrankung immer zu kurz angegeben wird. Geringgradige Veränderungen bzw. Krankheitssymptome werden von den Besitzern nicht bemerkt, so dass der Zeitpunkt des Beginns der Backenzahnerkrankung selten bekannt ist. Die Angaben über den zeitlichen Rahmen sind somit kaum auswertbar. Beziehungen zwischen der Dauer der Erkrankung und den mikrobiologischen Ergebnissen bzw. der Dauer der Erkrankung und den klinischen Symptomen sind daher nicht aussagekräftig.

5.1.1.2 Klinischer Score

Die Symptome von Backenzahnerkrankungen beim Pferd sind zahlreich. Häufig äußern sie sich in Schwellungen am Ober- bzw. Unterkieferknochen, einseitigem Nasenausfluss und kariösem Geruch der Atemluft. Diese Befunde werden in der Literatur wiederholt beschrieben (EISENMENGER, 1959; BAKER, 1983; LANE, 1994; WINTZER u. KRAFT, 1997;

LOWDER, 1999). Nach eigenen Beobachtungen sind auch einseitig vergrößerte, schmerzhafte mandibuläre Lymphknoten ein sicheres Zeichen für diese Erkrankung; deshalb die Miteinbeziehung dieser Feststellungen in den Score. Die Gewichtung der Befunde wurde im Ergebnisprotokoll für die spezielle äußere Untersuchung übernommen, indem die oben erwähnten Symptome eine höhere mögliche Punktzahl und damit eine stärkere Wertung erhielten.

5.1.2 Röntgenologische Untersuchung

Im Gegensatz zu den Untersuchungen von RICHARDSON und LANE (1993), die für schräge und ventrodorsale röntgenologische Zahnaufnahmen die Vollnarkose des Pferdes fordern und das Pferd für die ventrodorsale Aufnahme extubieren, und WYN-JONES (1985 a), der 0°-Aufnahmen nur unter Allgemeinanästhesie durchführte, wurden die Pferde in der

nervösen oder unkooperativen Tieren genügte das Anlegen einer Oberlippenbremse oder eine Sedation. Bewegungsartefakte traten somit kaum auf. Es konnten durchgehend qualitativ hochwertige Aufnahmen angefertigt werden.

5.1.2.1 Digitale Luminiszenzradiographie -Anlage

Die verwendete digitale Luminiszenzradiographie-Anlage, das Philips Computed Radiography System, PCR AC3 (Fa. Philips Medizinsysteme, Hamburg), ermöglichte die Belichtung der Speicherfolien mit einem speziellen „Organprogramm“. Angepasst an die klinische Fragestellung wurde in der vorliegenden Studie ein programmiertes Bildverarbeitungsprogramm für die Zähne bzw. Nasennebenhöhlen des Pferdes verwendet.

Die Ergebnisse der Untersuchungen von BARTMANN et al. (1998), die durch eine gezielte digitale Nachbearbeitung der Bilder zu einer Reduktion der notwendigen Röntgenaufnahmen führten, konnten bestätigt werden. Die gute Detailerkennung im Bereich der Zahnwurzeln wurde nachgewiesen.

5.1.3 Computertomographische Untersuchung

Die computertomographische Untersuchung und die Zahnextraktion fanden immer in der gleichen Narkose statt. Die Gesamtliegedauer der Pferde betrug ca. 2½ Stunden, inklusive der ca. 30 minütigen CT. Bei den vorliegenden Untersuchungen zeigte keines der Pferde Probleme während oder nach der Anästhesie. Dennoch kann hier bei kompliziertem Operationsverlauf und damit einhergehender Verlängerung der Narkosezeit der limitierende Faktor für den Einsatz der CT liegen.

5.1.3.1 Lagerung der Pferde während der CT

Im Gegensatz zu den Versuchen von ZECHMEISTER (1998), der die computertomographische Untersuchung beim Pferd in Seitenlage beschrieben hat, wurde die CT der Patienten in der vorliegenden Studie ausnahmslos in Rückenlage durchgeführt.

Nachteile bezüglich des Narkose- und Aufstehverhaltens der Tiere gegenüber in Seitenlage befindlichen Patienten waren nicht zu beobachten. Vorteilhaft erwies sich eine bessere Fixation der Köpfe in einem Winkel von ca. 30° zwischen Facies externa der Ossa frontalia und der Platte. Eine weitere Überstreckung der Köpfe wurde vermieden, um Nervenschädigungen zu umgehen. Grundsätzlich erfordert die symmetrische Lagerung größte

Position des Kopfes zu verhindern. Wie von TIETJE (1996) und BRETTSCHNEIDER (2001) erwähnt, wird die vergleichende Betrachtung der kontralateralen Seiten des Schädels und die Beurteilung eines einseitig auftretenden Exsudatspiegels in den Nasenebenhöhlen durch eine symmetrische Lagerung erleichtert.

In der Arbeit von ZECHMEISTER (1998) konnten Pferde mit mehr als 180 kg Körpergewicht nicht mit in die Untersuchung einbezogen werden, da die entsprechende Lagerungsmöglichkeit fehlte. In der vorliegenden Studie gab es diese Einschränkung nicht.

Alle Pferde, unabhängig von Größe und Gewicht, wurden computertomographisch untersucht.

Der schwerste Patient wog 665 kg. Der gepolsterte OP-Tisch (Modell Telgte, Fa. Haiko, Finnland) ermöglichte, nach entsprechendem Umbau und Anpassung eines dafür gefertigten Kopfteiles, die problemlose Lagerung und Stabilisierung der Patienten in Rückenlage.

5.1.3.2 Schichtdicke für die computertomographische Untersuchung

Für die computertomographische Untersuchung von Zähnen und Nasennebenhöhlen wurde standardisiert eine Schichtdicke von 3 mm gewählt. Die von BARBEE et al. (1987) empfohlene Schichtdicke von 1 mm bietet zwar eine höhere Kontrastauflösung, erfordert jedoch für eine komplette Studie eine große Anzahl an Bildern. Die Dauer der Untersuchung und damit auch die Narkosezeit verlängert sich dadurch. Außerdem führen zu schmale Schichtdicken zu ungenauen Weichteildarstellungen am Pferdeschädel. Entsprechend der eigenen Untersuchungen ist die von BARBEE et al. (1987) gefordert Schichtdicke von 1 mm für die Diagnostik von Zahnerkrankungen nicht erforderlich.

5.1.4 Mikrobiologische Untersuchung 5.1.4.1 Probenentnahme und -transport

Für die Diagnostik von anaeroben Keimen ist es günstig, möglichst viel Probenmaterial zu gewinnen. KRASEMANN (1984) rät zur Aspiration von einigen Millilitern Material mit einer Spritze. Abstrichtupfer sind seiner Meinung nach bedeutend schlechter geeignet, da insgesamt weniger Material aufgenommen werden kann, welches bei den Manipulationen zusätzlich stark dem Luftsauerstoff ausgesetzt ist.

Für die vorliegenden Untersuchungen kamen dennoch Wattetupfer zur Anwendung, da meist nur geringe Eitermengen zur Verfügung standen. Besonders wichtig war, dass die Proben nicht mit Sputum verunreinigt wurden oder aus oberflächlichen Abszessen stammten, die mit

normaler Haut- oder Schleimhautflora kontaminiert sein könnten. Dadurch lassen sich falsch positive Untersuchungsergebnisse vermeiden (KRASEMANN, 1984).

Um optimale Bedingungen für die Bakterien zu schaffen, wurde das Untersuchungsmaterial nach der Entnahme zuerst in ein geeignetes anaerobes Medium verbracht und dann unverzüglich in das Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen der Tierärztlichen Hochschule Hannover transportiert.

5.1.5 Statistische Auswertung

Die vergleichende, statistische Auswertung der röntgenologischen und computertomographischen Befunde erfolgte anhand des Kappatests, der ein Maß für die Übereinstimmung der beiden Verfahren darstellt. Da es sich bei den untersuchten Pferden um Patienten der Klinik für Pferde handelte, konnten die Befunde der Zahnumgebung und der Nasennebenhöhlen pathologisch nicht überprüft werden. Die makroskopische Untersuchung der extrahierten Zähne bildete jedoch den „Goldstandard“ für die Richtigkeit dieser Befunde.

Falschpositive bzw. falschnegative Befunde in diesem Bereich wurden somit aufgedeckt.

5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.1 Vorversuch

Im Rahmen des Vorversuches wurde die Darstellbarkeit normalanatomischer Strukturen mit dem Computertomographen untersucht, sowie die optimale Geräteeinstellung zur Darstellung von Knochen, Zähnen und Weichteilen geprüft.

Je nach Lagerung konnte jede mögliche Struktur des Pferdekopfes abgebildet und identifiziert werden. Die Dichteunterschiede der Gewebe im Kopfbereich lagen durch die enge Nachbarschaft von Knochen, Zähnen, Weichteilen und Luft bei ca. 3000 HU. Durch diese weite Spanne lieferten auch geringe Schnittbreiten von 3 mm genügend Informationen zur Errechnung einer Abbildung. Einzelstrukturen wurden hochauflösend dargestellt.

5.2.2 Klinische Untersuchungsergebnisse 5.2.2.1 Klinische Symptome der Patienten

Pferde mit Backenzahnerkrankungen zeigen typische klinische Symptome, wie Kaubeschwerden, Priemen, Umfangsvermehrungen des Knochens von Ober- bzw.

Unterkiefer, Kieferhöhlenempyeme mit einseitigem Nasenausfluss, Foetor ex ore, eiternde Knochenfisteln im Zahnwurzelbereich sowie Probleme beim Reiten (EISENMENGER, 1959;

BAKER, 1983; LANE, 1994; WINTZER u. KRAFT, 1997; BAKER u. EASLEY, 1999).

Im Verlauf der eigenen Untersuchungen wurden für die Beurteilung der Erkrankung typische klinische Symptome ausgewählt, die häufig auftreten. Diese stimmten grundsätzlich mit den Erkenntnissen der oben erwähnten Literatur überein. Zusätzliche wichtige Symptome stellen einseitig vergrößerte, derbe und z.T. schmerzhafte mandibuläre Lymphknoten dar. Nur in den Untersuchungen von HAACK et al. (1987) sind sie bei 15 von 18 untersuchten Pferden mit Backenzahnerkrankungen aufgefallen. Der Abfluss der Lymphflüssigkeit aus den Maulhöhlenorganen erfolgt in die Unterkieferlymphknoten (WISSDORF et al., 1998 a). Über die Lymphentsorgung der Backenzähne und ihrer assoziierten Strukturen wie Alveole und Aufhängeapparat finden sich in der Literatur keine klaren Aussagen.

Die einseitige Veränderung der mandibulären Lymphknoten erwies sich in den eigenen Untersuchungen mit 76,2% (n=16) als der häufigste klinische Befund. Er zeigt ebenso wie der Befund ‘einseitiger Nasenausfluss’ mit größter Genauigkeit die erkrankte Seite des Pferdekopfes an. Allerdings lässt das Fehlen dieser Symptome nicht gleichzeitig den Ausschluss einer Backenzahnerkrankung zu.

Am Ober- bzw. Unterkiefer äußern sich Backenzahnerkrankungen durch unterschiedliche Symptome.

Am Unterkiefer treten vor allem eiternde Fisteln im Bereich der Zahnwurzeln auf (EISENMENGER, 1989; SCHUMACHER u. HONNAS, 1993; LANE, 1994; WINTZER u.

KRAFT, 1997). Gründe für diese Unterkieferfisteln sind meist Störungen im Verlauf von Zahndurchbruch oder -wechsel (BAKER, 1982). Dies erklärt auch die Häufung von Erkrankungen der Unterkieferbackenzähne bei Pferden im Alter von drei bis fünf Jahren.

Am Oberkiefer brechen periapikale Abszesse meist nicht nach außen durch, sondern in die Nasennebenhöhlen und erzeugen eine Sinusitis oder ein Empyem (WINTZER u. KRAFT, 1997). Schon EISENMENGER (1959) beschrieb die Eröffnung der Nebenhöhlen des Kopfes

bei Oberkieferbackenzahnerkrankungen. Einseitiger Nasenausfluss lag in den eigenen Untersuchungen bei 11 Pferden (52,4%) vor und war neben einseitig vergrößerte n mandibulären Lymphknoten der zweithäufigste Befund. Im Gegensatz zu Untersuchungen von SCHUMACHER u. HONNAS (1993), bei denen ein Empyem, als Folge einer Zahnerkrankung entstanden, immer mit nekrotischem Geruch verbunden ist, ergaben die eigenen Untersuchungen einen kariösen Foetor nur bei 38% der Pferde (n=8). Eigenen Beobachtungen und Berichten von Besitzern zufolge hatten einige Patienten nur temporären Nasenausfluss und Foetor. In Fällen, wo keine weiteren Symptome auftraten, fehlte demnach zeitweise jegliches Anzeichen für eine Zahnerkrankung.

5.2.2.2 Altersverteilung der Patienten

Die Untersuchung von Pferden mit Erkrankungen der Backenzähne des Ober- bzw.

Unterkiefers haben eine unterschiedliche Altersverteilung zwischen den beiden Gruppen ergeben. Pferde mit maxillären Backenzahninfektionen sind demnach älter (Durchschnittsalter: 7 Jahre) als solche mit mandibulären Backenzahninfektionen (Durchschnittsalter: 5 Jahre). Mandibuläre periapikale Infektionen stehen in enger zeitlicher Verbindung mit dem Wechsel dieser Zähne. Etwa 6-12 Monate nach dem Zeitpunkt des physiologischen Durchbruchs kommt es zur Erkrankung (DIXON et al., 2000 b). MUELLER und LOWDER (1998) beschreiben eine Häufung von periapikalen Abszessen mit Beteiligung der mandibulären Backenzähne bei Pferden im Alter von drei bis sechs Jahren.

EISENMENGER (1959) hat eine deutliche Häufung dieser Patienten im 3. und 4. Lebensjahr festgestellt. Bei Erkrankungen der Oberkieferbackenzähne sehen HAACK et al. (1987) einen Schwerpunkt bei Pferden im Alter von fünf bis acht Jahren.

Die eigenen Untersuchungen können die Ergebnisse von DIXON et al. (2000 b) bezüglich der unterschiedlichen Altersverteilung bestätigen. Pferde mit Erkrankungen an den Backenzähnen des Unterkiefers waren zwischen drei und fünf Jahre alt (Durchschnittsalter: 4 Jahre). Bei maxillären Backenzahnerkrankungen lag das Alter der Pferde zwischen fünf und 21 Jahren (Durchschnittsalter: 10 Jahre). Untersuchungen von GORN (1992) an 72 Pferden mit Oberkieferhöhlenempyem und gleichzeitiger Backenzahnerkrankung haben ein Durchschnittsalter dieser Tiere von neun Jahren ergeben. Diese Angaben stimmen mit den eigenen Untersuchungsergebnissen annähernd überein.

Reitende Milchkappen führen bei Pferden im Alter von 2½ bis 4 Jahren zu Störungen im

es zu einem verstärkten Kronenabrieb und einem geringeren Wurzelwachstum. Die Okklusionsfläche des Zahnes wird somit anfälliger (BAKER u. EASLEY, 1999). Diese Aussagen begründen das Fehlen von Zahnerkrankungen bei Pferden unter drei Jahren.

5.2.2.3 Maulhöhlenuntersuchung

Obwohl durch die Verwendung eines Vollgatters und die Sedation des Pferdes optimale Bedingungen für die Maulhöhlenuntersuchung geschaffen wurden, gestaltete sich die Befunderhebung häufig schwierig und gelang manchmal nur am narkotisierten Tier. Zehn von 22 Pferden zeigten bei den eigenen Untersuchungen Maulhöhlenbefunde die über Kanten- bzw. Wellengebisse und Milchkappen hinausgingen. Am Oberkiefer ließen sich deutlich me hr Befunde erheben. Am Unterkiefer wurde nur bei Pferd Nr.18 ein Befund in Form einer partiellen Kronenfraktur erhoben. Wie oben beschrieben entstehen die Erkrankungen der Unterkieferbackenzähne meist bei jungen Pferden durch reitende Milchkappen oder andere Störungen im Verlauf des Zahnwechsels. Schäden entstehen demnach nicht auf der Okklusionsfläche oder am sichtbaren Teil der Krone, sondern im Zahnwurzelbereich und dessen Umgebung und sind somit klinisch nicht sichtbar.

Die anatomischen Besonderheiten der Oberkieferbackenzähne des Pferdes erklären den deutlichen Schwerpunkt von Befunden bei der Maulhöhlenuntersuchung gegenüber den Backenzähnen des Unterkiefers (SCHUMACHER u. HONNAS, 1993). Das Infundibulum stellt den Locus minoris resistentiae des Zahns dar (HAACK et al., 1987). Außerdem waren die Tiere der Versuchsgruppe überwiegend fortgeschrittenen Alters, so dass ihre Zähne schon längere Zeit dem physiologischen Abrieb ausgesetzt waren.

Infundibularnekrosen werden bei Maulhöhlenuntersuchungen häufig übersehen (SCHUMACHER u. HONNAS, 1993). Trotz eingehender Untersuchung der Maulhöhle wurden tiefe Infundibula mit eingekautem Futter in den eigenen Untersuchungen bei den Pferden Nr. 2 und 12 nicht erkannt und erst bei der makroskopischen Untersuchung des ausgestempelten Zahnes gesehen. Die Verfärbung der Zahnsubstanz bei Pferd Nr. 16 fiel ebenfalls nicht auf. Dies verdeutlicht, dass eine „schnelle“ Maulhöhlenuntersuchung nicht möglich ist. Eine detailliertere adspektorische Untersuchung ist mit Hilfe einer endoskopisch arbeitenden Zahnkamera möglich (HERTSCH u. SCHACHT, 1998).

5.2.2.4 Score-Ergebnisse der klinischen Untersuchung

Bei der Auswertung der Ergebnisse von spezieller äußerer und Maulhöhlenuntersuchung

Nr.3). Maximal waren 22 Punkte zu erreichen.

Ziel dieser Untersuchung in Verbindung mit dem Score war die Identifikation der erkrankten Kopfseite, wenn möglich sogar des erkrankten Zahnes. Eine maximale Eingrenzung des erkrankten Bereiches verringerte im Folgenden die Anzahl der nötigen Röntgenaufnahmen und konnte vor Durchführung einer computertomographischen Untersuchung eine gezielte Diagnose erlauben.

Bei Pferden mit vier oder mehr Punkten im klinischen Score, war die eindeutige Identifizierung der erkrankten Kopfseite möglich. Lag der Befund einer eiternden Knochenfistel vor, genügten sogar nur ein oder zwei Punkte, um die betroffene Seite sicher zu bestimmen (Pferde Nr. 1, 4, 5 und 6). Bei Pferd Nr. 5 wurde die Fistel während der Vorbehandlung künstlich angelegt. Ohne diesen Befund wäre die Identifikation der erkrankten Schädelseite klinisch nicht möglich gewesen. Eine geringe Punktzahl im Score reichte also aus, um die erkrankte Seite zu identifizieren. Auch BAKER (1983) bestätigt, dass bei Backenzahnerkrankungen des Pferdes oftmals nur ein pathologischer Prozess klinisch nachweisbar ist. Es dominieren die Befunde Unterkieferfistel, einseitiger Nasenausfluss und einseitig vergrößerte mandibuläre Lymphknoten.

Bei vier Patienten (Pferd Nr. 3, 7, 9 und 15) gelang anhand der klinischen Untersuchung das Herausfinden des erkrankten Zahnes (bzw. der erkrankten Zähne bei Pferd Nr. 15). Es handelte sich bei allen Pferden um Zähne des Oberkiefers. Sie wiesen partielle Kronenfrakturen, Verfärbungen der Zahnsubstanz bzw. tiefe Infundibula mit eingekautem Futter auf. Bei Pferd Nr. 15 waren die drei betroffenen Zähne locker. Die Gesamtpunktzahl der klinischen Untersuchungen lag bei den Patienten mit Erkennung des erkrankten Zahnes zwischen 7 und 14 Punkten. Aber auch das Erreichen von mehr als sieben Punkten gewährleistete nicht bei allen Pferden die Ortung des Krankheitsherdes.

5.2.3 Röntgenologische Untersuchungsergebnisse

Die konventionelle, röntgenologische Darstellung der Zähne gehört zu einer vollständigen Zahnuntersuchung, da viele Bereiche des Pferdeschädels visuell oder manuell nicht direkt zugänglich sind (BAKER u. EASLEY, 1999).

Während der eigenen Arbeit wurden von 21 Patienten röntgenologische Aufnahmen des Kopfes angefertigt. In der Literatur wird beschrieben, dass dieses bildgebende Verfahren

Zähne nur in 50% der Fälle korrekt erkannt wurden (GIBBS u. LANE, 1987). Jedoch im Gegensatz zu diesen Aussagen und der Veröffentlichung von DIXON (1997), bei dem die Identifikation des erkrankten Zahnes häufig unmöglich war, konnte diese in der eigenen Untersuchungsreihe bei 19 Pferden (90,5%) eindeutig erfolgen.

Die röntgenologische Darstellung der Zähne am Unterkiefer ist einfacher als am Oberkiefer, da letzterer vielfältigere anatomische Strukturen aufweist, die sich gegenseitig überlagern (GIBBS u. LANE, 1987). Übereinstimmend mit dieser Feststellung, handelte es sich bei den beiden röntgenologisch nicht identifizierbaren Zähnen in der eigenen Arbeit um Oberkieferbackenzähne. Pferd Nr. 5 hatte starke, diffuse Verdichtungen und einen Exsudatspiegel im Bereich der rechten kleinen Kieferhöhle. Auffällig waren sowohl der Zahnwurzelbereich von P4 als auch von M1. Eine sichere Bestimmung des erkrankten Zahnes war somit nicht möglich. Bei Pferd Nr. 13 kamen laut Röntgenaufnahmen ebenfalls zwei Zähne (P3 und P4 am linken Oberkiefer) als Krankheitsherde in Betracht. Der Patient fiel klinisch durch purulenten Nasenausfluss der entsprechenden Seite auf. Folglich ließ sich die Beteiligung des vierten Praemolaren vermutet. Zusätzlich konnte eine Wurzelfraktur des dritten Praemolaren nicht ausgeschlossen werden.

Bei den 19 verbleibenden Patienten gab es keine diagnostischen Schwierigkeiten, den erkrankten Zahn zu identifizieren. Die digitale Lumineszenzradiographie lieferte hier entscheidende Vorteile gegenüber der herkömmlichen konventionellen Methode. Die Nachbearbeitung der Aufnahmen am Bildschirm bezüglich Helligkeit und Kontrast, sowie die Vergrößerung interessanter Bereiche erleichterte die Auswertung.

Die röntgenologischen Befunde wurden in die Bereiche Zahn, Zahnumgebung und Nasennebenhöhlen samt umliegender Strukturen, wie z.B. Orbita und Tränennasenkanal, unterteilt.

Eine Kontrolle der röntgenologischen Befunderhebung am Zahn brachte die makroskopische

Eine Kontrolle der röntgenologischen Befunderhebung am Zahn brachte die makroskopische