• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "JULIUS HACKETHAL: An den „Spiegel“" (14.12.1978)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "JULIUS HACKETHAL: An den „Spiegel“" (14.12.1978)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Briefe an die Redaktion

Symptom

des Sittenverfalls

Hackethal, ein Medizinapostel? — Oder nicht doch vielmehr ein Pro- dukt unserer hemmungslosen sen- sationsgierigen Zeit; besessen vom Wunsch, gleichfalls wie viele vom Showbusineß ein „Star" der gegen- wärtigen Hollywood-Gesellschaft auch östlich der Freiheitsstatue zu sein! Hackethal, ein sozialengagier- ter Arzt mit Flair für die Gerechtig- keit zum Wohle der Unterprivilegier- ten und Leidenden? — Oder nicht doch ein moderner Schreibtisch- Terrorist, der um seines Ego willen in eigener pathologischer Selbst- überschätzung über Leichen geht, selbst vor der eigenen Mutter keinen Respekt zeigt, dabei deren Krank- heit in der Öffentlichkeit zum Streit- objekt seiner Halbwahrheiten — gar wirren Gedanken macht!

Hackethal, ein Menschenfreund? — wenn nicht, der einzige in Deutsch- land heute lebende vorsätzliche

„Medizin er", so es stimmen sollte, was im „Spiegel" steht: lieber tot, als impotent zu sein! Diese Äu- ßerung allein müßte genügen, ihm die Approbation zu nehmen, da er als Arzt statt zu trösten und zu hel- fen, Zehntausende diffamiert, diskri- miniert und quasi zum Suizid auffor- dert!

Hackethal, als Forscher? — wird noch unglaubwürdiger, wenn man weiß, wie er die Reichsche Organ-

lehre über die sexuelle Energie ko- piert und mißversteht und seine

„wissenschaftlichen" Freunde kennt, die bekanntlich in seiner Hauspostille wie per Telefon medizi- nische Ratschläge als Laienbehand- ler mit wenigen Berufsjahren an ih- nen unbekannte Kranke erteilen!

Hackethal, als Reformer? — dürfte der größte Treppenwitz der Medizin- geschichte sein, da seine Aussagen wie der Stil ihn selbst in den Augen der Ärztekammer-Gegner als „Mit- kämpfer" disqualifizieren und die schärfsten Kritiker der Ordinarien- Überheblichkeit, bevor sie sich mit ihm verbünden, in das Lager ihrer

„Feinde" treibt!

Hackethal wäre für jeden als Bun- desgenosse von Übel, verantwortli- che, wie erfahrene Heilpraktiker jen- seits der Regenbogenpresse-Popu- larität eingeschlossen, da er nichts von ihrem Fach und ihrem Ethos versteht. Keiner von diesen — Schar- latane ausgenommen — würde Krebskranke ohne schulmedizini- schen exakten Befund, ohne vorhe- rige erfolglose moderne Therapie, vielleicht nicht einmal ohne Zusam- menarbeit mit dem Hausarzt behan- deln!

Hackethals Bekanntheitsgrad war nur möglich durch das Mißverständ- nis eines an Größe zunehmenden Teiles der Medien hinsichtlich ihrer Pflicht zur Information, die ober- flächlich recherchiert, kaum noch Tabus kennt und damit sukzessiv die Demokratie zerstört, als deren Stüt- ze sie gedacht war! Sie sät Haß, wo sie vermitteln sollte, stiftet Zwie- tracht anstatt Verständnis und Tole- ranz zu predigen, erhöht und ernied- rigt, manipuliert wider besserem Wissen Supermenschen, hilft be- denkenlos oft aus Schadenfreude mit, Lebenswerke zu besudeln! Hak- kethal, ist so gesehen — ein Sym- ptom des Sittenverfalles unserer westlichen Gesellschaft — und nicht, wie fälschlich immer wieder darge- stellt, des aufbäumenden Gewis- sens. Er verunsichert mit seinen Pamphleten die Ärmsten der Armen

— während die High-Society weiß, wo und wie sie für ihr reichlich vor- handenes Geld die beste Hilfe er- hält! Hackethal — ein Chaot, weniger barmherziger Samariter — vor dem sich Kranke wie Kritiker der gegen- wärtigen Ärztestruktur, schließlich auch Heilpraktiker hüten sollten!

Dr. H.-W. Rölke Naturheilkunde Sonnleitenweg 15 8221 Bergen

Verallgemeinerung

Dr. E. Neubauer aus Zofingen (Schweiz) sandte der Redaktion eine Buchempfehlung aus „Ex-Libris", einer Buch- und Plattengemein-

schaft in der Schweiz. Dort, so schrieb er, „können Sie sehen, wel- che Konsequenzen das Buch eines Querulanten verursachen kann". Zu lesen war, bezogen auf Hackethals Buch: „Auf Messers Schneide":

„Bleibt trotz der geringen Qualität, die die Chirurgie in der Bundesrepu- blik Deutschland im Vergleich zu den USA oder zu europäischen Ländern wie der Schweiz und Schweden hat, der Weg zu jener Lösung versperrt, die Hackethal vor Augen hat?"

An den „Spiegel"

„Der ‚Spiegel` irrt, wenn er schreibt, Professor Hackethal handelte kon- sequent, als er an seinem Praxis- schild den Zusatz ,Vorsicht Arzt' an- bringen ließ, um Patienten auf mög- liche Gesundheitsgefährdung durch ärztliche Behandlung hinzuweisen.

Genauso könnte er dieses Schild bei Maurer- und Metzgermeister, Jour- nalisten und Automechanikern for- dern. Kurzum bei jedem Beruf: denn wo sind nicht schon Neubauten ein- gestürzt, Wurstvergiftungen aufge- treten, ganze Völker durch unver- antwortliches Journalistenge- schreibsel aufeinandergehetzt wor- den und Autoräder nach dem Kun- dendienst während der Fahrt plötz- lich davongerollt. Dies ist doch alles so selbstverständlich wie die Tatsa- che, daß wir unter anderem Sauer- stoff atmen, Herr Hackethal. Aber nicht von solchen Selbstverständ- lichkeiten wollen wir heute reden — auch nicht behaupten, daß der Herr Professor bald in psychiatrische Be- handlung gehört, oh nein, sondern darüber — und Herr Hackethal sei hiermit aufgefordert, dazu erschöp- fend Rede und Antwort zu stehen —, ob er bei seiner fast zu Tränen rüh- renden konsequenten Haltung nach außen auch den gesamten Erlös aus seinen Büchern z. B. der Stiftung für das behinderte Kind oder dem Deut- schen Roten Kreuz zukommen ließ und läßt oder etwa gar egoistischer- weise in die eigene Tasche schiebt."

Und nun sind Sie mal so nett (und mutig), lieber Herr Augstein, und veröffentlichen Sie doch bitte diese

3068 Heft 50 vom 14. Dezember 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Briefe an die Redaktion

Leserzuschrift ausnahmsweise mal ungekürzt [was übrigens nicht ge- schah; die Red.].

Dr. med. Wilhelm Lipfert Medizinaldirektor Facharzt für Neurologie und Psychiatrie

Neurochirurg Lenauweg 1 7107 Neckarsulm

An die „Augsburger Allgemeine"

. . . Er kennt weder die „Normalpra- xis" eines Allgemeinarztes, noch die Tätigkeit eines aktiven Chirurgen in der Praxis und im Krankenhaus vor lauter Selbstbeweihräucherung mehr. All die Genannten müssen — ohne Professor Hackethal oder eine andere Gutachterkapazität zu befra- gen — schnelle Eingriffe vornehmen, die (Wurst egal, ob Privatpatient oder nicht) vielfach lebensentschei- dend sind. Ob es dann ein „Habgier- eingriff" ist (ich zitiere Hackethal), überlasse ich dem geneigten Le- ser.

Was das Urteil des Herrn Professor Hackethal über die Krebsvorsorge- untersuchungen bei - Männern und Frauen betrifft, halte ich das für ei- nen unverantwortlichen Unsinn .. . Meine eigene Frau ist dank der Vor- sorgeuntersuchung einer Frauen- ärztin vor einer drohenden Krebser- krankung durch die rechtzeitige Operation dieser verantwortungsbe- wußten Ärztin verschont geblieben.

Herr Professor Hackethal beweist mir durch seine Aussage, daß er nicht in der Lage gewesen wäre, solch einen lebensentscheidenden Eingriff mit zu beurteilen ... Dem Autor Hackethal und seinem Her- ausgeber würde ich empfehlen, das Honorar für das neue Buch scham- rot der Deutschen Krebshilfe zu überweisen.

Dr. med. Otto Wiedemann Facharzt für Chirurgie Ulrichsplatz 9

8900 Augsburg

Schlag für die Vorsorge

Um nur ein Beispiel darzustellen, so ist einwandfrei erwiesen, daß es beim beginnenden Gebärmutter- halskrebs eine echte Chance gibt, geheilt zu werden. Da beträgt die Heilungsquote bei der Erkennung im Frühstadium 95 Prozent bis 100 Prozent. Da er jedoch bereits im Frühstadium erkennbar ist, stellt der jährliche Abstrichtest (Pap) eine an- nähernd hundertprozentige Vorbeu- gung dar. So erkranken alleine an diesem gefürchteten Gebärmutter- halskrebs jährlich knapp 20 000 Frauen in Deutschland. Man beden- ke — eine gewaltige Zahl nur bei die- ser einzigen Krebsart. Trotz der ver- dienstvollen, mühevollen Arbeit der Gattin des Herrn Bundespräsiden- ten, Frau Dr. Mildred Scheel, und anderer flankierender Aktionspro- gramme der Deutschen Krebshilfe ist die Vorsorge leider noch immer nicht selbstverständlich. Nur etwa 35 Prozent aller Frauen über 30 und etwa 16 Prozent aller Männer über 45 beteiligen sich an den kostenlo- sen Vorsorgeuntersuchungen der Krankenkassen. Dieser Zustand ist unbefriedigend und zwingt uns ge- rade, den letzten Bürger zu mobili- sieren. Und da tritt dieser Prof. Hak- kethal auf, um unsere Bevölkerung zu verunsichern. Dies, so meine ich, muß nun endlich ein Ende haben.

Denn es geht hier um Menschenle- ben — Familienväter, Mütter und Kin- der. Die täglich hart arbeitenden, an- ständigen Bürger unseres Landes, die sich auf ein sorgenfreies, von Krankheiten wie zum Beispiel Krebs verschonendes Leben freuen und genießen wollen, haben endlich ein Anrecht, die Wahrheit zu erfahren, und lassen sich weiß Gott nicht für dumm verkaufen. Die bittere Wirk- lichkeit ist heute, daß die meisten Krebskranken viel zu spät zum Arzt gehen. Herr Prof. Hackethal ist nicht ganz unschuldig daran. Ich fordere Herrn Prof. Hackethal auf, seine wis- senschaftlich begründeten Ergeb- nisse endlich einmal vorzustellen.

Dr. med. H. P. Legal Im Tal 12/IV 8000 München 2

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Der Verfasser schlägt vor, ein Presse- und Medienreferat einzurichten. Zum Teil gibt es derartiges zwar schon, die Pressestelle der deutschen Ärzteschaft, zum Teil ist's in Planung. Aber lesen Sie, was der Verfasser zur Begründung schreibt:

Positiv-Aussagen

... Aufgabe dieser Stelle wäre es, nicht nur die Medien zu überwachen und bei Angriffen gegen die Ärzte- schaft geeignete und wirksame Ge- genschritte zu unternehmen, son- dern auch die Medien mit positiven Informationen über die Ärzteschaft zu versorgen. Es müßten hierfür qualifizierte Leute, qualifiziert in me- dizinischer Hinsicht, wie im Umgang mit den Medien, gefunden werden, die diese Aufgabe übernehmen. Es geht nicht an, daß die Ärzte wissen, die Dinge stimmen einigermaßen, und in vornehmer Zurückhaltung darauf hoffen, daß sich das im Lauf der Zeit allmählich herumspricht.

Wenn die Ärzteschaft dauernd mit Dreck beworfen wird, muß damit ge- rechnet werden, daß einiges hän- genbleibt. Wenn wir unser Gesund- heitswesen und damit die ärztliche Versorgung mit anderen Staaten vergleichen, schneiden wir recht günstig ab. Die Angreifer, die die Ärzteschaft diffamieren, ignorieren das aber.

Aufgabe von Presse- und Medien- stellen, wie oben erwähnt, wäre es, den dauernden Angriffen positive Aussagen entgegenzusetzen und entsprechende Öffentlichkeitsarbeit zu treiben. Die nötigen Mittel hierfür sollten unsere Standesorganisatio- nen aufbringen; das Geld wäre gut angelegt. Vielleicht könnte man auch eine zentrale Medienstelle bei der Bundesärztekammer einrichten, die die Landesärztekammern mit Materialien versorgt. Sollte es viel- leicht bereits derartige Stellen ge- ben, so habe ich als Medien-Normal- verbraucher davon bisher allerdings nichts bemerkt.

Dr. med. Walter Amann Finkenstraße 5/1 8443 Bogen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 14. Dezember 1978 3069

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Aber auch Kinder, die die Strategie noch nicht entdecken (können), können im Zusam-.. menhang mit dieser Spielsituation mathematische Erfahrungen und Gesetze gewinnen bzw.

Diese Prämien er- reichen zwar noch lange nicht die astronomischen Höhen, die inzwi- schen in vielen amerikanischen Bundesstaaten die Haftpflichtprä- mien der Ärzte erklommen haben

Sicher gibt es auch Fälle, in de- nen eine Methadon-Therapie mit weniger psychotherapeutischer Un- terstützung sinnvoll und erfolgreich sein kann.. Doch legt die Charakteri-

Auf diese Entscheidung hatten viele über Hackethals Verhalten em- pörte Ärzte, aber auch viele kriti- sche Laien schon mit wachsender Ungeduld gewartet.. Schließlich hat- te sich

Hackethals nicht unein- geschränkt zu, jedoch ist der gute Geschmack dann ver- letzt, wenn ein einzelner öf- fentlich in dieser Form verun- glimpft wird, zumal er sich dagegen

Dieser bestritt vehement, im Besitz von Hand- feuerwaffen zu sein, und weil der Oberstadtdirektor kei- nen Grund sah, an der Aussage des angesehenen Arztes zu zweifeln, fragte

* 56 » Bericht über die Arbeitstagung der deutschen Orientalisten fältige Beobachtungen gesicherte Gleichzeitigkeit dieser Steinwerkzeuge mit sabäischen Inschriften ist nicht nur

Hat nun dieser Aufsatz vorzugsweise zum Zweck, gewisse Angriffe abzuwehren, welche gegen früher veröffentlichte Anschauungen des Herrn Professors über agrare