Die Information:
Bericht und Meinung
BUNDESLÄNDER
Prozent traten zwar für eine Ein- schränkung des Leistungspro- gramms der Krankenkassen ein, 61 Prozent lehnten jedoch jede Form der Selbstbeteiligung an den Be- handlungskosten ab. 74 Prozent be- fürworteten die Erhaltung des Sy- stems der gegliederten Krankenkas- sen. 78 Prozent möchten gern genau wissen, was ihre Behandlung durch Ärzte, Zahnärzte oder Krankenhäu- ser kostet. zel
SAARLAND
16 Millionen DM für den Krankenhausbau
Nach dem von der Landesregierung verabschiedeten Jahres-Kranken- hausbauprogramm werden im Lan- deshaushalt 1977 knapp 16 Millio- nen DM für den Krankenhausbau vorgesehen. Hiervon entfallen 5,3 Millionen auf kommunale Kranken- häuser, 100 000 DM auf landeseige- ne Krankenhäuser und 10,5 Millio- nen DM auf sonstige Krankenhäu- ser. Überwiegend werden mit diesen Mitteln bereits laufende Bauprojekte fortgeführt. Vom Bund erwartet das Saarland Zuweisungen für Kranken- hausinvestitionen in Höhe von 5,3 Millionen DM. WZ
BAYERN
Krankenhausversorgung kein Rechenexempel
Bei der Einweihung des Kranken- hauses Weiden hat der Staatssekre- tär im Bayerischen Arbeits- und So- zialministerium, Dr. Wilhelm Vorn- dran, davor gewarnt, die Gefahr des staatlichen Dirigismus zu unter- schätzen, der die einzige Alternative zu einem freiheitlichen Gesund- heitswesen sei. Das Finanzierungs- und Planungssystem des Kranken- hausfinanzierungsgesetzes sei im Grunde auf staatliche Reglementie- rung angelegt. Es dürfe nicht dazu kommen, daß einzelne Kranken- hausträger durch „überzogenes An- spruchsdenken" und „fehlende Ein- sicht in krankenhausplanerische Notwendigkeiten" ein Regelungsbe-
dürfnis erzeugten; damit würden sie den Freiheitsraum aller Kranken- hausträger gefährden.
Dr. Vorndran bedauerte, daß bei der Diskussion um die Kostensenkung im Krankenhauswesen oft der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit
„überzogen" werde. Es sei auch ein gefährlicher Trugschluß zu glauben, dem Bürger gehe es nur um eine Kostensenkung. Der Bürger erwarte mit Recht, daß ihm die modernen Errungenschaften der Krankenhaus- medizin zugute kommen, er sei sich aber auch dessen bewußt, daß bes- sere Behandlungsmethoden, besse- re Diagnostik und Therapie höhere Kosten verursachen; der gesund- heitsbewußte Bürger werde also be- reit sein, diese Kosten aufzubrin- gen. WZ
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Professor Hackethal bleibt Kassenarzt
Der Zulassungsausschuß für Ärzte in Schleswig-Holstein hat Anfang Fe- bruar auf einer Sitzung in Bad Sege- berg entschieden, das Verfahren auf Entziehung der Kassenzulassung für Prof. Julius Hackethal, das auf An- trag der Kassenärztlichen Vereini- gung Schleswig-Holstein eingeleitet worden war, einzustellen. Wie die Pressestelle der KV mitteilte, erklär- te Prof. Hackethal nach einer münd- lichen Verhandlung von zweieinhalb Stunden: „Meiner Überzeugung nach habe ich mich nicht außerhalb des Kassenarztrechtes gestellt, und ich beabsichtige auch in Zukunft nicht, mich außerhalb dieses Rech- tes zu stellen." Die unterschiedli- chen Auffassungen sollten auf dem Rechtsweg geklärt werden, fügte Hackethal hinzu.
Die KV hat in einer ersten Stellung- nahme dieses Einlenken Professor Hackethals begrüßt. Mit seiner Er- klärung habe er die Gültigkeit der bestehenden kassenärztlichen Re- geln anerkannt. Damit sei der Anlaß für den Antrag auf Entziehung der Zulassung, den Prof. Hackethal im Herbst 1976 selbst geliefert hatte, entfallen. KV-SH
AUS ALLER WELT
ÖSTERREICH
Pockenimpfung nur ausgesetzt
Die österreichische Gesundheitsmi- nisterin, die Ärztin Dr. Ingrid Leodol- ter, hat sich nicht entschließen kön- nen, die Pflicht zur Pocken-Erstimp- fung wie in der Bundesrepublik Deutschland vollständig abzuschaf- fen. Die Erstimpfung soll für das Jahr 1977 zunächst nur ausgesetzt werden; bei den Gesundheitsbehör- den werden jedoch die Impflisten so weitergeführt, als ob die Impfpflicht noch bestehe. Damit ist jederzeit eine Rückkehr zur Impfpflicht mög- lich; auch ein Nachholen der Imp- fungen kann dann noch durchge- führt werden.
Aus einer im Februar erschienenen Mitteilung der Weltgesundheitsor- ganisation geht hervor, daß von ei- ner weltweiten Ausrottung der Pok- ken noch keineswegs die Rede sein kann. Ende vergangenen Jahres hat eine WHO-Kommission die Länder Afghanistan und Pakistan besucht und diese beiden Staaten daraufhin für pockenfrei erklärt. Die WHO tut dies nur dann, wenn sie sich in be- friedigender Weise davon überzeugt hat, daß seit zwei Jahren kein Pok- kenfall mehr aufgetreten ist. Bisher liegen solche Erklärungen jedoch für die Länder Indien, Nepal, Bang- ladesh, Bhutan, Burma und einen großen Teil Zentralafrikas noch nicht vor; in Somalia sind sogar noch vor wenigen Wochen Pocken- fälle registriert worden. bt
GROSSBRITANNIEN
Selbstbeteiligung im Staatlichen Gesundheitsdienst?
Größere Vollmachten für die unteren Verwaltungsgremien des Staatli- chen Gesundheitsdienstes auf Graf- schaftsebene haben Mitarbeiter des Beratungsunternehmens McKinsey der Königlichen Untersuchungs- kommission über den Staatlichen
784 Heft 12 vom 24. März 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Die Information:
Bericht und Meinung
AUS ALLER WELT
Gesundheitsdienst vorgeschlagen.
Dazu soll auch das Recht gehören, zusätzliche Finanzquellen zu er- schließen, und zwar entweder in Form von regionalen Steuern oder auch durch eine finanzielle Selbst- beteiligung der Patienten an den Be- handlungskosten, falls die vom Staat zur Verfügung gestellten Mittel für den örtlichen Bedarf nicht aus- reichen. In einer ersten Stellungnah- me hat Sozialminister David Ennals diese Vorschläge rundheraus abge- lehnt, weil sie mit dem Konzept ei- nes „kostenlosen" Gesundheits- dienstes im Widerspruch stünden.
Bemerkenswert ist die Quelle dieser Vorschläge: die Firma McKinsey — die in der deutschen Gesundheits- politik bekannt geworden ist durch ihre Berechnungen über den künfti- gen Bedarf an Medizinstudenten — war maßgeblich beteiligt an den Überlegungen, die zu der Reform der Verwaltungsstruktur des Staatli- chen Gesundheitsdienstes von 1974 führten (Einzelheiten vgl. Rolf Schlögell: „Von der Armenfürsorge zum Gesundheitszentrum", DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT Heft 4/1976, Seite 233 ff.). Die neueren Vorschlä- ge, hinter denen allerdings nicht die Firma McKinsey, sondern nur eine Gruppe von Mitarbeitern steht, räu- men ein, daß die damalige Reform zum Teil mißlungen ist. Als positiv bewertet wird die Verlagerung von Zuständigkeiten und Vollmachten von der Zentrale auf kleinere Ver- waltungseinheiten. Diese Entwick- lung sollte weiter vorangetrieben werden. gb
WHO
Arbeiten statt verwalten
Der Verwaltungsrat der Weltgesund- heitsorganisation (WHO) will das Parkinsonsche Gesetz umkehren. Er hat die Generaldirektion aufgefor- dert, für die Durchführung von Pro- jekten in den Mitgliedsländern der WHO mehr Geld zur Verfügung zu stellen und dieses durch die Einspa- rung von Personal in der Verwaltung zu beschaffen. Dem Vorschlag des
Verwaltungsrates liegt eine Ent- schließung der letzten Generalver- sammlung der Weltgesundheitsor- ganisation zugrunde, die gefordert hat, daß wenigstens 60 Prozent des Haushaltes der WHO für ihre eigent- lichen Aufgaben verwendet werden sollen — Aufgaben, die so gut wie unübersetzbar als „technical coope- ration in health matters" bezeichnet werden. Im Haushaltsplan für 1977 ist der Anteil der Ausgaben für diese Projekte mit 51,2 Prozent angesetzt.
Der Verwaltungsrat verlangt, daß beim Hauptquartier der WHO in Genf 313 und in den Regionalbüros insgesamt 50 Stellen gestrichen werden sollen, was allerdings vier Jahre in Anspruch nimmt. Am Ende würde das eine Verschiebung von knapp 13 Millionen Dollar aus dem Personal- in den Arbeitsetat bedeu-
ten.
WHO
AUSTRALIEN
Ärztehandschriften
Um der Behauptung auf den Grund zu gehen, daß Ärzte unleserlich zu schreiben pflegen, hat ein höherse- mestriger Mathematikstudent an der Macquarie-Universität im australi- schen Bundesstaat Neu-Süd-Wales 200 Ärzte und 500 nach repräsentati- ven Gesichtspunkten ausgewählte Nichtärzte den Satz schreiben las- sen: „The quick brown fox jumps over the lazy dog." Dieser geistrei- che Satz zeichnet sich dadurch aus, daß er sämtliche Buchstaben des Al- phabets enthält. Anschließend wur- den die 700 Handschriftproben hin- sichtlich der in ihnen enthaltenen Anzahl von schlecht oder nicht les- baren Buchstaben ausgezählt.
Das Ergebnis: Welche statistische Methode man auch anwendet — die Ärzte schneiden regelmäßig erheb- lich schlechter ab als der Rest der Bevölkerung. So waren unter den 500 Nichtärzten beispielsweise 12, bei denen 16 Buchstaben nicht les- bar waren; bei den nur 200 Ärzten waren es hingegen immerhin 11. Ein Arzt war es, der die meisten nicht leserlichen Buchstaben zusammen- brachte — es waren 25 der 35 Zei-
chen in diesem Satz. Bei den Nicht- ärzten brachte es einer auf 23. Im- merhin schnitten die Ärzte hinsicht- lich der absoluten Lesbarkeit besser ab: Bei 0 Fehlern sind 3 von 200 Ärzten gegenüber 3 von 500 Nicht- ärzten zu finden. Bis zu 8 Fehlern liegen die Nichtärzte noch vorn; bei 9 Fehlern sind sie — auf gleiche An- zahl umgerechnet — auf gleicher Höhe, von da ab aber fast regelmä- ßig unterrepräsentiert.
Der Bericht des Mathematikstuden- ten, den das Australische Ärzteblatt veröffentlichte, endet mit klassi- schen Statistikerformulierungen:
„Die Wahrscheinlichkeiten, die man mit jeder statistischen Methode er- reicht, sind weitaus zu klein, um die Hypothese zu unterstützen, daß die Handschrift der Ärzte nicht schlech- ter ist als die anderer Leute — somit ergibt sich als einziger Schluß, daß die Handschrift der Ärzte tatsächlich schlechter leserlich ist als die der Bevölkerung im allgemeinen." bt
VEREINIGTE STAATEN
Anwaltshaftpflicht
Die Haftpflichtversicherung, die der Rechtsanwaltskammer im amerika- nischen Bundesstaat Texas gehört, hat mit Wirkung vom 1. Januar 1977 die Prämien, die sie für Berufshaft- pflichtversicherungsverträge von Anwälten erhebt, um mehr als 150 Prozent erhöht. Bei einer Haft- pflichtsumme von einer Million Dol- lar mit 500 Dollar Selbstbeteiligung ist die Prämie von 103 Dollar pro Jahr im Jahre 1975 über 205 Dollar im vergangenen Jahr auf jetzt 530 Dollar gestiegen. Diese Prämien er- reichen zwar noch lange nicht die astronomischen Höhen, die inzwi- schen in vielen amerikanischen Bundesstaaten die Haftpflichtprä- mien der Ärzte erklommen haben — aber immerhin bekommen die An- wälte nun zu spüren, daß Ärzte sich gegen ungerechtfertigte oder leicht- fertige Kunstfehlerklagen zur Wehr setzen und die Anwälte der klagen- den Patienten für die Schäden ver- antwortlich machen, die ihnen durch einen solchen Kunstfehler- prozeß entstehen. ama