• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Arztgeschichte: Professor Hackethal will sich bewaffnen" (19.09.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Arztgeschichte: Professor Hackethal will sich bewaffnen" (19.09.2008)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

[104] Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 3819. September 2008

S C H L U S S P U N K T

E

rlangen, Anfang Januar 1964. Der Sachbearbeiter des Ordnungsamts staunte nicht schlecht über den überraschenden Besuch. Prof. Karl Heinz Julius Hackethal, der bekannte Chirurg und Oberarzt der Uni- versitätsklinik, stellte sich ihm vor und beantragte die Ausstellung eines Waffenscheins. Auf den Einwand, ein solcher Schein könne nur ausgestellt werden, wenn ein besonderes Bedürfnis vorliege, antwortete der Chirurg, ein solches liege bei ihm zweifelsohne vor, denn er müsse befürchten, von seinem Chef, Prof. Hegemann, niedergeschossen zu werden. Leicht verwirrt gab ihm darauf der Sachbearbeiter ein entsprechendes Antrags-

formular, das Hackethal umgehend ausfüllte und dem Sachbearbeiter auf den Tisch warf.

Wenige Tage später erschien erneut ein Waffen- scheinantragsteller. Es war der Chefarzt der Chirurgie persönlich, der renommierte Prof. Hegemann, eben jene Person, von der sich Prof. Hackethal bedroht fühlte. Sei- ne Antragsbegründung ähnelte frappierend der seines Oberarztes: Auch er gab an, sich bedroht zu fühlen und aus Gründen der Selbstverteidigung künftig eine Waffe tragen zu müssen. Der Sachbearbeiter händigte auch ihm ein Antragsformular aus, beschloss dann aber ange- sichts der besonderen Umstände, den Oberstadtdirektor, persönlich über die Sachlage in Kenntnis zu setzen.

In der Tat erschienen auch dem Oberstadtdirektor die professoralen Bewaffnungswünsche bedenklich. Die Vorstellung, dass der Chefarzt und der Oberarzt der chirurgischen Klinik mit Pistolen bewaffnet ihrer Arbeit nachgingen, erfüllte den städtischen Verwaltungsspe- zialisten mit Sorge. Die Genehmigung der Waffen- scheinanträge erschien ihm wenig sinnvoll. Auf der Su- che nach einer salomonischen Lösung lud er daraufhin den Erstantragsteller, Prof. Hackethal, in sein Büro ein und fragte ihn, ob seinem Bewaffnungswunsch eine konkre- te Bedrohung zugrunde liege. Diese bestünde in Form einer scharfen Pistole, die sich im Besitz seines Chefs befinde, antwortete ihm Prof. Hackethal. Ob denn diese Waffe bereits einmal auf ihn gerichtet worden sei oder woher er davon wisse, fragte ihn darauf der Oberstadt- direktor. Glücklicherweise sei es noch nicht dazu ge- kommen, dass er in den Lauf der Waffe habe blicken müssen, antwortete Hackethal erregt, aber dass eine solche existiere, sei in der Klinik allgemein bekannt.

Aber warum sollte Prof. Hegemann einen Waffen- schein beantragen, wenn er bereits im Besitz einer Waf- fe war? Zur Klärung des Sachverhalts telefonierte der Oberstadtdirektor im Beisein Hackethals mit Hege- mann. Dieser bestritt vehement, im Besitz von Hand- feuerwaffen zu sein, und weil der Oberstadtdirektor kei- nen Grund sah, an der Aussage des angesehenen Arztes zu zweifeln, fragte er Hackethal, ob er sich nunmehr we- niger bedroht fühle, auf die Ausstellung eines Waffen- scheins verzichten und weiterhin unbewaffnet seinen ärztlichen Dienst versehen könne. Nachdem Hackethal sich rückversichert hatte, dass auch sein Chef auf die Ausstellung eines Waffenscheins verzichte, willigte er zögerlich ein und zog seinen Antrag zurück.

So gelang es mit viel Fingerspitzengefühl, die uner- quickliche Auseinandersetzung zweier Erlanger Profes- soren nicht in eine militärische Konfrontation ausufern zu lassen, zumal selbst bei Nichtgebrauch der unter dem Weißkittel sich abzeichnende Colt manchen ängstlichen Patienten bei der Visite doch erheblich irritiert hätte. I Dr. med. Johannes Wilkes

ARZTGESCHICHTE

Professor Hackethal will sich bewaffnen

„In der Tat erschienen auch dem Oberstadtdirektor die wechselseitigen professoralen Bewaffnungswünsche ungewöhnlich und bedenklich.“

Zeichnung:Elke Steiner

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Deshalb weiß ich nicht, ob Sie meine Gedanken auch ange- merkt haben: Wenn unser Stunden- lohn relativ gesehen so erschrek- kend gering ist, so ist das nicht Schuld der Regierung

Diese Patientin sagte eines Sonntagsmorgens zur Hilfs- schwester, die im Zimmer gerade Ordnung machte:.. „Schwester, ich sterbe heute noch.“ Worauf diese Hilfs- schwester zwar

Plötzlich spürt sie eine warme Hand auf ihrer Schulter, und eine freundliche Stimme fragt: „Aber Frau Hoffmann, was ist denn mit Ihnen los?“.. „Ich will nicht

Rund 25 Jahre später – im letzten Jahr meiner Praxis- tätigkeit – kam eine neue Patientin zu mir, eine Juristin nach dem ersten Staatsexamen. „Schöne Grüße von

Aber für meine Frau als Urberlinerin hatte ich Bedenken.. Umso erfreuter wa- ren wir, dass meiner Frau, der neuen jungen Ärztin, von Anfang an Sympathie und Akzeptanz entgegenwehten

Wegen einer schlimmen Geschichte: Der Romeo, der einzige Sohn, der sie damals zu mir gebracht hatte, ja: Für ihn selbst kam eines Tages jede Hilfe zu spät.. Er sei an einem

Noch am selben Tag wurde ein subdurales Hä- matom ausgeräumt, und eine Woche später wurde der Kranführer entlassen.. Sein „Schutzengel“ konnte das Krankenhaus eben- falls bald

Unser Chef hatte bei der Dienst- übergabe gerade mal wieder unmissverständlich klarge- macht, dass das „eigentlich nicht geht“.. Eines Nachts wurde ich geweckt, zum dritten oder