Varena.
Von Fr. Spierel.
In meiner Anzeige der Darmesteter'schen Schrift über Ormazd
■und Ahriman (Jenaer Lit.-Zt. nr. 19 von 1878) habe ich geäussert,
dass mir die Gleichsetzung von Varena und Varuna bedenklich
erscheine, ohne mich jedoch auf weitere Gründe für meine Zweifel
einzulassen. Da nun solche Zweifel nicht blos mit den jetzt all¬
gemein geltenden Anschauungen, sondem auch nüt meiner eigenen
firiiher geäusserten Ansicht im Wider Sprache stehen, so halte ich
es für nützlich, sie hier nüt einigen Worten zu rechtfertigen.
Dabei bemerke ich im Voraus, erstens, dass ich die Gleichsetzung
von Varena und Varuna selbst Jahre lang gebilligt habe vmd erst
durch genauere Untersuchungen bei dem Studiuin des oben ge¬
nannten Werkes an meiner früheren Ansicht irre geworden bin, vmd
zweitens, dass ich auch jetzt nicht beabsichtige, die gewöhnliche
Annahme definitiv zu vriderlegen, sondem nur sie als zweifelhaft
erscheinen zu lassen. Dass aber zu Zweifeln in der That Grund
vorhanden ist, mögen die nachfolgenden Bemerkungen zeigen.
Fragen wir, wie oft das Wort Varena im Awesta vorkonmae
und was dasselbe bedeute, so ist die Antwort höchst einfach.
Es findet sich Varena an folgenden vier SteUen:
Vd. 1, 07—«9. cathrada^em a^a^hämca shoithranSmca vahistem
fräthwere9em azem yo ahuro mazdäo varenem yim cathragaoshem
yahmäi zayata Thraetaonö jaflta azhois dahäkäi. Als den vier¬
zehnten besten der Orte und Plätze schuf ich, der ich Ahura
Mazda bin, Varena mit den vier Winkeln, für welches geboren
wurde Thraetaona, der die Schlange Dahaka schlug.
Yt. 9,13. tSm yazata vi90 puthro äthwyanois vi90 QÜrayäo
Thraetaonö upa varenem cathra-gaoshem. Dir opferte der Sohn
des athvyyanischen Glanes, (der Sohn) des starken Glanes: Thrae¬
taona bei Varena dem viereckigen. Ganz gleichlautend Yt. 15, ss.
Yt. 5, S3. Diese Stelle ist ganz identisch mit der ehen an¬
geführten, nur dass am Schlüsse der Plural statt des Singulars
steht, upa varenaeshu cathra-gaoshaeshu. Dieser Plural kann bei
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der Gleichheit der Stelle keinen anderen Sinn haben als der Sin¬
gular in den zuerst angeführten SteUen.
Durch diese Angaben haben wir bereits die zweite der oben
aufgeworfenen Fragen beantwortet, nämlich was Varena im Awesta
bedeute. Namenüich die erste der angefiihrten SteUen lässt darüber
keinen Zweifel: Varena ist ein irdisches Land, welches mit dem
Thraetaona, einem Helden der Vorzeit, in nahe Beziehung gesetzt
wird. Dies ist aber auch Alles was wir aus den Grundtexten
über Varena entnehmen Icönnen; um zu erfahren, wo dieses Land
lag, werden wir uns an andere Schriften wenden müssen. Befragen
wir zuerst die Huzväresch-Uebersetzung des Vendidäd (bei Geiger
p. 22. 59 flg.), so hören wir, dass nach Einigen Varena in den
Patashqarbergen , nach andern in Kirmän Uegen solle, die vier
Winkel werden entweder als vier Wege gefasst, die zu dem Orte
führten, oder auch als vier Thore, endlich die über Varena ver¬
hängte Plage soll nach denen, welche Varena im Patashqar suchen,
die Kälte, nach denen, welche es nach Kirmän versetzen, der
Begen sein. Ich wüsste nicht, aus welchem Grunde wir die Be¬
lehrung von der Hand weisen soUten, welche uns diese Nachricht
zu gewähren im Stande ist. Es waren also schon zur Zeit der
Säsäniden die Meinungen getheUt, wo man Varena zu suchen
habe, die Einen suchten es in den Patashqarbergen, d. i. im
heutigen Elburj (vgl. Justi, Beiträge zur alten Geogr. Persiens
2, 3 imd meine Altertbumsk. 1, 61 not.), also im Norden des Landes,
die andern in Kirmän, also in Süderän. Grund dieser Abweichung
ist wahrscheinhch, dass es in Erän zwei Gebirgszüge gab, welche
den Namen Patashqar führten, denn während nach den morgen¬
ländischen QueUen dieses Gebirge in der Nähe des Demavend zu
suchen ist, weiss Strabo (15,72?) auch noch von persischen
UttTSiaxogsig zu erzählen, und aus diesem südhchen Gebirge
stammt wohl jener Gobryas, der in den Keilinschriften Pätishuvaris
genannt wird. Die Abixennung der Provinz Caramania von der
Persis ist spät, weder die Keilinschriften nocb Herodot kennen
sie, es mag also Patashqar sehr wohl der Name jenes Gebirgszuges
gewesen sein, der die grosse Wüste im Westen begrenzt und von
Teherän bis nach der Stadt Kirmän läuft. Eine zweite Möghch¬
keit, die Entstehung dieser zwei Ansichten zu erklären, wäre die
folgende. Varena ist nicht der Geburtsort des Thraetaona, wenigstens
nach Firdosis Angaben werden wir annehmen müssen, dass er in
Persepolis geboren war, nach dem Tode seines Vaters wurde er
zuerst an einen einsamen Ort geflüchtet, wo die Kuh Purmäye
(oder Bermaye) ihn ernährte, später, als er auch dort nicht mehr
sicher war, flüchtete er mit seiner Mutter an den Alborj. Man
köimte nun annehmen, dass in Kirmän das erste, am Demavend
das zweite Versteck des Thraetaona gesucht worden sei. Es lässt
sich aber auch noch ein dritter Ort für Varena geltend machen.
Schon Westergaard hat (indische Studien 3, 415) vermuthet, dass
man Varena in der Gegend von Indien suchen müsse, vreil gleich darauf dieses Land als das fünfzehnte genannt vrird, dafür spricht weiter, dass Firdosi (1,42.7 ed. Vullers) den Fr6dün ausdrücklich
nach Indien wandem lässt, und auch sonst lässt Firdosi den Alborj
in Indien hegen (vgl. Shähn. 1. c. 135, ii. 136, i« und 171,«). Es
ist sehr wohl möghch, dass man in der ümgegend von Ghazna
und selbst schon in Tüs den Alborj im Hindükush und im Himälaya
suchte, doch müssen wir sagen, dass nach des Firdosi eigener Er¬
zählung ein indisches Varena idcht recht passt, und wir werden
festhalten müssen, dass die Thraetaonasage in der Form, in welcher
wir sie kennen, am Demävend ihren Sitz hat. Genaueres über die
Lage des dortigen Varena giebt uns die Localsage Taberistäns,
auf die ich schon öfter aufmerksam gemacht habe. Es heisst
nämlich bei Sehir-eddin p. 11 ed. Dom: ,der älteste Landstrich
von den Landstrichen Taberistans ist Läijän, wo Afr6dün in dem
Dorfe Verek, welches ein Flecken in jener Gegend ist, geboren
wurde. Der Grund war, dass die Famihe des Jamsh6d, nachdem
der Araber Dahak den Jamshöd in Stücke geschnitten hatte, vor
ihm (Dahäk) floh, so dass das Andenken an dieselbe imter den
Menschen schwach vrarde. Die Mutter des Afrödün mit ihren An¬
gehörigen fand Zuflucht am Fusse des Berges Dunyäbend (d. i.
Demävend) in dem genannten Dorfe". Diese Ansicht widerspricht
dem Berichte Firdosi's nur darin, dass sie den Thraetaona in Va¬
rena geboren werden lässt, in diesem Punkte dürfte Firdosi das
.Richtige geben. Sehir-eddin erzählt femer, dass sich Afrödün,
nachdem er erwachsen war, in den District Läpür begab,
welcher am Bobalflusse südhch von Bärferüsh liegt (vgl. Melgunof,
das südhche Ufer des kaspischen Meeres p. 151. 195), vmd dass
sich zuerst die Bewohner Taberistans um ihn schaarten; als er
mit seinem Heere nach Iräq aufbrach, stiess in Ispähän der Schmied
Käve zu ihm; vereint überfielen sie den Dahäk in seinem Schlosse
zu Baghdäd, nahmen ihn gefangen und brachten ihn nach Verek,
als dem Geburtsorte des Afrödün. In späterer Zeit soU dieser
Fürst in Tamm6sha seine Residenz aufgeschlagen haben *).
Nach diesen Nachrichten haben wir also das Recht, Verek
oder Varena in Lärjän zu suchen, einem Thale unmittelbar am
Demävend, das nach Ritter's Angaben (Asien 8, 501) an 72 Dörfer
umfasst, von welchen eines das Dorf Verek sein muss, gegenwärtig
ist das bekannte Städtchen Ask der Hauptort des Districtes. Den
1) Cathru-gaosha hat sich bei Sehtr-eddin (1. c. p. 13) in dem Namen Gosh erhalten, das nach seiner Angabe einen Berg und ein Dorf im District Kiyftr ^^jy^S) nördlich von Amol bezeichnet (vgl. Helgunof 1. c. p. 152. 211).
Ich fasse cathru-gaosha als viereckig und erinnere an den V&ra des Yima, von dem es heisst, dass er caretu-dräjo kemcit püti cathrushanSm sei, also wohl viereckig.
Spiegel, Varena. 719
Weg, der nach Lärjän führt, beschreibt uns Eitter (1. c. 499 fg.)
bei Gelegenheit der Route von Amol nach der Stadt Demävend.
Von Amol aus führt uns dieser Weg am Herhazflusse aufwärts
und verlässt die Ebene sieben Stunden südlich von der genannten
Stadt. „Der Weg steigt auf ganz engem Pfade, der oft nur '3— i
Puss breit in Pelsstufen gehauen, oder mit Holz und Steinstücken belegt ist, wo tiefer Lehmboden sich zeigt; durch furchtbare Regen¬
güsse oft aber wieder gänzlich zerstört". Nach fünf Stunden
Steigens führt der Weg wieder an das Strombett des Herhaz und
man gelangt nach einer Stunde nach Parus, einem verfallenen
Kärvänseräi. „Von hier, gegen Süden, wird der Weg auf hartem
Fels, im trockenen Klima, schon besser ; docb bleibt er immer nur
enger Fusspfad, der nicht selten in überhängenden Felsen ein¬
gebauen ist. ünglück, bei Sturm xmd Regen, durch Felsstürze u. s. w.
ist nicht selten .... Zwei Stunden weiter sehliessen sich die
Berge zu beiden Seiten des Herhaz, der hier zwischen senkrechten
Felsmauern durch die Tiefe dahin tobt, der oft nur 3 Fuss breite
Pfad schwebt 200 Fuss über dieser Tiefe und ist,, einer Via mala
gleich, in Fels gehauen, eine halbe Stunde lang. Dieses Defilö
soll der einzige Eingang zum Districte Lärjän sein". Nachdem die
Strasse in den District Lärjän eingetreten ist, wird sie wieder
besser imd führt über Väne nach Ask, einer kleinen Stadt, die an
dem steilen üfer des Herhaz auf mehrere Stufen, einige hundert
Fuss hoch übereinander, aufgebaut ist, zur Seite steigt der De¬
mävend als unüberwindliche Gebirgswand empor. „Doch d,uf allen
Seiten ziehen hohe Bergketten umher, und nur der Fluss wusste
sich den Aus- und Eingang zu brechen. Nicht fem von der Stadt
verlässt der Weg das Plussufer, und man hat die südliche Schulter
des steilen und felsigen Demävend zu übersteigen, die auf der
grössten Höhe wohl 1300 F. engl, über den Strom, eine absolute
Pöhe von 6756 Fuss Par. erreicht". Weiterhin heisst es: „Dieser
Weg ist im Winter durchaus nicht passirbar; keine Beiterei kann
in dieser Jahreszeit sich dem Gebirgsgau Lärjän auch nur annähern.
Nur dem gewandten Fussgänger bleibt es möglich, auch dann noch
diese Höhen zu erklettem .... Der Hinabweg ist verhältnissmässig
leichter, und auch weit kürzer, als der Aufweg; doch war er,
Ende April, durch halbgefrorene Schneestellen und gewaltige Fels¬
blöcke, ungemein beschwerlich. Nahe am Fusse dieses Berges er¬
giesst sich vom Demävend herab das Bergwasser des Lär zum
Herhaz, von welchem Zuflüsse der ganze Gebirgsgau den Namen
Lär oder Lärjän zu haben scheint. Eine Steinbrücke führt über
ihn. -Nun geht der Weg hinab wieder zum Herhaz-Ufer zurück;
dieser vsdlde, mehr östliche Strom ist hier aber zum Gebirgsbache
verkleinert. Man steigt seine Engschlucht wieder empor auf
klippigen, engen Pfaden, kavun für Maulthiere gangbar, bis zur
Culmination des Passes, die hier 6566 F. Par. über dem Meere
liegt".
5 I
Man sieht, es ist ein sehr unnahbarer Ort, den sich Thraetaona
zum Versteck ausersehen hatte, und wenn Westergaard (1. c.) auf
die Frage, was varena eigenthch bedeute, die Antwort giebt, es
bedeute das Abwehrende, Hindernde, Abgegränzte, so wird er
schwerhch von irgend einer Seite einen Widerspruch erfahren.
Es ist nun auch ganz in der Ordnung, wenn Thraetaona den ge¬
fangenen Dahaka in seine Burg Varena schleppt und den benach¬
barten Demävend als sein Burgverhess benützt. Keine einzige
Aeusserung, weder im Awesta noch in der späteren Sage weist
darauf hin, dass man jemals di^se. Vorgänge anderswo als auf
der Erde gesucht habe und mit der Annahme , sie seien vom
Himmel auf die Erde verlegt worden, muss man vorsichtig sein,
man müsste erst wissen, vrie sie denn an den Himmel hinauf
kamen. Um nun zu beweisen, dass Varena früher etwas Anderes
bedeutet habe als das irdische Land Varena, von welchem wir
soeben spracben, muss man das Gebiet der iränischen Philologie
vollkommen verlassen und sich auf das der vergleichenden Mytho¬
logie begeben. . Dort vrird nun behauptet, dass das Wort Varena
dasselbe sei wie skr. Varuioa, griech. oigavog. Fragt man nun,
wie es möglich sei, dass man das eben genannte Sanskritwort mit
dem griechischen vergleiche, da das erstere in der mittleren Silbe
ein u, das letztere ein a zeigt, so erhält man die Auskunft, dass
nicht bloss in diesem einzelnen FaUe, sondem sehr häufig im
Sanskrit hinter einem r ein u statt eines geforderten a sich ent-
vrickelt habe, und durch diesen Nachweis werden in der That die
Schwierigkeiten einer Vergleichung von varuna und oigavog voU¬
kommen beseitigt. Wül man zu diesen beiden Wörtem auch das
iränische varena hinzunehmen, so wird man zugeben müssen, dass
•aus dem mittlem a der Grundform varana ein e vmrde. Es lag
um so näher, diess vrirkhch anzunehmen, als' sich ja in den End-
süben a vor n bebarrhch zu e abschwächt. Nähere Untersuchung
muss indessen bedenkhch machen, in der Mitte der Wörter finden
wir zwischen r und n die verschiedensten Vocale, cf. zairina,
tauruna, namentlich aber auch a, vrie akarana, ädarana, carana,
endUch auch varana , aiwivarana. Es fragt sich also , ob die
Endungen ena und ana ganz identisch seien, darüber werden uns
nui' die Wörter Auskunft geben können, die auf —rena endigen,
es sind dies die folgenden: a9perena, äo^ruharena, upa9tarena,
epnava, karena, karenäo, qarena (paitisqarena, vi9poqarena, haomoqa- rena^h), cicarena, zatenumafit, 1. 2. darena (avaderena, ushidarena), paityärena, parena (parena^, parenu), perena, aperena, perenäyus,
j»erenin, fra9parena, barena, barenus, marenis, 1. 2. 3. varena
(aiwivarena, tävarena, duzhvarena, yävarena), varenya, varenva,
verena, 9karena, ha,^uharena, haüdvarena, hamerena, häkurena, huz-
värena. Aus der Zahl dieser Wörter wollen vrir nun zuerst die¬
jenigen ausheben, deren Erklärung gesichert erscheint:
karena Yt. 11,2 bedeutet sowohl der Tradition als dem
5 •
Spiegel, Farena. 721
Zusammenhange nacb soviel als gOhr", es muss also mit skr. karna verglichen virerden.
karenäo Tt. 5, 9s. Eine Tradition ist nicht vorhanden, aber
der Zusammenhang zeigt ganz deutlich, dass das Wort „taub" be¬
deuten muss, es wird wohl wieder das durch ein Suffix erweiterte
karena sein. Im Neupersischen entspricht S, kar, nach VuUers
soll es auch erlaubt sein S zu schreiben,' die Verdopplung würde
auf die AssimUation eines Consonanten hindeuten, am wahrschein-
Uchsten auf n, doch Uesse sich attch an skr. kharva oder kharba,
schadhaft, denken.
1 darena oder derena Yt. 10,88 Spalte, Riss, Schlucht,
entspricht dem Jdgva bei Ptolemäus (6, i) und neup. »^ , darra,
Thal. Im Sanskrit entspricht dirna. Dieselbe Bedeutung lässt
sich auch für avaderena festhalten.
parena, Peder, ist neup. ^ pair, skr. par^a. An parena
ist auch perenin, beflügelt, anzuschhessen.
perena, voU, ist natürUch skr. pür^a, mit diesem Worte ist
auch noch parenu und parena^h, sowie aperena und aperenäyus
zu verbinden.
2 varena, Bedeckung, Bekleidung, ist skr. varna, was in
seiner Grundbedeutung gleichfalls Decke bedeutet. Diese Bedeutung
passt auch für aiwivarena. Auch 3 varena, das Wort welcbes
uns hier vorzugsweise beschäftigt, wird von diesem Worte nicht
zu trennen sein, sondem auf die nämUche Grundbedeutung zurück¬
gehn; 1 varena, Wimsch, Wahl wird die nämliche Grundform^
haben, aber auf var, wählen zurückgehn. Das AdjectiArum varenya
geht natürlich auf eines dieser drei varena zurück, nach der Tra¬
dition vrärden wir es zu 2, nach der am meisten verbreiteten An¬
sicht zu 3 varena zu stellen haben.
In aUen den besprochenen Wörtem ist e die sogenannte
Svarabhakti, das Suffix ist nicht — ana, sondem na. Verschieden
ist also ädarana, Name eines Berges, eigentlich wohl Stütze, upa¬
darana, Bedeckung, Schutz, aiwivarana, Schutz rmd auch das Y9,
44, 2 und als Citat Y9. 19, 42 vorkommende varana , das activ als
das Wählen, BeUeben zu fassen ist, varena aber als das Gewählte.
Bei den nachfolgenden Wörtem ist uns die Gleichsetzung des — ena"
mit skr. na wahrscheinlich, wenn auch nicht gewiss.
Ao.9uharena, das woraus man isst, kann man auf qar ä
zurückleiten, das Wort müsste im Sanskrit etwa äsvarna lauten.
Upa^tarena, Decke, wird von Justi vmd Pick auf upastarana
zurückgeleitet, upastirna würde ebensogut passen.
qarena, was gegessen oder genossen' wird, findet sich in
ard-qarena, das übersetzt ist mit j^-ssbl potationis locus d. i. der
Ort, wo getranken wird, dann in paitisqarena, Gesicht oder Kinn¬
backen (vgl. meine Bemerkungen zu Vd. 3, 4«), das Wort kann von
qar, leuchten oder von qar, essen abgeleitet werden, namentlich
bei der letzten Annahme passt die passivische Auffassung sehr gut.
es ganz sicher, dass das Wort vom qar, leuchten, mit einem Suffixe
nagh abgeleitet werden muss.
paityärena Yt. 8,59 kann füglich mit „entgegengesetzt"
übertragen werden, der Acc. ist von paiti abhängig.
fra^parena Yt. 14,11 erscheint als Beiwort des Kameels,
das Wort kommt bestimmt von 9par, gehen, doch wage ich die
Bedeutung nicht mit aller Sicherheit festzustellen.
zaothro-barena findet sich Vsp. 11,2. 12,35 nur in meiner
Ausgabe, Westergaard, an den sich Justi anschliesst, schreibt an
den betreffenden SteUen zaothro-barana. Icb habe barena mit
dreien meiner Handschriften geschrieben , nur eine einzige mir
bekannte giebt barana, eine sogar baremna. Zaothro-barena ist
natürlich das worin Weihwasser getragen wird.
yävarena vmd tävarena erkläre ich jetzt mit Justi: von
was für Glauben und von solchem Glauben, schliesse sie also an
1 varena an. Dasselbe güt auch von duzhvarena.
hagruharena. Trotz der Bemerkungen Hübschmann's (s. diese
Zeitschr. XXVIII, 78) ist es auch heute noch meine Ueberzeugung,
dass Aspendiärji Eecht daran thut, wenn er ha^uhareni als die
beiden Ohren fasst (Destür Däräb wenigstens als das linke Ohr:
v_^Aj;»- iJfyS ) , weil mir scheint , dass es hauptsächlich die Sinnes¬

organe sind, die in den Schutz des Haoma gebracht werden sollen.
Meine frühere Etymologie gebe ich aber auf, erinnere jedoch dafür
an skr. sasvar, heimlich und an lat. susurro. Die Wurzel würde
jedeufalls svar, tönen, sein.
Neben diesen W'örtern, welche dafür sprechen, dass ihr Affix
na und das vorhergehende e blose Svarabhakti sei, giebt es auch
einige, die für die Ansicht sprechen, dass ena eine Entartung des
Suffixes ana sei.
Ushidarena wird stets mit hösh-däshtär übersetzt, also Halter
des Verstandes , ganz wie upa-darana Vd. 8,1. Die überwiegende
Lesart der Handschriften ist gewiss ushi-darena, doch geben auch
immer einige derselben ushi-darana, und es ist die Frage, ob nicht
der Uebersetzer so gelesen hat
handvarena, das Zusammenlaufen, lässt sich doch gewiss
besser = handvarana auffassen, als dass es an der Stelle eines
ursprünglichen handvama stehen «ollte.
Endlich hamerenem steht doch gewiss für altp. hamarana,
vmd dieses ist das indische samarana.
Dunkel bleiben noch die Wörter a9perena, erenava, cicarena,
qarena^h, Glanz, schon das neupersische s-s». khorra macht
Spiegel, Varena. 723
zarenumaflt, zarenumaini, barenus, marenis, verenva, verena, 9karena, häkurena, huzvärena.
Auch vrenn vrir varena auf varna zurückleiten, mithin von
varuna und oigavog abtrennen, fehlt es uns nicht an vergleich¬
baren Wörtern. Zuerst ist an vära zu erinnem, vironüt vrohl der
Name der von Strabo (11,523) genannten Festung Oiisga, sowie
das neuere vJj ^ Mauer, in Verbindung steht. Noch näher klingt
an der Name Aomos, so heisst nämlich nicht bloss eine indische
Festung (Arrian Anab. 4, 28.1 fg.) , sondem auch eine baktrische
(Arrian 1. c. 3,29.1). Ich habe früher im Anschluss an Lassen
diesen Namen durch das indische ävarana erklärt, er kann aber
ebensogut eränisch sein, als indisch. Endlich verweise ich noch
auf skr. varnu, dies ist nach Pänini 4,2.103 und Ujjvaladatta 3, ss
der Name eines Plusses und der an ihm liegenden Gegend. Da
man ohne Anstand skr. Pargu mit dem eränischen Pär9a vergleicht,
da wir femer im Sanskrit selbst Turva9a und Turvasu neben
einander finden, so steht wohl der Vergleichung von varnu mit
varena nichts im Wege. Aus dem Beispiele, welches Pänini an¬
führt: yathä hi jätam himavatsu känthakain, darf man wohl scbliessen,
dass Vaniu im Himälaya zu suchen sei. Zieht man die Erklärung
durch varana vor, so kann man an Fa-la-na i. e. Varana denken,
welches Land Hiouen-Thsang im Süden von Käbul durchreiste.
£ S *
Notizen und Correspondenzen.
Ueber die Endnng hart, kert, gird in Städtenamen.
Von
A. J>. Mordtmann, Dr.
Im XXX. Band dieser Ztschr. S. 138 ff. und im XXXI. Bd.
S. 495 flf. haben die Hm. Hübsclmiann und Blau über die Endung
kart, gird in Städtenamen einige ausführliche Erläuterungen ge¬
geben, welche auch mich veranlassen diesen Gegenstand einer
weitem Discussion zu unterziehen, weil ich mich früher gelegentlich
darüber geäussert habe. Es ist gewiss eine verdienstliche Arbeit
solche Detailstudien über irgend eiaen einzelnen Punkt vorzunehmen,
indem sie nicht nur geeignet ist gewisse Lehrsätze an ihnen zu
prüfen, sondem meistens auch noch zu weiteren Porschungen und
zu wichtigen Besultaten Anlass giebt.
ünter dem Titel „Zur vergleichenden Geographie Persiens'
habe ich eine kleine Abhandlung geschrieben, welche in den
Sitzungsberichten der k. bayer. Akademie der Wissenschaften,
philos.-philol. Classe Jahrgang 1874 S. 231 flf. abgedrnckt ist. Da
ich nicht annehmen darf, dass diese Abhandlung jedem Leser der
Ztschr. zur Hand ist, so gebe ich hier die SteUe wieder, welche
den erwähnten Gegenstand betrifft; sie steht S. 241 und lautet:
o...
„Das Burhan-i Kati sagt (p. 520 ed. Constant.) (gird) öJ
vj!^!o ».S yS liyCÄjL**»} ojCjIjIi^ y> üouwLül* »jJljj
00 ,.,
^JüC*jO iJ«}Lajw ,Gird oJs bedeutet Stadt, Ortschaft, z. B.
Darabgird, Siaveschgird, d. h. Stadt des Darab, Stadt des Siavesch."
„Der Name Darius lautet bekanntlich altpersisch Därayavus,
und „Stadt* vardanam ; letzteres Wort ist das eben besprochene
neupersische öß gird (wie Vistä9pa = Guschtasp = Hystaspes);
es hat sich in seiner archaistischen Gestalt noch in einigen Namen
S 0 *