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Archiv "Erfahrungen nach einem Jahr: Die Haut macht mit" (09.01.1984)

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Prinzipieller Aufbau transdermaler Systeme

membrangesteuert

matrixgesteuert

Stützfolie Arzneistofflösung

Steuermembran Hautkleber Haut

Stützfolie Arzneistoffmatrix Hautkleber Haut

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG

Erfahrungen nach einem Jahr:

Die Haut macht mit

Wie machen sich die neu- en transdermalen Thera- pie-Systeme, die seit der Einführung von ®Nitro- derm TTS vor rund einem Jahr auf dem Vormarsch sind? Und wie wird es wei- tergehen? Rück- und vor- ausblickend wurde Ende November letzten Jahres auf zwei Veranstaltungen bilanziert: bei einer Infor- mationstagung der Medizi- nisch Pharmazeutischen Studiengesellschaft im Hause von Boehringer In- gelheim und bei einem Workshop der Firma Ciba- Geigy in Zürich.

Abgabe des Wirkstoffs auf zwei Wegen

Zunächst zur Medizinisch Pharmazeutischen Stu- diengesellschaft (MPS) nach Mainz, deren Träger sieben selbst forschende Pharmaunternehmen sind.

Was ein Wirkstoff-Pflaster leisten soll, erläuterte Dr.

Bernd Zierenberg, Experte aus der Boehringer-Ingel- heim-Forschung. Aus ei- nem transdermalen Sy- stem soll der Arzneistoff in kontrollierter Weise freige- setzt werden, das heißt, auf der Hautoberfläche zur Re- sorption in gewünschten Mengen zur Verfügung stehen. Der Patient soll das System leicht anbringen können, es muß über län- gere Zeit am selben Ort haften, hautverträglich sein und darf nicht störend wirken.

Für den Aufbau eines transdermalen Systems, aus dem der Wirkstoff auf die Haut freigesetzt wird, gibt es zur Zeit zwei physi- kalisch unterschiedliche Prinzipien. Entweder be- findet sich der Arzneistoff in gelöster Form in einem Reservoir, und die Abgabe kann durch eine entspre- chend ausgelegte Steuer- membran geregelt wer-

den. Oder die Substanz ist in eine Polymer-Matrix ein- gebettet und tritt bei Appli- kation des Systems per Dif- fusion auf die Hautoberflä- che. Die Freigabe wird hier durch die Art des Poly- mers, seine Beladung mit Arzneistoff und die Matrix- dicke des Films gesteuert.

Da die Haut als zusammen- gesetzte Membran selbst

eine die Resorption kon- trollierende Funktion hat, könnte es im Prinzip genü- gen, einen Wirkstoff mit ei- nem einfachen Pflaster di- rekt auf die Haut zu appli- zieren. Allerdings kann bei diesem Verfahren die Re- gulation der Zufuhr unter veränderten äußeren Be- dingungen wie Hitze, Kälte, Nässe leicht außer Kontrol- le geraten. Daher bedarf ein transdermales Applika- tionssystem des Steuer-Re- gulativs durch eine eigene Membran oder Matrix.

Gute Erfahrungen mit ®Nitroderm TTS Vorreiter in der Bundesre- publik Deutschland für die transdermalen Systeme

war die Firma Ciba-Geigy, die vor rund einem Jahr das erste N i t ro-Pfl aste r

®Nitroderm TTS einführte.

In Zürich wurden nun die gesammelten Erfahrungen in einem Workshop disku- tiert. Dabei kam auch ein spezieller Vorteil der trans- dermalen therapeutischen Systeme zur Sprache: Be- reits erprobte Substanzen können neu genutzt wer- den. Bestes Beispiel ist Nitroglyzerin. Bisher akut bei Herzattacken einge- setzt, kann es jetzt dank

des Systems einer konti- nuierlichen Wirkstoffabga- be über 24 Stunden auch zur Anfallsprophylaxe die- nen. Dr. Heinz Letzel, Grä- felfing, berichtete über ei- ne multizentrische Studie, in der ®Nitroderm TTS an 7381 Patienten mit Angina pectoris unter Praxisbe- dingungen erprobt wurde.

Die Auswertung zeigte, daß die Belastbarkeit im Alltag gesteigert werden konnte und der sublingua- le Nitroglyzerin-Verbrauch zur Anfallsprophylaxe sta- tistisch signifikant von 7,8 auf 2,2 Anwendungen pro Woche abnahm. Nach zweiwöchiger Behandlung waren rund 51 Prozent der Patienten anfallsfrei, bei rund 28 Prozent traten An-

fälle nur unter schwerer körperlicher Belastung und nur noch bei rund 21 Prozent bei alltäglicher Belastung oder in Ruhe auf gegenüber rund 78 Pro- zent vor der Behandlung.

Insgesamt wurden von 19,4 Prozent der Patienten un- erwünschte Begleiter- scheinungen angegeben, meist Kopfschmerzen, die nach drei bis sieben Tagen verschwanden; Hautunver- träglichkeiten wurden bei drei bis vier Prozent der Patienten festgestellt, zum Teil aber durch falsche An- wendung hervorgerufen.

Nach Abschluß der Be- handlung wollten rund sechzig Prozent der Pa- tienten mit dem Pflaster weiterbehandelt werden, gegenüber 13,6 Prozent, die einer oralen Therapie den Vorzug gaben.

Was bringt die Zukunft?

Welche neuen transderma- len Systeme sind in der Zu- kunft zu erwarten? Weitere Nitroglyzerin-Pflaster sind bereits von Pharma Schwarz (deponit®) und Searle (Nitradisk®) im Han- del. Die Boehringer-Ingel- heim-Forschung arbeitet an einem Hochdruck-Pfla- ster mit der Substanz Clo- nidin. Ciba-Geigy wird 1984 das Scopolamin-Sy- stem gegen Reisekrank- heiten, das sich bereits in den USA bewährt hat, auch in der Bundesrepublik Deutschland einführen.

Auch andere Unternehmen arbeiten mit den unter- schiedlichsten Substan- zen. Im Gespräch sind bei- spielsweise Beta-Rezepto- ren-Blocker, Kalzium-Ant- agonisten und Östrogene.

Brauchbare Substanzen sind solche mit einem niedrigen Molekularge- wicht — unter 500 — mit ei- ner kurzen Halbwertszeit und selbstverständlich Arz- neimittel, deren therapeuti- sche Wirksamkeit von kon- tinuierlich stabilen Kon- zentrationen in Serum und Zielgeweben abhängt. bl-r

56 (86) Heft 1/2 vom 9. Januar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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