DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BUCHBESPRECHUNGEN
Medizin —
Geisteswissenschaften
Walter Pöldinger, Francois Wider: Die Therapie der Depressionen, Geleitwort von W. Birkmayer, Deut- scher Ärzte-Verlag, Köln, 1986, 181 Seiten, zahlrei- che Abbildungen und Ta- bellen, Broschur, 28 DM Die Stärke des Buches liegt darin, daß es die Depres- sionsbehandlung ausge- wogen darstellt und in wis- senschaftlich gut fundier- ter Weise umfassend infor- miert. Was man nachschla- gen möchte, findet man in der Regel, auch dank des sorgfältigen Sachregisters.
Die Einteilung des Buches ist hingegen weniger über- zeugend. Es fällt schwer, eine Übersicht dessen zu gewinnen, was praktisch zusammen gehört. Zum Teil wird mehr aufzählend aneinander gereiht (zum Beispiel im Kapitel über die Psychotherapien). — Eine
V. Dinnendahl, U. Fricke (Hrsg.): Arzneistoff-Profile, Basisinformation über arz- neiliche Wirkstoffe, Govi- Verlag, Frankfurt am Main, 1984, 1838 Seiten, Fortset- zungswerk einschließlich 2. Ergänzungslieferung, Loseblattausgabe in 3 Ringbuchordnern, 248 DM Dem niedergelassenen Arzt ist kaum etwas dar- über bekannt, was das Arz- neibüro der Bundesvereini- gung Deutscher Apothe- kerverbände und der
deutsch/schweizerisch/
österreichische Zusam- menschluß API tut, um auch dem Arzt den vielfälti- gen deutschen Arzneimit- telmarkt zu erschließen.
Neben der 12bändigen Stoffliste, der Interaktions- datei Micropharm II, um nur die wichtigsten zu nen- nen, legt die API mit dem Loseblatt-Werk „Arznei- stoffprofile" jetzt Arznei- stoffmonographien für die
Schwierigkeit (nicht nur dieses Buches sondern der gegenwärtigen Depres- sionsforschung) liegt in der Differenzierung der „De- pressionen" in verschiede- ne Formen. Zwar enthält das Buch ein kleines Kapi- tel „Nosologische Zuord- nung", aber kaum Hinwei- se zur Differentialdiagnose der verschiedenen Depres- sionsformen. Auch wenn man der Meinung ist, es sei nosologisch zu wenig be- gründet, verschiedene De- pressionsformen zu unter- scheiden, so muß man doch im Hinblick auf die In- dikationen der einzelnen Behandlungsverfahren dif- ferentialdiagnostische Un- tersuchungen und Überle- gungen anstellen. Andern- falls wird eine differenzie- rende Behandlung sowohl hinsichtlich des Einsatzes der antidepressiven Medi- kamente als auch der ein- zelnen Psychotherapien nicht möglich.
Rainer Tölle, Münster
wichtigsten 240 arznei- lichen Wirkstoffe vor. Sie gehen weit über das her- aus, was der Arzt in den
„Gebrauchsinformationen für Fachkreise" erfährt, und zeigen auf, wie eine Information für Ärzte opti- mal gestaltet werden könnte.
Karl H. Kimbel, Köln
Kurt Tittel: Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen, Gustav Fi- scher Verlag, Stuttgart/
New York, 1985, 596 Sei- ten, 260 Abbildungen, 47 Tafeln, Leinen, 48 DM Die Anatomie hat sich von dem rein deskriptiven über den in der Praxis benötig- ten topographischen im- mer mehr in den funktio- nellen Bereich hineinent- wickelt. In diesem Sinne ist auch das in 10. überarbei- teter Auflage erschienene
Buch des Leipziger Anato- men Tittel zu sehen. Es bringt die funktionellen Zu- sammenhänge des Bewe- gungsapparates und der Eingeweide in vorbildlicher Form, erreicht aber bei dem vorgegebenen Um- fang natürlich nicht die Ausführlichkeit und den Standard der bekannten Lehrbücher und Atlanten der Anatomie.
Rudolf Gross, Köln
Karl Velhagen (Hrsg.): Der Augenarzt, in 11 Bänden und einem Ergänzungs- band, Band XI, VEB Georg Thieme, Leipzig, 1986, 844 Seiten, 625 teils farbige Ab- bildungen, Leinen, 190 DM Die 2. ergänzte und überar- beitete Auflage basiert auf dem Grundkonzept des verstorbenen Ko-Autors Badtke, der die vorliegende Thematik zu seinem Le- benswerk gemacht hatte.
Seinem Schüler Tost ge- lang es, auch neueste Er- kenntnisse und ein fast un- übersehbar gewordenes Schrifttum musterhaft zu integrieren. Wichtig er- scheint die Feststellung, daß das Wesen der Ent- wicklung nicht als Folge morphologischer Einzelbil- der erfaßt werden sollte, vielmehr hat man das klini- sche, biologische und me- chanische Verständnis für das fertige, normale oder pathologisch gestaltete Or- gan aus der Kenntnis der gesamten dynamischen Entwicklungsabläufe zu er- schließen. So wird eine neue Betrachtungsweise der „Normogenese" und
„Anormogenese" für Theo- rie und Klinik nutzbar ge- macht.
Der 1. Abschnitt befaßt sich mit den ersten Entwick- lungsvorgängen am Auge.
Es folgt die Besprechung der weiteren Entwicklung des embryonalen und feta- len Auges, gegliedert nach den einzelnen Bulbusab-
schnitten. Dann werden Li- der, Tränenwege, äußere Augenmuskeln, Nerven und Orbita abgehandelt, schließlich die Größenver- hältnisse sowie die Wachs- tums-, Form- und Lagever- änderungen des fetalen Auges.
Der 2., umfangreichere Ab- schnitt hat die Mißbildun- gen des Bulbus und seiner Adnexe zumn Gegenstand.
Neben den Kolobomen und den Größenanomalien fin- den zunächst die typischen Mißbildungen als Folge von Störungen im Gebiet des Vorderarmes und des Kopforganisators Berück- sichtigung, ferner bei be- sonderen Gehirnmißbil- dungen. Daran schließen sich die Dysplasien der ein- zelnen Augenabschnitte an. Besondere Kapitel ha- ben Pseudogliom, Pig- mentanomalien, Mißbil- dungen der Lider, Motili- tätsstörungen sowie An- omalien der Tränenorgane, Orbita und Refraktion zum Gegenstand.
Der übersichtlich geglie- derte Text wird von zahlrei- chen, teilweise farbigen Abbildungen didaktisch geschickt illustriert. Das umfangreiche und sehr sorgfältige Autoren- und Sachregister gestatten eine rasche Orientierung. Das Standardwerk spiegelt den neuesten Stand dieses wichtigen Teilgebiets der Ophthalmologie eindrucks- voll wider. Wie im Vorwort hervorgehoben, erschließt es dem in der Fachausbil- dung Befindlichen und dem Augenarzt Ätiologie, Diagnostik, klinische Symptomatik, Prognose, Therapie und auch Präven- tion. Dem Interessenten wird die Orientierung zur wissenschaftlichen Arbeit erleichtert. Das Werk kann rückhaltlos jedem empfoh- len werden, der an hierher- gehörenden Fragen inter- essiert ist.
Wolfgang Straub, Marburg/Lahn
2256 (66) Heft 33 vom 13. August 1986 83. Jahrgang Ausgabe A