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Archiv "Der Rahmen: Kunst, Literatur, Musik" (16.05.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen FEUILLETON

Zwei Standesorganisationen, die Bayerische Landesärztekammer und die Bezirksärztekammer Nord- württemberg, haben im vergange- nen Jahr in repräsentativem Rah- men künstlerisch tätige Ärzte vor- gestellt: in Coburg beim 26. Bayeri- schen Ärztetag und in Stuttgart beim 10. Fortbildungskongreß für praktische Medizin.

Künstlerisch tätige Ärzte in Bayern

Sehr einfühlsam gehängt und auf- gestellt waren Bilder, Graphiken und Plastiken von sechs Ärzten im Foyer der Kongreßhalle in Coburg.

Sie wurden anläßlich der Arbeitsta- gung des 26. Bayerischen Ärzteta- ges im September 1973 gezeigt.

Gleichzeitig waren im Foyer auf mehreren Tischen die literarischen Veröffentlichungen bayerischer Schriftsteller-Ärzte ausgestellt.

Zu einem schönen Zusammenklang im lichten gläsernen Vorraum der Kongreßhalle fanden sich die Wer- ke der sechs ganz unterschiedlich arbeitenden Künstler. Sehr zart und fein wirkten die Aquarelle und Pa- stelle von Dr. med. Erich Distel, Neustadt an der Aisch, die Land- schaften und Städte West- und Ost- europas wiedergaben. Sie zwangen zum Nahe-Herantreten und inten- siven Betrachten. Ganz im „ärztli- chen Milieu" hingegen waren die gezeigten Motive von Dr. med. Bus- so Karp, 8011 Pastetten: Operatio- nen, Visite, Exitus. Busso Karp scheut nicht die Schwierigkeiten verschiedener Techniken und Ma- terialien, zu sehen vor allem an sei- nen kupfergetriebenen Arbeiten.

Besondere malerische Qualitäten sind Dr. med. H. Morhard, 8961 Börwang, in seinem „Bauernhof in Serfaus" gelungen: sensible Blau-, Gelb-, Grauabstufungen des Weiß.

Ein Bild, das über Monate fest im Gedächtnis bleibt: „Russischer Winter" von Dr. med. H. Schuff, 839 Passau, ein kleines Rechteck, das

Ärzte-Orchester in Grado Der traditionelle Rahmen des Juni-Kongresses in Grado:

Sonne, Sport und Musik.

Auch heuer beim XVII. Inter- nationalen Fortbildungskon- greß vom 1. bis 15. Juni 1974 in Grado soll wieder ein Kon- zert des Ärzte-Orchesters (eventuell mit Chor) stattfin- den. Alle, die nach Grado kommen werden, Ärzte und ihre Angehörigen, die musi- zieren oder singen können, mögen sich bitte unter Anga- be ihres Instrumentes oder ihrer Stimmlage melden bei Frau Anneliese Druxes-Dern, 477 Soest, Rosenstraße 1. No- ten zum Üben werden zuge- sandt.

den Sog von Weite und Ferne hat.

Eine „Teerose" und ein schönes Bild des Bayerischen Waldes zei- gen, wie souverän dieser Maler die ganze Palette des Impressionismus beherrscht. Sein Eulenspiegel-Re- lief: eine Maske der heiteren Weis- heit. Die malerische Darstellung des Soges hinter den Horizont, so

gut gelungen wie das In-die-Erde- Ziehen eines grün-grau-weißen Himmels in „Russischer Winter"

von Schuff, scheint auch Dr. med.

H. Heid, 8423 Abensberg, beson- ders zu fesseln. Er schafft es, Him- mel und Wasser als helle Flächen mit fast gleichen Valeurs aufeinan- der treffen zu lassen, ohne trennen- de Konturen, wie es die Geometrie der Perspektive vorzuschreiben scheint. Sehr expressiv, verstärkt durch die Auflösung der Oberflä- chen, sind Neids Bronzeplastiken

„Weiblicher Akt" und „Gekreuzig- ter".

Besonders dekorativ und ein- drucksvoll waren die 22 gezeigten Werke von Dr. med. Michael S.

Bake vel Bakin, 8 München. Er be- herrscht virtuos die Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten, beson- ders das Stilisieren; er setzt Köpfe und Schornsteine oder Bäume so in die Fläche, daß sie ornamental werden, das Abbild wird zum Sinn- bild, zur Metapher. Manche stark pointierte Arbeiten (es gibt Titel wie „Klassenloses Krankenhaus",

„Familie als Interessengemein- schaft") sind gekonnte literarische Illustrationen, aber der Maler hat auch die Farben „im Griff" und kann in seinen stilisierten Land- schaften — den neuesten Bildern in der Ausstellung — das Rot, Ok- ker, Blau, Lila, Blaugrün oder Grünblau wundervoll transparent machen. r-h

Musisches und Literarisches zugleich mit der Fortbildung Das Rahmenprogramm des 10.

Stuttgarter Fortbildungskongresses für praktische Medizin der Bezirks- ärztekammer Nordwürttemberg fand besondere Beachtung: Es wurde von musizierenden, bildne-

risch und literarisch tätigen Ärzten gestaltet. Zu einer Kunstausstel- lung waren etwa hundert Arbeiten vom Surrealismus und Expressio- nismus bis zur naturalistischen Landschaft und zum Porträt im Kongreßgebäude Killesberg zu- sammengetragen worden. Hier die Namen der ausstellenden Ärzte:

Der Rahmen:

Kunst, Literatur, Musik

Künstlerisch tätige Ärzte, vorgestellt beim Bayerischen Ärztetag in Coburg und beim Stuttgarter Fortbildungskongreß

1510 Heft 20 vom 16. Mai 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Oben: Blick in das Foyer der Kongreßhalle in Coburg, wo während des 26. Bayeri- schen Ärztetages Werke von sechs künstlerisch tätigen bayerischen Ärzten ausge- stellt waren — Unten: Die Büchertische, auf denen bayerische Schriftsteller-Ärzte während des Ärztetages ihre literarischen Publikationen zusammengetragen hat- ten. Auch hier, wie vor den Bildern und Plastiken, verweilten die Delegierten, sie blätterten, lasen sich fest ... Fotos: Ingrid Künstner

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Künstlerisch tätige Ärzte

Manfred Auberlen (Stuttgart), Peter Bergner (Heilbronn), Karl Keller (Wiesensteig), Berthold Krezdorn (Stuttgart), Johann Kurtz (Bad Cannstatt), Peter Mutschler (Bad Friedrichshall), Gerhard Pampe!

(Waiblingen), Horst Pfeifer (Göp- pingen), Helmut Runft (Bad Cann- statt), Madeleine und Leo Schweit- zer (Stuttgart), Dieter Schwenk (Mötzingen), Hilko Weerda (Bad Krozingen).

Der Widerhall der Ausstellung war erstaunlich: hohe registrierte Besu- cherzahl und Kaufinteresse für die Arbeiten der Maler, Plastiker und Keramiker noch nach Wochen. Ei- ner der Aussteller hätte fünfzig Prozent seiner gezeigten Bilder verkaufen können. Und — last not least — auch eine, allerdings we- niger willkommene Bestätigung:

Zwei Krezdornsche Keramiken wurden von kunstbeflissenen Die- ben mitgenommen!

Ebenfalls sehr erfolgreich war eine musikalisch-literarische Soiree im Weißen Saal des Stuttgarter Neuen Schlosses: Eingeladen war zu ei- nem Konzertabend des Stuttgarter Ärzteorchesters und zu einer Le- sung von Schriftsteller-Ärzten, Das Stuttgarter Ärzteorchester, das schon seit 14 Jahren besteht und bereits zwei Langspielplatten mit Barockmusik produziert hat, spielte

— jeweils abgestimmt auf die Le- sungen — fünf Sätze der Serenade Nr. 5 von Wolfgang Amadeus Mo- zart (KV 204). Der Dirigent, Dozent Gerhard Saal, und seine Musiker gestalteten diesen musikalischen Rahmen meisterlich.

In die Lesungen führte der Schrift- steller-Arzt Gerhard Vescovi ein, der Vorsitzende des Kulturaus- schusses der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg. Er erinnerte an die großen Vorbilder „Friedrich Schiller, Justinus Kerner, Gottfried Benn — dessen Witwe, Frau Dr.

Ilse Benn, er als Gast dieses Abends besonders herzlich begrüß- te — und Peter Bamm und stellte dann die fünf von einer Jury ausge- wählten Autoren des Abends vor, deren Prosa und Gedichte auf dem

Programm standen. Hierzu ein Aus- zug aus dem Bericht von Dieter Schnabel in der Böblinger Zeitung:

„Eine Jury von drei Literatursach- verständigen, zwei Germanistik- Professoren und einem Feuilleton- Journalisten, war zuvor beauftragt

worden, aus den eingesandten Ar- beiten der im Verband deutscher Schriftsteller-Ärzte zusammenge- schlossenen Prosa und Verse schreibenden Ärzte fünf hervorra- gende Vertreter ihres Standes aus- zuwählen. So las denn zunächst Achim Anderer, der 52jährige Vize-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 20 vom 16. Mai 1974 1511

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Künstlerisch tätige Ärzte

Edde Hellmann

Ausnahmsweise soll wieder eine Arztfrau zu Wort kommen, die, statt selbst Medizin zu studieren, ihrem Gynäkologen-Mann eine tüchtige OP-Schwester geworden ist. Der Vater meinte, ein so hübsches Mädchen brauche nicht zu studie- ren. Sie ist am 28. Juni 1913 gebo- ren, wohnt: 2 Hamburg 20, Heilwig- straße 107. Sie befaßt sich mit ak- tuellen Problemen des Kassenarz- tes, die sie unreflektiert in gereimte Vierzeiler bringt. Man kann aus die- sen gereimten Bemerkungen die KontaktfreudigKeit Edde Hellmanns entnehmen: Der standespolitisch interessierte Arzt wird sich ange- sprochen fühlen, weil seine Proble- me leicht eingängig dargestellt sind. Einige dieser Arbeiten sind im „Kassenarzt" wiedergegeben worden. Aber überhaupt ist es im- mer das gerade Aktuelle, das ihre poetische Feder lenkt. So schreibt sie in der Zeitschrift „Der Eppen- dorfer" unter „Schönes Eppen- dorf": „In Eppendorf es hübsch sich wohnt ..." Aus dem Gerangel um das Gesundheitswesen ent- stand „Reform". Edith Engelke

Reform

-

?

Der freie Arzt ist unbequem, drum will man ändern das System.

Man möchte alles reformieren, am besten sozialisieren.

Man meint den Umsturz, sagt Reform, das ist bei vielen schon die Norm.

Noch liegen da, man glaubt es nimmer, bei manchem Arzt im Wartezimmer die linken Blätter, die da hetzen, die sollte man doch wohl ersetzen?

Sie untergraben das Vertrauen — kann man auf seinen Arzt noch

bauen?

Ist er im Urlaub in Gedanken, geht's ihm ums Geld, geht's um die

Kranken?

Ist er nicht zeitig auf der Hut und sieht, was da die Linke tut?

Er merkt es kaum, hat keine Zeit, so ist es plötzlich dann soweit:

Ist er beim Staat erst angestellt, dann wird's wohl besser auf der

Welt.

Kunstmarkt

Kataloge: Kunstbücher

„Internationale Graphik des 20.

Jahrhunderts" und „Internationale Handzeichnungen I" heißen zwei umfängliche (230 und 245 Seiten), stabil gebundene, großformatige Kataloge der Galerie Wilbrand, die in Köln im Galeriehaus, Lindenstra- ße 20, domiziliert. Dies ist mehr als ein besonders umfassendes Ange- bot, mehr als ein Lagerkatalog: Die Bände sind zugleich als Kunstbü- cher nützlich, zumal alle angebote- nen Grafiken und Handzeichnun- gen abgebildet sind. So werden die Kataloge für den an zeitgenössi- scher Kunst Interessierten zur Orientierungshilfe und für den Sammler zu Nachschlagewerken.

Der Grafik-Band beispielsweise enthält mehr als 600 Grafiken und Multiples von 210 Künstlern von Al- bers bis Wunderlich, darunter in Exklusivvertretung die Editionen der documenta-Foundation. Im An- hang finden sich biographische Angaben und eine Übersicht der zitierten Werksverzeichnisse. Die- ses große Grafikangebot nennt die Galerie ihren Standard-Kata- log, neu hat sie den Band mit 200 Zeichnungen von siebzig Künstlern herausgebracht, darunter Antes, Baumeister, Christo, Klimt, Löger, Macke, Rot, Schultze, Schu- macher und Wunderlich. Die Kata- loge kosten zwanzig Mark, die bei Bestellung verrechnet werden. nn präsident des Verbandes deutscher

Schriftsteller-Ärzte, ein in Reutlin- gen tätiger Psychiater, recht illu- strativ eine heiter beginnende, traurig endende Kurzgeschichte mit dem Titel ,Lovro, der Riesenwel.

lensittich'. Der Senior der Runde, der 79jährige, in Berching in der Oberpfalz beheimatete, praktische Arzt Heinz Schauwecker, der Grün- der und Präsident des Verbandes deutscher Schriftsteller-Ärzte, trug zwei Gedichte vor: ,Die Mauer', ein kritischer Vergleich zwischen der Berliner und der Chinesischen Mauer, und ‚Nach einem geistli- chen Konzert', ein Memento für Max Reger.

Besinnlich nachdenklich, gedan- kentief, mit einem gehörigen Schuß Philosophie waren die sechs Ge- dichte, die der in Wiesensteig prak- tizierende Arzt Karl Keller rezitier- te. Dabei erwies sich der 59jährige Lehrbeauftragte an der Universität Ulm, der einst Germanistik und Volkskunde studiert hat, wohl als ein guter Poet, dem es gelingt, tref- fende Bilder in Worte zu fassen, aber als ein weniger guter Interpret seiner eigenen Werke. Von stil- lem Humor durchzogen, anderer- seits lebensweise, originell, zum Schmunzeln und Nachdenken gleichermaßen anregend, sind die Gedichte des 1914 in Bessarabien geborenen, seit 1946 als prakti- scher Arzt in Waiblingen tätigen Hugo Schneider, der elf Arbeiten vortrug und der nach diesem Ein- druck den Ehrentitel Dichter ver- dient hat.

Zum Abschluß der Lesungen trug Gerhard Vescovi die ebenfalls prä- mierte Erzählung ,Der König ist tot

— es lebe der König' des 51jähri- gen Hamburger Facharztes für Hautkrankheiten Otto Bolte vor, eine teils makabre, teils weit- schweifige Geschichte, in der Le- ben und Tod als die zwei Seiten des Menschenschicksals eng bei- sammen sind. Sollten von den fünf

‚preisgekrönten' Ärzten einige als Schriftsteller weiter empfohlen werden, dann sind dies in erster Li- nie Hugo Schneider und Karl Kel- ler." Ar

Arzt — und Poet dazu

1512 Heft 20 vom 16. Mai 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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