Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 48⏐⏐28. November 2008 A2595
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olyvalente Immunglobuline werden – zugelassene Indika- tionen und Off-label-Gebrauch zu- sammengenommen – bei mehr als 80 Erkrankungen erfolgreich einge- setzt. Dazu zählt die Immunmodu- lation bei Autoimmun- und Nicht- autoimmunerkrankungen, aber auch bei einer Reihe von Erkrankungen unklarer Genese. Die Behandlung sei absolut virussicher, erklärte Prof.Abdulgabar Salama (Berlin) in Frankfurt am Main als federführen- der Autor der entsprechenden Leitli- nie der Bundesärztekammer.
Hohe Konzentration und gleich- zeitig gute Stabilität bei Raum- temperatur – beide Prämissen waren bei polyvalenten Immunglobulinen nicht einfach zu kombinieren. Durch den Ersatz des bisherigen Stabilisa-
tors mit L-Prolin ist es CSL- Behring gelungen, ein Pro- dukt mit zehnprozentiger Konzentration herzustellen, das bei Raumtemperatur mindestens 24 Mo- nate gelagert werden kann. Ein leicht saures Milieu der Fertiglösung ver- hindere die Aggregatbildung, die Fragmentierung und den Aktivitäts- verlust, erläuterte Dr. Peer Lotichius als Unternehmensvertreter.
Das Präparat Privigen® ist im Oktober in den deutschen Markt eingeführt worden. Es ist zugelas- sen für die Substitutionstherapie, bei Erwachsenen und Kindern bei primärem (Autoimmunthrombozy- topenie, ITP) und sekundärem Im- mundefekt (chronische lymphati- sche Leukämie, multiples Myelom) sowie zur Behandlung chronisch
immunsupprimierter Patienten mit klinisch relevanter Infektanfällig- keit, bei Kawasaki- und Guillain- Barré-Syndrom.
Bei 50 ITP-Patienten mit Throm- bozyten-Screening-Werten von un- ter 20 × 109/l hat Salama beim Ein- satz des neuen Präparats zum Teil bereits am nächsten Tag einen An- stieg der Plättchen festgestellt. Im Durchschnitt werden Maximalwerte von 200 × 109/l nach acht Tagen erreicht, der Effekt hält im Mittel
15 Tage lang an. n
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Medienseminar „Polyvalente Immunglobuline:
bedeutende Säule der Immunabwehr“ in Frank- furt/Main, Veranstalter: CSL-Behring
POLYVALENTE IMMUNGLOBULINE
Privigen ist haltbar bei Raumtemperatur
Die gebrauchsfertige Flüssigformulierung ist eine zehnprozentige Immunglobulinlösung zur intravenösen Verabreichung.
Inhibition der IgG-Dimerbildung:
L-Prolin kann die hydrophoben Domänen der IgG- Moleküle (gelb) abschirmen und so die Dimerbildung einschränken.
Foto:CSL-Behring GmbH
Miconazol-Buccaltablette bei oraler Candidose –Immunsupprimierte Pa- tienten (unter Radio- oder Chemothe- rapie oder mit HIV-Infektion) erkranken häufig an einer oralen Candidose. Für die hoch dosierte Lokaltherapie steht nun eine mukoadhäsive Buccaltablette mit 500 mg Miconazol (Loramyc®, Spe-Pharma) zur Verfügung. Die Buc- caltablette wird einmal täglich ober- halb des seitlichen Schneidezahns des Oberkiefers in die Fossa canina einge- setzt; sie setzt den Wirkstoff gleich- mäßig und hoch dosiert frei. Pharma- kokinetische Vergleichsuntersuchun- gen ergaben, dass mit einer Buccal- tablette zu 50 mg Miconazol pro Tag eine 18-fach höhere Speichelkonzen- tration erreicht wird als mit der dreimal
täglichen Applikation von 125 mg Mi- conazol-Mundgel.
Janumet von MSD –Janumet®mit der Kombination aus Sitagliptin und Metformin (MSD) hat die Zulassung zur Behandlung des Typ-II-Diabetes erhal- ten. Das orale Antidiabetikum zielt auf alle drei Hauptdefekte des Diabetes ab:
Betazelldysfunktion, Insulinresistenz und Überproduktion von Blutzucker durch die Leber. Janumet sollte nicht bei Patienten mit mäßiger oder schwe- rer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin- Clearance < 60 ml/min) oder mit Le- berfunktionsstörung eingesetzt werden.
Chlamydiennachweis –Für den schnellen Nachweis von Chlamydien-
infektionen wurde eine verbesserte Ver- sion des Cobas-TaqMan-CT-Tests zuge- lassen. Mit dem Test können dank des Dual-Target-Prinzips auch plasmidfreie Chlamydienvarianten sowie genetische Varianten mit bisher unerkannten Muta- tionen im kryptischen Plasmid detektiert werden, zum Beispiel die in Nordeuropa aufgetretene „Schwedische Variante“.
Mit dem Real-time-PCR-basierten Co- bas-TaqMan-CT-Test von Roche Diagnos- tics GmbH lassen sich Chlamydia-tra- chomatis(CT)-Infektionen sowohl aus endozervikalen Abstrichpräparaten als auch aus Urinproben aufspüren. Dies ist wichtig, weil gleichzeitig mit dem jeweili- gen Patienten auch der Partner diagnos- tiziert und therapiert werden sollte, um Reinfektionen zu verhindern. EB