Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 10|
7. März 2014 A 413 COLITIS ULCEROSATNF-alpha-Blocker früher einsetzen
Der humane monoklonale Antikörper Golimumab ist neben rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew und Psoriasis-Arthritis auch für die Colitis ulcerosa zugelassen.
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atienten mit Colitis ulcerosa werden in Deutschland noch zu viel und zu lange mit konventio- nellen Medikamenten wie 6-Mer- captopurin oder Azathioprin plus Steroiden behandelt. Diese Thera- pie ist in vielen Fällen nicht ausrei- chend, um die quälenden Sympto- me zu lindern und die Mukosa von Entzündung zu befreien. „Wir müssen dann schneller zu TNF-al- pha-Blockern übergehen“, fordert Dr. med. Stefanie Howaldt vom Kompetenz-Centrum für CED in Hamburg.Golimumab erhält Zulassung nach PURSUIT-Studie
Auch Golimumab, ein humaner mo- noklonaler Antikörper, der sich ge- gen den Tumornekrosefaktor TNF-α richtet, hat kürzlich die Zulassung für die Colitis ulcerosa erhalten.
Empfohlen wird eine initiale Dosie- rung von 200 mg subkutan, gefolgt von 100 mg zwei Wochen später.
Als Erhaltungstherapie sollen die Patienten anschließend körperge- wichtsabhängig 50 mg (< 80 kgKG) oder 100 mg (≥ 80 kgKG) alle vier Wochen erhalten.
Zur Zulassungserweiterung für Golimumab (Simponi®) führten die Ergebnisse der PURSUIT-Studie, in der 51 Prozent der Patienten inner- halb von sechs Wochen auf die ge- nannte Dosierung ansprachen im Vergleich zu 30 Prozent der Place- bo-Patienten (p ≤ 0,001). Signifi- kant fielen auch die Unterschiede in der klinischen Remission (18 Pro- zent versus sechs Prozent) und Mu- kosaheilung (42 Prozent versus 29 Prozent) aus (beide Unterschie- de p ≤ 0,001).
Responder wurden in der folgen- den Erhaltungsphase der Studie mit Golimumab in der oben genannten Dosierung oder Placebo weiterbe- handelt. Bei 47 Prozent der Patien- ten ließ sich die Response mit 50 mg
und bei 50 Prozent mit 100 mg Go - limumab bis Woche 54 erhalten, aber nur bei 31 Prozent der Placebo- Patienten (p ≤ 0,01 beziehungsweise p ≤ 0,001). Die Mukosa war zu die- sem Zeitpunkt bei 42 Prozent der Patienten in der Golimumab-Grup- pe versus 27 Prozent der Patienten in der Placebo-Gruppe abgeheilt (p < 0,05 für 50 mg und p < 0,005 für 100 mg).
Was die Sicherheit von Golimu- mab betrifft, ergab die PURSUIT- Studie keine neuen Erkenntnisse.
Es zeigte sich ein vergleichbares Bild wie bei den anderen zugelasse- nen Indikationen: rheumatoide Ar- thritis, Psoriasis-Arthritis und anky- losierende Spondylitis.
Patienten, die auf Golimumab ein- gestellt werden, kann der Arzt ein therapiebegleitendes Unterstützungs- programm aushändigen, das Infor- mationen zum Medikament und ein
Online-Programm enthält. Patien- ten, die sich online registrieren, er- halten ein Paket mit nützlichen Din- gen wie Medikamentenkühltasche, Alkoholtupfern, Reisetipps und Zoll- bescheinigungen.
Patienten mit Colitis ulcerosa leiden erheblich unter plötzlichem Stuhldrang, der sie zwingt, sehr schnell eine Toilette aufzusuchen.
In der aktiven Phase der Erkran- kung können 30 bis 40 Durchfälle pro Tag dem Patienten das Leben zur Hölle machen, sagt Howaldt.
Viele Patienten blieben deshalb lie- ber zu Hause. Eine kostenlose WC- Finder-App kann jedoch helfen, in der Öffentlichkeit schnell und sicher die nächste Toilette zu finden.
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Dr. med. Angelika Bischoff
Fidaxomicin zur Therapie der Clo- stridium difficile-Infektion – Fidaxo- micin zur Behandlung von Clostridium difficile-Infektionen (CDI) wurde als Empfehlung in die kürzlich aktualisier- ten Leitlinien der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) aufgenommen. Dies sei unter anderem in den positiven Er- gebnissen der Zulassungsstudien be- gründet, die eine Rezidivrisikoreduktion von 46 Prozent im Vergleich zu oralem Vancomycin (p < 0,01) belegen, so das Unternehmen Astellas. Auch die Ge- samtheilungsrate verbesserte sich un- ter Fidaxomicin im Vergleich zu Vanco- mycin um signifikante 18,3 Prozent (p < 0,001). Ein wesentlicher Grund für diese Ergebnisse ist offenbar die spezi- fisch bakterizide Wirkung von Fidaxomi- cin gegen C. difficile, die die Darmflora
schont. Dementsprechend empfehlen die kürzlich aktualisierten ESCMID-Leit- linien Fidaxomicin zur Therapie aller CDI-Patienten, die sich für eine orale Antibiotikatherapie eignen. Insbesonde- re bei Patienten mit Rezidivrisiko, ers- tem Rezidiv und bei Patienten mit mul- tiplen CDI-Rückfällen gilt Fidaxomicin als First-Line-Therapie und eignet sich daher besonders zur Behandlung von Hochrisikopatienten, bei denen die schnelle und anhaltende Heilung einer schweren CDI besonders wichtig ist.
Auch der Gemeinsame Bundesaus- schuss erkannte diese positiven Daten an und bescheinigt Fidaxomicin einen beträchtlichen Zusatznutzen zur Be- handlung von Patienten mit schweren und/oder rekurrenten Krankheitsverläu- fen einer Clostridium difficile-assoziier-
ten Diarrhö. EB
KURZ INFORMIERT
Launch Pressekonferenz „Simponi® – die neue Therapieoption für mittelschwere bis schwere Co- litis ulcerosa“, Veranstalter MSD Sharp & Dohme GmbH, München