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Archiv "Kurz informiert" (16.01.2015)

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A 98 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 3

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16. Januar 2015

SCHMERZMANAGEMENT

Kinder sind häufig unterversorgt

Sinnvolle Diagnostik und Arzneimitteloptionen bei chronischen Schmerzen

C

irca 300 000 Kinder und Ju- gendliche sind chronisch schmerzkrank. Kopfschmerzen do- minieren, gefolgt von Bauch- und Rückenschmerzen. Bleiben diese unbehandelt, sind nach Angaben von Priv.-Doz. Dr. med. Sven Gottschling, Palliativ- und Kinder- schmerztherapie der Universitäts- klinik Homburg/Saar, als Auswir- kungen belegt: eingeschränkte Atem-, Verdauungs- und Nieren- funktion, Immunsuppression und der Verlust von grauer Hirnsub- stanz. Je jünger das Kind oder je ausgeprägter der Grad seiner Behinderung sei, desto weniger Schmerzmittel teile man ihm zu.

Gottschling bezeichnet das als

„Katastrophe“. Ebenso, dass fast 90 Prozent aller tumorkranken Kinder im Endstadium analgetisch unterversorgt seien.

Diagnose nicht per se mit bildgebendem Verfahren Jedes fünfte Kind leidet an Kopf- schmerzen; bei 20 Prozent von ihnen führt der episodische oder chroni- sche Kopfschmerz zu Schulfehlta- gen oder sogar verpassten Bil- dungsabschlüssen. Von den 45 pri- mären Kopfschmerzformen spielen im Kindesalter die Migräne, der Spannungs- und der Clusterkopf- schmerz eine Rolle. Sekundäre For- men haben intra- und extrakraniel- le Ursachen (Meningitis, Trauma, Tumor, HNO- und Zahn-Mund- Kiefer-Erkrankungen, Infektionen, An ämie, Drogen, Medikamenten- fehlgebrauch). Gottschling räumte damit auf, dass bei einem Kind mit Kopfschmerzen quasi reflexartig per Bildgebung ein Gehirntumor ausgeschlossen werden müsse. Das Risiko, bis zum 16. Lebensjahr ein solches Malignom zu entwickeln, betrage 0,04 Prozent.

Bei Migräne ohne Aura ist die At- tackendauer bei Kindern kürzer als eine Stunde. Meist treten die Schmer-

zen beidseits auf und oft ist die Kopf- haut berührungsempfindlich. Übel- keit und Erbrechen sind besonders stark ausgeprägt und die kleinen Pa- tienten schlafen häufig während der Attacke ein. Von der Migräne mit Aura sind 15 bis 30 Prozent der Kin- der betroffen. Typisch sind Vorboten wie Gereiztheit oder überhöhter Schokoladenkonsum.

Beim Kopfschmerz vom Span- nungstyp (mindestens zehn Episo- den von Dauerkopfschmerzen zwi- schen 30 Minuten und sieben Ta- gen) sind die Schmerzen beidseitig, drückend oder beengend und nicht pulsierend. Die Kinder können noch am Unterricht teilnehmen. Übelkeit und Erbrechen fehlen. Photo- oder Phonophobie können zwar vorhan- den sein, jedoch nie gemeinsam.

Unter 15 Tagen pro Monat spricht man von episodischen, über 15 Ta- gen pro Monat von chronischen Kopfschmerzen.

Bei der Anamnese sollten auch die tageszeitliche Bindung und mög- liche Trigger erfragt werden. Viele Kinder sind in den Ferien beschwer- deärmer. Gottschling empfiehlt zwar den Kopfschmerzkalender über vier bis sechs Wochen, rät aber lang fristig davon ab, um eine Fixierung zu ver- meiden. Blut-, Liquor-, Hirnstrom-

Diagnostik sind unnötig. Alarm - zeichen sind plötzlich starke Schmerzen ungewöhnlicher Inten- sität, zunehmender Schmerz, Kopf- schmerzen, die nachts beginnen, Nüchtern-Erbrechen und epilepti- sche Anfälle.

Priv.-Doz. Dr. med. Friedrich Ebinger, St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn und Medizinische Fakul- tät Heidelberg, empfiehlt, die Akut- therapie bei Migräne frühzeitig und hochdosiert zu beginnen. Mittel der ersten Wahl ist Ibuprofen (zum Bei- spiel Nurofen®) bei Kindern ab drei Monaten 10–15 mg/kg/ED, gegebe- nenfalls drei- bis viermal täglich.

Mit Paracetamol hingegen gerate man mit den hohen Dosen, die für eine Analgesie gebraucht werden, schnell in den Bereich eines Leber- versagens oder Nierenschadens.

Reicht bei einer Migräneattacke ein Analgetikum nicht mehr aus, kann auch ein Triptan für maximal zehn Tage pro Monat zum Einsatz kommen. Ebinger erachtet die Kom- bination eines Triptans mit Ibupro- fen oder Naproxen als sinnvoll.

Dr. med. Nana Mosler

Symposium in Leipzig: Schmerzmanagement bei Kindern und Jugendlichen. Veranstalter:

Initiative Schmerzlos, eine Aufklärungskampagne der Reckitt Benckiser Deutschland GmbH

Wichtige neue Hinweise zu Rapiscan® (Regadenoson) – Auf der Basis von Post-Marketing-Beobachtungen informiert die Firma Rapidscan Pharma Solutions, dass der selektive koronare Vasodilatator Regadeno- son einen Schlaganfall verursachen könnte.

Klinisch signifikante Veränderungen des Blut- drucks (sowohl Hyper- als auch Hypotonie) und eine Verschlimmerung oder ein Wiederauf- treten von Vorhofflimmern in Verbindung mit der Anwendung von Regadenoson können das Schlaganfallrisiko erhöhen.

Darüber hinaus liegen Berichte vor, nach denen sich durch Regadenoson bedingte Anfälle nach der Anwendung von Aminophyllin verlängert haben.

Kontrastmittel SonoVue® – Bracco Imaging informiert, dass SonoVue bei Patienten, bei denen Hinweise auf eine kardiovaskuläre In sta - bilität bestehen, nicht in Kombination mit Dobutamin verwendet werden soll. Es wurden seltene, aber schwere Herzrhythmusstörungen, manchmal mit tödlichem Ausgang, bei Belastungsechokardiogra- phien in dieser Konstellation beobachtet. EB

KURZ INFORMIERT

P H A R M A

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