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Archiv "Programm zur Senkung des Erkrankungsrisikos von Rauchern" (01.06.1978)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

bedenken (Tabelle 7): Hier gelingt es oft nicht mehr, durch eine Kurativ- behandlung den Entzündungsherd zu sanieren. In diesen Fällen ist nur noch eine Behandlung möglich, die lediglich das Fortschreiten der Ent- zündung verlangsamen kann. Dieser Effekt ist prinzipiell auf zwei Wegen erreichbar:

• durch wiederholte kurzfristige hochdosierte Antibiotikabehand- lung der akuten Entzündungsex- azerbationen mit jeweils anschlie- ßendem antibiotikafreien Intervall, O durch Behandlung mit den sog.

Hohlraumantiseptika [Nalidixinsäu- re (Nogram®), Nitrofurantoin (Fura- dantin®)] in Form der Suppressions- behandlung über längere Zeit.

Die Wahl des therapeutischen Vor- gehens muß sich an der Vielfalt der individuellen Verhältnisse orientie- ren. Der inoperable alte Patient mit Prostataadenom zum Beispiel sollte auf Dauer mit diesen Präparaten im Wechsel mit Sulfamethoxazol Tri- methoprim behandelt werden. Man muß sich jedoch stets bewußt sein, daß dies letztlich Ausdruck einer ge- wissen therapeutischen Resignation ist, gelingt es doch hiermit kaum, die Entzündung im Nierenparenchym kurativ zu behandeln, das heißt die Pyelonephritis wird durch „die kos- metische Negativierung der Urinkul- tur nicht saniert". Besonders hinge- wiesen werden muß in diesem Zu- sammenhang auf die Tatsache, daß Nitrofurantoin bei eingeschränkter Nierenfunktion (Cave „kreatininblin- der" Bereich!) stark kumuliert und dann unter anderem zu schweren Polyneuritiden führen kann. Der routinemäßige Einsatz dieser Sub- stanz bei der chronischen PN ohne Überprüfung der Nierenfunktion ist deshalb abzulehnen.

Die Beseitigung der Erreger wird mit alleiniger Antibiotikatherapie stets dann nicht möglich sein bezie- hungsweise nicht zu dauerhaftem Erfolg führen, wenn prädisponieren- de Faktoren vorliegen und, zum Bei- spiel durch Restharn oder Stauun- gen, wiederholte Reinfektionen be- günstigen.

Pyelonephritis

Alle Fälle mit Obstruktion sollten, wenn möglich, operativ korrigiert werden, Stoffwechselanomalien sind auszugleichen (Diabetes, Gicht). Phenacetin- oder Laxantien- abusus müssen festgestellt und un- terbunden werden, manche Frau mit Neigung zu rezidivierender PN muß auf eine unzureichende Bekleidung hingewiesen werden.

Besonderes Gewicht muß nicht zu- letzt auf die Steigerung der natürli- chen Abwehrkräfte des Organismus gelegt werden. Angesichts einer ständig zunehmenden Rate hochre- sistenter Bakterien wird die Zukunft neben der Weiterentwicklung der Antibiotika sicher der Steigerung der Immunabwehr des Körpers ge- hören. Erst die Korrektur etwa einer begleitenden Eisenmangelanämie gibt häufig der Antibiotikabehand- lung die entscheidende Wendung.

Der therapeutischen Problematik der chronischen Pyelonephritis ent- geht man am besten durch die Früh- diagnose, nur dann bestehen gute Aussichten auf Heilung. Nur durch die Frühdiagnose können die gra- vierenden Folgen der chronischen PN für den betroffenen Patienten ebenso wie für die Volkswirtschaft vermieden werden.

(Nach einem Vortrag auf einem Fort- bildungskurs der Universität Düssel- dorf in Verbindung mit der Ärzte- kammer Nordrhein, Juni 1977)

Literatur

(1) Fuchs, T.: Pyelonephritis-Diagnostik und Therapie, Studienreihe Boehringer Mannheim 1962 — (2) Kienitz, M., Knothe, H., Losse, H., Naumann, P., und Schönfeld, H. (Hrsg.): Pyelo- nephritis — Hahnenklee Symposion 1976, Edi- tiones Roche, Basel, 1976— (3) Otten, H., Plem- pe!, M., und Siegenthaler, W. (Hrsg.): Antibioti- ka-Fibel, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1975

— (4) Sarre, H.: Nierenkrankheiten, 4. Auflage, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1976

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Theodor Königshausen Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinik A

Privatdozent Dr. med. Harry Rosin Institut für Medizinische

Mikrobiologie und Virologie der Universität Düsseldorf,

Moorenstraße 5, 4000 Düsseldorf 1

FÜR SIE GELESEN

Programm zur Senkung des Erkrankungsrisikos von Rauchern

Einschränkung der Zigarettenwer- bung und Aufklärungskampagnen, die in den USA in den vergangenen 15 Jahren durchgeführt wurden, ha- ben nur einen schmalen Erfolg ge- habt. Die absolute Zahl der Raucher hat sich ständig vergrößert, woran besonders in den letzten Jahren im- mer mehr Frauen und Teenager An- teil haben. Deshalb genügt es nicht, nur die mit dem Rauchen verbunde- nen Gefahren in das öffentliche Be- wußtsein zu rücken, es muß viel- mehr eine Senkung des Risikos für die, die weiterrauchen, erfolgen. Das könnte nach dem Programm von Smoking and Health auf drei ver- schiedenen Wegen zugleich erreicht werden:

Erfassung derjenigen Raucher, die ein erhöhtes Risiko zur Entwick- lung tabakbedingter Krankheiten haben.

Bisherige Untersuchungen zeigen, daß Raucher, die filterlose Zigaret- ten und solche mit hohem Teerge- halt rauchen, zu dieser Gruppe mit erhöhtem Risiko gehören. Allergien und kardiovaskuläre Erkrankungen machen für tabakbedingte Krank- heiten anfälliger. Ein angeborener Alpha-1-Antitrypsin-Mangel begün- stigt die Entwicklung des Emphy- sems, während hohe Enzymspiegel der Kohlenwasserstoffhydroxylase die Empfindlichkeit für Karzinogene erhöhen. In Tierversuchen konnte der synergistische Effekt von Niko- tin, Kohlenmonoxid und Stickstoff- oxiden auf die Arteriosklerose beob- achtet werden. Mit neuentwickelten Geräten werden Rauchprofile und Inhalationsmuster auf ihre Risiko- trächtigkeit untersucht.

Entwicklung von Möglichkeiten, auf pharmakologischem Wege oder über Verhaltensmaßnahmen Niko- tinentwöhnung zu erreichen.

Untersuchungen mit Nikotinaeroso- len, die frei von anderen Schadstof-

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 22 vom 1. Juni 1978 1313

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN

fen des Rauches sind, wurden in Gang gesetzt. Dabei soll auch unter Berücksichtigung von Nikotinagoni- sten und -antagonisten die Beein- flußbarkeit des "Nikotinhungers"

untersucht werden. Nikotinaromata sollen entwickelt werden, die als Ni- kotinersatz nikotinarmen Zigaretten zugesetzt werden können. Der Ein- fluß von Änderungen des Teer-, Ni- kotin- und CO-Gehaltes der Zigaret- ten auf das Rauchverhalten soll un- tersucht werden. Dabei interessiert besonders, inwieweit der Raucher seinen Zigarettenverbrauch zur Auf- rechterhaltung eines bestimmten Spiegels von Rauchbestandteilen, insbesondere von Nikotin, anpaßt.

C) Entwicklung einer risikoärme- ren Zigarette, "less hazardous ci- garette", das heißt einer Zigarette, die nicht in ein Risiko für tabakbe- dingte Krankheiten mündet, das sich signifikant von der nichtrauchenden Bevölkerung unterscheidet. Bislang werden folgende Rauchbestandteile für die wichtigsten Ursachen für ta- bakbedingte chronische Erkrankun- gen gehalten:

~ Teerkondensat ist eine komplexe Mischung aus mehreren Reizstof- fen. Es enthält die überwiegende Mehrzahl der polyzyklischen aroma- tischen Kohlenwasserstoffe des Rauches und andere Kanzerogene.

~ Nikotin gilt allgemein als uner- wünscht, obwohl sein Zusammen- hang mit Dauerschäden durch Ziga- rettenrauch nicht bewiesen ist.

~ Nitrosonornikotin, ein Metabolit des Nikotins mit kanzerogenen Ei- genschaften, wurde im Tabakrauch identifiziert.

~ Kohlenmonoxid wird mit kardie- vaskulären und respiratorischen Wirkungen in Zusammenhang ge- bracht.

~ Blausäure (HCN) wird für toxi- sche Wirkungen am Flimmerepithel der Atemwege verantwortlich gemacht.

~ Stickstoffoxid wird als Ursache für die chronische obstruktive

Lungenerkrankung und möglicher- weise auch für das Lungenemphy- sem angesehen.

Zur Reduzierung der genannten Schadstoffe im Zigarettenrauch soll- te eine risikoärmere Zigarette nach ersten vorliegenden Untersu- chungsergebnissen folgende Krite- rien aufweisen:

e

Verwendung von hochporösem Zigarettenpapier zu verbessertem Abbrand und damit zur Senkung des CO-Gehaltes im Zigarettenrauch.

e

Der Anteil an rekonstituiertem Tabak in der Mischung sollte zur Re- duzierung der Kanzerogenität mög- lichst groß sein. Als rekonstituierter Tabak wird gemahlener Tabak be- zeichnet, der nach Lösungsprozes- sen wieder zu Tabakfolien verarbei- tet worden ist.

e

Verwendung von Tabak, der mit Wasser, Hexan oder einem Deter- gens zur Einstellung des Nikotin/ Teergehaltes extrahiert wurde.

e

Verwendung von inerten Füllstof- fen als Tabakersatz.

e

Verwendung von besonders ge- züchteten Tabaksorten.

e

Verwendung von Filtern und Vor- richtungen zur Rauchverdünnung.

e

Verwendung von Aromazusätzen zur Geschmacksverbesserung, da- mit die Zigarette für den Raucher genießbar bleibt.

Einige solcher Zigarettensorten wurden bereits auf dem amerikani- schen Markt von den Verbrauchern akzeptiert. Beträchtliche Verbesse- rungen sind jedoch noch im Hin- blick auf Risikoverminderung und auf Kriterien der Genießbarkeit möglich.

Wegen der vielfältigen gesundheits- politischen Folgen des Rauchens und weil risikoärmere Zigaretten be-

reits verfügbar sind, bietet dieser

Versuch der Präventivmedizin eine große Chance, die möglicherweise die Statistiken der Gesundheitsäm-

1314 Heft 22 vom 1. Juni 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

ter in den nächsten zehn Jahren dra- matisch verändern kann. Sor

Smoking and Health Status Report-December 1977 National Cancer Institute, National Heart.

Lung and Blood Institute, National Institutes of Health, USA

Verkürzen Filterzigaretten die Lebenserwartungen von Rauchern noch mehr?

Raucher von Filterzigaretten starben -verglichen mit der Gesamtbevölke- rung - im Durchschnitt 3,7 Jahre eher als solche, die filterlose Ziga- retten vorzogen. Das ergab eine amerikanische Studie an mehr als 2000 Rauchern, die Zigaretten mit und ohne Filter benutzten. in der Untersuchung wurden 93 Prozent aller Raucher und Raucherinnen er- faßt, die in den Jahren 1972 bis 1974 in Erie Countie (Pennsylvania, USA) gestorben sind.

Auch bei Raucherinnen, die filterlos rauchten, lag das durchschnittliche Sterbealter - wieder verglichen mit der Gesamtbevölkerung - um 2,4 Jahre über dem derjenigen, die Fil- terzigaretten präferierten. Beim Ver- gleich der ständigen Raucher erwies sich die Lebenserwartung in allen Rauchergruppen als deutlich gerin- ger. Auch hier blieb die verkürzte Lebenserwartung der Filterzigaret- tenraucher bei beiden Geschlech- tern erhalten. Die Menschen, die das Rauchen aufgegeben hatten, besa- ßen zwar insgesamt eine höhere Le- benserwartung als die, die weiter rauchten. Aber selbst bei den frühe- ren Rauchern war das Sterbealter der ehemaligen Filterzigarettenrau- cher bei Männern um 2,5 und bei Frauen um 2,4 Jahre geringer.

Die verminderte Lebenserwartung von Filterzigarettenrauchern ist möglicherweise auf die höhere Koh- lenmonoxidkonzentration im Tabak- rauch von Filterzigaretten zurückzu-

führen. FS

Miller, G. H.: Do Filters increase smokers' total longevity?; World Smoking & Health, 3 (1978) Heft 1, 4-10

Referenzen

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