Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
fen des Rauches sind, wurden in Gang gesetzt. Dabei soll auch unter Berücksichtigung von Nikotinagoni- sten und -antagonisten die Beein- flußbarkeit des "Nikotinhungers"
untersucht werden. Nikotinaromata sollen entwickelt werden, die als Ni- kotinersatz nikotinarmen Zigaretten zugesetzt werden können. Der Ein- fluß von Änderungen des Teer-, Ni- kotin- und CO-Gehaltes der Zigaret- ten auf das Rauchverhalten soll un- tersucht werden. Dabei interessiert besonders, inwieweit der Raucher seinen Zigarettenverbrauch zur Auf- rechterhaltung eines bestimmten Spiegels von Rauchbestandteilen, insbesondere von Nikotin, anpaßt.
C) Entwicklung einer risikoärme- ren Zigarette, "less hazardous ci- garette", das heißt einer Zigarette, die nicht in ein Risiko für tabakbe- dingte Krankheiten mündet, das sich signifikant von der nichtrauchenden Bevölkerung unterscheidet. Bislang werden folgende Rauchbestandteile für die wichtigsten Ursachen für ta- bakbedingte chronische Erkrankun- gen gehalten:
~ Teerkondensat ist eine komplexe Mischung aus mehreren Reizstof- fen. Es enthält die überwiegende Mehrzahl der polyzyklischen aroma- tischen Kohlenwasserstoffe des Rauches und andere Kanzerogene.
~ Nikotin gilt allgemein als uner- wünscht, obwohl sein Zusammen- hang mit Dauerschäden durch Ziga- rettenrauch nicht bewiesen ist.
~ Nitrosonornikotin, ein Metabolit des Nikotins mit kanzerogenen Ei- genschaften, wurde im Tabakrauch identifiziert.
~ Kohlenmonoxid wird mit kardie- vaskulären und respiratorischen Wirkungen in Zusammenhang ge- bracht.
~ Blausäure (HCN) wird für toxi- sche Wirkungen am Flimmerepithel der Atemwege verantwortlich gemacht.
~ Stickstoffoxid wird als Ursache für die chronische obstruktive
Lungenerkrankung und möglicher- weise auch für das Lungenemphy- sem angesehen.
Zur Reduzierung der genannten Schadstoffe im Zigarettenrauch soll- te eine risikoärmere Zigarette nach ersten vorliegenden Untersu- chungsergebnissen folgende Krite- rien aufweisen:
e
Verwendung von hochporösem Zigarettenpapier zu verbessertem Abbrand und damit zur Senkung des CO-Gehaltes im Zigarettenrauch.e
Der Anteil an rekonstituiertem Tabak in der Mischung sollte zur Re- duzierung der Kanzerogenität mög- lichst groß sein. Als rekonstituierter Tabak wird gemahlener Tabak be- zeichnet, der nach Lösungsprozes- sen wieder zu Tabakfolien verarbei- tet worden ist.e
Verwendung von Tabak, der mit Wasser, Hexan oder einem Deter- gens zur Einstellung des Nikotin/ Teergehaltes extrahiert wurde.e
Verwendung von inerten Füllstof- fen als Tabakersatz.e
Verwendung von besonders ge- züchteten Tabaksorten.e
Verwendung von Filtern und Vor- richtungen zur Rauchverdünnung.e
Verwendung von Aromazusätzen zur Geschmacksverbesserung, da- mit die Zigarette für den Raucher genießbar bleibt.Einige solcher Zigarettensorten wurden bereits auf dem amerikani- schen Markt von den Verbrauchern akzeptiert. Beträchtliche Verbesse- rungen sind jedoch noch im Hin- blick auf Risikoverminderung und auf Kriterien der Genießbarkeit möglich.
Wegen der vielfältigen gesundheits- politischen Folgen des Rauchens und weil risikoärmere Zigaretten be-
reits verfügbar sind, bietet dieser
Versuch der Präventivmedizin eine große Chance, die möglicherweise die Statistiken der Gesundheitsäm-
1314 Heft 22 vom 1. Juni 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT
ter in den nächsten zehn Jahren dra- matisch verändern kann. Sor
Smoking and Health Status Report-December 1977 National Cancer Institute, National Heart.
Lung and Blood Institute, National Institutes of Health, USA
Verkürzen Filterzigaretten die Lebenserwartungen von Rauchern noch mehr?
Raucher von Filterzigaretten starben -verglichen mit der Gesamtbevölke- rung - im Durchschnitt 3,7 Jahre eher als solche, die filterlose Ziga- retten vorzogen. Das ergab eine amerikanische Studie an mehr als 2000 Rauchern, die Zigaretten mit und ohne Filter benutzten. in der Untersuchung wurden 93 Prozent aller Raucher und Raucherinnen er- faßt, die in den Jahren 1972 bis 1974 in Erie Countie (Pennsylvania, USA) gestorben sind.
Auch bei Raucherinnen, die filterlos rauchten, lag das durchschnittliche Sterbealter - wieder verglichen mit der Gesamtbevölkerung - um 2,4 Jahre über dem derjenigen, die Fil- terzigaretten präferierten. Beim Ver- gleich der ständigen Raucher erwies sich die Lebenserwartung in allen Rauchergruppen als deutlich gerin- ger. Auch hier blieb die verkürzte Lebenserwartung der Filterzigaret- tenraucher bei beiden Geschlech- tern erhalten. Die Menschen, die das Rauchen aufgegeben hatten, besa- ßen zwar insgesamt eine höhere Le- benserwartung als die, die weiter rauchten. Aber selbst bei den frühe- ren Rauchern war das Sterbealter der ehemaligen Filterzigarettenrau- cher bei Männern um 2,5 und bei Frauen um 2,4 Jahre geringer.
Die verminderte Lebenserwartung von Filterzigarettenrauchern ist möglicherweise auf die höhere Koh- lenmonoxidkonzentration im Tabak- rauch von Filterzigaretten zurückzu-
führen. FS
Miller, G. H.: Do Filters increase smokers' total longevity?; World Smoking & Health, 3 (1978) Heft 1, 4-10